Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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sogar für den schulmüden Lehrkörper, der dieses Einhämmern besorgt hatte, der die Quellen hätte kennen müssen, war es erstaunlich, daß Elmer Gantry nach vier Jahre langem Ächzen mit diesen Floskeln herausrückte, die sie ganz ernst nahmen, weil sie selbst in engherzigen Baptisten- und Campbelliten-Colleges erzogen worden waren.

      Keiner von ihnen dachte daran, daß etwas Komisches daran sein könnte, wenn ein kräftiger junger Mann, der göttlich zum Kohlenschleppen geeignet war, sich hinstellte und in geschwollenen, unwahren Phrasen über die Liebe und die Seele schwelgte. Sie saßen da – junge Lehrer, die noch nicht lange von der Farm weg waren, Professoren, die das jahrelange Schlafen in ungelüfteten Pfarrerstuben bleich gemacht hatte – und blickten Elmer respektvoll an, der schwadronierte:

      »Es ist schrecklich schwer für einen, der mehr daran gewöhnt ist, auf die feindliche Linie loszugehen, als öffentlich zu reden, zu sagen, wie er es meint, aber manchmal glaub' ich, man kann vielleicht doch über alles mögliche nachdenken, auch wenn man sich nicht immer so ausdrückt, wie man's meint, und ich möchte wovon ich reden möchte, das ist, daß man, wenn man tief in die Dinge sieht und wirklich seine Rechnung mit Gott ausgeglichen hat, und wenn man sich das Herz von Gott mit höheren Bestrebungen erfüllen läßt, daß man dann sieht – daß man sieht, daß die Liebe das einzige ist, was wirklich mit Sicherheit alle dunklen Wolken des Lebens erhellen kann.«

      »Jawohl, nur die Liebe! Sie ist der Morgen- und der Abendstern. Sie ist – sogar im stillen Grab, ich meine die, die um das stille Grab stehen, sogar dort findet man sie. Was ist es, das alle großen Männer inspiriert, alle Dichter, alle Patrioten und alle Philosophen? Die Liebe ist es, nicht wahr? Was hat der Welt das erste Zeugnis von Unsterblichkeit gegeben? Die Liebe! Sie erfüllt die Welt mit Melodien, denn was ist Musik? Was ist Musik? Ja! Die Musik ist die Stimme der Liebe

      Der große Rektor Quarles lehnte sich zurück und setzte seine Brille auf, was seinem fliegengezierten Gesicht ein leicht gelehrtes Aussehen gab. (Sonst wirkte es wie das eines Kleinstadtbankiers aus dem Jahr 1850.) Er war das Zentrum einer Reihe auf der Tribüne des Y.M.C.A.-Saals, die aus einem Dutzend Würdenträger bestand – es war eine niedrige Tribüne unter einer Stuck-Halbkuppel. Die Wand hinter ihnen war mit graphischen Darstellungen behängt, die ein wenig an anatomische Tafeln erinnerten; sie zeigten den Seelengewinn in Ägypten, die Summen, die für Whisky ausgegeben wurden, im Vergleich zu den Summen, die für Gesangbücher ausgegeben wurden, und den illustrierten Fortschritt eines Erdenpilgers von sündhaftem Reden durch Zigarettenrauchen und Bierkneipen in eine muntere Verfassung, in der er seine Frau schlug – die keinen Gefallen daran zu finden schien. Darüber war ein großes, weises Motto aufgemalt: »Lasse dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.«

      Das ganze Lokal hatte jenen dumpfigen Strohgeruch, der den Stätten der Frömmigkeit eigen ist; Rektor Quarles schien jedoch nicht darunter zu leiden. Er hatte sein ganzes Leben in Heiligtümern verbracht, und in Zimmern, welche dünnen Kirchenzeitschriften und dicken Predigtbänden gehörten. Er hatte ein leichtes chronisches Schnüffeln, aber sein Organismus war anscheinend dem Leben ohne Luft angepaßt. Er strahlte und rieb sich die Hände, er blickte in frommer Freude auf Elmers langen, breiten Rücken, während Elmer, immer sicherer, loslegte, die Zuhörer anbrüllte – sie zerschmetterte, ihren Widerstand brach, mitten ins Tor schoß:

      »Was ist es, das uns von den Tieren unterscheidet? Das Gefühl der Liebe! Ohne sie sind wir – sind wir tatsächlich nichts; mit ihr, wird die Erde zum Himmel, und sind wir, ich meine in gewissem Maße, wie Gott selbst! Nun, das ist es, was ich über die Liebe sagen wollte, und hier findet sie ihre Nutzanwendung. Wahrscheinlich ist eine ganze Menge unter Ihnen, die so sind wie ich selber – oh, ich hab's getan, ich will mich nicht schonen – ich bin herumgegangen und hab' gedacht, ich wäre zu gut, zu groß, zu gescheit für die göttliche Liebe des Heilands! Hören Sie! Ist einer unter Ihnen, der mal in sich gegangen ist und darüber nachgedacht hat, wie sehr er sich selber im Weg steht, wenn er denkt, daß er ohne göttliche Hilfe weiterkommen kann? Ich glaube, Sie sind wahrscheinlich größer als Moses, größer als der heilige Paulus, größer als Pasteur, dieser große Gelehrte –«

      Rektor Quarles jubelte: »Das war eine echte Bekehrung! Aber auch noch mehr als das! Das ist eine richtige Entdeckung – meine Entdeckung! Elmer ist der geborene Prediger, sobald er sich einmal losläßt, und ich kann ihn dazu bringen! O Herr, wie wunderbar sind deine Wege! Du hast gewollt, daß unser junger Bruder hier weniger im Gebet als in den machtvollen Kämpfen des olympischen Feldes herangezogen wurde! Ich – Du, Herr, hast uns einen geborenen Prediger gezeigt. Eines Tages wird er einer unserer führenden Propheten sein!«

      Die Zuhörer klatschten Beifall, als Elmer seinen Schluß hinausschrie: »– und ihr Füchse werdet euch viel von der Zeit ersparen, die ich vergeudet hab', wenn ihr gleich jetzt einseht, daß ihr, solang ihr nicht von Gott wißt – nichts wißt!«

      Sie klatschten, sie zeigten ihm strahlende Gesichter. Eddie Fislinger gewann ihn, indem er seufzte: »Alter Junge, du hast mich in meinem eigenen Spiel geschlagen, genau so wie in deinem!« Es gab viel Händeschütteln. Keines war wärmer als das seines alten Feindes, des Lateinprofessors, der keuchte:

      »Wo haben Sie alle die schönen Ideen und Metaphern über die göttliche Liebe her, Gantry?«

      »Ach,« ganz bescheiden, »ich kann kaum sagen, daß sie von mir wären, Professor. Ich glaub', ich hab' sie im Gebet bekommen.«

      7

      Judson Roberts, Ex-Fußballstar, Landessekretär der Y.M.C.A., war im Zug nach Concordia, Kansas. Im Korridor zog er dreimal an einer verbotenen Zigarette und drückte sie aus.

      »Nein, das war wirklich nicht so schlecht für ihn, für diesen Elmer und wie er noch heißt, daß er bekehrt wurde. Wahrscheinlich ist gar nichts dran. Kann ihm aber auf keinen Fall schaden, eine Zeitlang auf seine schlechten Gewohnheiten zu verzichten. Und was können wir wissen? Vielleicht kommt der Heilige Geist herunter. Auch nicht unwahrscheinlicher als Elektrizität. Ich wollte, ich könnte mit diesem Zweifeln fertig werden! Ich vergeß' sie, wenn ich die Leute bei einem Evangelisten-Meeting in Schuß bring', aber wenn ich einen großen Fleischer wie ihn seh', mit dem verdammt blöden Grinsen im Gesicht – dann glaub' ich doch, daß ich noch Grundstückmakler werd'. Ich glaub' nicht, daß ich den jungen Burschen auch nur das geringste antu', aber ich wollte, ich könnt' ehrlich sein. Ach Gott, Gott, Gott, ich wollte, ich hätt' einen guten Posten als Grundstückmakler!«

      8

      Elmer ging festen Schrittes heim. »Was für ein Recht hat denn Mr. James B. Lefferts, mir zu sagen, ich darf meine Fähigkeit, Leute in Schuß zu bringen, nicht ausnützen? Und ob ich sie in Schuß gebracht hab'! Nie hätt' ich mir gedacht, daß ich so loslegen könnt'. Leicht wie Fußball! Und der Alte sagt, ich bin ein geborener Prediger! Na!«

      Entschlossen und voller Rachegelüste trat er ins Zimmer und warf seinen Hut auf den Boden.

      Das weckte Jim auf. »Wie hast du's überstanden? Hast du ihnen die Evangeliums-Sauce serviert?«

      »Hab' ich!« trompetete Elmer. »Ich hab's überstanden, wie du sagst, und noch dazu blendend. Hast du was dagegen?«

      Er zündete die größte Lampe an und drehte sie ganz auf, mit dem Rücken zu Jim.

      Keine Antwort. Als er sich umsah, schien Jim eingeschlafen zu sein.

      Am nächsten Morgen um sieben Uhr sagte er vergebungsvoll, fast herablassend: »Ich bleib' bis zehn weg, soll ich dir was zum Frühstück bringen?«

      Jim antwortete: »Nein, danke«, und mehr sagte er an diesem Morgen nicht.

      Als Elmer um halb elf zurückkam, war Jim weg, waren seine Habseligkeiten weg. (Es war kein großer Umzug: drei Koffer mit Kleidungsstücken, ein Arm voll Bücher.) Auf dem Tisch lag ein Zettel:

      Ich werde für den Rest des Jahrs im Konvikt wohnen. Du kannst wahrscheinlich Eddie Fislinger als Zimmerkameraden kriegen. Das würde Dir Freude machen. Es war interessant, zuzusehen, wie Du versucht hast ein ehrlicher Wüstling zu sein, aber ich


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