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Wolf unter Wölfen. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада


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seine Fröhlichkeit, sein milder Ernst – dahin! Dahin! Dahin –? Hier sind sie, gesteigert, mit einem Strahlenglanz, den die Ewigkeit dem Leben leiht.

      Da ist eines, kurz vor seiner ›Genesung‹ gemalt, das letzte fertiggestellte, ehe er den Pinsel fortlegte. Er ließ sie sich an ein Fenster setzen, das Fenster war offen, sie saß starr und still da wie kaum je in ihrem tätigen Leben. Es ist ihr Bild, sie ist es, da sie noch bei ihm war, von ihm gemalt, als sie ihm noch etwas galt. Nichts weiter: eine junge Frau am Fenster, wartend, vielleicht wartend, draußen rauscht die Welt. Junge Frau am Fenster, sie – sein schönstes Bild!

      Von ihm gemalt, da er noch bei dir war. Wo ist er jetzt? Der Morgen ist in der rauschenden Welt, strahlend, voller Sonnenglanz (aber dir wird die Sonne fahl), da sie den Mann heimtragen, beschmutzt, die klugen Hände gekrümmt, das Kinn schlaff, an der Schläfe ein Blutgerinnsel. Oh, sie sind sehr achtsam mit ihr, die Herren Polizisten und die Herren Kriminalisten, es ist in einer Straße geschehen, deren Namen ihr natürlich nichts sagt. Ein Unglücksfall – ja, ein Fall. Schweig!

      Fliehe dahin, Zeit, eile dich doch! Hier kommt der Sohn. Der Vater stieg auf als ein strahlendes Gestirn, leuchtete dann lange mild und erlosch jäh. Er ist erloschen, wir warten auf den Sohn! Ein kleines Licht in der Nacht, ein Nichts, wärmeloses Feuer. Aber wir sind nicht so allein.

      Die Frau im Fenster, die alte Frau, wendet sich um. Da ist das Bild. Jawohl, es ist alles richtig: Junge Frau am Fenster, wartend.

      Die alte Frau legt den Rest ihrer Zigarre in den Aschenbecher.

      Mir ist wirklich so, als könnte der dumme Junge heute kommen. Zeit wird's!

       7

      Die Thumannsche, Eheliebste des Maurers Wilhelm Thumann, schwammig, wabblig, in fließenden Gewändern, mit einem schwammig wabbligen Gesicht, in dem doch ein Zug säuerlicher Strenge vorherrscht – die Thumannsche schlurrt mit dem unvermeidlichen Pott über den Gang, zum Klo, abwärts, eine halbe Treppe tiefer, Klo von drei Parteien. Die Thumannsche, völlig bedenkenlos in der Beherbergung übelst beleumdeter Mädchen mit Anhang (zur Zeit bewohnt die rassige Ida vom Alex das Zimmer vis-à-vis von Pagels), ist voller sanitärer Bedenken, was das Klo anlangt: Da hamm se ja nu diese Baktzillen entdeckt, Liebecken. Sie hätten es können ja ooch sein lassen, aber wo se's nu mal jetan haben, und die feinsten Leute haben wir hier ooch nich, und manchmal, wenn ick uff den Klosett komme, ick denke doch, mir jeht die Puste wech, und wer weeß, wat dat allens drin rumwirbelt, und eenmal war ooch een schwarzer Käfer da, und er sah mir soo jefährlich an ... Nee, wie denn, wat denn, ick wer keene Wanzen kennen, keene Hausbienen! Mir dürfen Se doch so wat nich erzählen, Liebecken, wo ick und de Wanzen, wir sind doch zusammen jroß jeworden. Aber seitdem se die entdeckt haben, sare ick zu meinem Willem: Pott bleibt Pott, und: Gesundheit ist das halbe Leben! Willem, sare ick zu ihm, paß uff, wo de dir hinstellst. Die Biester springen dir an wie die Tiger, und eh de dir umsiehst, bringst de eene janze Mikrokosmetik int Haus! Aber wat soll ick Sie sagen, Liebecken, komisch is der Mensch ja doch injerichtet, seit ick mit dem Pott jehe, loof ick immerzu. Nich daß ick mir beklage, nur: es ist wunderbar! Ick weeß, unser junger Herr, der de kleene, blasse Dunkle hat, sie is aber nich seine Frau, bloß, sie bildt sich ein, sie wird's, und manchen schmeckt ja so 'ne Inbildung wie uns Kuchen von Hilbrichen, der nennt mich imma Pottmadamm. Nur, sie verbietet's ihm, was ich wieder hochreell finde. Aber soll er's ruhig saren, von meinswejen! Denn warum sagt er es? Weil er seinen Jokus haben will! Und warum will er seinen Jokus haben? Weil er jung is! Denn wenn man jung is, jloobt man jar nischt, nich an de Pfaffen, was ich ooch nich tue, un nich an de Baktzillen. Aber wie kommt es? Wie ich mit'em Pott, so loofen die nachher uff die Beratungsstelle, aber mit wat, det sare ick nich, weil wir's nämlich beede wissen, Liebecken, un manche nennen's ja ooch bloß 'en Schnuppen. Und da sind se, so dumm se sind, plötzlich klug geworden, und wat den Schnuppen anjeht, so möchten se plötzlich niesen können und einen haben, der ihnen Jesundheit sagt. Aber die is perdü und darum loofe ick lieba mit 'em Pott ...

      Also diese Sorte Thumannsche, wabblig-schwabbelig, aber von zu viel Magensäure im Gesicht gezeichnet, schlurrt mit ihrem Pott den Gang entlang.

      Die Tür zum Pagelschen Zimmer geht auf, und in ihr steht der junge Wolfgang Pagel, groß, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, dem hellen, fröhlichen Gesicht, in seiner feldgrauen Litewka mit den schmalen roten Streifen – es ist ein Stoff, der selbst jetzt, nach fünfjährigem Gebrauch noch gut aussieht, sanftsilbrig glänzend wie manche Lindenblätter ...

      Guten Morgen, Frau Thumann, sagt er ganz vergnügt. Wie ist es denn mit einem kleinen Palaver wegen Kaffee?

      Sie! Sie! sagt die Thumann entrüstet und schiebt mit halb abgewandtem Gesicht vorbei. Sie sehen doch, ich bin beschäftigt!

      Aber selbstverständlich, entschuldigen Sie bloß, Frau Thumann. Es war ja nur 'ne eilige Anfrage wegen Kohldampf. Wir warten gerne. Es geht ja erst auf elfe.

      Verwarten Sie man nich bloß noch de Zwölfe, sagt die Thumann wie eine warnende Schicksalsgöttin in der Eingangstür, und der Topf schwankt in ihrer Hand. Um zwölf kommt der neue Dollar, und wie der Olle im Jemüsekeller jesacht hat, wird er kräftig kommen und Berlin macht sich wieder mal schwach. Denn können Se mir ohne Wimpernklimpern so an 'ne Million Mark mehr auf den Tisch des Hauses lejen. Und Kaffe ohne Jeld is überhaupt nich!

      Damit fällt die Tür hinter ihr zu, das Urteil ist gesprochen, und Wolfgang wendet sich zum Zimmer zurück und sagt nachdenklich-unentschlossen: Eigentlich hat sie ja recht, Peter. Ehe ich sie wegen des Kaffees rumgeschmust habe, ist es sicher zwölf, und wenn der Dollar wirklich steigt – was meinst du?!

      Er wartet aber ihre Antwort nicht ab, sondern sagt halb verlegen: Leg dich gemütlich ins Bett, ich trag die Sachen gleich zum Onkel. Und in zwanzig Minuten, spätestens in einer halben Stunde bin ich wieder hier und wir frühstücken gemütlich Schrippen und Leberwurst – du im Bett und ich auf der Bettkante, was meinst du, Peter?

      Ach, Wolfi, sagt sie schwach, und ihre Augen werden sehr groß. Grade heute ...

      Obwohl sie heute morgen noch nicht einen Ton von dieser Sache gesprochen hatten, tat er doch nicht einen Augenblick so, als ob er sie nicht verstünde. Ein wenig schuldbewußt sagte er: Ja, ich weiß, es ist dumm. Aber es ist wahrhaftig nicht meine Schuld. Oder fast nicht meine Schuld. Alles ging verquer heute nacht. Ich hatte schon ganz schön gewonnen, aber dann hatte ich plötzlich die wahnsinnige Idee, Null müsse gewinnen. Ich verstehe mich selbst nicht mehr ...

      Er hielt inne. Er sah den Spieltisch vor sich, weiter nichts als ein abgegriffenes grünes Tuch, über den Esszimmertisch eines gut bürgerlichen Zimmers gebreitet. In der Ecke stand klobig, mit Türmen, geschnitzten Rittern und Edeldamen, Knäufen und Löwenmäulern das Büfett. Denn die Spielklubs, Spielhöllen jener Tage führten – auf der ständigen Flucht vor dem Spielerdezernat der Krimpo – ein unstetes Dasein. Von einer Nacht zur andern – roch es sauer am alten Ort – mieteten sie bei irgendeinem verarmten Angestellten das Esszimmer, den Salon. Nur für die paar Nachtstunden – da brauchen Sie es ja doch nicht. Und Sie liegen im Bett und schlafen; was wir tun, geht Sie nichts an!

      So kam es, daß bei jenem Oberbuchhalter, bei diesem Abteilungsvorsteher das Vorkriegszimmer, das Schwiegermutter noch ausgesucht hatte, Versammlungsort von Smokings und Jackettanzügen, Blusen und Abendkleidern wurde – ab nachts elf Uhr. In der stillen, geruhig-anständigen Straße trieben Schlepper und Spanner ihr Unwesen, sie holten das Publikum zusammen, auf das es ankam: Provinzonkels, angesäuselte Herren, unentschlossen, wohin nun; Börsenjobber, die von dem täglichen Valutataumel noch nicht genug hatten. Der Portier hatte sein Geld und schlief fest, die Haustür mochte gehen, so oft sie wollte. In der nüchternen Flurgarderobe mit den angegrünten Messinghaken stand ein Tischchen mit dem großen Spielmarkenkasten, den ein bärtiger, traurig aussehender Hüne von Wachtmeistertyp verwaltete. An der Tür des W. C. hing ein Pappschild ›Hier!‹ Es wurde nur geflüstert, jeder hatte ein Interesse, daß niemand im Haus ›etwas‹ merkte. Es gab auch nichts zu trinken. Betrunkene konnte man wegen etwaigen Lärms nicht gebrauchen. Es gab nur das Spiel, Rausch genug.

      So still war es, daß man schon vom Vorplatz das Schnurren der Kugel hörte. Hinter dem Croupier standen zwei Männer in Jackettanzügen, jederzeit bereit, einzugreifen


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