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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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sein wie der Teufel – so viel Kerzen auf den Altar stellen werd', wie ich nur kriegen kann.«

      Harry Zenz überlegte: »Ich halte es für unwissenschaftlich, zu glauben, daß die Baptistenkirche, weil ich zufällig selber Baptistenpraxis hab' und seh', was für wortklaubende, textverdrehende, applausgierige, postenjägerische, mittelalterliche zweitrangige Burschen sogar die größten Baptistenführer sind – daß die Baptistenkirche deshalb die allerschlimmste ist. Ich kann nicht annehmen, daß es was Schlimmeres gibt als die Presbyterianer oder die Kongregationalisten, die Jünger, die Lutheraner oder irgend welche anderen. Aber – sagen Sie, Fislinger, ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie gefährlich sie ist, diese Bibelverehrung? Es könnte passieren, daß Sie und ich gezwungen werden, mit dem Predigen aufzuhören und an die Arbeit zu gehen. Sie erzählen den Hammelschädeln, daß die Bibel ausnahmslos alles enthält, was für das Heil nötig ist, nicht wahr?«

      »Natürlich.«

      »Was hat's dann noch für einen Sinn, überhaupt Prediger zu haben? Und Kirchen? Dann lassen Sie doch die Leute zu Haus, und die Bibel lesen!«

      »Also – also – es heißt –«

      Die Tür wurde aufgerissen, und Bruder Karkis kam herein.

      Bruder Karkis war kein junger Student. Er war dreiundvierzig, hatte schwere Hände und große Füße, seine Stimme war die Stimme einer dänischen Dogge. Auf einer Farm geboren, war er vor nunmehr zwanzig Jahren zum Baptistenprediger ordiniert worden, und hinauf und hinunter durch die Dakotas, Nebraska, Arkansas, hatte er in Hinterwäldlerheiligtümern geschrien.

      Seine einzige formelle Erziehung hatte er in Landschulengenossen; und von allem Gedruckten außer der Bibel, Erweckungshymnen, einer Konkordanz zum Auffinden von Predigttexten und einem Handbuch der Geflügelzucht hatte er nicht die geringste Ahnung. Er war noch nie mit einer Dame der Gesellschaft zusammengekommen, hatte nie ein Glas Wein getrunken, nie eine Kapelle oder ernste Musik gehört, und sein Hals war nicht frei vom Staub der Maisfelder.

      Doch es wäre verschwendetes Mitleid gewesen, über Bruder Karkis als eifrigen armen Studenten zu seufzen. Er hatte keine Sehnsucht nach weiteren Kenntnissen; er war überzeugt, daß er schon alle besäße. Er verachtete die Mitglieder des Lehrkörpers als von Büchern angefressene Wankelmütige im Glauben – er konnte »sie alle miteinander über-beten, über-brüllen und über-retten.« Er wollte einen Mizpah-Grad nur, weil er dadurch einen besseren Posten bekommen würde – oder, wie er es ausdrückte, mit dem achtzehnhundertfünfziger Wortschatz, den er für neunzehnhundertfünf angebracht hielt, weil es »ihm ein weiteres Tätigkeitsfeld verschaffen würde.«

      »Sagt mal, macht Ihr nie was anderes, als so rumsitzen und streiten, disputieren und herumquärgeln?« brüllte er. »Christi Wunden, ich kann euern Lärm ja schon unten im Vestibül hören! Es würde euch jungen Leuten viel besser tun, wenn ihr euer neunmalkluges Streiten sein lassen und den Abend auf den Knien im Gebet verbringen würdet! Oh, ihr seid ein netter Haufen tadellos erzogener Gecken, aber Ihr werdet schon merken, wohin ihr mit dem ganzen Plunder kommt, wenn ihr einmal draußen seid und mit dem alten Satan um unbekehrte Seelen ringen müßt! Über was streitet ihr Wortmacher denn überhaupt?«

      »Harry sagt,« winselte Eddie Fislinger, »in der Bibel steht nichts davon, daß die Christen eine Kirche und Geistliche haben müssen.«

      »Huh! Und er denkt, daß er weiß Gott wie gebildet ist. Wo habt ihr eine Bibel?«

      Sie war jetzt in den Händen Elmers, der sein Lieblingsbuch, »Das Hohelied Salomos«, gelesen hatte.

      »Na, Bruder Gantry, es freut mich, daß wenigstens ein Bursche da ist, der Verstand genug hat, sich mit dem Alten Buch zu begnügen und sich mit Gott gut zu stellen, statt sich den Hals wund zu schreien wie irgendein Pädo-Baptist. Jetzt passen Sie mal auf, Bruder Zenz: hier heißt's in den Ebräern: ›Lasset uns nicht verlassen unsre Versammlung‹. So, das wird's Ihnen wohl klar machen!«

      »Mein lieber Bruder im Herrn,« sagte Harry, »das einzige, wovon hier die Rede ist, sind Versammlungen wie bei den Darbysten, ohne reguläre, bezahlte Prediger. Wie ich schon Bruder Fislinger erklärte: Persönlich bin ich ein so glühender Bewunderer der Bibel, daß ich daran denke, eine Sekte zu gründen, in der wir alle ganz einfach zusammen eine Hymne singen, dann den ganzen Tag dasitzen und unsere Bibeln lesen, und keine Prediger zwischen uns und das allgenugsame Wort Gottes treten lassen. Ich erwarte, daß Sie zu uns kommen, Bruder Karkis, wenn Sie nicht einer von diesen dreckigen höheren Kritikern sind, die der Bibel den Garaus machen wollen.«

      »Ach, Sie gehen mir auf die Nerven«, sagte Eddie.

      »Sie gehen mir auf die Nerven – immer die klaren Gebote der Schrift verdrehen«, sagte Bruder Karkis, die Tür zuschlagend – mit Wucht, und von außen.

      »Ihr geht mir alle auf die Nerven. Mein Gott, was könnt ihr streiten!« sagte Elmer, an seinem pennsylvanischen Glimmstengel kauend.

      Die Luft im Zimmer war jetzt schwer von Tabakrauch. Obgleich das Rauchen im Mizpah-Seminar nicht gern gesehen wurde, ja sogar nach alter Gepflogenheit verboten war, taten es alle in dieser heiligen Gesellschaft außer Eddie Fislinger.

      Er krächzte: »Die Luft ist ja fürchterlich! Warum ihr dieses gemeine Kraut überhaupt – Würmer und Menschen sind die einzigen Lebewesen, die sich auf Tabak stürzen! Ich schau', daß ich hier rauskomm'.«

      Merkwürdig wenig Klagen wurden darüber laut.

      Sowie sie Eddie los waren, begannen die anderen mit ihrem ewigen Thema: was sie »Sexuelles« nannten.

      Frank Shallard und Don Pickens waren Jungfrauen, schüchtern und bezaubert, respektvoll und begierig; Horace Carp hatte ein ungeschicktes kleines, bleichsüchtiges Erlebnis gehabt; und alle drei lauschten mit nervösem Eifer den Erlebnissen Elmers und Harry Zenz'. Heute abend dampfte Elmers Geist geradezu von Erinnerungen daran, und er, der während des kirchlichen Debattierens fast kein Wort gesprochen hatte, redete jetzt fließend. Die Jünglinge keuchten, als er seine Zusammenkünfte mit einer willfährigen Chorsängerin, im vergangenen Sommer, schilderte.

      »Sagen Sie mir – sagen Sie mir«, ereiferte sich Don. »Gibt's das, daß, oh – hübsche Mädels – gibt's das wirklich – äh – daß sie mit einem Geistlichen – äh – gehen? Und schämen Sie sich nicht, wenn Sie sie nachher in der Kirche sehen?«

      »Huh!« rief Zenz, und Elmer erklärte: »Schämen? Sie beten einen ja an! Sie halten zu einem, wie keine Frau es je machen würde – solang sie mit einem sündigen. Also, dieses Mädel – oh, sie hat schon hübsch gesungen.«

      Er brach etwas unsicher ab, in der Vergangenheit schwelgend. Plötzlich ekelte es ihn an, die Geheimnisse der Erotik vor diesen Mondkälbern abzuhandeln. Er sprang auf.

      »Schlafen?« fragte Frank.

      Elmer posierte an der Tür, lächelnd, die Hände an den Hüften. »O nein. Gar keine Rede.« Er sah auf seine Uhr. (Es war eine Uhr, die an Elmer selbst erinnerte; groß, dick, schimmernd, mit einem Gehäuse aus Doublée.) »Ich hab' nur 'ne Verabredung mit einem Mädel, das ist alles!«

      Er log, aber seine eigenen Geschichten hatten ihn aufgeregt, und er würde ein Jahr seines Lebens darum gegeben haben, wenn seine Aufschneiderei wahr gewesen wäre. Fiebernd kehrte er in sein einsames Zimmer zurück. »Herr Gott, wenn nur Juanita da wäre, oder Agatha, oder auch nur das kleine Stubenmädel von Solomon Junction – Teufel noch einmal, wie hat sie denn geheißen?« sehnte er sich.

      Regungslos saß er auf seiner Bettkante. Er ballte die Fäuste. Er stöhnte und packte seine Knie. Er sprang auf, lief im Zimmer umher, ging wieder zurück und setzte sich schmerzverzückt nieder.

      »Mein Gott, ich halt' das nicht aus!« ächzte er.

      Er war unfaßbar einsam.

      Er hatte keine Freunde. Seit Jim Lefferts hatte er niemals einen Freund gehabt. Harry Zenz verachtete seinen Verstand, Frank Shallard verachtete seine Manieren, und alle übrigen verachtete er. Er war angeekelt von dem eintönigen Reden der Seminarprofessoren, den ganzen Tag lang, von dem kindischen Streiten, den ganzen Abend lang;


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