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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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über das Fehlen des geistlichen Angestellten.

      »Ich werde Ihnen Bruder Hudkins schicken – einen ausgezeichneten Prediger, der jetzt hier lebt, pensioniert. Er wird mit dem Mitternachtszug fahren«, sagte Dekan Trosper.

      Zu Mr. Hudkins sagte der Dekan: »Und sehen Sie sich auch um, schauen Sie, ob Sie irgend was über Bruder Gantry in Erfahrung bringen können. Ich mach' mir Sorgen um ihn. Der arme Junge war ganz einfach wie erschlagen wegen einer höchst unglückseligen Privatsache … anscheinend.«

      Nun hatte Mr. Hudkins einige Jahre lang eine Mission in der South Clark Street in Chicago geführt und wußte allerlei von unheiligen Dingen. Er hatte Elmer Gantry bei Vorlesungen in Mizpah gesehen. Als er mit der Ostermorgenandacht in Monarch fertig war, ging er nicht nur auf die Polizei und in Spitäler, sondern unternahm auch eine Runde durch die Hotels, Restaurants und Bars. So kam es, daß Elmer, während er fröhlich Hummern mit kalifornischem Rotwein herunterspülte, hier und da pausierte, um die Blondine an seiner Seite zu küssen und (auf Verlangen) seinen Trinkspruch zu wiederholen, vom Reverend Mr. Hudkins, der die angenehme Rolle des Racheengels spielte, von der Cafétür aus beobachtet wurde.

      5

      Als Elmer Montag vormittag Eversley anrief, um von seiner Krankheit zu erzählen, fauchte der Diakon: »Ist gut. Ich hab' schon jemand anderen.«

      »Ja, aber, hören Sie doch, Dekan Trosper dachte, Sie und der Ausschuß könnten vielleicht über eine halbständige Vereinbarung mit mir sprechen –«

      »Nein, nein, nein.«

      Wieder in Babylon, ging Elmer sofort ins Bureau des Dekans.

      Ein Blick auf dessen Miene genügte.

      Der Dekan beschloß eine zweiminütliche fließende Ansprache mit den Worten:

      »Der Lehrkörper ist heute früh zusammengetreten, Sie sind aus Mizpah relegiert. Selbstverständlich bleiben Sie ordinierter Baptistengeistlicher. Ich könnte von Ihrer Heimatgemeinde erreichen, daß Ihre Vollmachten anulliert werden, aber es würde ihnen großen Kummer bereiten, zu erfahren, bei was für einem verlogenen Ungeheuer sie Gevatter gestanden sind. Außerdem möchte ich Mizaph nicht in einen derartigen Skandal verwickeln. Aber wenn ich jemals hören sollte, daß Sie eine Baptistenkanzel besteigen, werd' ich Sie entlarven. Ich glaube ja nicht, daß Sie Verstand genug haben, um Saloonwirt zu werden, aber Sie könnten einen einigermaßen guten Mixer abgeben. Ihre Strafe will ich Ihren Mitternachtsgedanken überlassen.«

      Elmer winselte: »Sie hätten nicht – Sie hätten nicht so mit mir sprechen dürfen! Heißt es nicht in der Bibel, du sollst siebenzig mal siebenmal vergeben –«

      »Das war schon achtzig mal siebenmal. Schauen Sie, daß Sie hinauskommen!«

      So hörte der Reverend Mr. Gantry überraschenderweise auf, praktisch überhaupt ein Reverend zu sein.

      Er dachte daran, zu seiner Mutter zu flüchten, doch er schämte sich; zu Lulu zu flüchten, wagte es aber nicht.

      Er hörte, daß Eddie Fislinger eiligst nach Schoenheim gerufen worden war, um Lulu und Floyd Naylor zu trauen – eine einsame, düstere Angelegenheit bei Lampenlicht.

      »Sie hätten mich mindestens einladen können«, knurrte Elmer, während er packte.

      Er kehrte zurück nach Monarch, zum wohlwollenden Ad Locust. Er bekannte, daß er Geistlicher gewesen sei, und erlangte Vergebung. Schon am Freitag dieser Woche war Elmer Reisender für die Pequot Farmgerät Company.

      Elftes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Elmer Gantry war achtundzwanzig Jahre alt, seit zwei Jahren reiste er für die Pequot Company.

      Eggen und Harken und Sämaschinen; rotgestrichene Pflüge und goldgestreifte grüne Wagen; Kataloge und Bestellisten; durch Glaswände von dunklen Lagerräumen abgetrennte Kontore; hemdsärmelige Kaufleute auf hohen Stühlen vor hohen Pulten; die Kneipe an der Ecke; stickige kleine Hotels und Lunchlokale; das Warten auf Züge, die halbe Nacht durch, in schmutzigen Räumen auf Anschlußstationen; Züge, Züge, Züge; Züge, Fahrpläne und fröhliche Rückkehr in sein Hauptquartier in Denver; eine Trinkerei, ein Theater, Gottesdienst in einer großen Kirche.

      Er trug einen gewürfelten Anzug, braune Glocke, gestreifte Socken, den großen Ring mit dem Opal und den goldenen Schlangen, den er sich vor langer Zeit gekauft hatte, geblümte Krawatten und, was er »Phantasiewesten« nannte – Kleidungsstücke aus Gelb mit roten Tupfen, grün mit weißen Streifen, aus Seide oder verwogenem Sämischleder.

      Er hatte eine ganze Serie kleiner Liebschaften, von denen aber keine wichtig genug war, um dauern zu können.

      Er war nicht erfolglos. Er war ein guter Sprecher, ein hervorragender Händeschüttler, auf sein Wort konnte man sich oft verlassen, und er hatte die meisten Preislisten und alle neuen schmutzigen Geschichten im Kopf. Im Bureau in Denver war er bei »den Jungs« beliebt. Er verfügte über eine unfehlbare »Nummer« – eine Predigtparodie. Man wußte, daß er studiert hatte, um Prediger zu werden, aber wacker zu dem Schluß gekommen wäre, dies sei keine Beschäftigung für einen »ganzen Kerl mit zwei Fäusten,« und daß er »den Profs Bescheid gesagt hätte, wo sie hingehörten.« Ein hoffnungsvoller und lobenswerter Bursche, der aller Voraussicht nach eines Tages Verkaufsdirektor sein würde.

      Trotz allen Ausschweifungen hielt Elmer sich genügend im Training, um keinen Bauch zu bekommen und sich eine gute Haltung zu bewahren. Diakon Bains höhnische Bemerkung, daß er weich würde, hatte ihn entsetzt, er machte allmorgendlich in seinem Hotelzimmer ernsthafte Gymnastik; an den Abenden spielte er Kegel oder boxte in Y.M.C.A.-Turnhallen; wenn er in größeren Städten war, schwamm er feierlich in Bassins auf und ab wie ein weißer Delphin.

      Er fühlte sich wohl und ebenso stark wie seinerzeit in Terwillinger.

      Elmer war aber keineswegs glücklich.

      Er wußte es zu schätzen, daß er frei war von den Seminargesetzen, frei von dem Schuldgefühl, das in der Seminarzeit auf seine Abenteuer in Monarch gefolgt war, frei von den unverständlichen Debatten zwischen Harry Zenz und Frank Shallard, doch er entbehrte das Vorsingen bei den alten Hymnen, den Klang seiner eigenen Stimme, das Gefühl seiner Macht, wenn er ein Auditorium mit seiner Predigt in Bann hielt. An allen Sonntagabenden ging er (wenn er nicht gerade ein Rendezvous mit einer Kellnerin oder einem Stubenmädchen hatte) in die seinem Hotel nächstgelegene evangelische Kirche. Es machte ihm Spaß, die Predigten fachmännisch zu kritisieren.

      »Herr Gott, könnt' ich den armseligen Idioten nach Haus schicken! Bloß das Evangelium ist ja ganz gut, wenn er nur paar literarische Zitate reinbringen und mehr auf die Saloonwirte losgehen würde, könnt' er ihnen allen einheizen.«

      Er sang so gewaltig, daß die Pfarrer ihm trotz einem gewissen Tabak- und Whiskygeruch, der von ihm ausging, immer die Hand mit besonderer Wärme drückten und sagten, daß sie sich freuten, den Bruder heute abend bei sich zu sehen.

      Wenn er in wirklich erfolgreiche Kirchen kam, verwandelte sein Geschäftseifer sich in eine ausgesprochene Sehnsucht, zum Predigen zurückzukehren; er brannte danach, hinaufzutreten, den Geistlichen von seiner Kanzel zu stoßen und den Dienst zu versehen, statt einfach unbemerkt und unbewundert dort hinten zu sitzen, als ob er ein ganz gewöhnlicher Laie wäre.

      »Diese Schafsköpfe würden schauen, wenn sie wüßten, was ich bin!« dachte er.

      Nach derartigen Erlebnissen war es eine Qual, am Montagvormittag mit einem langweiligen Kaufmann über Rabatte auf Dungstreuer zu sprechen; es war zum Verzweifeln, in einer mit Spucknäpfen gefüllten Hotelhalle auf die Abfahrt des Zuges zu warten – statt in einem eleganten Kirchenbureau mit Büchern zu sitzen, hübschen Sekretärinnen Aufträge zu geben und sich vor


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