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Vater Goriot. Honore de BalzacЧитать онлайн книгу.

Vater Goriot - Honore de Balzac


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die Stimme der Gräfin.

      »Ach, Maxime, Sie gehen?« sagte sie vorwurfsvoll und ein wenig ärgerlich.

      Die Gräfin hatte das Einfahren des Tilburys nicht bemerkt. Rastignac drehte sich rasch um und erblickte Frau von Restaud. Sie hatte einen koketten Morgenrock aus weißem Kaschmir mit rosa Schleifen an. Die Haare waren, wie bei den Pariser Frauen des Morgens üblich, nur lose aufgesteckt. Sie strömte Wohlgerüche aus, sie hatte anscheinend ein Bad genommen, und ihre dadurch gewissermaßen geschmeidige Schönheit schien um so sinnlicher; ihre Augen waren feucht. Die Blicke junger Männer sehen alles: ihre Geisteskräfte entfalten sich in den Strahlen einer Frau wie eine Pflanze in Luft und Sonne. Eugen fühlte also, auch ohne sie zu berühren, wie köstlich frisch die Hände dieser Frau sein mußten. Er sah durch den leichten Kaschmir die rosigen Töne des Busens, den der offene Morgenrock zuweilen entblößte und auf den seine Blicke sich selig niederließen. Die Gräfin bedurfte keines Korsetts, der Gürtel allein bezeichnete ihre biegsame Taille, ihr Nacken verlockte zur Liebe, ihre Füße sahen in den zierlichen Pantoffeln allerliebst aus. Als Maxime nun jene schöne Hand ergriff, um sie zu küssen, wurde Eugen seiner gewahr, und gleichzeitig bemerkte die Gräfin Eugen.

      »Ah, Sie sind es, Herr von Rastignac! Es freut mich, Sie zu sehen«, sagte sie mit einer Miene, der verständnisvolle Leute zu gehorchen wissen.

      Maxime blickte abwechselnd auf Eugen und die Gräfin, mit einem Gesichtsausdruck, der bezeichnend genug war: ›Ah, zum Teufel, meine Liebe, ich hoffe, du setzt den kleinen Narren schleunigst vor die Tür!‹

      Dieser Satz wäre eine klare und verständliche Übersetzung der Blicke des unverschämt anmaßenden jungen Mannes, den die Gräfin Anastasia Maxime genannt hatte und dessen Gesichtsausdruck sie mit einer unterwürfigen Aufmerksamkeit studierte, die alle Geheimnisse einer Frau verrät, ohne daß sie selbst es ahnt. Rastignac empfand einen wütenden Haß gegen diesen jungen Mann. Zunächst wies ihn das schöne, wohlgepflegte Blondhaar Maximes auf den schlechten Zustand seiner eigenen Frisur hin; ferner hatte Maxime feines und sauberes Schuhzeug, während seine Schuhe trotz aller darauf verwendeten Vorsicht eine leichte Staubschicht aufwiesen; und endlich trug dieser Maxime einen anliegenden Rock, der seine hübsche Gestalt eng umschloß, während Eugen jetzt, um halb drei, im einfachen schwarzen Anzug war. Das geistreiche Kind der Charente fühlte die Überlegenheit, die dem Dandy sein Äußeres gewährte, und er haßte diesen hohen, schlanken jungen Mann mit dem klaren Auge, dem blassen Teint und dem brutalen Gesichtsausdruck.

      Ohne Eugens Antwort abzuwarten, enteilte Frau von Restaud in den benachbarten Salon. Die weiten Ärmel ihres Schlafrockes flatterten hinter ihr drein, schlugen sich auf und wieder zusammen wie Schmetterlingsflügel. Maxime folgte. Eugen, wütend, folgte Maxime und der Gräfin. Alle drei fanden sich also im großen Salon vor dem Kamin wieder zusammen. Der Student wußte wohl, daß er dem verhaßten Maxime im Wege war; aber selbst auf die Gefahr hin, Frau von Restaud zu mißfallen, wollte er dem Dandy im Wege sein. Plötzlich erinnerte er sich, den jungen Mann auf dem Ball der Frau von Beauséant gesehen zu haben, und erriet, was Maxime der Frau von Restaud bedeute; aber mit jener jugendlichen Kühnheit, die große Dummheiten begeht oder zu großen Erfolgen führt, sagte er sich: ›Da hätte ich also meinen Nebenbuhler, ich will ihn aus dem Felde schlagen!‹

      Der Unkluge! Er wußte nicht, daß Graf Maxime von Trailles sich beleidigen ließ, um den ersten Schuß zu haben und seinen Mann zu töten. Eugen war ein gewandter Schütze, aber er hatte noch niemals bei zweiundzwanzig Schuß zwanzigmal ins Schwarze getroffen.

      Der junge Graf warf sich neben dem Kamin in einen Sessel, nahm die Feuerzange und stocherte damit so heftig und ergrimmt in der Glut, daß das schöne Gesicht Anastasias einen bekümmerten Ausdruck annahm. Das junge Weib wendete sich zu Eugen und warf ihm einen jener kalten, fragenden Blicke zu, die so deutlich sagen: ›Warum gehen Sie nicht?‹, daß wohlerzogene Leute daraufhin sofort ein paar ›Abgangssätze‹ zu stammeln pflegen.

      Eugen setzte eine liebenswürdige Miene auf und sagte: »Gnädige Frau, ich beeile mich, Sie zu besuchen, um … «

      Er stockte. Eine Tür öffnete sich. Der Herr, der den Tilbury gelenkt hatte, zeigte sich plötzlich, ohne Hut, begrüßte die Gräfin nicht, blickte Eugen mißtrauisch an und reichte Maxime die Hand mit einem »Guten Tag«, das so brüderlich klang, daß Eugen sich höchlich darüber verwunderte. Die jungen Leute aus der Provinz wissen nicht, wie angenehm das Leben zu dritt ist.

      »Herr von Restaud«, sagte die Gräfin, indem sie dem Studenten ihren Gatten vorstellte. Eugen verbeugte sich tief.

      »Der Herr hier«, fuhr sie, auf Eugen zeigend, fort, »ist Herr von Rastignac, ein Verwandter der Vicomtesse von Beauséant durch die Marcillacs; ich hatte das Vergnügen, ihn auf ihrem letzten Balle kennen zu lernen.« ›Verwandter der Vicomtesse von Beauséant durch die Marcillacs‹, diese Worte, die die Gräfin mit einem gewissen Nachdruck sprach, denn sie war stolz, beweisen zu können, daß sie nur Leute von Rang bei sich empfange, waren von zauberhafter Wirkung: der Graf legte seine kalt-feierliche Miene ab und begrüßte den Studenten.

      »Ich bin entzückt, mein Herr,« sagte er, »Ihre Bekanntschaft zu machen.«

      Der Graf Maxime von Trailles warf Eugen einen unruhigen Blick zu und gab sein unverschämtes Gebaren auf. Die wunderbare Wirkung eines einflußreichen Namens öffnete im Hirnkasten des Südfranzosen dreißig Schubfächer und gab ihm die Geistesgegenwart zurück, die er sich unterwegs so eifrig eingeübt hatte. Ein Blitz erhellte ihm plötzlich das Wesen der höchsten Pariser Gesellschaft, das ihm bisher so dunkel gewesen war. Das Haus Vauquer und Vater Goriot waren seinen Gedanken jetzt weit entrückt.

      »Ich glaubte die Marcillacs ausgestorben«, sagte der Graf von Restaud zu Eugen. »Ja, mein Herr,« erwiderte dieser, »mein Großonkel, der Chevalier von Rastignac, heiratete die letzte Erbin der Familie Marcillac. Er hatte nur eine Tochter, die mit dem Marschall von Clarimbault vermählt war, dem Großvater mütterlicherseits der Frau von Beauséant. Wir sind die jüngere Linie und um so ärmer, als mein Großonkel, der Vizeadmiral, alles im Dienste des Königs verlor. Die revolutionäre Regierung wollte bei der Abrechnung mit der Ostindischen Handelsgesellschaft unsere Forderungen nicht anerkennen.« »Befehligte Ihr Herr Großonkel nicht vor 1789 den ›Vengeur‹?« »Sehr richtig.« »Da kannte er also meinen Großvater, der den ›Warwick‹ führte.«

      Maxime sah Frau von Restaud an und zuckte die Achseln. Seine Blicke sagten: ›Wenn er anfängt, sich mit ihm über die Marine zu unterhalten, sind wir verloren.‹

      Anastasia verstand den Blick des Herrn von Trailles. Mit der bewunderungswürdigen Sicherheit, wie sie den Frauen eigen ist, sagte sie lächelnd: »Kommen Sie, Maxime, ich habe Sie etwas zu fragen. – Meine Herren, wir lassen Sie ein Weilchen mit dem ›Warwick‹ und dem ›Vengeur‹ umhersegeln.«

      Sie erhob sich mit einem spöttischen Lächeln und winkte Maxime, ihr zu folgen. Kaum hatten die beiden die Tür des Boudoirs erreicht, als der Graf seine Unterhaltung mit Eugen unterbrach.

      »Anastasia! Bleib doch hier!« rief er erregt; »du weißt wohl, daß … « »Ich komme sofort zurück, sofort«, fiel sie ihm ins Wort; »in einer Minute habe ich Maxime den Auftrag erteilt, mit dem ich ihn betrauen will.«

      Sie kam in der Tat sogleich wieder. Wie alle Frauen, die gezwungen sind, den Charakter ihres Gatten zu studieren, um nach ihrer eigenen Laune leben zu können, wußte die Gräfin genau abzumessen, wie weit sie gehen dürfe, um nicht ein kostbares Vertrauen zu verlieren; am Tonfall des Grafen hatte sie erkannt, daß es unklug sei, jetzt im Boudoir zu bleiben. Diese Störung verdankte sie Eugen. Sie deutete jetzt verachtungsvoll auf den Studenten und blickte Maxime an, der, zu allen dreien gewendet, kurz angebunden sagte: »Sie sprechen von Familienangelegenheiten, ich will Sie nicht stören. Auf Wiedersehen.« Er ging.

      »Bleiben Sie doch, Maxime!« rief der Graf. »Kommen Sie zum Essen!« sagte die Gräfin, die den Grafen und Eugen nochmals allein ließ, um Maxime in den ersten Salon zu folgen, wo beide sich längere Zeit unterhielten, in der Annahme, Herr von Restaud werde inzwischen Eugen verabschieden.

      Rastignac hörte sie lachen, plaudern und – schweigen; aber der boshafte Student führte mit Herrn von Restaud geistvolle


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