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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke BrandtЧитать онлайн книгу.

Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt


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Weenderveen. »Wir rammen die Bombe!«

      Auch Sentenza hielt die Luft an und starrte gebannt auf den Schirm. Die Entfernungsangaben, die daneben eingeblendet wurden, schrumpften unaufhaltsam gegen null. Nur noch wenige Sekunden bis zum Aufprall. Der leuchtende Stern wirkte wie eine gleißende Miniatursonne, in die sie gnadenlos hineinjagten.

      »Aus!«, stöhnte Thorpa.

      Der Stern füllte den gesamten Schirm aus. Dann ein Ruck und …

      … freier Weltraum!

      Noch ehe jemand der Crew begriff, was geschehen war, schob sich der Leib der Zuflucht ins Bild, größer als je zuvor. Die künstliche Intelligenz des Rettungskreuzers hatte sie durch ihre Flugkünste wesentlich näher an das Missionsschiff herangebracht und gleichzeitig die Fluchtkapsel ausmanövriert.

      »Wir sind auf direktem Kurs«, bestätigte Trooid.

      Ein Bildschirm zeigte die Achternansicht. Der Stern war ein gutes Stück zurückgefallen und versuchte eine Wende, doch der oder diejenige, die die Kapsel von der Zuflucht aus fernsteuerte, musste einsehen, dass er/sie die Bombe in der unmittelbaren Nähe ihres Mutterschiffs nicht mehr zur Detonation bringen konnte.

      Die Fluchtkapsel fiel weiter zurück. Ihr Antrieb war deaktiviert worden.

      »Die holen sie nicht zurück«, stellte Weenderveen verdutzt fest.

      »Wir sammeln sie ein, wenn wir die Mission hinter uns gebracht haben«, sagte Sentenza. Er konnte nicht verantworten, dass Raumschrott mit dieser Sprengkraft innerhalb eines bewohnten Sonnensystems zurückgelassen wurde.

      »Gibt es denn überhaupt eine Mission?«, fragte Thorpa. »Diese Leute wollen unsere Hilfe doch gar nicht. Und alles, was wir haben, ist die Aussage eines Flüchtigen, der anscheinend aus der Sekte aussteigen will.«

      Sentenza fuhr sich müde durchs Gesicht. Womöglich hatte Thorpa sogar recht und sie sollten diese Leute einfach in Ruhe lassen.

      Kümmern wir uns um die Leute, die unsere Hilfe wollen, und nicht um jene, die sie verschmähen, dachte er.

      »Captain, wir werden gerufen!«, schrie Weenderveen überrascht.

* * *

      Die Besatzung der Ikarus fand sich, mit Ausnahme von Arthur Trooid, in der Hauptschleuse ein. Sentenza hatte zuerst geglaubt, seinen Ohren nicht zu trauen, als man ihnen Landeerlaubnis an Bord des Biosphäreraumers, der den Namen Zuflucht trug, gewährte.

      Kurz bevor die Mannschaft jedoch das Schiff verlassen wollte, melde sich Trooid von der Brücke aus. »Captain, Priester Lemore wünscht, Sie und das Team zu begleiten.«

      Sentenza seufzte. Der Geistliche hatte ihnen gerade noch gefehlt. »Anande, schicken Sie einen der Medoroboter, der ihm ein Beruhigungsmittel verpasst.«

      »Liebend gern«, sagte Anande, deutete aber ein Lächeln an. Auch wenn er selbst von den Kapriolen seines Patienten reichlich entnervt war, wusste er, dass der Captain die Sache mit dem Beruhigungsmittel nicht wirklich ernst gemeint hatte.

      Sentenza ließ sich Lemore zur Schleuse durchstellen. Der Priester zeigte sich zuerst uneinsichtig, doch als der Captain mehrmals betonte, dass sie sich im Rettungseinsatz befanden und er ohnehin nur im Weg herumstehen würde, gab er sich schließlich geschlagen.

      »Na schön, aber es wäre nett, wenn Sie mich über die Fortschritte Ihres Aufenthaltes unterrichten könnten«, bat Joel Lemore. »Und wenn Sie überdies so freundlich wären, den bewaffneten Roboter von meinem Quartier zu entfernen …«

      Sentenza hielt sich genervt die Schläfe. »Wir halten Sie auf dem Laufenden, Priester.« Er unterbrach die Verbindung und fügte dann nur für Trooid hörbar hinzu: »Ziehen Sie den Kampfroboter ab und ersetzen Sie ihn durch einen Medobot. Falls Lemore das Quartier verlassen will, soll der Roboter ihm eine Spritze verpassen.«

      Sonja und die anderen grinsten, nur Thorpa schien die Pointe nicht zu verstehen.

      Doch ehe er um Aufklärung bitten konnte, hatte Sentenza bereits den Öffnungsmechanismus der Schleuse betätigt. Das Tor fuhr beiseite, die Rampe schob sich aus dem Rumpf der Ikarus und gab den Blick auf den großräumigen Hangar des Biosphärenschiffs frei. Sentenza zählte zwei Shuttles, und hier und dort wurden gerade einige der mysteriösen, sternförmigen Rettungskapseln gewartet.

      Oder präpariert, höhnte eine Stimme in seinen Gedanken.

      Am fernen Ende des Hangars öffnete sich ein Schott. Eine kleine Gefolgschaft von fünf Personen betrat das Deck und marschierte zielstrebig auf die Ikarus-Crew zu.

      »Unser Begrüßungskomitee«, raunte Sonja Sentenza zu.

      Die anderen Beschäftigten im Hangar blickten kurz auf, als sie die Neuankömmlinge gewahrten, widmeten sich jedoch sofort wieder ihrer Arbeit.

      Roderick Sentenza spürte, wie sich Sonja neben ihm straffte. Sie hatte ebenso wie er die beiden bewaffneten Wächter bemerkt, die sich unter den fünf Leuten befanden. Gewohnheitsgemäß trug auch die Ikarus-Crew ihre Waffen, nicht nur zur Verteidigung, denn hin und wieder hatte ein Blasterschuss ihnen schon beim Öffnen eines verklemmten Schotts geholfen. Aber angesichts des eigenwilligen Angriffs draußen im Raum mussten sie darauf gefasst sein, auch hier auf Widerstand zu stoßen.

      Die Prozession wurde von einer Frau in orangefarbener Priesterrobe angeführt. Eine blaue Schärpe lag um ihre Hüfte, ansonsten war ihr Outfit recht schmucklos. Die Frau mochte in Sentenzas Alter sein, trug ihr dunkelblondes Haar kurz und leicht gewellt. Ihre grau-grünen Augen lagen tief in den Höhlen, als wäre sie übernächtigt und überarbeitet. Hinter ihr befanden sich ein Mann und eine Frau in gelben Roben, deren Hüften eine grüne Schärpe zierte. Die beiden Bewaffneten am Schluss der Gefolgschaft wirkten martialisch in ihrem Auftreten, geradezu wie mittelalterliche Ritter, mit Helm und Brustharnisch ausgestattet, dazu einen langen Elektrospeer in den Händen.

      Die Anführerin der Gruppe blieb direkt vor Sentenza stehen und verneigte sich leicht, als begrüße sie einen hohen Würdenträger.

      »Sie müssen Captain Sentenza sein«, sagte die Frau und lächelte leicht. »Mein Name Dorothea. Richterin Dorothea.«

      Sentenza hielt ihr die Hand hin, doch statt sie zu ergreifen, nickte Dorothea leicht. Der Rang der Richterin war ihm bei Geistlichen nicht geläufig, jedoch hatte ihn Priester Lemore darauf vorbereitet, dass die Erleuchteten eine andere Hierarchie als der Rest der Galaktischen Kirche besaßen.

      »Das Beste wird sein, Sie führen uns sofort zum Unfallort«, brachte Sentenza das Gespräch ohne Umschweife auf den Punkt. Wenn Gundolf Johannssons Behauptungen stimmten, durften sie ohnehin nicht mehr viel Zeit haben, um die Eingeschlossenen zu retten.

      Zur Verwunderung der Ikarus-Mannschaft legte Richterin Dorothea den Kopf schief und runzelte fragend die Stirn.

      »Ich fürchte, ich verstehe nicht …«

      Sentenza trat an sie heran. Er merkte, wie sich die Bewaffneten anspannten, doch noch griffen sie nicht ein.

      »Wir wissen, dass es einen Unfall auf diesem Schiff gab. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen – so weit dürfte das doch klar sein, oder?«

      Die Frau schüttelte leicht den Kopf. »Woher haben Sie diese unsinnige Information? Wir haben keinen Notruf gesendet …«

      Sonja trat an ihren Captain heran. »Wir haben dafür keine Zeit.«

      »Wer führt das Kommando auf der Zuflucht?«, fragte Roderick.

      »Die Zuflucht ist Superior Saladin unterstellt«, antwortete Dorothea.

      Sentenza entging nicht, wie die Gesichter ihrer Begleiter bleich wurden. Offenbar war es für sie unfassbar, dass sich der Superior mit den Belangen von Sterblichen befasste.

      »Führen Sie uns zu dem Superior«, verlangte der Captain des Rettungskreuzers.

      Dorothea


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