Ausgewählte Briefe. Gregor der GroßeЧитать онлайн книгу.
der bischöflichen Würde zu entgehen, deren Größe in Deinem ganzen Buche unwiderleglich dargelegt wird. Und doch trägst Du diese gefürchtete Last. Denn Deine Bürde zieht nach oben, nicht nach unten; sie drückt Dich nicht nieder, sondern erhebt Dich bis zu den Sternen, weil Gottes Gnade das Verdienst des Gehorsams und die Ausführung guter Werke Das versüßt, was für die menschliche Schwachheit eine Bürde zu sein schien. Du sprichst, wie es Aposteln und apostolischen Männern eigen ist. Weil Deine eigene Seele schön ist, hast Du auch Schönes gesprochen und dadurch die Dir eigene Schönheit bewiesen.154 Vergleiche Dich also nicht dem häßlichen Maler eines schönen Gemäldes; denn geistige Lehre entquillt nur einem geistigen Gemüthe. Immerhin wird auch der Maler von den Meisten höher geschätzt als ein lebloses Bild. Rechne mir Dieß aber nicht als Lobhudelei und Schmeichelei an, sondern als Wahrhaftigkeit; denn für mich schickt sich die Lüge so wenig als für Dich ein unverdientes Lob. Ich habe also ganz unparteiisch Dich und Deine schönen Bilder betrachtet und habe mich im Vergleich mit Dir sehr unschön gefunden. Deßhalb Bitte ich durch die Dich überfluthende Gnade Gottes, meine Bitte nicht unerhört zu lassen, sondern mich bereitwillig zu lehren, worin ich mich als unwissend erkenne. Denn nothwendig müssen wir Deine Lehre befolgen.
Was muß nämlich geschehen, wenn sich kein Erfahrener für das Priesteramt findet, sondern nur ein Unerfahrener, wie ich es bin? Du willst, daß kein Unerfahrener geweiht werde. Aber möge Deine Weisheit überlegen, ob es nicht genug Erfahrenheit sei, Jesum Christum und zwar den Gekreuzigten zu kennen. Genügt Das nicht, so wird sich Niemand finden, der nach diesem Buche auf den Namen eines Erfahrenen Anspruch machen könnte. Niemand wird also Priester werden, wenn nur ein Erfahrener es werden darf. Zweimal Verehelichte weisen wir aufs Entschiedenste zurück, damit das Sakrament nicht verunehrt werbe. Wie nun, wenn Jemand zwar nur einmal verehelicht ist, aber vor der Ehe sich mit einer Frauensperson versündigt hat? Wie, wenn er nie eine Ehefrau gehabt, aber doch nicht ohne geschlechtliche Versündigung geblieben? Tröste uns mit Deiner Feder, denn wir möchten weder wegen eigener noch wegen fremder Sünde Strafe erleiden. Wir fürchten sehr, nothgedrungen Ungehöriges zu thun. Siehe, man muß Deinen Vorschriften gehorchen und Solche weihen, denen die apostolische Würde geziemt; aber man findet nicht, die man sucht. Also muß der Glaube erlöschen, denn er kommt vom Anhören; die Taufe muß unterbleiben, denn es fehlt der Täufer; unterbleiben müssen all’ jene heiligen Geheimnisse, die von Priestern und geweihten Dienern vollzogen werden. Beiderseits droht Gefahr; entweder muß man Solche weihen, die eigentlich nicht geweiht werden sollten, oder es wird an Darnringern und Ausspendern der hl. Geheimnisse fehlen.155 Vor wenigen Jahren besuchte uns, auf der Rückreise von der Kaiserstadt begriffen, mit ganz kurzem Aufenthalt der Bischof Leander von Sevilla und sagte uns, er besitze Homilien, die Ew. Heiligkeit über das Buch Job herausgegeben. Später schriebst Du ihm wegen der dreimaligen Untertauchung; in diesem Brief soll vorkommen, es habe Euch jenes Werk nicht gefallen, und Ihr hättet Euch nach reiflicherer Überlegung entschlossen, dasselbe in Abhandlungsform umzugestalten.156Wir haben zwar sechs Bücher des hl. Bischofs Hilarius von Poitiers, die er vom griechischen Text des Origenes in’s Latein übertragen; aber darin ist nicht Alles nach der Ordnung des Buches Job erklärt. Auch wundere ich mich, daß ein so gelehrter und heiliger Mann die sonderbaren Einfälle des Origenes über die Sterne übersetzt hat. Ich, heiligster Vater, kann auf keine Weise überredet werden, die Himmels-Gestirne für vernünftige Geister zu halten, da sie nach der hl. Schrift weder mit den Menschen noch mit den Engeln erschaffen worden sind. Möchte also Ew. Heiligkeit jenes Werk über das Buch des hl. Job, sowie auch die andern Moralbücher, deren Abfassung Du in der Pastoralregel Erwähnung gethan, meiner Wenigkeit übersenden. Denn Dir gehören wir an, Deine Schriften zu lesen, ist unsre Lust. Mein Wunsch und mein Vorzug soll es sein, wie Dein hl. Gregorius sagt, bis in’s höchste Greisenalter zu lernen. Möge die hl. Dreifaltigkeit zur Belehrung der Kirche Eure Krone Euch unversehrt bewahren! Das ist es, was wir wünschen, heiligster Vater!
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