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Wasserspringen. Thomas MeyerЧитать онлайн книгу.

Wasserspringen - Thomas  Meyer


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       Welche weiteren typischen Gefahrensituationen gibt es noch?

      Es kommt immer wieder vor, dass sich Kinder nicht trauen zu springen und die Leiter wieder hinabsteigen wollen – und zwar vorwärts, was viel gefährlicher ist. Da gehen wir dann hin, bitten, dass sich die Kinder umdrehen bzw. begleiten den Abstieg.

      Das seitliche Springen ist ebenfalls besonders gefährlich. Es ist leider schon vorgekommen, dass ein Kind soweit zur Seite sprang, dass es auf den Beckenrand prallte und sich schwer verletzte.

      Dieser Springer sollte die Wassertiefe bei diesem Eintauchwinkel genau überprüft haben!

      Die Ursprünge des Ins-Wasser-Springens liegen in der Natur. Ganz banal ausgedrückt bedarf es des Elementes Wasser, einer gewissen Wassertiefe und Lebewesen, die hineinspringen und sich dann über Wasser halten können, sprich schwimmen.

      Ich beobachte zum Beispiel sehr gerne die Seehunde in unserem städtischen Zoo. Offensichtlich mögen sie es von den dortigen Felsen ins Wasser zu springen und es ist erstaunlich, wie leicht dies aussieht und wie spritzerlos sie eintauchen können. Auch viele andere Tiere, die am Wasser leben springen hinein. Manchmal aus Spaß und Spiel, manchmal aus Jagdmotiven. Ob der Mensch es ihnen nachgemacht hat oder selbst entwickelt hat ist schwerlich zu erforschen. Fakt scheint zu sein, dass ein weiterer Aspekt beim menschlichen Springen zur Geltung kommt: ein bewusstes »Gefallen« oder »Darstellen« wollen.

      Die Kunst des Springens werden wir weiter unten wieder aufgreifen. Hier möchte ich kurz die weiteren Möglichkeiten oder Motive eingehen.

      Menschen springen aus Spaß oder zur Mutprobe von Brücken in Flüsse, von Kränen in Baggerseen aber auch zu Zwecken der Wasserrettung.

      Zu beachten ist immer die Wassertiefe und vor allem bei geringer Wassertiefe die Eintauchtechnik. Die DLRG empfiehlt, in niedriges Wasser in Form eines Päckchens mit dem Po voraus (»Arschbombe«) zu springen, zumal bei einem Erstkontakt mit dem Grund der Po weniger verletzungsanfällig ist als der Kopf. Ist das Wasser zu flach, springt man nicht, sondern läuft hinein.

      Ich selbst bevorzuge in solchen Situationen ganz flache Kopfsprünge mit abgeknickten Beinen, tendenziell einen Bauchplatscher. Der Kopf, die Arme und der Oberkörper zielen ganz weit und flach nach vorne über das Wasser, die hängenden, leicht abgeknickten Beine bewirken durch ein Aufschlagen derselben, dass der Oberkörper wenig absinkt. Aus großen Höhen ist diese Technik allerdings schmerzhaft.

      Muscheltaucher in Neapel zeigen einen an flache Gewässer angepassten und daher »sicheren« Eintauchwinkel.

      In einem Sommerurlaub konnte ich in Neapel ältere Herren beim Muscheltauchen beobachten. Sie trafen sich jeden Morgen und sprangen von niedrigen Felsen (ca. 50 cm) ins Wasser, mussten allerdings weit und flach nach vorne eintauchen, weil sie ansonsten gegen das Riff unter Wasser gestoßen wären. Diese Herren wendeten alle die oben beschriebene Technik an.

      Für Springen in der Natur gilt: niemals ganz gerade, gestreckt und senkrecht eintauchen!

      Aus den »Arschbomben« wird eine Trendsportart. Das sogenannte Splashdiving10 ist auf dem Vormarsch. Teilweise werden äußerst atemberaubende Freestyle-Sprünge gezeigt und aus den Wettkämpfen ein regelrechter Showevent gemacht. Für die Splashdiving-WM 2018 wurde der ehemalige Olympiasieger im Wasserspringen Jan Hempel als Sportdirektor gewonnen.

      Das humoristische Springen als Show greift ebenfalls auf große Spritzer, lustige Bewegungen, Bauchplatscher, Verkleidung und Clownerie zurück. Wer einmal die Gelegenheit hat, solch eine Show zu sehen, es sei sehr empfohlen. Bekannt sind »Die Wilden Springer Sachsen«11.

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      »Die Wilden Springer Sachsen« bei einer spektakulären Show.

      Die Technik des Startsprunges (auf den Rückenstart wird an dieser Stelle nicht eingegangen) im Schwimmen hat sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert. War es in den 1940er Jahren noch geboten, einen »Pfeil« zu machen (gespannt, gestreckt und schnell nach vorne eintauchen, »einschießen«), gelangte man in den 1980ern zu der Überzeugung, dass Tauchen gar nicht so wichtig sei und sprang mit solch einem Platsch »auf« das Wasser, mit der Absicht, möglichst schnell in die Schwimmlage zu kommen. Heute weiß man, dass ein richtiger Startsprung und eine gelungene Tauchphase entscheidende Geschwindigkeitsvorteile bringen können.

      Ich möchte eine Expertenmeinung hinzuziehen: Tanja Helget ist langjährige Schwimmtrainerin in unserem Verein und war selbst Spitzenschwimmerin.

       Was ist das wichtigste Ziel eines Startsprunges?

      Ein starker Absprung, ein möglichst widerstandsarmes Eintauchen, um möglichst weit nach vorne zu kommen und ein guter Eintauchwinkel.

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       Was bedeutet ein guter Eintauchwinkel?

      Es ist wichtig, dass man möglichst wenig Vorwärtsgeschwindigkeit verliert. Ein hilfreiches Bild ist die Vorstellung, in ein Eisloch zu springen: Der Winkel soll so sein, dass einerseits beim Eintauchen die Beine nicht auf das Wasser aufschlagen, der Körper sich aber direkt nach dem Eintauchen trotzdem wieder weit nach vorne ausrichtet, um die Vorwärtsgeschwindigkeit zu erhalten.

       Worauf achtet man beim Absprung?

      Man steht heute ja in Schrittstellung auf dem Startblock, ein vorderes Bein und ein hinteres Bein, der Oberkörper ist abgeknickt, die Beine sind gebeugt, vergleichbar mit dem Sprintstart in der Leichtathletik. Die Hände fassen einzeln am Startblock über die Kante und drücken den Körper zusammen mit dem Absprung der Beine nach vorne. Nach dem Absprung soll das vordere Bein, welches in der Luft dann zum unteren wird, in Richtung oberes Bein hochgezogen werden, um den korrekten Eintauchwinkel vorzubereiten.

       Und was machen dann die Finger, Hände, Arme und der Kopf?

      Direkt nach dem Absprung fasst die obere gestreckte Hand auf die untere gestreckte Hand, die Oberarme sind neben den Ohren, der Blick richtet sich nicht zum »Loch«, sondern nach unten auf das Wasser – man muss einüben, das »Loch« zu treffen ohne zu schauen, ansonsten würde die Stirn wieder zu viel Widerstand bieten.

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      Bei der Staffel kann ein anderer Absprung gezeigt werden: Weil sich die Schwimmer auf dem Startblock bewegen dürfen, können sie mit Hilfe eines Armkreisen einen größeren Abdruckimpuls umsetzen.

      Es gäbe noch andere interessante Momente für Wassersprünge zu benennen: der elegante Sprung der Synchronschwimmerinnen zum Auftakt der Kür, der Sprung des eingewechselten Wasserballers, der Coolness, Kraft und Stärke zeigen soll oder der »Rettungssprung« vom Surfbrett.


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