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Reise um die Erde in 80 Tagen. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Reise um die Erde in 80 Tagen - Jules Verne


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derselbe Diener war, welcher sich mit dem Detektiv unterhalten hatte. Es waren wirklich der Herr und sein Diener. Der erstere überreichte seinen Pass und bat den Konsul mit wenig Worten, sein Visum zu erteilen. Dieser nahm den Pass und las ihn aufmerksam, während Fix in einer Ecke des Zimmers den Fremden betrachtete oder vielmehr mit den Augen verschlang. Als der Konsul den Pass durchgesehen hatte, fragte er:

      »Sie sind Phileas Fogg, Sq.?«

      »Ja, mein Herr«, erwiderte der Gentleman.

      »Und dieser Mensch ist Ihr Diener?«

      »Ja, ein Franzose, Passepartout mit Namen.«

      »Sie kommen aus London?«

      »Ja.«

      »Und gehen?«

      »Nach Bombay.«

      »Gut, mein Herr. Sie wissen, dass diese Förmlichkeit des Visums unnütz ist und wir verlangen die Überreichung des Passes nicht mehr?«

      »Ich weiß es, mein Herr«, erwiderte Phileas Fogg, »aber ich wünsche meine Anwesenheit in Suez durch Ihr Visum nachweisen zu können.«

      »Meinetwegen, mein Herr.«

      Und der Konsul unterzeichnete den Pass, datierte ihn und setzte seinen Stempel darunter. Herr Fogg bezahlte die Gebühren, grüßte oberflächlich und ging mit seinem Diener hinaus.

      »Nun?«, fragte der Polizeiagent.

      »Nun«, erwiderte der Konsul, »er sieht wie ein ganz ehrlicher Mann aus!«

      »Möglich«, erwiderte Fix, »aber darum handelt es sich nicht. Finden Sie, Herr Konsul, dass dieser phlegmatische Gentleman Zug für Zug dem Diebe gleicht, dessen Personenbeschreibung mir zugestellt worden ist?«

      »Ich gebe es zu, aber Sie wissen, alle Personenbeschreibungen ...«

      »Ich werde die Sache herausbekommen«, erwiderte Fix. »Der Diener scheint mir nicht so verschlossen zu sein, wie der Herr. Zudem ist es ein Franzose, der das Reden nicht lassen kann. Auf baldiges Wiedersehen, Herr Konsul.«

      Nach diesen Worten ging der Agent fort und suchte Passepartout auf. Inzwischen hatte sich Herr Fogg von dem Konsulargebäude weg zum Kai begeben. Hier gab er seinem Diener einige Aufträge, fuhr dann in einem Nachen wieder an Bord der Mongolia und begab sich in seine Kabine. Hierauf nahm er sein Notizbuch, worin er folgendes eintrug:

      ›Abgefahren aus London, Mittwoch, den 2. Oktober, 8 Uhr 45 Minuten, abends. Ankunft in Paris, Donnerstag, den 3. Oktober, 7 Uhr 20 Minuten, vormittags. Abfahrt aus Paris, Donnerstag, 8 Uhr 40 Minuten, vormittags.

      Ankunft, durch den Mont-Cenis, in Turin, Freitag, den 4. Oktober, 6 Uhr 35 Minuten, vormittags.

      Abfahrt aus Turin, Freitag, 7 Uhr 20 Minuten, vormittags. Angekommen in Brindisi, Samstag den 5. Oktober, 4 Uhr nachmittags. Eingeschifft auf der Mongolia, Samstag, 5 Uhr nachmittags. Angekommen in Suez, Mittwoch, den 9. Oktober, 11 Uhr vormittags. Summe der Stunden: 158 1/2, macht 6 1/2 Tage.‹

      Herr Fogg schrieb diese Daten auf ein in Spalten eingeteiltes Reisenotizbüchlein, welches vom 2. Oktober bis zum 21. Dezember angegeben enthielt: den Monat, Tag und Datum, die vorgeschriebene Ankunftszeit und die wirkliche Ankunft an jedem der Hauptorte: Paris, Brindisi, Suez, Bombay, Kalkutta, San Francisco, New York, Liverpool, London, sodass man an jedem Orte, wohin man kam, den gewonnenen Vorsprung oder die Einbuße beziffern konnte. Dieses systematische Büchlein gab also stets Rechenschaft und Herr Fogg wusste immer, ob er einen Vorsprung hatte oder zurückgeblieben war. Er trug also an diesem Tage, Mittwoch, den 9. Oktober, seine Ankunft in Suez ein, welche mit der vorgeschriebenen Ankunftszeit verglichen weder einen Gewinn noch einen Verlust aufwies. Darauf ließ er sich in seiner Kabine ein Frühstück auftragen. Die Stadt zu besehen, fiel ihm nicht ein, denn er gehörte zu der Sorte von Engländern, welche die Länder, durch welche sie reisen, von ihren Bedienten besehen lassen.

      ACHTES KAPITEL

      Passepartout spricht ein wenig mehr, als es sich vielleicht gehört.

      N

      ach wenigen Augenblicken hatte Fix Passepartout am Kai eingeholt, der da schlenderte und schaute, denn er glaubte nicht, dass er verbunden sei, um nichts zu sehen.

      »Nun, Freund«, redete Fix ihn an, »ist Ihr Pass mit einem Visum versehen worden?«

      »Ah! Sie sind es, mein Herr«, erwiderte der Franzose. »Sehr verbunden. Wir sind völlig im Reinen.«

      »Und Sie besehen sich das Land?«

      »Ja, aber wir reisen so schnell, dass es mir vorkommt, als reise ich im Traum. Z.B. sind wir hier in Suez?«

      »Suez.«

      »In Ägypten?«

      »Ägypten, ganz recht.«

      »Und in Afrika?«

      »In Afrika.«

      »In Afrika!«, wiederholte Passepartout. »Ich kann es gar nicht glauben. Denken Sie sich, mein Herr, ich meinte, wir gingen nicht weiter als bis nach Paris, und diese berühmte Hauptstadt sah ich eben nur von sieben Uhr zwanzig bis acht Uhr vierzig Minuten vormittags, zwischen dem Nordbahnhof und dem Lyoner, durch die Scheiben eines Fiakers, während eines Platzregens! Das war mir leid! Gerne hätte ich den Pere La Chaise und den Circus in den Champs-Elysees besucht!«

      »Demnach sind Sie sehr in Eile?«, fragte der Polizeiagent.

      »Ich nicht, aber mein Herr. Apropos, ich muss ja Strümpfe und Hemden kaufen! Wir sind ohne Koffer abgereist, nur mit einem Reisesack.«

      »Ich will Sie in einen Bazar führen, wo Sie alles finden, was Sie brauchen.«

      »Mein Herr«, erwiderte Passepartout, »Sie sind wirklich sehr zuvorkommend!«

      Und sie gingen miteinander. Passepartout schwatzte beständig.

      »Vor allem«, sagte er, »muss ich mich davor hüten, das Boot zu verpassen!«

      »Sie haben Zeit«, versetzte Fix, »es ist erst zwölf Uhr!«

      Passepartout zog seine große Uhr heraus.

      »Zwölf Uhr«, sagte er. »Nicht doch! Es ist neun Uhr zweiundfünfzig Minuten!«

      »Ihre Uhr geht nach«, erwiderte Fix.

      »Meine Uhr! Das alte Familienstück von meinem Urgroßvater! Sie weicht keine fünf Minuten im Jahre ab. Es ist ein echter Chronometer!«

      »Ich sehe, woran es liegt. Sie haben noch die Londoner Zeit, welche etwa um zwei Stunden von der in Suez abweicht. Sie müssen darauf bedacht sein, Ihre Uhr nach der Mittagszeit jedes Landes zu stellen.«

      »Ich! An meine Uhr rühren!«, rief Passepartout. »Niemals!«

      »Ah, dann stimmt sie nicht mehr mit der Sonne überein.«

      »Umso schlimmer für die Sonne, mein Herr! Sie ist im Irrtum.«

      Und der wackere Bursche steckte seine Uhr mit stolzer Gebärde wieder in seine Tasche.

      Nach einer kleinen Weile sprach Fix:

      »Also Sie haben London in Eile verlassen?«

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      »Das meine ich wohl! Letzten Mittwoch um acht Uhr abends kam Herr Fogg gegen alle Gewohnheit früher aus seiner Gesellschaft und schon dreiviertel Stunden nachher waren wir unterwegs.«

      »Aber wo reist Ihr Herr denn hin?«

      »Immer geradeaus, um die ganze Erde herum!«

      »Um die Erde herum?«, fragte Fix.

      »Ja, in achtzig Tagen! Eine Wette, sagte er, aber, unter uns, ich glaub‘s nicht. Das wäre Unsinn. Es steckt etwas anderes dahinter.«

      »Ei! Der Herr Fogg ist ein Original.«


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