Эротические рассказы

Tatort Nordsee. Sandra DünschedeЧитать онлайн книгу.

Tatort Nordsee - Sandra Dünschede


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      »Was ist denn das?«

      »Ein Verband, was sonst?«

      »Bist du duhn gegen ’ne Laterne gelaufen, oder was?«

      »Schön wär’s«, entgegnete Wiard mit etwas Bitterkeit in der Stimme, »nee, ich fürchte, das ist etwas Ernstes …«

      »Wie, was Ernstes, was meinst du?« August verstand nicht. Wie auch.

      »Hast du ein bisschen Zeit? 15, 20 Minuten? Ich möchte dir gerne etwas Vertrauliches sagen, aber so zwischen Tür und Angel geht das nicht, dann lieber etwas später.«

      »Hm, eigentlich wollte ich noch vor Mittag mein neues Stück abschreiten und gucken, was noch so in diesem Herbst gemacht werden muss, heute Nachmittag komme ich da nicht zu, und wenn ich jetzt zu lange warte, klappt’s auch nicht mehr vor Mittag, und …«

      »Lass man gut sein, ich bin nicht böse, wenn’s nicht gleich klappt. Hat Zeit, dann warten wir eben. Wenn du es drock hast, kann ich das verstehen. Ich find’s gut, dass du gleich vorbeigekommen bist – und dass Henrike nicht vergessen hat, es dir zu sagen. Außerdem bin ich froh, dass ich wieder zu Hause bin. Die Nacht im Krankenhaus war nicht so prickelnd, zumal es reiner Zufall war, dass Jan Peters mich gefunden hat. Der wollte nur noch auf ein Pils und einen Kurzen zu mir rüberkommen. Es war Licht, aber ich kam nicht an die Tür. Da offen war, kam er einfach rein und hat mich am Boden liegend gefunden …«

      »Am Boden liegend?«, fuhr August dazwischen.

      »Ja, am Boden liegend, verletzt, am Kopf eben. Der Blutfleck in meinem schönen Teppich ist nicht ohne …«

      »Mann, was ist denn nun passiert, Wiard?«

      »Habe einen auf den Deez bekommen. Erkläre ich dir heute Abend, das geht nicht so mal eben. Ich muss dir sowieso eine ganze Menge erzählen, deshalb habe ich Henrike Bescheid gesagt, und die hat ja dran gedacht.«

      »Ja, Henrike, nee, die vergisst nicht so leicht etwas, ganz im Gegensatz zu mir. Also, gut, wenn du jetzt nicht erzählen willst … Wenn’s geht, würde ich heute Abend so um halb neun eben vorbeischauen, wenn die Kinder im Bett sind. Dann haben wir ’ne Stunde, ich bring zwei Jever mit.«

      »Lass man, ich hab selbst ’ne Kiste da, obwohl’s noch ganz schön wummert, im Kopf, wenn der Blutdruck steigt«, lachte Wiard und streckte ihm schon die Hand zum Abschied entgegen.

      »Prima, oder, was heißt prima, sieht echt böse aus. Also bis heute Abend!« August bestieg seinen Trecker und setzte die Fahrt voller Gedanken und mit schlechten Vorahnungen fort. Woher die kamen, wusste er allerdings nicht, doch erhaschte er noch einen Blick auf Wiard mit verbundenem Kopf.

      August fuhr an verschiedenen Höfen, alten, kleinen und neuen, größeren Häusern vorbei, an der kleinen Kirche und am Feuerwehrhaus, bei dessen Anblick ihm einfiel, dass diese oder nächste Woche wieder ein Übungsabend ins Haus stand. Doch wohl nicht heute Abend?, dachte er, dann müsste er Wiard wiederum versetzen. Er ärgerte sich kurz über sein miserables Gedächtnis, sah dann aber schon von Weitem sein Stück Land und lenkte seinen Trecker an den Stacheldrahtzaun heran, der sich hier leicht öffnen ließ. Mit geübtem Blick schätzte er die Fläche auf knapp vier Hektar ein – nicht schlecht, und die jährliche Pacht war angesichts des guten, fruchtbaren Bodens durchaus angemessen. Leider zahlte er sie nicht dem ehemaligen Besitzer, der hatte alles verkaufen müssen, sondern einem Dr. Kümmermann in Düsseldorf, der das Hofgebäude zu Ferienwohnungen ausbauen wollte und mit dem Land ›nichts anfangen konnte‹. August ging konform mit vielen Polderbewohnern, die es nicht gut fanden, dass sich mehr und mehr Binnenländer die Höfe und Landstellen zu eigen machten, deren vormalige Eigentümer diese aus finanziellen Gründen oder mangels Nachkommen (oder deren Desinteresse am Polderleben) verlassen hatten und jetzt mitunter in kleinen Mietwohnungen in der Stadt lebten. So tummelten sich hier im Sommer zusehends mehr Touristen, was auf die ›gute, alte Dorfgemeinschaft‹ durchaus Auswirkungen hatte. Im Winter jedoch wurde es immer einsamer in diesem Landstrich. Das Geld saß eben in anderen Regionen der Republik. So war der Lauf der Dinge, was sollte man schon dagegen tun. Nutzte ja eh nichts.

      Sommergerste wäre die richtige Entscheidung, dachte sich August, als er nach einer Umrundung seines neuen Ackers wieder an den Ausgangspunkt zurückgekehrt war. Vor seinem inneren Auge sah er schon die grünen, langen Grannen im Frühsommerwind hin- und herschwanken. Er mochte Gerste – es gab kein schöneres Getreide, und der Blick bei untergehender Sonne gen Westen über ein reifendes Gerstenfeld ließ sein Landwirtsherz höher schlagen.

      Er würde sie am schönsten Gerstenfeld des Nordens entlang ins Glück führen, hatte er Henrike gesagt, als sie sich entschlossen hatten zu heiraten. Und bis jetzt hatte das Ganze ja auch gut hingehauen, obzwar Henrike gerne entgegnete, ein ›Entlang-der-Binnenalster-in-Hamburg‹ oder ›Über-den-Kudamm-in-Berlin‹ (»oder die Champs-Élysées in Paris, oder …«) wäre auch eine nette Alternative. Abwechslung hatte der Schnoor in Bremen geboten, zwei Wochenenden ohne Kinder und ohne Melken. Augusts Eltern hatten auf die vier aufgepasst, ein für alternde Leute nicht unbedingt leichtes Unterfangen. Ebenso wie bei dem Wochenende in Venedig, das war jetzt schon über fünf Jahre her, und August meinte immer noch, das sei wohl die sagenhafteste Stadt, die er je gesehen hätte, auch wenn es an zwei von drei Tagen Bindfäden geregnet hatte (am Markusplatz und in vielen Straßen und Gassen war Land unter gewesen, aber die Venezianer nahmen’s gelassen, zur Not kombinierte man eben den Anzug oder das kleine Schwarze mit Gummistiefeln). Weitere Touren hatten bislang sowohl der Hof als auch die Kinder verhindert. Es war nicht einfach, sie unterzubringen, denn die vier waren nicht leicht zu bändigen, auch wenn Freerk schon 16 war, Karina, die Große, schon sechs. Wienke war vier und Gero, der Kleinste, gerade eineinhalb Jahre alt. »Schon 16 Jahre«, dachte August nur, als er sich auf den 120er setzte und wieder nach Hause fuhr. Nach Freerks Geburt hatten August und Henrike zunächst noch viele Pläne, wollten eine Zeit lang gar bei einem Kind bleiben, hatten sich dann aber entschlossen, doch noch ein weiteres Kind zu bekommen. Das hatte erst einmal nicht so geklappt, doch schließlich waren sogar noch drei geboren worden.

      »Da ist es dann plötzlich noch mal richtig rundgegangen bei den Saathoffs, hätte ich August gar nicht mehr zugetraut«, wie ihr Nachbar zu diesem Thema bei feierlichen Anlässen, spätestens nach dem dritten Bier und mit strahlendem Gesicht gerne zu bemerken pflegte. Henrike, die diesen Nachbarn, aber auch den Spruch nicht sehr mochte, pflegte dann zu entgegnen: »August brauchte ja auch nur seinen Senf dazugeben, das ist weniger kompliziert, die Arbeit liegt dann neun Monate bei der Frau, na, und danach …«, was den Nachbarn in der Regel zum Schweigen brachte.

      Im Haus schlug August ein überaus wohliger Geruch entgegen, der ihm anzeigte, dass Henrike Mittagessen gemacht hatte. Es war fast 14 Uhr, die Kinder waren aus der Schule zurück, der Kleine würde vielleicht schon schlafen.

      »Moin, min Muuske«, begrüßte er seine Frau, als er in die Küche kam, »das riecht aber gut.«

      »Rouladen mit Kartoffeln und Bohnen, die beiden Letzteren aus unserem Garten«, entgegnete Henrike.

      »Ha, wenn das nichts ist – ökologisch-dynamisch und trotzdem billig. Sonst was Wichtiges?«

      »Freerk hat eine ziemlich miese Mathearbeit zurückbekommen. Mindestens eine Fünf, genau wollte er es mir nicht sagen. Im Moment ist er am Boden zerstört – vielleicht gehst du mal nach oben und erzählst ihm, wie du früher in Mathe warst.«

      »Lieber nicht. Nachher schmeißt er die Schule und wird Bauer.«

      Beide lachten, und obwohl August sich liebend gerne direkt an den Tisch gesetzt hätte, ging er zunächst nach oben, um ein Wort von Mann zu Mann mit seinem Sohn zu reden.

      Eine Fünf in Mathe, mein Gott, es gab wahrlich Schlimmeres auf dieser Welt, dachte er, doch als er in Freerks Zimmer kam, sah es so aus, als denke dieser ganz anders darüber.

      »Wenn’s man nicht schon die zweite wäre«, bemerkte er geknickt, als sein Vater hereinkam.

      Der Abend war schnell da, und August zog seine Fleecejacke über den dicken


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