Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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mit Stolz kann ich sagen, meine Mitbürger, daß Herr Blausser während seines kurzen Aufenthaltes in unserer Stadt mein warmer persönlicher Freund ebensowohl wie mein Kamerad in der Propaganda geworden ist, und ich möchte Ihnen allen den Rat geben, sorgfältig auf die Äußerungen eines Mannes zu hören, der weiß, wie man zu Erfolg kommt.«

      Herr Blausser erhob sich wie ein Elefant mit einem Kamelhals – mit rotem Gesicht, roten Augen, schweren Fäusten, ein wenig rülpsend – ein geborener Führer, der von Gott dazu bestimmt war, Abgeordneter zu werden, sich aber den einträglicheren Ehren des Grundstückshandels zugewandt hatte. Er lächelte seinen warmen persönlichen Freunden und Kameraden in der Propaganda zu und hielt eine dröhnende Rede, die in einem Panegyrikus auf Gopher Prairie ausklang.

      Eine halbe Stunde später sprach der Vorsitzende Haydock ein Dankvotum für Herrn Blausser aus.

      Der Propagandafeldzug hatte begonnen.

      Die Stadt suchte jene tüchtige moderne Abart des Ruhms, die als »Publizität« bekannt ist. Die Musikkapelle wurde wieder ins Leben gerufen und vom Handelsklub mit purpur- und goldschimmernden Uniformen ausgerüstet. Die Amateur-Baseballmannschaft engagierte einen Halbprofessional aus Des Moines und verabredete mit allen Städten im Umkreis von fünfzig Meilen Wettspiele. Die Bürger begleiteten die Mannschaft als »Stimmungsmacher«, in einem Sonderwagen mit Bannern, auf denen zu lesen war: »Aufgepaßt! Gopher Prairie macht sich!«, und die Kapelle spielte: »Lach, lach, lach«. Ob die Mannschaft siegte oder verlor, der »Unverzagte« tobte getreulich: »An die Arbeit, Jungens – alle an die Arbeit – Gopher Prairie muß auf die Landkarte – Fabelhafter Erfolg Unserer Unvergleichlichen Mannschaft.«

      Dann, Herrlichkeit der Herrlichkeiten, leistete die Stadt sich einen »Weißen Weg«. Weiße Wege waren im Mittelwesten Mode. Sie bestanden aus verzierten Kandelabern mit einer Anzahl hochkerziger elektrischer Lampen, die alle zwei oder drei Blocks in der Hauptstraße aufgestellt wurden. Der »Unverzagte« verkündete: »Der Weiße Weg Ist Da – Die Stadt Beleuchtet Wie Der Broadway – Hon. James Blausser Hält Eine Ansprache – Ran, Ihr Zwillingsstädte – Unser Handschuh Ist Geworfen«.

      Der Handelsklub gab ein Büchlein heraus, das von einer großartigen und kostspieligen literarischen Persönlichkeit aus einem Reklamebüro in Minneapolis herausgegeben war, von einem rotköpfigen jungen Mann, der Zigaretten aus langer Bernsteinspitze rauchte. Carola las das Büchlein mit einigem Erstaunen. Sie erfuhr, daß der Regenpfeifer- und der Minnimashiesee in der ganzen Welt wegen ihrer schönen waldigen Ufer, wegen ihrer prächtigen Hechte und Barsche berühmt seien, die nirgends im ganzen Land ihresgleichen haben; daß die Wohnhäuser Gopher Prairies Vorbilder der Würde, Behaglichkeit und Kultur seien, mit Rasenplätzen und Gärten, die weit und breit berühmt sind; daß die Schulen und die Bibliothek Gopher Prairies in ihrem hübschen und gemütlichen Gebäude im ganzen Staat berühmt seien; daß die Mühlen Gopher Prairies das beste Mehl im Lande machen; daß die Farmländereien in der Umgebung überall, wo Menschen Brot und Butter essen, für ihren unvergleichlichen Ia Hartweizen und für ihr unvergleichliches Ia Holsteinisch-Friesisches Vieh bekannt seien; und daß die Läden in Gopher Prairie sehr wohl den Vergleich mit Minneapolis und Chicago ertragen können, sowohl was ihren Reichtum an Luxus- und Bedarfsgegenständen betreffe, als auch die immer höfliche Aufmerksamkeit des geschulten Verkaufspersonals. Kurz, sie erfuhr, daß dies hier der einzig vernünftige Ort für Fabriken und Engrosfirmen sei.

      »Dahin wollte ich ja immer; in diese Musterstadt Gopher Prairie«, sagte Carola.

      Farmer setzten sich zur Ruhe und zogen in die Stadt. Die Bauplatzpreise waren um ein Drittel gestiegen. Aber es gelang Carola nicht, etwas Interessantes, anregende Unterhaltung oder suchende Geister zu finden. Sie konnte, so versicherte sie sich, eine schäbige, aber bescheidene Stadt ertragen; eine schäbige und größenwahnsinnige Stadt aber konnte sie nicht ertragen. Sie konnte Champ Perry pflegen und sich an der Nachbarfreundlichkeit Sam Clarks erwärmen, aber sie konnte nicht dem Ehrlichen Jim Blausser applaudieren. In den Tagen der ersten Liebe hatte Kennicott sie gebeten, die Stadt der Schönheit zuzuführen. Wenn der Ort jetzt so schön war, wie Herr Blausser und der »Unverzagte« sagten, dann war ihre Arbeit getan, und sie konnte gehen.

      Vierunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Kennicott hatte nicht die übermenschliche Geduld, immer wieder Carolas Ketzereien verzeihen zu können, sie zu umwerben wie während des kalifornischen Abenteuers. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber sie verriet sich, als es ihr mißlang, über die Propaganda in Entzücken zu geraten. Kennicott glaubte daran; er verlangte, daß sie sich patriotisch über den Weißen Weg ausspreche. Er schnauzte: »Weiß Gott, ich hab' alles getan, was ich konnte, und jetzt erwart' ich, daß du das deine tust. Jahrelang hast du dich darüber beklagt, daß wir so stumpf sind, und jetzt, wo Blausser herkommt und anfeuert und die Stadt verschönert, wie du immer wolltest, daß jemand es tut, also, jetzt sagst du, er ist 'n grober Klotz, und willst nicht mit dem Musikwagen fahren. Wenn du schon kein Interesse hast, dann könntest du dir wenigstens die Mühe machen, so zu tun.«

      Im Frühherbst kam aus Wakamin die Nachricht, daß der Sheriff einem Organisator der Nationalliga der Parteilosen untersagt habe, in seiner Provinz zu sprechen. Der Organisator hatte dem Sheriff Trotz geboten und verkündet, daß er in einigen Tagen bei einem politischen Farmermeeting eine Rede halten werde. In dieser Nacht, so wurde berichtet, hatte ein Haufen von hundert Geschäftsleuten unter der Anführung des Sheriffs den Organisator in seinem Hotel ausgehoben, ihn »auf einem Brett getragen«, in einen Güterzug gesteckt und ihn davor gewarnt, wiederzukommen.

      Die Geschichte wurde in Dave Dyers Apotheke durchgehechelt, es waren Sam Clark, Kennicott und Carola da.

      »So muß man die Kerle behandeln – nur hätten sie ihn lynchen sollen!« erklärte Sam, und Kennicott und Dave Dyer bekräftigten es mit einem stolzen »Na klar!«

      Carola entfernte sich hastig, was Kennicott nicht entging.

      Während des ganzen Abendessens wußte sie, daß es in ihm kochte und bald überlaufen würde. Als das Kind im Bett war und sie bequem in Liegestühlen auf der Veranda saßen, meinte er: »Ich hab' schon gemerkt, daß du gemeint hast, Sam ist 'n bißchen roh gewesen bei der Geschichte mit dem Kerl, den sie aus Wakamin hinausgeschmissen haben.«

      »War Sam nicht etwas überflüssigerweise heroisch?«

      »Alle diese Organisatoren, ja, und eine Menge von den deutschen und den dickschädligen Farmern selber auch, die sind umstürzlerisch wie der Teufel – verräterische, unpatriotische, prodeutsche Pazifisten, das sind sie!«

      »Hat dieser Organisator etwas Prodeutsches gesagt?«

      »Gar keine Spur! Dazu hat man ihm keine Zeit gelassen!« Sein Lachen klang theatralisch.

      »Dann war also der ganze Vorgang ungesetzlich – und vom Sheriff angeführt! Ja, wie wollt ihr denn, daß diese Fremden eure Gesetze befolgen, wenn der Gesetzesbeamte selbst sie lehrt, sie zu brechen? Ist das eine neue Logik?«

      »Vielleicht war's nicht ganz in der Ordnung, aber was liegt denn da schon dran? Die Leute haben gewußt, daß der Kerl probieren wird, aufzuwiegeln. Sobald sich's darum handelt, den Amerikanismus und unsere verfassungsmäßigen Rechte zu verteidigen, ist es gerechtfertigt, jede ordnungsmäßige Prozedur beiseitezusetzen.«

      »Du bist gegen den Organisator, nicht weil du ihn für umstürzlerisch hältst, sondern weil du Angst davor hast, daß die Farmer, die er organisiert, euch Städtern das Geld wegnehmen, das ihr mit Hypotheken, mit Weizen und mit Fabriken verdient. Natürlich, seitdem wir Krieg mit Deutschland haben, ist alles, was einer unter uns nicht mag, ›prodeutsch‹, ob's nun geschäftliche Konkurrenz oder schlechte Musik ist. Wenn wir mit England kämpften, würdet ihr die Radikalen ›proenglisch‹ nennen. Und sobald der Krieg vorüber ist, werdet ihr sie wahrscheinlich ›rote Anarchisten‹ nennen.«

      So


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