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Die Melodie der Ruhe. Daniel WilkЧитать онлайн книгу.

Die Melodie der Ruhe - Daniel Wilk


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Geschichten sollen Sichtweisen oder Veränderungen stets lediglich anregen und erlauben. Sie sollen sie nicht erzwingen.

      Die vorangegangenen Bücher haben gezeigt, dass die Anwendung der in ihnen enthaltenen Texte nahezu immer zuverlässig entspannend wirkt: auf den Körper, indem die Verspannungen nachlassen, auch schon seit Langem andauernde Schmerzen abklingen und sogar Wirbel wieder ihren Platz in der Wirbelsäule einnehmen. Positive Wirkungen auf die Psyche zeigen sich in einer Aufhellung der Stimmung, in nachlassenden Ängsten und in einer zunehmenden Gelassenheit des Hörers oder Lesers. Die unbewusste Verarbeitung von Traumata wird gefördert und das Denken, die Wahrnehmung und das Gedächtnis funktionieren besser. Alle diese positiven Veränderungen geschehen aus sich selbst heraus während der entspannten Trance und werden mit gezielten Formulierungen und durch die Verwendung geeigneter Bilder indirekt und direkt unterstützt.

      In diesem Buch werden schwerpunktmäßig Gefühle angesprochen. Gefühle begleiten uns immer. Nicht nur, wenn wir wach sind, sondern auch wenn wir schlafen. Das erleben wir, wenn wir mit intensiven Gefühlen aufwachen.

      Gefühle wirken sich auf den Körper aus, auf unsere Stimmungen und auf unser Verhalten. Deshalb ist es sinnvoll, sie auf eine Weise anzusprechen, die erwünschte körperliche Reaktionen, wie Entspannung, Heilung, das Wahrnehmen von Grenzen der Leistungsfähigkeit und auch vermehrte Freude, durch das Empfinden des Körpers fördert. Damit kann die Verbindung zum eigenen Körper verbessert werden. Die Stimmungen werden – auch über das Befinden des Körpers – positiv beeinflusst. Es wird uns bewusster, welche Beziehung wir zu uns selbst haben und zu allem, das für uns wichtig ist. Durch dieses Mehr an Bewusstheit werden unser Handeln und auch unser Fühlen weniger unwillkürlich beeinflusst.

      Unsere Vorstellungen und die Erinnerungsbilder und -eindrücke sind Wege in nicht bewusst steuerbare körperliche Vorgänge. Deshalb wirken die Geschichten nicht nur auf die Psyche, sondern auf den Menschen in seiner Gesamtheit. Sie haben sowohl Einfluss auf die Gefühle als auch auf den Körper und die Gedanken. Wenn ein Gefühl angesprochen wird, wie z. B. Freude, dann hat das immer auch eine Entsprechung im Körper (anregend, gesundheitsfördernd).

      Der Hörer oder auch Leser gewinnt durch den Aufbau und den Inhalt der Texte Vertrauen in seine allgemeinen Fähigkeiten, dem Leben konstruktiv zu begegnen und seine Gesundheit zu fördern. Indem positive Gefühle (Freude, Liebe, Glücksgefühl etc.) gefördert werden, nehmen heilsame Prozesse in Körper und Seele zu.

      Dieses Buch ist in vier Kapitel eingeteilt. Im ersten findet sich ein Vorschlag, wie Geschichten selbst weiterentwickelt werden können. Das zweite Kapitel enthält Geschichten, die positive Gefühle fördern. Das sind Gefühle, die wir gerne fühlen und die einen guten Einfluss auf uns haben. Im dritten Kapitel sind Geschichten zu sogenannten negativen Gefühlen enthalten. Der Hörer wird angeregt, sie zu akzeptieren und aus anderen Perspektiven zu betrachten. So kann sich sein Verhältnis zu ihnen auf eine für ihn sinnvolle Weise verändern. Im letzten Kapitel wird der konstruktive Umgang mit verschiedenen Gefühlen angestrebt.

      Zur Vereinfachung spreche ich im Folgenden vom »Hörer«, gemeint ist immer auch der »Leser« – selbstverständlich auch die »Hörerin« sowie die »Leserin«.

       Gefühle und Körper sind untrennbar

      Im Alltag werden Körper und Gefühle oft als getrennt erlebt. Während der Körper sichtbar und fühlbar ist, sind die Gefühle, die nicht unmittelbar mit dem Körper zusammenhängen, weniger in der bewussten Wahrnehmung repräsentiert.

      Der Körper wird meist für die Ziele benutzt, die als erstrebenswert angesehen werden. Solange er diesen Ansprüchen dient, ist man mehr oder weniger mit ihm einverstanden. Sobald er aber schmerzt oder eingeschränkt ist, wird er abgelehnt und nicht selten sogar beschimpft.

      Obwohl der Körper meist nicht die Pflege bekommt, die er braucht, wird er doch noch wesentlich häufiger und deutlicher wahrgenommen als es die eigenen Gefühle werden. Er ist mit den fünf Sinnen erfassbar – im Gegensatz zu den Gefühlen, die »nur« empfunden werden können.

      Instinktiv streben wir danach, ein Wohlgefühl zu haben. Insofern gibt es erwünschte und unerwünschte Gefühle. Zu den erwünschten gehören Freude, Glück und Zufriedenheit. Abgelehnt werden solche, die als unangenehm empfunden werden, wie Ängste, Ärger und Trauer.

      Aber alle Gefühle, zu denen wir fähig sind, sind natürliche Bestandteile unseres Erlebens und können uns bereichern, wenn sie möglichst ohne Wertung in ihren Facetten wahrgenommen, angenommen und integriert werden. Die Integration kann bewusst gefördert werden, indem Entspannung gesucht und die Gefühle zugelassen werden. Ein traumatisches Erlebnis kann dementsprechend seinen Platz in der Psyche und im Körper finden, wenn die aus ihm entstandenen Gefühle bis in ihre Verzweigungen als Bestandteil des eigenen Erlebens und der eigenen Geschichte wahrgenommen und angenommen werden. Mit Verzweigungen sind die weiteren Gefühle gemeint, die aus dem erinnerten Trauma entstehen: Ein primäres Gefühl kann Entsetzen sein, dem der Wunsch folgt, dieses Gefühl abzulehnen, zu vergessen. Es wird häufig begleitet von Schlafstörungen und Ablehnung von ähnlichen Situationen oder Personen, die mit dem Trauma ursprünglich verbunden waren.

      All diese Gefühle und ihre Verzweigungen sollten wahrgenommen und akzeptiert werden. Wichtig ist dabei die richtige zeitliche Einordnung: Das Trauma ist vergangen, die momentanen Gefühle sind Gegenwart, beziehen sich aber auf etwas Vergangenes, das verletzend auf das eigene Wesen gewirkt hat. Aber die Verletzung liegt in der Vergangenheit und wird durch die Erinnerung weiter schädigend wirken. Eine bewusste Einordnung als »vergangen« hilft wesentlich, die Schädigung zu beenden. Entsprechend wichtig ist es, sich die Gefühle, die sich auf gegenwärtiges Erleben und Geschehen beziehen, bewusst zu machen.

      Durch den beschriebenen Prozess der Wahrnehmung und Akzeptanz kann der Körper sich von negativen Folgen wie Verspannungen, erhöhtem Blutdruck oder Schlafstörungen, die aus den abgelehnten Gefühlen entstanden sind, befreien. Sie lösen sich oft auf.

       Gefühle werden erst ab einer gewissen Intensität bewusst erlebt

      Davor werden sie gar nicht oder nur diffus wahrgenommen. Es wird uns selten bewusst, dass sie nicht nur unsere Stimmungen, sondern auch jeden Gedanken und unser Wohlbefinden beeinflussen. Darüber hinaus haben sie einen starken Einfluss auf die Gesundheit unseres Körpers.

      Am Beispiel der Angst kann leicht nachvollzogen werden, wie sehr Gefühle sich körperlich manifestieren. Wenn starke Angst eintritt – vielleicht durch ein gefährliches Geschehen im Straßenverkehr, durch einen Albtraum oder eine Erinnerung –, dann wirkt sich das messbar auf den Körper aus: Die Herzfrequenz steigt, die Atmung verändert sich, die Muskeln verspannen sich in vielen Bereichen, der Körper wird insgesamt unruhiger. Neben diesen bewusst wahrnehmbaren Veränderungen wirkt sich das Gefühl im Körper insgesamt aus. Es beeinflusst auch den Stoffwechsel, die Ausschüttung von Hormonen und alle Verdauungstätigkeiten. Man kann also davon ausgehen, dass häufige Angst den Körper schädigen kann. Wird die Angst nicht bewältigt und sinnvoll integriert, bleibt sie mindestens unterschwellig vorhanden und wirkt weiter belastend auf den Körper. Ähnliches gilt für häufigen und starken Ärger, für Wut, Frustration, Gefühle der Ablehnung, nicht bewältigte Trauer und Depression.

      Aber nicht nur intensive und lang andauernde Gefühle beeinflussen den Körper, auch leichte Ängste oder Unsicherheiten, beständige milde Unzufriedenheit oder häufiger leichter Ärger haben ihren belastenden Einfluss auf alles Körperliche. So genannte »positive« Gefühle dagegen schützen die Gesundheit und begünstigen Heilung.

      Indem wir den Einfluss der Gefühle auf unser Leben akzeptieren, können wir erkennen, dass sie unsere Stimmungen und unsere Gesundheit beeinflussen und somit auch eine wesentliche Wirkung auf unsere Lebensqualität haben. Es lohnt sich also, die eigenen Gefühle nicht nur zu spüren, sondern auch nach Wegen zu suchen, diejenigen von ihnen zu fördern, die uns konstruktiv beeinflussen, und die Wirkung derer, die uns schaden können, zu minimieren.

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