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TARZAN UND DIE AMEISENMENSCHEN. Edgar Rice BurroughsЧитать онлайн книгу.

TARZAN UND DIE AMEISENMENSCHEN - Edgar Rice Burroughs


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die Antilope gepackt hatte, und stürzte mit geschwungener Keule auf sie los. Urgo rüstete sich mit mehr Mut als Vernunft zur Verteidigung des geraubten Wildes und stellte sich mit der Keule bereit. Als die dritte wie ein riesiger Berg aus Muskeln über sie hereinbrach, warf sie sich ihr mit vorgestrecktem Knittel entgegen, aber die mächtige Gegnerin versetzte ihr einen so grimmigen Streich, dass die deckende Keule jener zersplittert aus der Hand geschlagen wurde und sie sich waffenlos in der Gewalt der Feindin sah, die sie eben hatte berauben wollen. Sie wusste, was ihr bevorstand, aber sie fiel nicht etwa auf die Knie, um Gnade zu erflehen. Entschlossen riss sie eine Handvoll Wurfsteine vom Gürtel, doch sie kam nicht dazu, diese auch zu benutzen. Im mächtigen Rundschlag krachte die vernichtende Keule auf ihr Haupt.

      Anga richtete sich auf und sah sich um, als ob sie fragen wollte. »Hat sonst jemand Lust, mir mein Wild oder mein Männchen abzunehmen? Er soll nur herkommen!«

      Aber niemand hatte Lust, und das Weib ging zu dem zu Boden gestreckten Manne zurück, der langsam wieder zu sich kam, und riss ihn rau in die Höhe. Da er noch nicht stehen konnte, warf sie ihn über die Schulter, schritt zu der Antilope, die sie auf die andere Schulter lud, und ging unangefochten nach ihrer Höhle, in der sie die zwei Beutestücke ohne weitere Umstände auf den Boden warf. Dann nahm sie einen Feuerquirl, rieb ihn in einem ausgehöhlten Stück Holz zwischen trockenem Zunder und hatte rasch ein Feuer. Bald schnitt sie dicke Streifen Fleisches von dem Wildbret und aß heißhungrig. Derweil kam der Mann vollends zu sich, saß auf und sah zunächst halb betäubt um sich; aber als seine Nase das gebratene Fleisch roch, deutete er mit dem Finger darauf. Das Weib reichte ihm das ungefüge Steinmesser, das auf dem Boden lag, und bedeutete ihm durch Zeichen, er solle sich an das Fleisch machen. Der Mann ergriff das Gerät, und bald briet er sich ein tüchtiges Stück Fleisch über dem Feuer. Er würgte es anscheinend mit großer Befriedigung noch halb roh hinunter, und das Weib sah ihm dabei zu. Er sah zwar keineswegs besonders gut aus, aber vielleicht hielt ihn das Weib für schön. Während die Weiber keinerlei Schmuck trugen, hatte dieser Mann Arm- und Fußbänder und trug auch ein Halsband aus Zähnen und Kieselsteinen; aus seinem über der Stirn zu einem Knoten gedrehten Haarschopf ragten verschiedene Holzstäbe von Spannenlänge heraus. Als sich der Mann gesättigt hatte, stand das Weib auf, packte ihn bei den Haaren und schleppte ihn in die innere Höhle. Er biss und kratzte, um sich loszumachen, aber er war hilflos in der Hand seiner riesigen Siegerin.

      Draußen auf dem freien Platz vor den Höhleneingängen lagen die Leichen der zwei andern, und über ihnen schwebte bereits eine schwarze Wolke von Aasgeiern. Ska, der Geier, fand sich stets als erster zum Mahl ein.

      Tarzan war im Innern des merkwürdigen Steingelasses, in das man ihn so kurzer Hand geschafft hatte, alsbald Gegenstand des Interesses für eine Anzahl Alali-Junge, die sich um ihn scharten. Sie untersuchten ihn sorgfältig, drehten ihn um, tätschelten und zwickten ihn, bis schließlich einer der jungen Männchen an dem goldenen Anhängsel des Affenmenschen Gefallen fand und es an sich nahm. Da diese Geschöpfe noch auf der niedersten Stufe der menschlichen Entwicklung standen, blieb ihr Interesse nie lange bei einer Sache. Sie waren daher Tarzans bald müde und trotteten wieder hinaus in den Sonnenschein, es Tarzan überlassend, ob er wieder zur Besinnung kommen wollte oder nicht. Zum Glück hatten zahlreiche, seinem Fall im Wege stehende Zweige die Wucht des Sturzes aus der Krone des Dschungelriesen gemildert, so dass er nur eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen hatte. Er kam schon wieder langsam zu sich, öffnete, bald nachdem ihn die Alali-Jungen verlassen hatten, die Augen und schloss sie wieder. Seine Atmung begann regelmäßig zu werden, und als er die Augen richtig aufmachte, war ihm, als ob er aus tiefem, natürlichem Schlafe erwache. Nur ein dumpfer Kopfschmerz blieb als Erinnerung an den Sturz.

      Er setzte sich auf und schaute umher. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht des Raumes. Er fand sich in einer roh aus Steinplatten errichteten Schutzhütte. Ein einziger Ausgang führte in eine ähnlich gebaute Kammer, die aber heller zu sein schien als sein derzeitiger Aufenthalt. Er erhob sich leise auf seine Füße und ging auf die Öffnung zu. Gegenüber in der anderen Wand des zweiten Raumes entdeckte er einen neuen Ausgang, der hinaus in die frische Luft und in den Sonnenschein führte. Abgesehen von ein paar schmutzigen Haufen moderigen Grases waren beide Räume ohne alle Einrichtung oder irgendwelche Andeutung, dass sie als menschliche Behausung dienten. Die zweite Tür, zu der er ging, zeigte ihm den Blick auf einen schmalen, mit großen flachen Steinplatten eingezäunten Hof. Dort sah er die jungen Alali teils in der Sonne, teils im Schatten herumhocken. Tarzan betrachtete sie mit offenbarem Staunen. Was waren das für Geschöpfe? Was war das für ein Platz, an dem man ihn allem Anschein nach eingesperrt? Stellten diese Wesen da seine Wächter oder Mitgefangenen vor? Wie kam er überhaupt hierher?

      Tarzan fuhr sich wie immer, wenn er verdutzt war, mit den Fingern durch das dichte schwarze Haar. An den unglücklichen Abschluss seines Fluges erinnerte er sich wohl; er wusste auch noch, wie er durch die Zweige eines großen Baumes gestürzt war, aber weiter nichts mehr. Eine Zeitlang betrachtete er sich die Alali, die das nicht bemerkten, dann trat er so furchtlos wie der Löwe vor den Schakalen zu ihnen hinaus. Sie sahen ihn alsbald, erhoben sich und scharten sich um ihn. Die Mädchen stießen dabei die Knaben zur Seite und kamen kühn ganz dicht heran. Tarzan suchte mit ihnen zu reden, probierte es erst mit dem einen, dann mit dem anderen Eingeborenendialekt, aber sie schienen ihn nicht zu verstehen. Als letzten Versuch redete er sie schließlich in der primitiven Sprache der Riesenaffen an, die er als Säugling an der zottigen Brust der Äffin Kala unter den wilden Angehörigen von Kerschaks Affenhorde gelernt hatte. Auch jetzt erhielt er keine Antwort - wenigstens keine hörbare. Doch die Kinder bewegten Hände, Schultern und Körper und verdrehten die Köpfe in einer Weise, die der Affenmensch bald als eine besondere Art Zeichensprache erkannte. Dabei gaben sie aber nicht den geringsten Laut von sich, der angedeutet hätte, dass sie auch eine Sprache mit richtigen Lauten kannten.

      Sehr rasch verloren sie wieder das Interesse an dem Ankömmling und kehrten zu ihrem trägen Herumlungern im Hof zurück, den Tarzan jetzt der Länge und Breite nach durchmaß und mit scharfen Augen auf eine Möglichkeit zum Entkommen untersuchte. Er sah gleich, dass er mit einem tüchtigen Anlauf seine Hände bis oben auf den Band des Steinzaunes bekommen würde; das war also sicher ein Ausweg. Aber damit musste er bis zur Dunkelheit warten, um vor einem Angriff der Geschöpfe in der Umzäunung und vor den anderen sicher zu sein, die sich wahrscheinlich draußen in der Umgebung aufhielten. Mit Herannahen der Dunkelheit begann das Verhalten der anderen Insassen sich merklich zu ändern. Sie trabten hin und her, kamen immer wieder zum Eingang der Schutzhütte, die sie oft durchliefen, um an dem flachen Verschlussstein des Ausgangs zu lauschen. Schließlich begann einer mit dem Fuße auf die Erde zu stampfen. Das machten die anderen alsbald nach, bis das Bum-Bum ihrer nackten, im Takte aufstampfenden Füße auf einige Entfernung draußen zu hören sein musste.

      Der Zweck dieser Handlung mochte aber sein, wie er wollte, zunächst erfolgte nichts darauf. Da nahm eines der Mädchen mit wütender Fratze seinen Knüppel mit beiden Händen, trat an eine Wand und begann heftig auf sie loszuschlagen. Die übrigen Mädchen folgten ihrem Beispiel, während die Knaben weiter mit den Füßen trampelten.

      Eine Weile sann Tarzan nach, was die ganze Sache bedeuten solle, aber sein eigener Magen gab ihm schließlich die Antwort darauf - diese Geschöpfe hatten Hunger und suchten die Aufmerksamkeit ihrer Kerkermeister zu erregen. Die Art und Weise, wie sie dabei zu Werke gingen, bestätigte ihm deutlich, was sein kurzes Zusammensein mit ihnen schon hatte annehmen lassen, nämlich, dass sie keine richtige Sprache besaßen.

      Das Mädchen, das zuerst mit dem Klopfen gegen die Steinwand begonnen hatte, stand plötzlich davon ab und deutete auf Tarzan. Die anderen sahen nach ihm und nach ihr. Sie deutete erst auf ihre Keule, dann wieder auf Tarzan, worauf sie ganz kurz eine kleine Pantomime vorführte, die klipp und klar veranschaulichte, wie sie ihre Keule auf Tarzans Kopf schlug, wonach sie alle den Affenmenschen verzehrten. Die Keulenschläge gegen die Wand hörten auf. Die Füße ließen das Auf-den-Boden-Stampfen. Die ganze Horde interessierte sich für die neue Möglichkeit. Dass ihre Mutter Wara, die ihnen zu essen hätte bringen sollen, tot war, wussten sie nicht. Aber sie waren hungrig, denn das Weib hatte ihnen seit einem ganzen Tage nichts zu essen gebracht. Sie waren keineswegs Menschenfresser und wären nur


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