Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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genug! Ich hab' mir's gefallen lassen, wie du dich über die Stadt lustig gemacht und gesagt hast, daß sie so häßlich und stumpfsinnig ist. Ich hab' mir's gefallen lassen, daß du gute Kerle wie Sam nicht anerkennen wolltest. Ich hab' mir sogar gefallen lassen, daß du unsere Campaign ›Aufgepaßt, Gopher Prairie macht sich!‹ lächerlich gemacht hast. Aber eines werde ich mir nicht gefallen lassen: ich werd' mir nicht gefallen lassen, daß meine eigene Frau umstürzlerisch wird. Du kannst alles in schöne Worte einwickeln, aber du weißt verdammt gut, daß diese Radikalen, wie du sie nennst, gegen den Krieg sind, und jetzt, hier auf der Stelle, muß ich dir sagen, du und alle die Männer mit langen, und Weiber mit kurzen Haaren, ihr könnt quatschen, so viel ihr wollt, aber wir werden die Burschen in die Hand nehmen, und wenn sie nicht patriotisch sind, werden wir sie dazu bringen, patriotisch zu sein. Und – der Himmel weiß, daß ich mir nie hätt' träumen lassen, daß ich das meiner eigenen Frau sagen muß – aber wenn du diese Menschen verteidigst, dann gilt dasselbe auch für dich! Nächstens wirst du wahrscheinlich irgendwas von Redefreiheit quatschen. Redefreiheit! 's gibt vielzuviel Redefreiheit und Freibier und Freie Liebe und von der ganzen verdammten Maulfreiheit, und wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich euch schon dazu bringen, nach den festgelegten Gesetzen der Anständigkeit zu leben, und wenn ich euch auch –«

      »Will!« Jetzt war sie nicht ängstlich. »Bin ich auch prodeutsch, wenn ich's nicht zuwege bringe, mich für den Ehrlichen Jim Blausser zu begeistern?«

      Er brummte: »Das Ganze paßt ausgezeichnet zu deinem ewigen Gekrittel! Ich hätt' mir ja denken können, daß du jeder anständigen wirklichen Arbeit für die Stadt oder für –«

      »Du hast recht. Alles, was ich getan habe, paßt zueinander. Ich gehöre nicht zu Gopher Prairie. Das soll keine Verurteilung Gopher Prairies sein, vielleicht ist es eine Verurteilung meiner selbst. Schön! Von mir aus! Ich gehöre nicht hierher, und ich werde gehen. Jetzt bitte ich nicht mehr um Erlaubnis. Ich gehe einfach.«

      Er knurrte: »Willst du mir sagen, wenn's dir nicht zuviel Mühe macht, für wie lange du weg willst?«

      »Ich weiß nicht. Vielleicht für ein Jahr. Vielleicht fürs ganze Leben.«

      »Aha. Na ja, natürlich, es wird ja ein Heidenspaß für mich sein, meine Praxis zu verkaufen und überall hinzugehen, wohin du willst. Möchtest du vielleicht, daß ich mit dir nach Paris komme und Kunst lerne und Samthosen und 'ne Weibermütze trag' und Spaghetti fress'?«

      »Nein, ich glaube, wir können dir diese Mühe ersparen. Du verstehst nicht ganz. Ich gehe – ich gehe wirklich – und zwar allein! Ich muß herausfinden, was meine Arbeit ist –«

      »Arbeit? Arbeit? Freilich! Das ist das ganze Malheur mit dir! Du hast nicht genug Arbeit. Wenn du fünf Kinder hätt'st und kein Dienstmädel und im Haus helfen und die Sahne separieren müßtest wie die Frauen auf den Farmen, dann wärst du nicht so mißvergnügt.«

      »Ich weiß. Zufällig habe ich lauter solche Sachen getan. Es ist sehr oft vorgekommen, daß wir kein Mädchen hatten, und dann hab' ich die ganze Hausarbeit gemacht und Hugh betreut und bin ins Rote Kreuz gegangen, und hab' das alles sehr tüchtig gemacht. Ich bin eine gute Köchin und ein gutes Stubenmädchen, du darfst dir nicht erlauben, zu sagen, daß ich's nicht bin! Aber, ich weiß ja, es ist ein hoffnungsloser Fall mit uns mißvergnügten Frauen! Ja, wozu wollt ihr uns denn dann bei euch haben? Damit wir euch behelligen? Es geschieht also für dich, wenn ich gehe!«

      »Und so 'ne Kleinigkeit wie Hugh spielt natürlich gar keine Rolle?«

      »O ja, die Hauptrolle. Deshalb werde ich ihn auch mitnehmen.«

      »Und wenn ich mich weigere?«

      »Das wirst du nicht!«

      Ganz ratlos: »Ach – Carrie, Teufel noch einmal, was willst du denn eigentlich überhaupt?«

      »Ich hab' ein Recht auf mein eigenes Leben.«

      »Das hab' ich auch!«

      »Und?«

      »Ich habe ein Recht auf mein Leben – und das bist du, du bist mein Leben.«

      »Du hast ein Recht darauf, wenn du mich halten kannst. Kannst du das?«

      2

      Das letzte, was sie auf dem Bahnsteig sah, war Kennicott, getreu mit der Hand winkend, das Gesicht so voll verständnisloser Einsamkeit, daß er nicht lächeln, nur krampfhaft den Mund verziehen konnte. Sie winkte ihm, solange sie konnte, und als er nicht mehr zu sehen war, wäre sie am liebsten aus dem Zug gesprungen und zu ihm zurückgelaufen. Sie dachte an hundert Zärtlichkeiten, um die sie sich nicht gekümmert hatte.

      Sie hatte ihre Freiheit, und die war leer. Dieser Augenblick war nicht der höchste in ihrem Leben, sondern der niedrigste und verzweifeltste, und das war schließlich doch ausgezeichnet, denn statt abwärtszugleiten, begann sie emporzusteigen.

      Sie seufzte: »Ich könnte das nicht tun, wenn Will nicht so freundlich wäre, wenn er mir nicht das Geld gäbe.« Doch eine Sekunde später: »Ich bin neugierig, wieviel Frauen wohl immer zu Hause bleiben würden, wenn sie das Geld hätten?«

      Hugh klagte: »Mammi!« Er saß neben ihr auf der roten Plüschbank im Personenwagen; ein dreieinhalbjähriger Junge. »Ich mag nicht mehr Eisenbahn spielen. Spielen wir was anderes.«

      Fünfunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Sie fand Beschäftigung im Kriegsversicherungsamt. Obgleich der Waffenstillstand mit Deutschland wenige Wochen nach ihrer Ankunft in Washington unterzeichnet wurde, arbeitete das Büro weiter. Täglich hatte sie Korrespondenzen zu registrieren; später beantwortete sie Anfragen. Es war ein Einerlei langweiliger Einzelheiten, doch sie versuchte sich einzureden, sie hätte »richtige Arbeit« gefunden.

      Sie bemerkte, daß sie Büroarbeit tun konnte, ohne etwas von der vorgeblichen Frauentugend der Häuslichkeit zu verkehren; daß das Kochen und Aufräumen, wenn man nicht wichtigtuerisch herumwirtschaftete wie die Bessietanten, nur ein Zehntel von der Zeit in Anspruch nimmt, die in Gopher Prairie als anständig gilt.

      Daß sie sich nicht bei der Lustigen Siebzehn für ihre Gedanken entschuldigen, daß sie am Ende des Tages nicht Kennicott Bericht darüber erstatten mußte, was sie getan hatte oder noch tun wollte, war eine Erlösung, welche die Büroermüdung wett machte. Sie fühlte, daß sie nicht mehr die Hälfte einer Ehe, sondern ein ganzer Mensch für sich war.

      Nach einem Kreisler-Konzert, das für die Regierungsangestellten gegeben wurde, ging sie einmal die Sechzehnte Straße entlang; die Lampen flammten in sanften Lichtkreisen auf, Wind blies durch die Straße, frisch wie die Präriewinde, nur freundlicher, sie blickte die Ulmenallee der Massachusetts Avenue entlang, sie freute sich an den reinen Linien des Schottischen Freimaurertempels: da wußte sie, daß sie die Stadt liebte wie nichts außer Hugh. Ihre Tage vergingen schnell, und sie erkannte, daß sie in ihrer Dummheit des Davonlaufens den Mut zur Klugheit gefunden hatte.

      Der erste Monat war ein verzweifeltes Jagen nach Wohnung in der übervölkerten Stadt. Sie mußte in einem ungemütlichen großen Zimmer in einer schäbigen Pension hausen, die von einer unwilligen, verarmten Dame geführt wurde, und Hugh der Obhut einer zweifelhaften Kinderpflegerin überlassen. Aber später fand sie ein Heim.

      2

      Immer mußte sie Washington (wie es ihr zweifellos auch in New York oder London gegangen wäre) eine gehörige Portion Hauptstraße gewähren. Die vorsichtige Stumpfheit eines Gopher Prairie zeigte sich in den Pensionen, in denen damenhafte Büroangestellte mit jungen Offizieren über das Kino schwatzten; tausend Sam Clarks und einige Witwen Bogart waren im sonntäglichen Automobilkorso zu erkennen, in Gesellschaften nach dem Theater und bei den offiziellen


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