Rebellen gegen Arkon. Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
einer Anlage eines längst ausgestorbenen Volkes. Anfangs schienen alle Geräte, die wir entdeckten, ausgeschaltet zu sein – aber das erwies sich bald als Irrtum. Wir müssen irgendwie einen Fehler begangen haben. Jedenfalls wurde gegen meinen Willen ein technischer Vorgang ausgelöst, der mir bis jetzt noch nicht ganz erklärlich ist. Die fremdartigen Anlagen, von denen ich spreche, erwiesen sich als eine Zeitmaschine. Jedenfalls, wenn dies hier wirklich das Jahr 12.402 da Ark ist – wie man mir berichtet hat.«
Die Frau, die hinter dem Nert stand, versetzte feindselig:
»Es ist nicht angebracht, meine Worte anzuzweifeln.«
Ich erwiderte:
»Muss ich das nicht? Diese Zeitreisegeschichte ist für mich ebenso schwer zu glauben wie für Sie!«
Nert Kuriol hob die Hand.
»Still! Ich will keinen Streit hören! Mich interessiert, wie die Sache weiterging.«
»Nun, die Anlage transportierte mich also in die Vergangenheit. Der Sturz durch die Zeit endete erst, als sämtliche Energiereserven zu Ende gingen. Ich durchsuchte die Station, und als ich gerade aufgeben wollte, da nahmen mich Eure Leute fest, Erhabener. Und Eure Helferin hier«, ich deutete auf die hochgewachsene Arkonidin hinter Kuriol, »… Eure Helferin ließ mich betäuben, bevor ich noch etwas sagen konnte.«
Die Augen der Arkonidin blitzten vor Zorn. Sie erklärte stolz:
»Ich bin Prinzessin Tamarena da Traversan, Nert Kuriols Tochter! Bestimmt keine Helferin.«
Ich schwieg. Meine Geschichte war zu Ende.
Der alte Nert schien minutenlang über meine Worte nachzudenken.
»Wir haben die Station durchsucht. Es gab dort keine Energie, keine Nahrung, kein Wasser, kein Fahrzeug. Ist Ihnen klar, dass Sie innerhalb kürzester Zeit dort verdurstet wären?«
»Ich fürchtete bereits Ähnliches.«
»Sie verdanken dem Eingreifen meiner Tochter also Ihr Leben.«
»Das ist wahr.«
Die Stimme des Nert wurde plötzlich laut:
»Also gut. Für die Rettung Ihres Lebens will ich nicht auch noch belogen werden. Die Wahrheit, Fremder, oder ich werde Sie exekutieren lassen!«
»Was ich sagte, ist die Wahrheit.«
»Wenn Sie nicht sprechen wollen: Auf dem Gerichtsplaneten Celkar haben sie eine besondere Technik entwickelt, die infinite Todesstrafe. Ich versichere Ihnen, man quält sich nirgendwo mehr beim Sterben.«
»Erhabener, ich habe nichts zu korrigieren und nichts zu bereuen.«
Die Fragen kamen nun wie aus der Pistole geschossen:
»Warum hat Pyrius Bit Sie hierhergeschickt?«
Unbeeindruckt gab ich Antwort:
»Ich kenne den Namen Pyrius Bit nicht.«
»Sollten Sie unsere Raumschiffe sabotieren? Die Forschungsstätten von Erican, den Palast?«
»Nichts dergleichen, Erhabener. Ich schwöre es bei Arkon.«
Kuriol verzog abschätzig die Mundwinkel.
»Auf das Imperium sollten Sie lieber nicht schwören, Atlan! Arkon im Munde zu führen bringt Ihnen keinen Vorteil ein. Außerdem sollten Sie nicht glauben, dass Sie hier lebendig herausgeholt werden. Wenn die Hauptstadt fällt, dann geht auch dieses Gefängnis unter. Bevor Ihre sauberen Vorgesetzten Sie noch bergen können.«
Der alte Nert und ich, wir starrten uns eine Weile an. Ich war hilflos, er unversöhnlich.
Unter anderen Umständen wäre der Mann mir sympathisch gewesen. Er besaß Charisma und anscheinend einen messerscharfen Verstand. Ich musste jedoch zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit gegen mich stand. Ein Unfall der Art, wie ich ihn erlebt hatte, konnte einfach nicht passieren.
Kuriol nannte einige interessante Details, meinte der Extrasinn. Traversan scheint sich im Krieg zu befinden. Der Name Pyrius Bit dürfte von Bedeutung sein. Außerdem fällt auf, dass der Nert schlecht über das Imperium spricht. Es ist davon auszugehen, dass derzeit gewisse Streitigkeiten ausgetragen werden.
Ich dachte darüber nach. Der Hinweis des Logiksektors schien mir wertvoll. Welchen Ausgang Streitigkeiten zwischen dem Imperium und einer Kolonie zu nehmen pflegten, wusste ich genau. Und der Nert schien es ebenfalls zu wissen, wobei er mich mit den Streitigkeiten offensichtlich in Zusammenhang brachte.
Nert Kuriol schaute mich ratlos an.
»Ich werde Sie nicht exekutieren lassen. Jedenfalls noch nicht gleich. Meine Militärärzte behandeln Sie zunächst mit Medikamenten, die die Wahrheit aus Ihnen herauspressen werden. Nur werden Sie hinterher nicht mehr bei Verstand sein, Atlan; und ich gebe zu, dass ich das bedauere.«
Kuriol schaute sich um und winkte den Wachen.
Doch die Frau aus der Wüste – Prinzessin Tamarena! – legte ihm schnell eine Hand auf die Schulter.
»Nicht, Vater!«, bat sie. Ihre Miene wirkte plötzlich so entgeistert, als habe sie ein Gespenst gesehen.
»Warte noch! Es ist nicht leicht zu glauben – aber der Fremde vom fernen Camelot spricht die Wahrheit.«
Ich schwieg wie vom Donner gerührt.
Es war nicht die Tatsache, dass sie für mich sprach. Damit hatte ich insgeheim gerechnet, weil ich ihre Arroganz als Maske durchschaute. Vielmehr lag es daran, dass ich den Ausdruck Camelot niemals erwähnt hatte. Prinzessin Tamarena gab eine Information preis, die sie eigentlich nicht besitzen konnte.
7.
DER STOLZ VON TRAVERSAN
Vergangenheit 5772 v. Chr. / 12.402 da Ark
Nert Kuriol da Traversan musterte den Fremden lange und gründlich. Er hoffte, dass sein aktivierter Extrasinn ihm Hinweise gab. Kuriol gewann unwillkürlich den Eindruck, dass der andere ihm überlegen war. Einen solchen Gedanken hatte er in seinem Leben nicht sehr oft gehegt.
Atlan war ein sehr beeindruckender Mann. Obwohl er sich in einer wenig beneidenswerten Lage befand, machte er einen gelassenen, stets überlegten Eindruck. Diese Qualitäten besaßen nur ausgesuchte Leute.
Auf sein Gefühl konnte er sich verlassen; hätte er die Möglichkeit besessen, er hätte Atlan sofort in seine Dienste genommen. Und wäre es nur für die wenigen Stunden, maximal Tage gewesen, die bis zum Eintreffen der Strafexpedition übrigblieben. Dann musste mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Atlan sterben.
Ein zweites Mal ließen sie den Fremden seine Geschichte erzählen. Und diesmal, mit dem Wissen um die Wahrheit, klang der Bericht erstaunlich plausibel.
Kuriol fielen die Blicke auf, die Atlan mit seiner Tochter tauschte. Dass Tamarena einen Mann dieser Sorte offensichtlich interessant fand, schien dem Fürsten nicht ungewöhnlich.
Tamarena war daran gewöhnt, mit fähigen, teils auch charismatischen Männern umzugehen; doch Männer von Atlans Sorte waren nicht oft darunter.
Kuriol bemerkte ihre Maske aus Überheblichkeit sehr genau. Aber auch Atlan reagierte auf sie; der Fremde schien irgendetwas an Tamarena höchst interessant zu finden.
Ist es nicht tragisch, kommentierte sein Extrasinn, dass diesen beiden keine Zeit mehr bleiben wird?
Kuriol hob die Hand. Er vermerkte mit einem Lächeln, dass die Blicke der zwei sich wieder ihm zuwandten.
»Ich habe eine Entscheidung getroffen«, sprach der Nert. »Atlan, Sie werden ab sofort freigelassen. Nach allem, was ich weiß, stellen Sie keine Bedrohung für uns dar. Sie können sich frei auf diesem Planeten bewegen.«
»Danke, Nert.«
Der hochgewachsene Fremde richtete sich aus seiner hockenden Position an der Wand langsam