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Moby Dick. Herman MelvilleЧитать онлайн книгу.

Moby Dick - Herman Melville


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href="#u703399ac-b334-5555-8a4a-e43bb113df9b">Sechsundfünfzigstes Kapitel

       Siebenundfünfzigstes Kapitel

       Achtundfünfzigstes Kapitel

       Neunundfünfzigstes Kapitel

       Sechzigstes Kapitel

       Einundsechzigstes Kapitel

       Zweiundsechzigstes Kapitel

       Dreiundsechzigstes Kapitel

       Schluss

       Wortableitung

       Auszüge aus der Literatur, den Walfisch betreffend

      Erstes Kapitel

      Als ich vor einigen Jahren – wie lange es genau her ist, tut wenig zur Sache – so gut wie nichts in der Tasche hatte und von einem weiteren Aufenthalt auf dem Lande nichts mehr wissen wollte, kam ich auf den Gedanken, ein wenig zur See zu fahren, um die Welt des Meeres kennenzulernen. Man verliert auf diese Weise seinen verrückten Spleen, und dann ist es auch gut für die Blutzirkulation. Wenn man den scheußlichen Geschmack auf der Zunge nicht loswerden kann; wenn man das Frostgefühl eines feuchten und kalten Novembers auf der Seele hat; wenn man unwillkürlich vor jedem Sargmagazin stehenbleibt und jedem Leichenzug nachsieht, wenn man sich der Schwermut nicht mehr erwehren kann, daß man auf die Straße stürzen und vorsätzlich den Leuten den Hut vom Kopfe schlagen müsste, dann ist es allerhöchste Zeit, auf See zu gehen. Das ist für mich Ersatz für Pistole und Kugel.

      Cato stürzte sich mit einer philosophischen Geste in sein Schwert. Ich entscheide mich in aller Ruhe für das Schiff. Das ist durchaus nichts Besonderes! Wenn sie es wüßten, so würden mit der Zeit mehr oder weniger alle dem Ozean mit denselben Gefühlen begegnen wie ich.

      Da liegt von langen Kais eingefasst, wie die Indianerinseln von Korallenriffen, unsere Inselstadt der Manhattoes. über die brandende See nimmt der Handel seinen Weg. Rechts und links laufen die Straßen nach dem Meere zu. Betrachte dir die Massen von Menschen, die ins Wasser starren! Mache an einem langweiligen Sonntagnachmittag einen Bummel durch die Stadt! Wenn du von Corlears Hook nach Coenties Slip und von da über Whitehall nach Norden gehst, siehst du nichts als Tausende von Menschen, die wie schweigsame Posten dastehen und traumverloren in das Meer hinausstarren. Sie haben sich gegen die Holzpflöcke gelegt, sie sitzen auf den Molenköpfen, sie sehen über die Bollwerke der Schiffe, die von China kommen, und wieder andere sehen hoch über die Takelage hinweg, um einen möglichst weiten Blick auf das Meer zu haben.

      Alle sind Landratten. Wochentags haben sie mit Holz und Mörtel zu tun, da sind sie an Ladentische gebunden, an Bänke genagelt oder an Pulten befestigt. Was soll das bedeuten? Sind denn die grünen Felder nicht mehr da? Was tun sie hier?

      Aber es kommen noch mehr Menschen. Sie gehen dicht an das Wasser heran, als wollten sie hineintauchen. Seltsam! Keiner begnügt sich mit einem Platz, wenn es nicht die äußerste Landseite ist; im Schutz der schattenspendenden Warenspeicher zu hocken, würde ihnen nicht gefallen. Sie müssen so nahe wie möglich an das Wasser heran, nur gerade, daß sie nicht hineinfallen. Von Straße und Promenade, von Gasse und Allee kommen sie von allen Himmelsgegenden herangeströmt. Hier versammelt sich alles. Bewirkt das die magnetische Anziehung der Kompassnadel auf den Schiffen oder woher kommt es?

      Noch einen Augenblick. Stelle dir vor, du bist auf dem Lande, im Gebirge, wo es Bergseen gibt. Schlage irgendeinen Weg ein, und zehn gegen eins treibt es dich in ein Tal, wo es Wasser gibt. Das ist etwas Wunderbares! Nimm einen in seine tiefsten Träume versenkten Menschen, stelle ihn auf die Beine und bringe ihn zum Gehen, so wird er dich unfehlbar dorthin führen, wo Wasser ist. Sollte dich in der großen amerikanischen Wüste dürsten, so mache dies Experiment, wenn zufällig bei deiner Karawane ein Professor der Metaphysik ist!

      Alle Welt weiß, daß, wo gedacht wird, allemal Wasser damit verbunden ist. Aber lassen wir einen Maler zu Wort kommen!

      Er will dich in der träumerischsten, stillsten und wunderbarsten Landschaft mit dem schönsten Schatten in dem Tal des Saco malen. Was braucht er dazu? Da sind Bäume, jeder davon ist hohl, als ob ein Klausner mitsamt dem Kreuz darin verborgen wäre. Dann eine Weide in aller Ruhe und eine Herde darauf im Schlummer. Und von der Hütte im Hintergrund steigt ein träumerischer Rauch auf. Hinten durch den Wald windet sich ein verschlungener Pfad, der zu den Ausläufern der in Blau getauchten Berge hinaufführt. Wenn auch das Bild so stimmungsvoll genug ist, und wenn auch die Kiefer ihre Nadeln wie Seufzer über den Kopf des Hirten fallen lässt, so würde doch viel fehlen, wenn das Auge des Hirten nicht auf den magischen Wasserlauf gerichtet wäre.

      Mach' einen Ausflug in die Prärien im Juni! Wenn du auf zwanzig Meilen Weite bis an die Knie durch Tigerlilien watest, was ist da das einzige, was fehlt? Wasser! Nicht ein Tropfen ist da zu finden!

      Wenn der Niagara nur ein Fall von herabstürzenden Sandmassen wäre, würde man dann tausend Meilen weit herkommen, um ihn zu sehen?

      Warum überlegte es sich der arme Dichter aus Tennessee, der plötzlich eine Handvoll Silberstücke bekam, ob er sich einen neuen Rock kaufen sollte, den er so bitter nötig hatte, oder ob er das Geld für eine Fußreise nach Rockway Beach anlegen sollte?

      Warum treibt es den gesunden Menschen mit gesunder Seele nach dem Meere? Warum empfindet man auf der ersten Seereise eine geheimnisvolle Erschütterung, wenn man von dem Schiff aus das Land nicht mehr sieht? Warum war den alten Persern das Meer heilig? Warum schufen die Griechen einen besonderen Gott des Meeres und ließen ihn den Bruder von Zeus sein? Das hatte einen tiefen Sinn! Und noch tiefer ist der Sinn in der Sage von Narzissus, der das wunderschöne Antlitz im Brunnen nicht umarmen konnte, deshalb hineintauchte und ertrank.

      Wir alle sehen in den Flüssen und Meeren dasselbe Bild. Es ist das geheimnisvolle Bild des Lebens, das wir nicht fassen können.

      Wenn ich nun sage, daß ich nicht als Passagier, wenn ich auch um Augen und Lungen anfange, besorgt zu werden, zur See gehe, so habe ich dafür meine Gründe. Schon weil man als Passagier Geld braucht, und ich keins habe. Was sind auch Passagiere, die seekrank werden, leicht die Haltung verlieren, des Nachts nicht schlafen können und mit der See nicht viel anzufangen wissen!

      Ich möchte auch nicht als Kommandant, als Kapitän oder als Schiffskoch gehen. Ich überlasse den Ruhm und die mit hohen Ämtern verbundenen Ehrungen denen, die darauf Wert legen. Als Koch könnte ich mir ja viel Lob erwerben. Aber ich kann aus irgendwelchen Gründen dem Braten von Geflügel nicht viel Geschmack abgewinnen. Nicht, daß ich für das gebratene Geflügel, wenn es mit Butter geschmort und anständig gesalzen und gepfeffert ist, nicht zu haben wäre! Es gibt niemand, der vor einem gebratenen Stück Geflügel größeren Respekt, ja größere Ehrfurcht hätte als ich! Wie müssen die alten Ägypter in ihre gekochten Ibisvögel und gerösteten Flusspferde vernarrt gewesen sein, daß man die Mumien dieser Tiere als Zeichen der Verehrung in ihren kolossalen Backhäusern, den Pyramiden, vorfindet!

      Wenn ich nun zur See gehe, so will ich einfacher Matrose sein, der seinen Platz am Mast hat, sich in die Vorderkajüte fallen lässt und von da bis zum Oberbramsegel emporsteigt. Natürlich werden sie mich wie eine Heuschrecke auf der Wiese von Spiere zu Spiere springen lassen. Selbstverständlich ist solch ein Leben alles andere als angenehm. Es wird einem schwer, wenn man von den van Renselears, den Randolphs oder den Hardicanutes, alten, ehrwürdigen Familien, abstammt. Und mit der Hand,


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