Эротические рассказы

Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde. Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen, Literaturhinweisen und Nachwort. E. T. A. HoffmannЧитать онлайн книгу.

Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde. Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen, Literaturhinweisen und Nachwort - E. T. A. Hoffmann


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so wie es ihm war, als sei auch er damals ganz anders gestaltet gewesen. Vergebens quälte er sich ab, diese Erinnerungen zu irgendeiner Deutlichkeit zu bringen; wiewohl der Gedanke, dass er die Kleine wirklich schon gesehen, immer mehr an Festigkeit gewann. Das Blut stieg ihm ins Gesicht, als ihn endlich jemand leise anstieß und ihm ins Ohr lispelte: »Nicht wahr, Herr Philosoph, auch Sie hat der Blitzstrahl getroffen?« Es war sein Nachbar von der Wirtstafel her, dem er geäußert hatte, dass er die Ekstase, in die alles versetzt sei, für einen seltsamen Wahnsinn halte, der ebenso [56]schnell dahinschwinde als er entstehe. – Pepusch bemerkte, dass, während er die Kleine unverwandten Auges angestarrt, der Saal leer geworden, so dass eben die letzten Personen davonschritten. Erst jetzt schien die Holländerin ihn zu gewahren; sie grüßte ihn mit anmutiger Freundlichkeit. –

      Pepusch wurde die Holländerin nicht los; er marterte sich ab in der schlaflosen Nacht, um nur auf die Spur jener Erinnerung zu kommen, indessen vergebens. Der Anblick der Schönen konnte allein ihn auf jene Spur bringen, so dachte er ganz richtig und unterließ nicht, gleich andern Tages und dann alle folgende Tage zum Flohbändiger zu wandern und zwei – drei Stunden die hübsche Dörtje Elverdink anzustarren. –

      Kann der Mann den Gedanken an ein liebenswürdiges Frauenzimmer, das seine Aufmerksamkeit erregte auf diese, jene Weise, nicht loswerden, so ist das für ihn der erste Schritt zur Liebe, und so kam es denn auch, dass Pepusch in dem Augenblick, als er bloß jener dunklen Erinnerung nachzugrübeln glaubte, in die schöne Holländerin schon ganz verliebt war.

      Wer wollte sich jetzt noch um die Flöhe kümmern, über die die Holländerin, alles an sich ziehend, den glänzendsten Sieg davongetragen hatte. Der Flohbändiger fühlte selbst, dass er mit seinen Flöhen eine etwas alberne Rolle spiele, er sperrte daher seine Mannschaft bis auf andere Zeiten ein und gab mit vielem Geschick seinem Schauspiel eine andere Gestalt, der schönen Nichte aber die Hauptrolle.

      Der Flohbändiger hatte nämlich den glücklichen Gedanken gefasst, Abendunterhaltungen anzuordnen, auf die man sich mit einer ziemlich hohen Summe abonnierte und [57]in denen, nachdem er einige artige optische Kunststücke gezeigt, die fernere Unterhaltung der Gesellschaft seiner Nichte oblag. – In vollem Maß ließ die Schöne ihr soziales Talent glänzen, dann nützte sie aber die kleinste Stockung, um durch Gesang, den sie selbst auf der Gitarre begleitete, der Gesellschaft einen neuen Schwung zu geben. Ihre Stimme war nicht stark, ihre Methode nicht grandios, oft wider die Regel, aber der süße Ton, die Klarheit, Nettigkeit ihres Gesanges entsprach ganz ihrem holden Wesen, und vollends, wenn sie unter den schwarzen seidnen Wimpern den schmachtenden Blick wie feuchten Mondesstrahl hineinleuchten ließ unter die Zuhörer, da wurde jedem die Brust enge, und selbst der Tadel des eigensinnigsten Pedanten musste verstummen. –

      Pepusch setzte in diesen Abendunterhaltungen sein Studium eifrig fort, das heißt, er starrte zwei Stunden lang die Holländerin an, und verließ dann mit den Übrigen den Saal.

      Einmal stand er der Holländerin näher als gewöhnlich und hörte deutlich, wie sie zu einem jungen Manne sprach: »Sagen Sie mir, wer ist dieses leblose Gespenst, das mich jeden Abend stundenlang anstarrt und dann lautlos verschwindet?«

      Pepusch fühlte sich tief verletzt, tobte und lärmte auf seinem Zimmer, stellte sich so ungebärdig, dass kein Freund ihn in diesem tollen Wesen wiedererkannt haben würde. Er schwur hoch und teuer, die boshafte Holländerin niemals wiederzusehen, unterließ aber nicht, gleich am andern Abend sich zur gewöhnlichen Stunde bei Leuwenhöck einzufinden und womöglich die schöne Dörtje mit noch erstarrterem Blick anzugaffen. Schon auf der Treppe [58]war er freilich darüber sehr erschrocken, dass er eben die Treppe hinaufstieg, und hatte in aller Schnelligkeit den weisen Vorsatz gefasst, sich wenigstens von dem verführerischen Wesen ganz entfernt zu halten. Diesen Vorsatz führte er auch wirklich aus, indem er sich in einen Winkel des Saals verkroch; der Versuch, die Augen niederzuschlagen, missglückte aber durchaus, und wie gesagt, noch starrer als sonst schaute er der Holländerin in die Augen.

      Selbst wusste er nicht, wie es geschah, dass Dörtje Elverdink plötzlich in seinem Winkel dicht neben ihm stand.

      Mit einem Stimmlein, das süßlispelnde Melodie war, sprach die Holde: »Ich erinnere mich nicht, mein Herr, Sie schon anderwärts gesehen zu haben als hier in Berlin, und doch finde ich in den Zügen Ihres Antlitzes, in Ihrem ganzen Wesen so viel Bekanntes. Ja es ist mir, als wären wir vor gar langer Zeit einander ganz befreundet gewesen, jedoch in einem sehr fernen Lande und unter ganz andern seltsamen Umständen. Ich bitte Sie, mein Herr, reißen Sie mich aus der Ungewissheit, und täuscht mich nicht vielleicht eine Ähnlichkeit, so lassen Sie uns das freundschaftliche Verhältnis erneuern, das in dunkler Erinnerung ruht wie ein schöner Traum.«

      Dem Herrn George Pepusch wurde bei diesen anmutigen Worten der schönen Holländerin gar sonderbar zumute. Die Brust war enge, und indem ihm die Stirn brannte, fröstelte es ihm durch alle Glieder, als läg’ er im stärksten Fieber. Wollte das nun auch nichts anders bedeuten, als dass Herr Pepusch in die Holländerin bis über den Kopf verliebt war, so gab es doch noch eine andere Ursache des durchaus verwirrten Zustandes, der ihm alle Sprache, ja beinahe alle Besinnung raubte. Sowie nämlich Dörtje [59]Elverdink davon sprach, dass sie glaube, vor langer Zeit ihn schon gekannt zu haben, war es ihm, als würde in seinem Innern wie in einer Laterna magica plötzlich ein anderes Bild vorgeschoben, und er erblickte ein weit entferntes Sonst, das lange zurückliege hinter der Zeit, als er zum ersten Mal Muttermilch gekostet, und in dem er selbst doch ebenso gut als Dörtje Elverdink sich rege und bewege. Genug! – der Gedanke, der sich eben durch vieles Denken erst recht klar und fest gestaltete, blitzte in diesem Augenblick auf, und dieser Gedanke war nichts Geringeres, als dass Dörtje Elverdink die Prinzessin Gamaheh, Tochter des Königs Sekakis sei, die er schon in der grünen Zeit geliebt, da er noch die Distel Zeherit gewesen. Gut war es, dass er diesen Gedanken andern Leuten nicht sonderlich mitteilte; man hätte ihn sonst vielleicht für wahnsinnig gehalten und eingesperrt, wiewohl die fixe Idee eines Partiell-Wahnsinnigen oft nichts anders sein mag als die Ironie eines Seins, welches dem jetzigen vorausging.

      »Aber mein Himmel, Sie scheinen ja stumm, mein Herr!« So sprach die Kleine, indem sie mit den niedlichsten Fingerchen Georgs Brust berührte. Doch aus den Spitzen dieser Finger fuhr ein elektrischer Strahl dem Georg bis ins Herz hinein, und er erwachte aus seiner Betäubung. In voller Ekstase ergriff er die Hand der Kleinen, bedeckte sie mit glühenden Küssen und rief: »Himmlisches, göttliches Wesen« – usw. Der geneigte Leser wird wohl sich denken können, was Herr Georg Pepusch in diesem Augenblick noch alles gerufen. –

      Es genügt zu sagen, dass die Kleine Georgs Liebesbeteurungen so aufnahm, wie er es nur wünschen konnte, und dass die verhängnisvolle Minute im Winkel des [60]Leuwenhöckschen Saals ein Liebesverhältnis gebar, das den guten Herrn Georg Pepusch erst in den Himmel, dann aber der Abwechslung wegen in die Hölle versetzte. War nämlich Pepusch melancholischen Temperaments und dabei mürrisch und argwöhnisch, so konnt’ es nicht fehlen, dass Dörtjes Betragen ihm Anlass gab zu mancher Eifersüchtelei. Gerade diese Eifersüchtelei reizte aber Dörtjes etwas schalkischen Humor, und es war ihre Lust, den armen Herrn Georg Pepusch auf die sinnreichste Weise zu quälen. Da nun aber jedes Ding nur bis zu einer gewissen Spitze getrieben werden kann, so kam es denn auch zuletzt bei Pepusch zum Ausbruch des lang verhaltenen Ingrimms. Er sprach nämlich einmal gerade von jener wunderbaren Zeit, da er als Distel Zeherit die schöne Holländerin, die damals die Tochter des Königs Sekakis gewesen, so innig geliebt, und gedachte mit aller Begeisterung der innigsten Liebe, dass eben jenes Verhältnis, der Kampf mit dem Egelkönig ihm schon das unbestrittenste Recht auf Dörtjes Hand gegeben. Dörtje Elverdink versicherte, wie sie sich jener Zeit, jenes Verhältnisses gar wohl erinnere, und die Ahnung davon zuerst wieder in ihre Seele gekommen, als Pepusch sie mit dem Distelblick angeschaut. Die Kleine wusste so anmutig von diesen wunderbaren Dingen zu reden, sie tat so begeistert von der Liebe zu der Distel Zeherit, die dazu bestimmt gewesen, in Jena zu studieren und dann in Berlin die Prinzessin Gamaheh wiederzufinden, dass Herr Georg Pepusch im Eldorado alles Entzückens zu sein glaubte. – Das Liebespaar stand am Fenster, und die Kleine litt es, dass der verliebte George den Arm um sie schlug. In dieser vertraulichen Stellung kosten sie miteinander, denn zum Gekose wurde das träumerische Reden von den Wundern in [61]Famagusta. Da begab es sich, dass ein sehr hübscher Offizier von den Garde-Husaren in funkelnagelneuer Uniform vorüberging


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