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Frühkindlicher Trilinguismus. Laia Arnaus GilЧитать онлайн книгу.

Frühkindlicher Trilinguismus - Laia Arnaus Gil


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widmen sich den unterschiedlichen Messkriterien für die SprachbeherrschungSprachbeherrschung mehrsprachiger Kinder.

      2.3.1 Ermittlung der Sprachbeherrschung in Longitudinal- und Querschnittsstudien

      SprachbeherrschungQuerschnittsstudieDer Sprachbeherrschungsgrad wird in den allermeisten Studien über die durchschnittliche Äußerungslänge ermittelt. Sie ermöglicht einen altersunabhängigen Vergleich zwischen den Probanden, da Altersunterschiede in der Sprachentwicklung alltäglich sind. Die Abbildung (2.3) zeigt die Entwicklung des MLUMLU im Spanischen bei dem trilingualen Kind Frank (vgl. Tabelle 2.1). Auf der y-Achse ist die durchschnittliche Äußerungslänge in Wörtern, auf der x-Achse das Alter des Kindes abgetragen. So erreicht Frank im Alter von 3;8,15 eine durchschnittliche Äußerungslänge von 3,17, seine Äußerungen sind also im Spanischen etwas länger als drei Wörter. Zur Berechnung des MLUMLU verweisen wir auf MüllerMüller, Natascha et al. (2015:49f.).

      Abb. 2.3:

      MLUMLU im Spanischen: Frank

      Aus der Abbildung (2.3) wird deutlich, dass der MLUMLU stetig ansteigt. Um den Sprachbeherrschungsgrad als normal, über- oder unterdurchschnittlich einschätzen zu können, wird dieser bei Frank gemessene mit dem weiterer mehrsprachiger Kinder verglichen, die ebenso wie Frank mit Spanisch als eine ihrer Erstsprachen aufwachsen. Diesen interindividuellen Vergleich zeigt die Abbildung (2.4).

      Abb. 2.4:

      MLUMLU im Spanischen: Frank im Vergleich zu fünf bilingual deutsch-spanischen Kindern (in Anlehnung an SchmeißerSchmeißer, Anika et al. 2016b:59)

      Der Vergleich der MLUMLU-Entwicklung im Spanischen von fünf bilingual deutsch-spanisch aufwachsenden Kindern (Arturo und Teresa wachsen in Deutschland, Lucas, Erik und Nora in Spanien auf) und der vom trilingualen Kind Frank zeigt, dass die Werte für Frank oft niedrig, phasenweise sogar am niedrigsten sind. Selbstverständlich muss die MLU-Entwicklung von Frank mit einer größeren Anzahl an mehrsprachigen Kindern verglichen werden. Aus dieser Graphik dürfen wir ableiten, dass seine Entwicklung im Spanischen unterdurchschnittlich bis durchschnittlich ist (vgl. 11.2).

      Auch in einer QuerschnittsstudieQuerschnittsstudie gibt es Möglichkeiten, den Sprachbeherrschungsgrad der Probanden unabhängig vom Alter zu ermitteln, um dann die Probanden auf dieser Basis miteinander zu vergleichen. Obwohl eine Messung anhand des MLUMLU durchaus möglich ist und manchmal in der Literatur verfolgt wurde (vgl. MüllerMüller, Natascha et al. 2015:104ff.), erschwert die Tatsache, dass eine Spontanaufnahme eines jeden Probanden dafür notwendig ist, die mindestens 100 Äußerungen aufweist (vgl. BrownBrown, Roger 1973), die Anwendung dieses Kriteriums auf in einer Querschnittsstudie gewonnene Daten. Aus diesem Grund greift man im Fall einer Querschnittsstudie gern auf standardisierte Verfahren zur Sprachkompetenzmessung zurück. Ein solches standardisiertes Verfahren ist der rezeptive Wortschatztest Peabody Picture Vocabulary TestPeabody Picture Vocabulary Test (PPVTPPVT), den wir in Kapitel 3 ausführlich vorstellen werden. Bei mehrsprachigen Kindern stößt die Anwendung dieses Tests jedoch auch auf Probleme, sobald man mehrere Sprachen der Kinder untersuchen möchte. Oftmals liegen die standardisierten Testverfahren nur in einer Sprache vor, so dass die Entwicklung in den anderen Sprachen unbekannt bleibt. Anders ist die Situation beim Peabody Picture Vocabulary TestPeabody Picture Vocabulary Test, der in mehreren Sprachen vorliegt und es ermöglicht, den rezeptiven Wortschatz von Kindern im Deutschen, EnglischenEnglisch, Französischen und Spanischen zu messen. Jedoch fehlen in vielen Fällen Informationen zur NormierungsstichprobeNormierungsstichprobe, d.h. Informationen zu derjenigen Probandengruppe, auf deren Basis der Test normiert wurde. Besteht die Normierungsstichprobe für eine Sprache vornehmlich aus monolingualen Kindern, so muss man sich dessen bewusst sein, dass die Anwendung des Tests auf mehrsprachige Kinder den Vergleich mit einer monolingualen Norm darstellt. Ein unterdurchschnittliches Abschneiden kann dann den Grund haben, dass die gemessenen mehrsprachigen Kinder tatsächlich unterdurchschnittlich sind oder aber, dass die falsche Norm, nämlich eine monolinguale, als Messlatte angelegt wurde. Ein weiteres Problem bei der Testung von mehrsprachigen Kindern ist, dass dasselbe Testverfahren in den unterschiedlichen Sprachen verwendet wird. Einerseits muss es dasselbe sein, um später den Grad der SprachbeherrschungSprachbeherrschung wirklich vergleichen zu können, andererseits besteht die Gefahr eines Gewöhnungseffekts. Deshalb versucht man, die Testungen in den verschiedenen Sprachen nicht an einem Tag zu erledigen, was natürlich einen größeren Aufwand für die Datenerhebung darstellt.

      In der Literatur werden oft auch nicht-standardisierte Tests gebraucht, um den Sprachstand zu ermitteln. Bei mehrsprachigen Kindern wird dann eine monolinguale Vergleichsgruppe mit getestet und auf der Basis des Alters mit der/den mehrsprachigen Gruppe(n) verglichen. Die Vergleichsgrundlage ist hier das Alter, ein Umstand, der in zukünftigen Studien verändert werden sollte, da Kinder mit Hinblick auf den Sprachbeherrschungsgrad zu einem bestimmten Alter stark variieren, ganz unabhängig davon, ob sie mit einer Sprache oder mehreren Sprachen aufwachsen. Bei Grammatiktests soll der Erwerb eines grammatischen Phänomens vor dem Hintergrund einer bestimmten Fragestellung erforscht werden. Dabei entwerfen die ForscherInnen eine Spielsituation, in der dem Kind eine aktive oder passive Antwort in Bezug auf das getestete grammatische Phänomen entlockt wird. Man spricht deshalb auch von einem ElizitationstestElizitationstest. Wir werden im vorliegenden Kapitel solche Testverfahren vorstellen.

      Zur Ermittlung der DominanzDominanz im mehrsprachigen Kind wurden in der Literatur unterschiedliche Messkriterien angewandt. Eines der am häufigsten verwendeten Verfahren zur Ermittlung der SprachdominanzSprachdominanz im bilingualen Kind ist die MLUMLU-DifferenzMLU-Differenz (MLUD) und die Redefluss-DifferenzRedefluss-Differenz (RFD), gemessen in Wörtern pro Minute. Bei beiden Verfahren werden zunächst der MLU bzw. der Redefluss in beiden Sprachen des Kindes separat gemessen. In einem zweiten Schritt wird dann der Wert der Sprache A von dem der Sprache B subtrahiert (vgl. MüllerMüller, Natascha et al. 2015:52ff.).

      Abb. 2.5:

      Redefluss-DifferenzRedefluss-Differenz (RFD): Das bilingual deutsch-italienische Kind Carlotta

      Abbildung (2.5) zeigt das bilingual deutsch-italienische Kind Carlotta, das in Deutschland aufwächst, und ihren RedeflussRedefluss innerhalb des untersuchten Zeitraums von 1;8 bis 4;1. Die Linie im positiven Bereich der y-Achse stellt den in den deutschen Sprachaufnahmen erzielten RedeflussRedefluss dar, die Linie im negativen Bereich die italienischen Werte. Die Einteilung der Achse in einen positiven und einen negativen Bereich dient allein der besseren Darstellung des Vergleichs beider Sprachen. Die um Null verlaufende Linie zeigt die Redefluss-DifferenzRedefluss-Differenz. Zum Beispiel finden wir im Alter von 3;6,17 einen RedeflussRedefluss im Deutschen von 14,43 Wörtern, im Italienischen von 12,65 Wörtern pro Minute. Die Subtraktion beider Werte ergibt eine Differenz von 1,78 zugunsten des Deutschen. Das bedeutet, dass die Redefluss-DifferenzRedefluss-Differenz mit 1,78 Wörtern fast Null beträgt, die beiden Sprachen also nahezu ausgeglichen sind. Eine Tabelle, aus der hervorgeht, wann die Differenz als balanciertbalanciert bzw. unbalanciertunbalanciert interpretiert wird, findet sich in MüllerMüller, Natascha et al. (2015:68).

      Oft möchte man die MLUMLU-Differenz- bzw. Redefluss-DifferenzRedefluss-Differenz nicht für jeden Datenerhebungszeitpunkt darstellen, sondern eine durchschnittliche Differenz für den gesamten Untersuchungszeitraum angeben. Für Carlotta ergibt sich als durchschnittliche Redefluss-DifferenzRedefluss-Differenz (DRFD) ein Wert von 1,60 Wörtern pro Minute zugunsten des Deutschen. Dieser Wert deutet laut MüllerMüller, Natascha et al. (2015:68) auf den Balanciertheitsgrad „(stark) balanciertbalanciert“ hin.

      Wenden wir uns nun wieder dem am häufigsten verwendeten Messkriterium zu, dem MLUMLU, und im Besonderen der MLU-DifferenzMLU-Differenz. Die folgende Abbildung (2.6) zeigt den MLUMLU und die MLU-DifferenzMLU-Differenz vom bilingual deutsch-spanischen Kind Arturo. Wieder ist im positiven Bereich der y-Achse das Deutsche und im negativen die romanische Sprache, hier das Spanische, abgetragen. Die hellgraue Linie nah am Nullpunkt stellt die MLUD dar.

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