Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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den Dienst? Ich weiß, Sie haben auf der Kanzel das Ihre geleistet, bevor Sie hergekommen sind, wie mehr oder weniger auch ich, aber wenn Sie jetzt ein Junge von ein- oder zweiundzwanzig wären, glauben Sie, Sie würden wieder Geistlicher, so wie die Dinge liegen?«

      »Aber, Bruder!« bekümmerte sich der Dekan. »Freilich würd' ich's noch mal! Was ist das für eine Frage! Was würde denn aus unserer ganzen Arbeit im Terwillinger, aus allen unseren Idealen, im Gegensatz zu den großen heidnischen Universitäten, wenn der Dienst nicht das höchste Ideal wäre –«

      »Ich weiß. Ich weiß. Ich denk' nur manchmal so – alle die neuen Berufe, die aufkommen. Medizin. Reklame. Die Welt geht weiter! Ich sage Ihnen, Dekan, noch vierzig Jahre, im Jahre 1943 werden die Menschen oben in der Luft sein, mit Flugmaschinen, und vielleicht hundert Meilen in der Stunde machen!«

      »Mein lieber Kollege, wenn der Herr gewollt hätte, daß die Menschen fliegen, hätte er uns Flügel gegeben.«

      »Aber es sind Prophezeiungen im Buch –«

      »Die beziehen sich lediglich auf geistiges und symbolisches Fliegen. Nein, nein! Es tut nie gut, den deutlichen Zwecken der Bibel zu widersprechen, und ich könnte Ihnen hundert Stellen ausfindig machen, die unzweifelhaft beweisen, daß der Herr wünscht, wir sollen hier auf der Erde bleiben, bis zu jenem Tage, da wir im Fleische zu ihm erhoben werden sollen.«

      »Hm! Vielleicht. Na, da ist meine Ecke. Gute Nacht, Bruder.«

      Der Dekan kam in sein Haus. Es war ein sehr kleines Haus.

      »Wie war's?« fragte seine Frau.

      »Herrlich. Der junge Gantry hat anscheinend einen nicht mißzuverstehenden göttlichen Ruf bekommen. Irgend etwas traf ihn, das ihn ganz erhob. Er hat viel Kraft. Nur –«

      Der Dekan setzte sich nervös in einen Schaukelstuhl mit geflochtenem Sitz, legte seine Schuhe ab, ächzte und zog seine Pantoffel an.

      »Nur, zum Kuckuck, ich kann mich ganz einfach nicht dazu überwinden, ihn gern zu haben! Emma, sag mal: Wenn ich jetzt so alt wäre wie er, glaubst du, daß ich in den Dienst ginge, so wie's heute ist?«

      »Aber, Henry! Was in aller Welt bringt dich dazu, so was zu sagen? Natürlich würdest du! Ja, wenn's nicht so wäre – was hätte unser ganzes Leben für einen Sinn, alles, was wir aufgegeben haben, und so?«

      »Ach, ich weiß. Ich hab' nur bißchen gedacht. Manchmal überleg' ich, ob wir wirklich soviel aufgegeben haben. Es kann auch einem Geistlichen nichts schaden, wenn er sich mal ins Gesicht sieht! Alles in allem, die zwei Jahre, die ich im Teppichgeschäft war, bevor ich ins Seminar ging, hab' ich mich nicht sehr gut gestanden. Vielleicht hätt' ich auch nie mehr verdient als jetzt. Aber wenn ich könnte – angenommen, ich hätte ein großer Chemiker werden können? Würde das nicht (wohl gemerkt, ich spekuliere nur, als Psychologe) – würde das nicht bedeutend besser sein, als Jahr für Jahr die Studenten mit ihren ewig gleichen verdammten Fragen, immer und immer wieder – und jedesmal tun sie so erfreut und überrascht und wichtig damit! – oder Jahr für Jahr immer wieder auf der Kanzel zu stehen und zu wissen, daß die Gemeinde keine Ahnung mehr davon hat, was du gesagt hast, sieben Minuten, nachdem du's gesagt hast?«

      »Aber, Henry, ich weiß gar nicht, was in dich gefahren ist! Ich glaube, du solltest lieber selber ein bißchen beten, statt auf dem armen jungen Gantry herumzuhacken! Du und ich, wir beide hätten nie zufrieden sein können, außer in einer Baptistenkirche oder in einem richtigen, waschechten Baptisten-College.«

      Die Frau des Dekans hörte auf die Handtücher zu stopfen und ging hinauf, um ihren Eltern gute Nacht zu sagen.

      Diese lebten bei ihr, seitdem ihr Vater sich im Alter von fünfundsiebzig Jahren von seiner Landpfarre zurückgezogen hatte. Er war vor dem Bürgerkrieg Missionar in Missouri gewesen.

      Ihre Lippen hatten sich bewegt, ihre Augenbrauen hatten gearbeitet, während sie die Handtücher stopfte; ihre Augenbrauen waren noch immer zusammengezogen, als sie in das Zimmer trat und ihrem Vater in die tauben Ohren schrie:

      »Zeit zum Schlafengehen, Papa. Und für dich auch, Mama.«

      Jedes von ihnen nickte auf seiner Seite der Heizung, die seit Monaten nicht warm war.

      »Schön, Emmy«, piepste der Alte.

      »Hör mal, Papa – sag mir: ich hab' drüber nachdenken müssen: wenn du heute ein junger Mann wärst, würdest du in den Dienst gehen?«

      »Natürlich würd' ich! Was ist das für eine Idee! Der prächtigste Beruf, den ein junger Mann haben kann. Eine Idee! Gute Nacht, Emmy!«

      Aber als seine alte Frau seufzend ihr Korsett ablegte, klagte sie: »Ich weiß nicht, ob du würdest oder nicht wenn ich mit dir verheiratet wäre – was gar nicht so sicher ist, ein zweites Mal – und wenn ich was dreinzureden hätte!«

      »Was sicher ist! Sei nicht dumm. Natürlich würd ich.«

      »Ich weiß nicht. Fünfzig Jahre hab' ich's mitgemacht, und nie hab' ich's ganz fertig gebracht, mich nicht wütend zu ärgern, wenn die Damen von der Kirche rübergekommen sind und mir jeden kleinen gehäkelten Schoner bekrittelt haben, den ich auf den Sesseln hatte und irgendwas Fürchterliches sagen mußten, wenn ich 'nen Hut oder 'nen Schal hatte, der auch nur ganz klein wenig modisch war. ›Das paßt nicht für die Frau eines Geistlichen.‹ Der Deibel soll sie holen! Und mir haben immer Hüte mit paar netten leuchtenden Farben gefallen. Ach ja, ich hab' ganz ordentlich drüber nachgedacht. Du warst immer 'n mächtiger Prediger, aber, wie ich dir schon gesagt hab' –«

      »Hast du schon gesagt.«

      »– ich hab' nie begreifen können, wie du, wenn du auf der Kanzel warst, wirklich alles über diese hohen und großmächtigen und wunderbaren Sachen wissen konntest, und wenn du dann nach Haus gekommen bist, hast du nie genug gewußt, und hast nie genug lernen können, um den Hammer zu finden, oder 'n anständiges Maisbrot zu machen oder 'ne Reihe Zahlen zweimal gleich zu addieren, oder Oberammergau auf der Karte von Österreich zu finden.«

      »Deutschland, Frau! Ich bin schläfrig!«

      »Und die ganzen Jahre so zu tun, als ob wir besonders gut wären, wo wir doch die ganze Zeit nichts weiter als gewöhnliche Leute waren! Bist du nicht froh, daß du wenigstens jetzt 'n einfacher Mensch sein kannst?«

      »Vielleicht ist das ausruhsam. Aber das heißt nicht, daß ich's nicht wieder tun würde.« Der alte Mann grübelte lange. »Ich glaube, ich würde. Auf jeden Fall hat's keinen Sinn, die jungen Leute vom Eintritt in den Dienst abzuschrecken. Irgendwer muß doch das Evangelium predigen, nicht?«

      »Wahrscheinlich. Du meine Zeit. Fünfzig Jahre, seit ich einen Prediger geheiratet hab'! Und wenn ich wenigstens jetzt über die jungfräuliche Geburt Bescheid wüßte! Fang nur nicht zu erklären an! Herr Jeses, wie oft hast du mir's schon erklärt! Ich weiß, es ist wahr – 's steht in der Bibel. Wenn ich's nur glauben könnte! Aber –«

      »Mir wär's recht gewesen, wenn du dich in der Politik versucht hättest. Wenn ich doch bei einem Senator hätt' sein können, wenigstens einmal, bei einem Bankett oder so was, wenigstens einmal, in 'nem hübschen leuchtend roten Kleid mit Goldschuhchen, dann wär' ich ja gern wieder zurückgegangen zu meiner Wolle und zum Fußbodenscheuern und zum Zuhören bei deinem Predigtaufsagen, draußen im Stall, vor dem alten Gaul, den wir so viele Jahre gehabt haben – ach, Herr Jeses, wie lang ist der jetzt schon tot? Das muß sein – ja, 's sind siebenundzwanzig Jahre –

      »Warum ist das nur in der Religion, daß die Sachen, die man glauben muß, gegen alle Erfahrung sind? Jetzt, zum Deibel, geh weg und erzähl mir nicht wieder. ›Ich glaube, weil es unmöglich ist‹! Glauben, weil's unmöglich ist! Hä! So ist's richtig für einen Geistlichen!

      »Du liebe Zeit, ich hoff', ich werd' nicht so lang leben, daß ich noch meinen Glauben verlier'. Scheint ja, je älter ich werd', desto weniger kann ich mich über alle die Prediger aufregen, die von der Hölle reden – bloß haben sie sie nie gesehen.

      »Siebenundzwanzig


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