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Handbuch zu Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«. Bernd-Jürgen FischerЧитать онлайн книгу.

Handbuch zu Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« - Bernd-Jürgen Fischer


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assistierte. Hahn komponierte 1902 ein Stück Les Muses pleurant la mort de Ruskin (BnF VM7-17879) und widmete es Proust. Diese Venedigreise hat sicherlich in der Venedigreise Marcels in der Entflohenen ihre kunsthistorischen Spuren hinterlassen (im Herbst desselben Jahres unternahm Proust eine weitere Reise nach Venedig, diesmal allein). 1895 lernte Proust durch Reynaldo Hahn Sarah Bernhardt kennen, mit der dieser befreundet war und deren Biographie er 1930 verfasste (La Grande Sarah). Ebenfalls durch Reynaldo Hahn wurde Proust 1910 mit Jean Cocteau bekannt gemacht, der zusammen mit Federico (»Coco«) de Madrazo y Ochoa das Li­bretto zu Hahns Ballett Le Diable bleu verfasste, aber auch an den Szenarien für die Ballets Russes beteiligt war, was es Proust ermöglichte, auch Diaghilev und Nijinsky zu treffen. Durch Hahns Schwester Marie de Madrazo ließ Proust Erkundigungen zu Stoffmotiven bei ihrem Neffen einholen, dem Damenschneider und Stoffdesigner Mariano Fortuny (1871–1949). Zur Verwandtschaft Hahns mit der weitverzweigten, auch im Prado gut vertretenen spanischen Maler-Dynastie de Madrazo, die Proust zum Teil kennenlernte – insbes. auch Coco (= Frédéric = Federico) de Madrazo y Ochoa, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband – s. den Stammbaum in Kap. VIII.7

      Die folgenreichste Bekanntschaft, die Proust durch Hahn 1894 vermittelt wurde, war aber zweifellos die mit Alphonse Daudet, dessen Werke Proust schon von Jugend an bewundert hatte; Bergotte dürfte einige seiner literarischen Charakteristika von Daudet geerbt haben. 1919 war Daudets Sohn Léon maßgeblich daran beteiligt, dass Proust den Prix Goncourt (s. unten) erhielt. Mit beiden Söhnen, Léon und Lucien, verband Proust eine lebenslange Freundschaft, trotz des aktiven Antisemitismus des Journalisten Léon. Die Freundschaft mit ihm führte 1900 zu der Bekanntschaft mit Gaston Calmette, dem Herausgeber des Figaro, der Proust nachdrücklich förderte und dem der erste Band der Recherche gewidmet ist. Die Freundschaft mit dem sieben Jahre jüngeren Maler und Schriftsteller Lucien nahm recht bald deutlich amouröse Züge an, was den Kritiker Jean Lorrain vom Journal dazu veranlasste, von einer »besonderen Freundschaft« zu sprechen; Proust forderte ihn daraufhin zum Duell mit Pistolen: »Niemand wurde verletzt, und die Sekundanten erklärten den Streit für beigelegt« (Le Figaro, 2. 2. 1897). Nach dem Erscheinen von Swann schrieb Lucien eine hingerissene Rezension für den Figaro.

      Im Salon von Madame Straus hatte Proust neben Madame Lemaire 1891 auch Jacques-Émile Blanche (1861–1942) kennengelernt, einen erfolgreichen Gesellschaftsmaler, der 1892 das allgemein bekannte Porträt von Proust anfertigte. Die Familie Blanche lebte in Auteuil, was Proust Gelegenheit zu häufigen Besuchen gab; Émiles Vater, der berühmte Neurologe Antoine, betrieb in Auteuil eine Nervenheilanstalt, in der er neben anderen Künstlern und Schriftstellern auch Maupassant in dessen letzten Lebenstagen behandelte. Die Freundschaft zwischen Proust und Jacques-Émile Blanche hatte eher sporadischen Charakter; so ruhte von 1893 bis 1914, immerhin 21 Jahre lang, jeglicher Kontakt zwischen den beiden. 1918 verfasste Proust ein Vorwort zu Émiles De David à Degas, das zu heftigen Meinungsverschiedenheiten führte, auf die Émile dann in der Widmung des Folgebandes Dates einging. In seinem Buch Mes Modèles (1928) erinnert sich Émile ausführlich an Proust und seine Beziehung zu ihm.

      Dem gleichen Salon verdankte Proust die Bekanntschaft mit der Urenkelin Laure-Marie (1859–1936) des Marquis de Sade, die 1879 den Comte Adhéaume de Chevigné heiratete und der der junge Proust im Frühjahr 1892 bei ihren Spaziergängen aufzulauern pflegte. Als sie sich bei der Lektüre von Guermantes in dieser Szene und in dem Vogelprofil (»das zähe Huhn, das ich einst für einen Paradiesvogel hielt«, Corr. XX, S. 349) der Herzogin von Guermantes wiedererkannte, brach sie die Beziehung zu Proust ab: »Als ich zwanzig war, wollte sie mich nicht lieben; muss sie sich jetzt, wo ich vierzig bin und aus ihr das Beste der Herzogin von Guermantes gemacht habe, weigern, mich zu lesen?«8

      Einen weiteren Ausgangspunkt für interessante Bekanntschaften bildete die aus Rumänien stammende Chopin-Interpretin Princesse Rachel Bassaraba de Brancovan (1847–1923), die Proust während seines Urlaubs in Évian 1893 kennenlernte. Ihre eine Tochter, Hélène (1878–1929), der Proust eine tiefe Zuneigung entgegenbrachte und der er 1906 das Vorwort zu Sésame et les Lys widmete, heiratete 1898 den Prince Alexandre de Caraman-Chimay, die andere, Anna (1876–1933), den Comte de Noailles. Anna wiederum machte Proust mit ihren Cousins bekannt, den Princes Antoine und Emmanuel Bibesco, zu denen sich eine enge Freundschaft entwickelte, die gelegentlich auch als »intim« beschrieben wird. Vierter im Bunde war Prousts stets angehimmelter Schulfreund Bertrand de Fénelon, den die Bibesco-Brüder aber schon vorher kannten. Die Mutter der beiden Brüder, die ebenfalls aus Rumänien stammende Hélène Bibesco (1855–1902), unterhielt einen Salon, in dem die künstlerische Elite verkehrte, nicht zuletzt der von Proust geschätzte Autor Pierre Loti (1850–1923). Die Sprachschnitzer des Hoteldirektors in Balbec, der aus Rumänien stammt, mag Proust zum Teil auch Rachel de Brancovan oder Hélène Bibesco abgelauscht haben.

      Enger noch als Prousts Verhältnis zu Hélène, deren Charme ihn bezauberte, war das zu Anna de Noailles, deren Dichtungen er bewunderte und deren Gedichtband Les Éblouissements er 1907 in der Literaturbeilage des Figaro in den höchsten Tönen lobend besprach. Umgekehrt bezeugt ein umfangreicher Briefwechsel das lebhafte Interesse, das Anna an Prousts Arbeit schon während der Entstehung von Contre Saint-Beuve und später an der Recherche nahm. Über Anna de Noailles lernte Proust 1902 den halbjüdischen Duc Armand de Guiche (1879–1962) kennen, mit dem er sich häufig in Restaurants traf und der später als Physiker reüssierte, sowie den Duc Louis d’Albufera (1877–1953), genannt »Albu«, der sich vor allem für Autos, Reisen und Frauen interessierte, aber dennoch an Proust hing, bis er nach dem Erscheinen von Sodome et Gomorrhe 1922 sich und seine Geliebte Louisa de Mornand in Saint-Loup und Rachel wiederzuerkennen meinte. Prousts Versöhnungsversuchen war kein Erfolg beschieden.

      1889, während seines Militärdienstes, wurde Proust in den berühmten Salon der Bankierstochter Léontine Arman de Caillavet (1844–1910) eingeführt – von wem, ist nicht bekannt –, in dem »Tout Paris« verkehrte (Maler, Politiker, Schauspieler, Schriftsteller, jedoch keine Musiker), freundete sich mit dem Sohn Gaston (1869–1915) an, der Redakteur des Figaro war und im Ersten Weltkrieg fiel, und lernte endlich einen seit früher Jugend glühend verehrten Autor kennen, Anatole France (1844–1924), den Geliebten von Madame Arman, dem Proust im ersten Teil des zweiten Bandes in der Person Bergottes ein liebevoll-ironisches Denkmal errichtete. Anatole France schrieb 1896 zwar das Vorwort zu Prousts Les Plaisirs et le Jours, schien aber kein tiefergehendes Interesse an dieser Bekanntschaft zu haben.

      André Gide (1869–1951) lernte Proust 1891 durch seinen Studienkollegen Gabriel Trarieux kennen. Gide arbeitete ab 1893 bei der avantgardistischen Literaturzeitschrift La Revue blanche und leitete ab 1911 mit anderen die Nouvelle Revue Française, eine Funktion, in der er noch eine besondere Rolle für die Recherche spielen sollte; dazu s. weiter unten den Abschnitt zur Erstausgabe (S. 71). Die Beziehung zwischen dem heimlichen Homosexuellen Proust und dem bekennenden Homosexuellen Gide beschränkte sich bis 1921 auf das Geschäftliche, bis die Publikation von Sodome et ­Gomorrhe I das gemeinsame Interessengebiet offenbarte. Von da an besuchte Gide Proust öfter, um seine Darstellung des Themas mit ihm zu diskutieren. Gide seinerseits hatte eine Verteidigungsschrift der Homosexualität verfasst, betitelt Corydon, die er 1920 privat drucken ließ (publiziert 1924).

      Eine wichtige Bekanntschaft schließlich, die einmal nicht über Dritte vermittelt wurde, ist die mit den Kunstmäzenen Violet (1874–1962) und Sydney Schiff (1868–1944). Violet, geb. Beddington, war eine englische Übersetzerin französischer Literatur, die der englische Romanautor Sydney Schiff 1911 in zweiter Ehe heiratete. 1919 schrieb Sydney an Proust, um ihm seine Bewunderung für Swann auszudrücken, widmete ihm seinen Roman Richard Kurt und bat ihn, in seiner Literaturzeitschrift Art and Letters einen Auszug aus dem zweiten Band vorabdrucken zu dürfen, was Proust aber so kurz vor dessen Erscheinen ablehnte. Die Korrespondenz zwischen quasi Unbekannten, die sich – soweit erhalten – wie ein Briefwechsel zwischen uralten Freunden liest, riss bis zu Prousts Tod nicht ab. In der Spargelzeit 1919 begegneten sie sich schließlich persönlich in Paris und diskutierten eine Nacht hindurch in Prousts Wohnung. Erstaunlicherweise klärte sich dennoch nicht der Irrtum Prousts auf, dass »Stephen Hudson«, der Name, unter dem Richard Kurt erschienen war, das Pseudonym von Violet und nicht von Sydney Schiff sei, was Prousts Briefen an die Schiffs gelegentlich eine unfreiwillige Komik verleiht. Im Mai 1920 und im Mai 1922 kamen sie noch einmal in Paris zusammen, wenn auch nur kurz. Das Treffen


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