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Rebellen gegen Arkon. Hans KneifelЧитать онлайн книгу.

Rebellen gegen Arkon - Hans Kneifel


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sehr seltsam an. Dann antwortete sie:

      »Heute ist der 14. Prago des Tedar 12.402 da Ark.«

      Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. Das Datum war zwar noch lange kein Beweis; schließlich hätte die Frau sich irgendein Datum ausdenken können. Die Hinweise, dass tatsächlich eine Zeitreise stattgefunden hatte, mehrten sich jedoch.

      Ich begann, daran zu glauben. Das genannte Datum stimmte mit der Ausrüstung überein, die der bewaffnete Trupp in der Wüste getragen hatte. Auch der Dialekt schien zu passen.

      Der terranische und der arkonidische Kalender unterschieden sich sehr stark voneinander. Es war nicht leicht, ohne Computer die Daten des einen Systems in das andere umzurechnen. Verschiedene Termine, das Datum meiner Geburt beispielsweise, konnte ich jedoch in beiden Kalendern ausdrücken. Das verschaffte mir einen Anhaltspunkt.

      Der 14. Prago des Tedar 12.402 da Ark entsprach grob gerechnet einem Tag im März des Jahres 5772 vor Christi Geburt. Schaltung Sternentau hatte mich demnach zwischen zehn- und elftausend Jahre in die Vergangenheit geschleudert.

      Ich machte mir klar, dass ich zu diesem Zeitpunkt zweimal existierte. Der eine Atlan hockte in einer Gefängniszelle auf dem Planeten Traversan – der andere schlief auf der Erde in seiner Tiefseekuppel.

      Ich beschloss, die Zeitreise als Realität hinzunehmen. Eine andere Wahl blieb mir nicht. Es sei denn, ich wollte fest die Augen schließen, mich kneifen und hoffen, dass ich aus einem Traum erwachte.

      Ich lachte leise.

      Die beiden Wachen, deren Thermostrahler auf meinen Kopf gerichtet waren, blickten mich finster an. Einer strich über das geronnene Blut in seinem Mundwinkel, Andenken an den Dagor-Tritt, mit dem ich ihn niedergestreckt hatte.

      »Du da! Setz dich hin und halt dein Maul!«

      Ich wollte ihn darauf hinweisen, dass ich bereits saß und kein Wort von mir gab. Es schien mir jedoch unnötig, mich auf einen Streit mit Gefängniswärtern einzulassen.

      Stattdessen ließ ich die Vergangenheit Revue passieren. Mit arkonidischer Geschichte hatte ich mich häufig befasst. Mein photographisches Gedächtnis hielt über das Jahr 12.402 da Ark zahlreiche Informationen bereit.

      Damals hatten Millionen von Transitionsschiffen den Kugelsternhaufen Thantur-Lok durchflogen; das heutige M 13. Kugelraumer über 800 Meter Durchmesser waren unbekannt, die fünfdimensionale Technik steckte noch in den Kinderschuhen.

      Als die Menschheit noch in Einbäumen über das Wasser gerudert war, hatten die alten Arkoniden bereits die halbe Milchstraße unterworfen. Man bekriegte sich mit den Methanatmern, den furchtbaren Maahks, gegen die ich selbst noch als Admiral gekämpft hatte. Geschossen wurde mit Thermokanonen. Syntronische Rechner waren unbekannt, primitive Positroniken galten als die höchste technische Errungenschaft.

      Die großen Maahk-Kriege waren im Jahr 12.402 noch nicht ganz beendet, allerdings herrschte eine Phase relativer Ruhe ohne wirklich große Schlachten.

      Von der großen Expansion früherer Tage konnte keine Rede mehr sein. Der Hang zu Prunksucht und Dekadenz, der sich in Adelskreisen breitmachte, führte bereits in Riesenschritten auf den bevorstehenden Untergang zu. Der Niedergang, der das arkonidische Volk in eine tagträumende Herde Vieh verwandeln würde, hatte noch nicht begonnen, stand allerdings kurz bevor.

      Als Imperator jener Zeit kannte ich Reomir IX., einen wenig brillanten Mann ohne sonderliche Bedeutung in der arkonidischen Ahnentafel. Meine Erinnerung sagte mir, dass Reomir IX. in wenigen Jahren einem Giftanschlag seiner Gattin Siamanth zum Opfer fallen würde. Siamanth würde dafür hingerichtet werden, ein Kristallprinz namens Laschotsch die Macht übernehmen.

      Über den Planeten Traversan in dieser Zeit wusste ich nichts. Dem Großen Imperium gehörten aktuell etwa 50.000 Kolonial- und Fremdvölkerwelten an. Niemand wusste über alle Arkonidenvölker Bescheid, auch ich nicht.

      Mir war jedoch klar, dass im Jahr 12.402 das Große Imperium zunehmend von Degeneration durchzogen wurde. In den Randgebieten war dies noch nicht sehr deutlich sichtbar. Dafür waren Korruption, Verselbständigungstendenzen und kleinere Kolonialkriege bereits an der Tagesordnung. Anzunehmen, dass auch das Traversan des 12. Jahrtausends da Ark davon nicht verschont geblieben war.

      Die Traversaner hatten immer schon als stolzer, separatistischer Teil des Imperiums gegolten. Dies traf für das aktuelle Kristallimperium ebenso zu wie für das Große Imperium der Vergangenheit.

      Ein Geräusch riss mich plötzlich aus der Versunkenheit. Die Tür sprang auf, und diesmal kamen vier Personen herein. Ihre finsteren Mienen verhießen nicht viel Gutes.

      Beide Wachen salutierten.

      »Für Traversans Ehre, Erhabener!«, riefen sie.

      Drei der Gestalten waren Leibwächter, martialisch ausstaffierte Typen mit wilden Gesichtern. Der Gruß der Gefängniswachen schien jedoch Person Nummer vier zu gelten. Es handelte sich um einen betagten, breitschultrigen Mann von beeindruckender Körpergröße und natürlicher Autorität. Seine schulterlang wallende Mähne fiel auf einen knielangen Cape-Umhang, der mit Bildern aus der She‘HuhanMythologie verziert war.

      Die Wachen hatten ihn als einen Erhabenen bezeichnet, also als einen Mann von hohem Stand. Mir fiel ein, dass auch die Frau aus der Wüste so bezeichnet worden war. Gehörten die beiden möglicherweise zusammen? Waren sie verwandt?

       Narr! Siehst du nicht das Wappen?

      Jetzt erst drang die kunstvolle Zeichnung eines aufgerichteten Traversan-Büffels an mein Bewusstsein. Es war das Da-Traversan-Wappen, dasselbe, das Fürst Ligatem getragen hatte, ebenfalls die Frau in der Wüste.

      Der alte Mann setzte sich vor mir auf den Stuhl. Einige Sekunden lang fühlte ich mich von ihm gemustert. Ich erwiderte den Blick mit derselben Aufmerksamkeit, allerdings nicht unverschämt, sondern höflich.

      Seine tiefen Krähenfüße fielen mir ins Auge. Die faltige Augenpartie zeugte von tiefer Sorge, die ihn oft erfüllen musste. Der Mann hatte eine schmale, lange Nase und trug einen kurzen Vollbart. Seine Augen waren tiefrot, dunkler als die des Durchschnittsarkoniden.

      »Mein Name ist Nert Kuriol da Traversan«, sprach der Mann plötzlich. »Wer sind Sie?«

      Ich antwortete respektvoll:

      »Mein Name ist Atlan, Erhabener.«

      Ein Nert, überlegte ich, eine Art Baron. Dieser Mann war der Herrscher des Planeten. Es musste sich um einen Vorgänger des Fürsten Ligatem handeln.

      »Wie sind Sie in die Yssods-Wüste gekommen? Was wollten Sie dort?«

      Einen Moment lang überlegte ich, mir eine Geschichte einfallen zu lassen, die plausibler klang als die Wahrheit. Irgendetwas von einem Absturz, genauso gut schien mir eine Entführungsstory. Aber auch Lügen konnte eine knifflige Sache sein, wenn man nicht genügend über die wahre Lage wusste.

      »Ich habe eine Geschichte zu erzählen, die schwer zu glauben ist …«

      Nert Kuriol da Traversan lächelte, und die Krähenfußfältchen gruben sich tief in seine Augenwinkel.

      »Wir haben nicht sehr viel Zeit. Aber wir hören dir zu.«

      Die Blicke der Arkoniden ruhten auf mir, in einer Mischung aus Neugierde und vorweggenommener Skepsis. Speziell die Augen der Frau fielen mir auf. Sie schaute beinahe glasig durch mich hindurch, ließ sich dennoch kein Detail entgehen.

      »Ich komme aus der Zukunft. Genauer gesagt, aus einer Zukunft, die von dieser Zeit gut zehntausend Jahre entfernt liegt.«

      Es wurde plötzlich still im Raum. Niemand atmete mehr.

      Der Nert sah mich ausdruckslos an. Ob er schockiert war oder nicht, ob er die Auskunft für dummes Geschwätz hielt, ließ sich schwer erkennen. Ich an seiner Stelle hätte so reagiert.

      »Weiter«, forderte er mich nach einer Weile auf.

      »In der Zukunft bin ich eine Person von einiger öffentlicher Bedeutung.


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