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Moby Dick. Herman MelvilleЧитать онлайн книгу.

Moby Dick - Herman Melville


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zu haben. Es war Ehrensache, daß er den Viechern, wo er ihnen begegnete, den Garaus machte. Er hatte nicht eine Spur von Ehrfurcht vor ihrer majestätischen Gestalt und ihren geheimnisvollen Wegen. Er hatte nicht die geringste Angst und dachte auch an keine Gefahr und war der Ansicht, der Wal wäre nur eine Maus, oder allenfalls eine Wasserratte in Riesengestalt. Und man brauchte nur ein wenig Umsicht und ein wenig Zeit und Mühe aufzuwenden, um ihn abzuschlachten. Diese unbewußte, wenn auch ein wenig dumme Unerschrockenheit machte ihn geradezu mutwillig. Er folgte den Walfischen, um sich einen Spaß zu machen, und eine Fahrt von drei Jahren um das Kap Horn war nur ein lustiger Spaß von entsprechender Dauer.

      Starbuck, Stubb und Flask, die drei Maate, hatten einen wichtigen Posten. Sie waren die Führer von drei Booten des »Pequod«. In der Schlachtordnung, wenn Kapitän Ahab seine Streitmacht zur Jagd auf die Walfische zusammenzog, hatten sie die Funktion von Kompanieführern. Sie waren mit langen, scharfen Walspeeren bewaffnet und bildeten so ein auserlesenes Trio, wie die Harpuniere eine Truppe von Wurfspeerleuten waren.

      Bei der berühmten Walfischerei geht es zu wie bei dem erlauchten Rittertum. Jedem Maat steht ein Bootssteuermann oder ein Harpunier zur Seite, der ihm in gewissen Fällen eine neue Lanze reichen muss, wenn die erste gehörig verbogen oder bei dem Angriff fortgestoßen ist. Es besteht allgemein zwischen den beiden ein intimes, freundschaftliches Verhältnis. Es ist daher in Ordnung, daß wir auch an dieser Stelle erwähnen, wer die Harpuniere des »Pequod« und welchem Führer sie zugeteilt waren.

      Da kam zu allererst Queequeg, den Starbuck, der Obermaat, zum Knappen gewählt hatte. Aber Queequeg ist ja schon bekannt.

      Dann kam Tashtego, ein reiner Indianer von Gay Head, dem westlichen Vorgebirge von Marthas Vineyard. Dort gibt es noch das letzte Dorf von Rothäuten, das das benachbarte Nantucket lange Zeit mit den kühnsten Harpunieren versorgt hat. Die Walfischjäger nennen sie gewöhnlich die Gay Header. Tashtego hatte langes, dünnes, tiefschwarzes Haar, vorstehende Backenknochen und schwarze runde Augen, die einen übermäßig glänzenden Ausdruck hatten. Er war ein Sprössling des unverdorbenen Blutes des stolzen, kriegerischen Jägervolkes, das das Rentier in New England gejagt und, mit dem Bogen in der Hand, die Urwälder des Festlandes durchstreift hatte.

      Aber nun suchte er die Spur der wilden Tiere des Waldes nicht mehr auf, sondern jagte die großen Wale des Meeres. Die unfehlbare Harpune des Sohnes trat nun an die Stelle des unfehlbaren Bogens der Väter. Wenn man die schlangenhaften und gewandten Glieder mit der gelbbraunen Farbe sah, so hätte man glauben können, der Aberglaube der alten Puritaner hätte zu Recht bestanden, und man hätte diesen wilden Indianer für den Sohn des Fürsten der Lüfte halten können. Tashtego war der Knappe von Stubb, dem zweiten Maat.

      Dann kam als Dritter unter den Harpunieren Taggoo, ein riesiger, kohlschwarzer Neger, der wie ein Löwe auftrat, ein richtiger Ahasver. Durch die Ohren hingen ihm zwei Goldringe, die wegen ihrer Größe von den Seeleuten Ringbolzen genannt wurden, und an denen man recht gut das obere Segel hätte festmachen können. In seiner Jugend hatte Taggoo sich freiwillig für ein Walschiff heuern lassen, das an einer einsamen Bucht seiner Heimatküste vor Anker lag. Er war nur in Afrika, in Nantucket und in den heidnischen Häfen gewesen, wo die Walfänger meist anlegen. Seit vielen Jahren führt er nun das kühne Leben der Walfischfahrer, und die Schiffsreeder kümmerten sich nicht darum, was das für Leute waren, die sie anmusterten. So behielt Taggoo alle barbarischen Eigenschaften bei, er bewegte sich mit seiner Länge von sechs Fuß auf Deck mit der Gewandtheit einer Giraffe. Wenn man neben ihm stand und zu ihm aufsah, so kam man sich recht klein und bescheiden vor. Wenn ein weißer Mann vor ihm stand, so wirkte er wie eine weiße Flagge, die einen Waffenstillstand von einer Festung erflehen will. Es war merkwürdig, daß dieser kaiserliche Neger Ahasver Taggoo, der Knappe des kleinen Flask war, der neben ihm wie eine Schachfigur wirkte.

      Mit Rücksicht auf den Rest der Mannschaft des »Pequod« mag erwähnt werden, daß nicht einer der vielen tausend Leute, die vor dem Mast in der amerikanischen Walfischerei beschäftigt werden, geborener Amerikaner ist. Doch sind wohl ziemlich alle Offiziere Angehörige dieser Nation. Es verhält sich damit, wie mit der amerikanischen Armee und der amerikanischen Kauffahrteiflotte, und mit den Leuten, die zum Bau der amerikanischen Kanäle und Eisenbahnen gebraucht werden. Die Amerikaner liefern in freigebiger Weise das Gehirn, und die übrige Welt versorgt sie in vornehmer Weise mit den Muskeln.

      Zwölftes Kapitel

      Mehrere Tage, seitdem wir Nantucket verlassen hatten, ließ sich Kapitän Ahab an Bord nicht sehen. Die Maate lösten sich gegenseitig in der Wache ab, und allem Anschein nach waren sie allein die Herren des Schiffes. Nur wenn sie manchmal mit Befehlen, die plötzlich und mit Entschiedenheit gegeben waren, aus der Kabine herauskamen, war es klar, daß sie nur als Stellvertreter ihre Befehle gaben. Der höchste Herr und Diktator war dort unten, obwohl ihn bisher nur die zu sehen gekriegt hatten, die die Erlaubnis bekommen hatten, in den geweihten Ort der Kajüte einzudringen.

      Jedesmal, wenn ich von der Wache unten auf Deck kam, sah ich nach dem Achterdeck, ob nicht ein neues Gesicht zu sehen war. Auf der abgeschlossenen See wurde meine anfängliche Besorgnis über den unbekannten Kapitän fast zum Entsetzen. Dieser Eindruck wurde seltsamerweise verstärkt durch die teuflischen Bemerkungen des zerlumpten Elias. Es war merkwürdig, daß die Erinnerungen manchmal so unaufgefordert auf mich einstürmten und mit einer Macht, der ich mir vorher nicht bewußt geworden war. Mochte es nun Angst oder Unbehaglichkeit sein, jedesmal wenn ich mich auf dem Schiffe umsah, so hatte ich eigentlich keinen Grund, solchen Befürchtungen Raum zu geben. Die Harpuniere, wie die übrige Schiffsmannschaft, waren ja ein barbarischer, heidnischer und kunterbunter Menschenhaufen, wie man ihm auf einem harmlosen Kauffahrteischiff nicht begegnet. Aber der Anblick der drei Offiziere des Schiffes, der Maate, konnte solche sinnlose Befürchtungen nur verdrängen und einen mit Vertrauen und Heiterkeit erfüllen.

      Drei gute und in ihrer Art so verschiedene Seeoffiziere und Menschen hätte man so leicht nicht finden können. Jeder von ihnen war ein Amerikaner, einer von Nantucket, einer von Vineyard und einer vom Kap. Zu Weihnachten war das Schiff aus dem Hafen hinausgeschossen. Wir hatten beißend kaltes Polarwetter, wenn wir auch die ganze Zeit nach Süden steuerten und mit jedem Breitengrade und jedem Längengrade den erbarmungslosen Winter und das scheußliche Wetter hinter uns ließen. Wir hatten die grauen und immerhin noch düsteren Morgen des Übergangsklimas. Das Schiff hatte günstigen Wind und wurde mit hüpfender und melancholischer Geschwindigkeit durch das Wasser getrieben. Als ich, durch den Wachruf aufgefordert, auf Deck stieg, um die Vormittagswache zu übernehmen und über das Heckbord sah, wurde ich von einem ahnungsvollen Schauder ergriffen. Die Wirklichkeit war schneller als die Besorgnis: der Kapitän Ahab stand mit einemmal auf dem Achterdeck!

      Von einer Krankheit oder von einer Genesung sah man ihm nicht die Spur an. Er sah aus, wie ein Mann, den man noch vom Pfahl abgeschnitten hat, wenn das Feuer schon über alle Glieder gelaufen ist, ohne ihm etwas anhaben zu können. Seine hohe und breite Gestalt schien wie aus Bronze gegossen und der unzerstörbaren Plastik von Cellinis gegossenem »Perseus« nicht unähnlich zu sein. Von den grauen Haaren ging eine Narbe über Gesicht und Nacken, bis sie in seinem Gewand verschwand. Es war wie bei einem hohen Baumstamm, wenn der Blitz von oben hinunterschießt und ohne einen Zweig oder einen Ast zu verletzen, die Rinde von der Spitze bis zum Boden hinuntergeht und kurz zuvor noch eine Spur hinterlässt, wenn auch der übrige Baum mit seiner grünen Rinde am Leben bleibt. Man konnte nicht sagen, ob die Narbe ihm angeboren war oder ob sie von einer gefährlichen Wunde herrührte. Aber ein alter Indianer aus Gay Head erzählte, daß Ahab die Narbe nicht vor seinem vierzigsten Jahre bekommen hätte. Sie käme nicht von einer gefährlichen Schlägerei, sondern von einem Kampf auf hoher See.

      Ahab machte einen gewaltigen Eindruck auf mich. Die große Narbe und dann auch das weiße Bein, auf dem er stand, erhöhten diesen Eindruck nicht wenig. Ich hatte kurz vorher gehört, daß das künstliche Bein aus dem Kieferknochen eines Pottwals gemacht wäre.

      »Er hat auf der Höhe von Japan seinen einen Mast verloren«, sagte der alte Indianer von Gay Head einmal. Wie sein Schiff, das auch den Mast verloren hatte, hat er auch einen anderen Mast angemustert, ohne erst nach Hause zu kommen. Er spricht nur ungern davon.

      Seine merkwürdige


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