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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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und nur ein Zweig, der den Park unten andeuten soll. Den Frühstückstisch auf einer Estrade. Die Farben müßten 'n bißchen unnatürlich und teeraumartig sein – orangerote Stühle, orangeroter und blauer Tisch, und blaues japanisches Frühstücksservice, und irgendwo ein großer platter Klecks Schwarz – päng! Oh. Ein anderes Stück, das wir spielen sollten, ist ›Die schwarze Maske‹ von Tennyson Jesse. Ich hab's nie gesehen, aber – herrliches Ende, wo die Frau den Mann ansieht, dem das ganze Gesicht weggeschossen ist, und da stößt sie bloß einen fürchterlichen Schrei aus.«

      »Du guter Gott, so stellen Sie sich 'n herrliches Ende vor?« rief Kennicott.

      »Das klingt scheußlich! Ich liebe künstlerische Dinge, aber nicht die fürchterlichen«, ächzte Fern Mullins.

      Erik war verwirrt; er warf Carola einen Blick zu. Sie nickte ihm ermutigend zu. Als die Beratung zu Ende war, hatten sie nichts beschlossen.

      Achtundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      An diesem Sonntagnachmittag war sie mit Hugh den Eisenbahndamm entlang spazierengegangen.

      Sie sah Erik Valborg daherkommen, in einem alten Anzug, verdrossen, einsam vor sich hinstapfend, mit einem Spazierstock auf die Schienen schlagend. Einen Moment lang wollte sie ihm ganz sinnlos ausweichen, aber sie schritt weiter und redete heiter von Gott, dessen Stimme, wie Hugh versicherte, das Summen in den Telegraphendrähten machte. Erik starrte sie an und richtete sich auf. Sie begrüßten einander: »Hallo.«

      »Hugh, sag Herrn Valborg guten Tag.«

      »Oh, er hat ja einen Knopf offen«, rief Erik und kniete nieder. Carola runzelte die Stirne, dann fiel ihr auf, mit welcher Kraft er das Kind in die Luft schwang.

      »Darf ich ein Stück mit Ihnen gehen?«

      »Ich bin müde. Ruhen wir dort auf den Schwellen aus. Dann muß ich nach Haus gehen.«

      Sie setzten sich auf einen Stapel ausgemusterter Eisenbahnschwellen. Die Telegraphendrähte summten, summten, summten über ihnen; die Schienen waren schimmernde harte Linien; das Wundkraut duftete.

      Erik sprach von Büchern; er erglühte wie ein Neubekehrter. Er redete von soviel Titeln und Autoren, wie er nur konnte, und machte bloß Pausen, um zu fragen: »Haben Sie sein letztes Buch gelesen? Glauben Sie nicht, daß er ein kolossal starker Schriftsteller ist?«

      Ihr schwindelte. Als er aber immer wieder fragte: »Sie sind Bibliothekarin gewesen; sagen Sie: les' ich zu viel Romane?« belehrte sie ihn. Er habe, betonte sie, niemals studiert. Er sei von Gefühl zu Gefühl gesprungen. Vor allem – sie zauderte, dann versetzte sie es ihm – dürfe er die Aussprache von Worten nicht raten wollen; er müsse, und wenn es noch so langweilig sei, ein Wörterbuch benutzen.

      »Ich rede wie eine verdrehte Lehrerin«, seufzte sie.

      »Nein! Und ich will lernen! Dieses verdammte Wörterbuch ganz durchlesen.« Er schlug die Beine übereinander, beugte sich vor und umklammerte mit beiden Händen sein Fußgelenk. »Ich weiß, was Sie meinen. Ich lauf' von Bild zu Bild, wie ein kleiner Junge, den man das erstemal in einem Museum losläßt. Sehen Sie, es ist noch so schrecklich neu für mich, daß ich draufgekommen bin, daß es eine Welt gibt – also, eine Welt, in der schöne Dinge was zu sagen haben. Bis zu meinem neunzehnten Jahr war ich auf der Farm. Papa ist ein guter Farmer, aber auch nichts weiter. Wissen Sie, warum er mich zuerst in die Schneiderlehre geschickt hat? Ich wollte zeichnen lernen, und er hat 'nen Vetter, der in Dakota draußen 'ne Menge Geld mit der Schneiderei verdient hat, und da hat er gesagt, Schneidern ist ganz ähnlich wie Zeichnen, und deshalb hat er mich in ein elendes Nest geschickt – Curlew – damit ich dort in einer Schneiderwerkstatt arbeite. Bis zu der Zeit hab' ich immer nur drei Monate im Jahr Schule gehabt – zwei Meilen bin ich durch kniehohen Schnee gegangen – und Papa hat mir nie ein anderes Buch erlaubt als Schulbücher.

      Ich hab' nie einen Roman gelesen, bis ich ›Dorothy Vernon von Haddon Hall‹ aus der Bibliothek von Curlew bekommen hab'. Ich hab's für das Wunderschönste auf der Welt gehalten! Dann hab' ich noch einen Roman gelesen, und dann die Homerübersetzung von Pope. Das ist 'ne Zusammenstellung, was! Wie ich nach Minneapolis gekommen bin, das ist jetzt gerade zwei Jahre her, da hab' ich wohl schon so ziemlich alles gelesen gehabt, was es in der Curlew-Bibliothek gibt, aber von Rossetti oder John Sargent oder Balzac oder Brahms hab' ich nichts gehört gehabt. Aber – Ja, ich will lernen. Hören Sie! Soll ich mit dem Schneidern und Bügeln und Flicken aufhören?«

      Seine demütige Bescheidenheit machte sie klein; jeden Gedanken daran, ob nicht vielleicht sie die Naive sei, schob sie beiseite, weil sie sich jetzt nicht damit aufhalten wollte. Sie mahnte ihn: »Und was, wenn Sie wieder zurück müssen? So geht es den meisten von uns! Wir können nicht alle Künstler sein – ich selbst zum Beispiel. Wir müssen Socken stopfen, und doch befriedigt es uns nicht, nur an Socken und Wolle zu denken. Ich würde alles verlangen, was ich kriegen kann – ganz gleich, ob ich schließlich dazu komme, Kleider zu entwerfen, Tempel zu bauen oder Hosen zu bügeln. Und wenn Sie wirklich zurück müssen? Dann haben Sie das Erlebnis gehabt. Seien Sie nicht zu kleinmütig in Ihren Ansprüchen an das Leben! Gehen Sie! Sie sind jung, Sie sind ledig! Versuchen Sie alles! Hören Sie nicht auf Nat Hicks und Sam Clark, seien Sie kein ›gesetzter junger Mann‹ – der ihnen Geld verdienen hilft. Sie sind noch eine gesegnete Unschuld. Gehen Sie und spielen Sie, bis die guten Menschen Sie einfangen!«

      »Aber ich will nicht nur spielen. Ich will etwas Schönes tun … Aber, Herrgott, sehen Sie sich die Felder da an. Groß! Neu! Sieht's nicht so aus, als ob's eine Schande wär', das zu lassen und nach dem Osten und nach Europa zurückzugehen und zu tun, was alle die Leute schon solang getan haben. Worte klauben, wenn es hier Millionen Scheffel Weizen gibt! Diesen Pater lesen, wo ich Papa geholfen hab', Felder roden!«

      »Felder roden ist gut. Aber es ist nichts für Sie. Oh, ich will durchaus nicht die Zukunft der Prärie leugnen. Aber: Sam Clark und Nat Hicks, das ist das Resultat unserer großen Neuheit. Gehen Sie! Bevor es zu spät ist, wie für – für manche von uns. Junger Mann, gehen Sie nach dem Osten und entwickeln Sie sich mit der Revolution! Dann können Sie vielleicht zurückkommen und Sam und Nat und mir erzählen, was sich mit dem Land machen läßt, das wir gerodet haben – wenn wir Sie anhören – wenn wir Sie nicht vorher lynchen!«

      Er blickte sie verehrungsvoll an. Sie glaubte ihn sagen zu hören: »Ich habe immer eine Frau kennenlernen wollen, die so zu mir spricht.«

      Ihr Gehör täuschte sie. Er sagte nichts Derartiges. Er sagte:

      »Warum sind Sie nicht glücklich mit Ihrem Mann?«

      »Ich – Sie –«

      »Ihm liegt nichts an dem ›gesegneten Unschuldigen‹ in Ihnen, was?«

      »Erik, Sie dürfen nicht –«

      »Erst sagen Sie mir, ich soll gehen und frei werden, und dann sagen Sie, ›Sie dürfen nicht‹!«

      »Ich weiß. Aber Sie dürfen nicht – Sie müssen sachlicher sein!«

      Wie eine flaumige junge Eule sah er sie mit großen Augen an. Sie war nicht sicher, aber sie glaubte ihn murmeln zu hören: »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das tu'.« Sie dachte mit gesunder Furcht daran, wie gefährlich es ist, sich mit den Geschicken anderer Menschen zu befassen, und sagte ängstlich: »Wir müßten uns eigentlich jetzt auf den Rückweg machen.«

      Er träumte: »Sie sind jünger als ich. Ihr Mund ist dazu geschaffen, von Flüssen im Morgenlicht und Seen in der Abenddämmerung zu singen. Ich wüßte nicht, wie jemand es über sich bringen könnte, Sie zu kränken … Ja. Es ist besser, wir gehen.«

      Mit abgewendeten Augen stapfte er neben ihr einher. Hugh versuchte mit seinem Daumen zu spielen. Ernsthaft nickte er zu dem Kind hinunter. Dann brach er los: »Gut. Ich werd's


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