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Fünf Wochen im Ballon. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Fünf Wochen im Ballon - Jules Verne


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und natürlicherweise auch dem wackeren Joe sein eigenes Haus an, und durch ihn gewann Fergusson Kenntnis von verschiedenen Briefen, die er von dem Kapitän Speke erhalten hatte. Dieser sowie seine Begleiter hatten furchtbar unter dem Hunger wie unter der Ungunst des Wetters zu leiden gehabt, ehe sie das Land Ugogo erreichten; sie waren nur mit großen Schwierigkeiten vorgerückt und zweifelten, ob sie in nächster Zeit wieder von ihrem Ergehen würden Nachricht geben können.

      »Das sind Gefahren und Entbehrungen, die wir zu vermeiden wissen werden«, sagte Doktor Fergusson.

      Das Gepäck der drei Reisenden wurde in das Haus des Konsuls gebracht, und man schickte sich nun an, den Ballon auszuladen; es befand sich bei dem Signalturm, einem mächtigen Gebäude, das ihn vor den Ostwinden geschützt haben würde, eine geeignete Stelle hierzu. Der dicke Turm, welcher einer aufgerichteten Tonne nicht unähnlich sah (im Vergleich zu welcher freilich das Heidelberger Fass ein kleines Fässchen gewesen wäre), sollte als Fort dienen, und auf seinem Söller hielten mit Lanzen bewaffnete Belutschen, eine Art herumlungernder, großmäuliger Polizeidiener, Wache.

      Aber als man an das Ausladen des Luftschiffes gehen wollte, wurde der Konsul darüber benachrichtigt, dass sich die Bevölkerung der Insel dem mit Gewalt widersetzen würde. Nichts ist blinder als durch Fanatismus angefachte Leidenschaften. Die Nachricht von der Ankunft eines Christen, der sich in die Lüfte erheben wollte, hatte eine gereizte Stimmung hervorgerufen. Denn die Neger, noch leichter erregbar als die Araber, vermuteten in diesem Vorhaben feindliche Absichten gegen ihre Religion und bildeten sich ein, dass er gegen die Sonne und den Mond in den Kampf ziehen wolle. Diese beiden Gestirne aber sind für die afrikanischen Völkerschaften Gegenstand größter Verehrung. So hatte man denn beschlossen, sich diesem gotteslästerlichen Unternehmen zu widersetzen. Der Konsul, welcher, wie gesagt, von solcher Stimmung Kunde erhalten hatte, nahm mit Fergusson und dem Kommandanten Pennet hierüber Rücksprache. Letzterer wollte vor den Drohungen nicht zurückweichen, aber der Doktor vermochte ihn zu veranlassen, eine andere Lösung zu finden.

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      »Gewiss würden wir am Ende den Sieg davontragen«, sagte er. »Selbst die Soldaten des Imam würden uns im Notfall ihre Hilfe nicht versagen; aber, mein lieber Herr Pennet, wie schnell kann sich ein Unfall ereignen! Ein einziger Hieb würde genügen, um dem Ballon einen enormen Schaden zuzufügen, und die Luftreise könnte durch eine solche Verletzung in Frage gestellt, ja unmöglich gemacht werden. Wir müssen also mit großer Vorsicht zu Werke gehen.«

      »Aber was sollen wir tun? Bei einem Versuch, an der afrikanischen Küste zu landen, würden wir auf dieselben Schwierigkeiten stoßen.«

      »Nichts einfacher als das«, erwiderte der Konsul. »Sehen Sie die jenseits des Hafens gelegenen Inseln? Lassen Sie Ihr Luftschiff auf eine derselben transportieren, umgeben Sie sich mit einer Wache von Matrosen, und Sie haben keine Gefahr zu befürchten.«

      »Ausgezeichnet«, sagte der Doktor, »auf diese Weise können wir in aller Ruhe unsere Vorbereitungen vollenden.«

      Der Kommandant fügte sich diesem Rate, und die ›Resolute‹ erhielt Befehl, sich der Insel Kumbeni zu nähern. Am Vormittag des 16. April wurde der Ballon inmitten einer Lichtung der großen Wälder in Sicherheit gebracht.

      Man pflanzte zwei achtzig Fuß hohe Masten auf, welche in derselben Entfernung voneinander aufgestellt wurden; Rollen, die an ihren oberen Enden spielten, gestatteten, das Luftschiff mithilfe eines transversalen Taues zu heben; es war zur Zeit noch nicht aufgebläht, und der innere Ballon dergestalt oben an dem äußeren befestigt, dass dieser wie jener emporgehoben werden konnte. An den unteren Teil jedes Ballons wurden die beiden für den Wasserstoff bestimmten Leitungsrohre angelegt.

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      Der 17. April ging damit hin, den Gaserzeugungsapparat zu ordnen. Er bestand aus dreißig Tonnen, in welchen die Zersetzung des Wassers dadurch bewirkt wurde, dass man altes Eisen und Schwefelsäure mit einer großen Menge Wasser in Verbindung brachte. Nachdem der Wasserstoff auf seinem Durchgang gewaschen worden war, trat er in einen ungeheuren Zentralbehälter ein und gelangte von dort durch die Leitungsröhren in jedes der Luftschiffe. So wurden beide Ballons mit einer genau bestimmten Menge Gas angefüllt.

      Für diese Operation musste man 1.870 Gallonen Schwefelsäure, 16.050 Pfund Eisen und 966 Gallonen Wasser verwenden. Diese Operation begann in der folgenden Nacht gegen drei Uhr morgens, und sie nahm beinahe acht Stunden in Anspruch.

      Am folgenden Morgen schwebte das Luftschiff, mit seinem Netz bedeckt, anmutig über der durch eine große Zahl von Sandsäcken zurückgehaltenen Gondel. Der Aufblähungsapparat wurde mit äußerster Sorgfalt in Tätigkeit gesetzt und die von dem Luftschiff ausgehenden Röhren genau an dem zylindrischen Kasten befestigt. Anker, Stricke, Instrumente, Reisedecken, Zelte, Lebensmittel und Waffen mussten an den ihnen angewiesenen Plätzen in der Gondel untergebracht werden. Der Wasservorrat wurde aus Sansibar herbeigeschafft und die 200 Pfund Ballast, in fünfzig Säcke verteilt, im unteren Raum der Gondel, jedoch so, dass man sie leicht erreichen konnte, aufgestaut.

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      Diese Vorbereitungen hatten gegen fünf Uhr abends ihr Ende erreicht, Posten hielten fortwährend um die Insel herum Wache, und die Boote der ›Resolute‹ durchfurchten den Kanal nach allen Seiten.

      Die Neger fuhren indessen fort, ihren Zorn durch Geschrei, Grimassen und wunderliche Körperverdrehungen an den Tag zu legen. Zauberer eilten unter den gereizten Gruppen hin und her, ihre Wut zu hellen Flammen anschürend, und einige Fanatiker versuchten, die Insel schwimmend zu erreichen, wurden jedoch zurückgeworfen. Alsdann begannen die Zaubersprüche und Beschwörungsformeln. Die Regenmacher, welche vermeinen, den Wolken gebieten zu können, riefen die Orkane und ›Platzregen von Steinen‹[4] zu ihrer Hilfe herbei. Dazu pflückten sie Blätter von allen verschiedenen Bäumen des Landes ab und ließen sie bei gelindem Feuer aufkochen, während man einen Hammel schlachtete, indem man ihm eine lange Nadel ins Herz bohrte. Aber trotz ihrer Zeremonien blieb der Himmel klar, und sie hatten ihren Hammel umsonst geschlachtet und ihre Faxen vergebens gemacht.

      Die Neger ergingen sich nun in rasenden Orgien, indem sie sich mit ›Tembo‹, einem dem Kokosnussbaum extrahierten Likör, und in einem außerordentlich zu Kopfe steigenden Bier, ›Togwa‹ genannt, berauschten. Ihre Gesänge ohne eigentliche Melodie, aber in sehr genauem Takt vorgetragen, folgten einander bis tief in die Nacht hinein.

      Gegen sechs Uhr abends vereinigte ein letztes Mahl die Reisenden am Tische des Kommandanten und seiner Offiziere. Kennedy, den niemand mehr befragte, flüsterte ganz leise unverständliche Worte vor sich hin. Er ließ Doktor Fergusson nicht aus den Augen.

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      Bei dieser Mahlzeit ging es übrigens recht traurig zu. Das Herannahen des erhabenen Augenblicks flößte allen quälende Erwägungen und beunruhigende Gedanken ein. Was behielt das Schicksal den kühnen Reisenden noch vor? Würden sie sich je inmitten ihrer Freunde am häuslichen Herde wiederfinden? Wenn die Beförderungsmittel sie im Stich ließen, was sollte unter den wilden Völkerstämmen, in jenen unerforschten Gegenden, vielleicht tief in unermesslichen Wüsten aus ihnen werden?

      Diese bis dahin nur zeitweilig auftretenden Gedanken, die man immer bald wieder zurückgedrängt hatte, ließen sich jetzt aus der so heiß erregten Fantasie nicht mehr verscheuchen. Doktor Fergusson, immer kühl und ruhig, sprach von diesem und jenem; aber er versuchte vergebens, die Traurigkeit, welche sich aller bemächtigt hatte, zu zerstreuen. Da man einen feindlichen Angriff gegen die Person des Doktors und seiner Begleiter befürchtete, schliefen sie alle drei an Bord der ›Resolute‹. Um sechs Uhr morgens aber verließen


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