Wundersame Geschichten. Ingrid FischerЧитать онлайн книгу.
sollte die Hochzeit sein, sodass die Vorbereitungen bereits getroffen wurden.
Angeli geriet in Panik. Dieser Mann mochte auf seine Art ein liebenswerter Mensch sein, aber Angeli liebte ihn nicht. Bisher hatte sie sich immer vorgestellt, dass sie den Mann, den sie einmal heiratete, auch lieben würde. So rannte sie voller Aufregung davon, in die Ruhe des Waldes.
Kaum betrat sie den grünen, moosigen Boden, schien alle Aufregung von ihr abzufallen. Ihre Schritte verlangsamten sich, ihr Atem wurde ruhiger. Sie nahm die Stille war und wurde wieder fähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie bemerkte, dass sie instinktiv hierher gelaufen war, zum einen, weil das hier einer ihrer Lieblingsplätze war, zum anderen, weil sie hoffte Triere wiederzutreffen, den einzigen Menschen, mit dem sie jetzt reden mochte.
Aber ihr fiel ein, dass sie überhaupt nicht wusste, wo sich Terez Hütte befand. Sie dachte daran, dass sie in all den Jahren, die sie nun schon hierher kam, niemals von allein auf seine Hütte gestoßen war. Wieso sollte ihr das jetzt gelingen? Angela verließ der Mut. Sie setzte sich erst mal an den Stamm einer alten Buche und ließ ihre Gedanken zur Ruhe kommen. Dann bemerkte sie, dass sie sich schon seit geraumer Zeit nichts so sehr wünschte wie die Tatsache Trere wiederzutreffen und dieser Wunsch schien sie ganz und gar auszufüllen.
Nach einer Weile knackte es im Gehölz. Angeli glaubte, dass nun einer ihrer vierbeinigen Freunde angelaufen käme.
Plötzlich stand Trere vor ihr, mit ernsten, fragenden Augen.
Angeli konnte das kaum fassen: „Trere, ein Glück, dass Du hier bist. Ich wollte Dich unbedingt sprechen und habe doch nicht gewusst, wie ich Dich finden sollte."
„Du hast es in Dir gewusst und Du hast dafür genau das Richtige getan. Was hast Du auf dem Herzen?"
Angeli erzählte Trere, in was für einer Situation sie sich befand. Sie erzählte, dass all diese Bewerber überhaupt nicht ihrer Vorstellung von einem Ehemann entsprachen.
„Wie muss dieser Mann denn beschaffen sein?"
Angeli beschrieb ihre Traumvorstellung von einem Mann: freundlich, klug, witzig, humorvoll. Er sollte nichts auf Etikette geben und sich auch einmal „daneben" benehmen können. Er sollte den Wald, die Natur und vor allem Tiere lieben. Er sollte nicht so „normal" sein wie die meisten Männer. Er sollte Spaß haben an ungewöhnlichen Dingen.
Und dann fiel Angeli auf, dass sie Trere beschrieben hatte und sie wurde über und über rot.
„Ich danke Dir für dieses Kompliment. Ich wusste ja nicht, dass Du in mich verliebt bist. Wenn ich jemals die Absicht hätte zu heiraten, würde ich auch als erstes an Dich denken, Angeli. Wir zwei verstehen uns wirklich sehr gut und wie wir eben festgestellt haben, sogar ohne Worte. Aber ich habe nicht vor zu heiraten. Schau mich an! Ich bin keine gute Partie. Ich kann keine Familie ernähren. Bei Galadinees würde ich mich stets blamieren und ich wäre unglücklich, wenn ich in einem großen, teuer eingerichteten Haus mit künstlichen Blumenbeeten davor leben müsste. Hier bin ich glücklich. Hier ist mein zu Hause und ich möchte nicht wegziehen. Willst Du so mit mir leben? Ich lade Dich ein es zu tun, mit mir hier zu leben, denn Du bist der einzige Mensch mit dem ich hier leben könnte. Wir sind uns sehr ähnlich. Überleg es Dir! Aber sei ehrlich zu Dir. Folge nicht einer momentanen Laune. Du tätest mir sehr weh, wenn Du nach kurzer Zeit feststellen würdest, dass Du Dich geirrt hast und Deine Liebe doch nicht ausreicht um mit mir hier zu leben."
Das war wohl eine der längsten Ansprachen, die Trere jemals gehalten hatte und Angeli liefen dabei die Tränen die Wangen hinunter, so gerührt und verwirrt war sie.
„Ich kann jetzt nichts antworten Ich bin viel zu verwirrt. Ich muss meine Gedanken sich erst einmal ordnen lassen."
„Du hast alle Zeit der Welt. Denke nach und schau genau in Dich hinein. Wenn Du zu einem Schluss gekommen bist, dann komm wieder."
So trennten sich die zwei und Angeli lief zurück zum Dorf. Sie wusste nicht genau, wohin sie eigentlich gehen sollte. Nach Hause konnte sie nicht, denn dort warteten ihr Vater und ihr zukünftiger Ehemann. Und was sollte sie den beiden sagen?
So lief sie unschlüssig den Weg ums Dorf entlang, pflückte dabei einen großen Strauß bunter Feldblumen und begann vor sich hin zu summen.
Plötzlich stand sie vor der Tür von Molati, der Weisen des Dorfes. Ohne dass sie geklopft hätte, öffnete sich die Tür und Molati stand im Eingang.
„Ich habe Dich schon erwartet. Komm herein und setz Dich. Du musst müde sein nach all der Aufregung."
Sie schob Angeli in einen großen, dicken gemütlichen Ohrensessel mit vielen weichen Kissen und einer kuscheligen Decke. Und kaum hatte Angeli es sich dort bequem gemacht, schlief sie auch schon ein und träumte. Sie träumte von einer wunderschönen, weisen Frau, zu der viele, viele Menschen kamen um Rat einzuholen. Und sie bemerkte, dass diese Frau sehr glücklich war, denn sie schien über und über zu strahlen.
Nachdem Angeli aufgewacht war, setzte sich Molati ihr gegenüber, reichte ihr eine wohltuende Tasse heißen Tee und blickte ihr prüfend in beide Augen.
„Hast Du den Traum verstanden? Wenn ja, bin ich sicher, Du weißt, was es für Dich zu tun gibt." Mit diesen Worten ließ Molati Angeli allein, damit sie erst einmal nachdenken könne.
Spät am Abend kam Angeli wie aus einer tiefen Trance wieder zu sich und bemerkte, dass Molati wieder ihr gegenüber saß.
„Der Traum hat sich so wohlig angefühlt. Ich wäre am liebsten wie diese Frau in meinem Traum."
„Dann sei es doch! Was hält Dich davon ab?"
„Du bist unsere weise Frau im Dorf und mein Vater wird wütend sein, wenn ich nicht tue, was er von mir will."
„Hat er jemals schon etwas gegen Deinen Willen durchsetzen können oder wollen?"
Angeli musste ihr Recht geben. Und so geschah es, dass sie bei der weisen Molati in die Lehre ging, die inzwischen zu alt wurde um dieses Amt noch lange auszuüben, um nach deren Ausscheiden ihre Nachfolge anzutreten. _
Nun, Angelis Vater war zuerst nicht besonders glücklich über diese Entwicklung, denn Angeli würde somit niemals heiraten und er würde niemals Enkelkinder im Arm halten.
Letztendlich war er jedoch stolz, stolz auf seine Tochter, die von jedermann im Dorf geachtet wurde und deren Wort allen so viel galt, auch ihm.
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