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Reise durch die Sonnenwelt. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Reise durch die Sonnenwelt - Jules Verne


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Tartane aus hab' ich den You-You wegsegeln sehen auf eine weite Reise, und habe gesehen, daß er wieder gekommen ist. Mir schien, man lud daraus mit großer Vorsicht ...

      – Nun, was oder wen?

      – Nun, Herr Gouverneur, verhielt es sich nicht so, daß Sie gestern hätten aufgenommen hier einen Fremden? ...

      – Der Euch bekannt wäre?

      – O, das sage ich ja nicht, Herr Gouverneur, indeß, ich möchte ... ich wünschte ...

      – Was?

      – Jenen Fremden zu sprechen, denn vielleicht kommt er ...

      – Von wo?

      – Von der nördlichen Küste des Mittelmeeres, und es wäre zu hoffen er brächte ...

      – Nun, er brächte?

      – Nachrichten aus Europa!« sagte der Jude mit einem bezeichnenden Blicke auf den Kapitän Servadac.

      Der Starrkopf verweilte also, trotz dreiundeinhalbmonatlichen Aufenthaltes auf der Gallia, bei seinen früheren Ansichten. Bei seinem Temperament fiel es ihm gewiß schwerer als jedem Anderen, sich geistig als von der Erde getrennt anzusehen, obwohl er es buchstäblich war. Mußte er auch das Auftreten abnormer Erscheinungen zugestehen, wie die Verkürzung der Tage und Nächte, die Verkehrung der Hauptpunkte des Himmels bezüglich des Auf- und Unterganges der Sonne, so vollzog sich seiner Meinung nach das Alles eben auf der Erde selbst. Das Meer hier blieb für ihn immer noch das Mittelmeer. War auch ein Theil Afrikas durch irgend eine Katastrophe unzweifelhaft verschwunden, so existirte nach ihm doch das ganze Europa, einige hundert Meilen im Norden, unverändert weiter. Seine Bewohner lebten gewiß wie zuvor und auch er würde dort umherziehen, kaufen und verkaufen, mit einem Worte schachern können. Die Hansa würde in Ermanglung des afrikanischen Ufers den Küstenhandel längs des europäischen Ufers betreiben und bei diesem Tausche wahrscheinlich nichts einbüßen. Deshalb war Isaak Hakhabut spornstreichs herbeigeeilt, um im Nina-Bau Nachrichten von Europa zu erhalten.

      Diesen Juden aufklären und seine starr festgehaltenen Ansichten brechen zu wollen, schien eine vergebliche Mühe. Kapitän Servadac dachte auch nicht im Geringsten daran, mit diesem Renegaten, der ihn anwiderte, neue Beziehungen anzuknüpfen, und begnügte sich, als Antwort auf dessen Gesuch nur mit den Achseln zu zucken.

      Wer aber auch noch mehr als mit den Achseln zuckte, das war Ben-Zouf. Die Ordonnanz hatte das Begehren des Juden gehört und antwortete nun Isaak Hakhabut an Stelle des Kapitän Servadac, der ihm den Rücken zugekehrt hatte.

      »Ich habe mich also nicht geirrt, fuhr der Jude mit lebhafter erglänzenden Augen fort. Gestern ist ein Fremder hier angekommen?

      – Ja wohl, antwortete Ben-Zouf.

      – Lebend?

      – Man hofft es.

      – Und kann ich erfahren, Herr Ben-Zouf, von welchem Orte ist gekommen dieser Reisende?

      – Von den Balearen, belehrte ihn Ben-Zouf, der beobachten wollte, welche Wirkung das auf Isaak Hakhabut äußern würde.

      – Von den Balearen! rief der Jude. O, das ist ein herrlicher Platz zum Handeln! Was hab' ich sonst dort gemacht für ein seines Geschäft! Die Hansa ist gar wohl bekannt auf jenen Inseln.

      – Nur zu bekannt.

      – Sie liegen aber blos entfernt fünfzehn Meilen von der spanischen Küste, und jedenfalls wird der Herr Reisende bringen können Nachrichten von Europa.

      – Gewiß, Manasse, er wird Euch so manches Interessante mittheilen können.

      – Ist das wahr, Herr Ben-Zouf?

      – Natürlich.

      – Ich werde nicht ansehen ... fuhr der Jude zögernd fort ... nein ... gewiß ... ich bin zwar nur ein armer Mann ... ich werde nicht ansehen ein Paar Realen, um mit ihm sprechen zu können.

      – Oho, Ihr werdet sie doch ansehen!

      – Ja, das werde ich ... aber ich werde sie geben trotzdem, wenn ich ihn sprechen kann sogleich.

      – Aha! ließ sich Ben-Zouf vernehmen. Leider ist unser Reisender sehr abgespannt und schläft jetzt noch.

      – Aber wenn man ihn weckte ...

      – Hakhabut, fiel da Kapitän Servadac ein, wenn Ihr Euch unterfangt, hier irgend Jemand zu wecken, so weis' ich Euch die Thür!

      – Herr Gouverneur, entschuldigte sich der Jude im unterwürfigsten Tone, ich möchte ja nur wissen ...

      – Ihr werdet Alles erfahren, unterbrach ihn Kapitän Servadac. Ich bestehe sogar darauf, daß Ihr zugegen seid, wenn unser neuer Gefährte seine Nachrichten aus Europa mittheilt.

      – Und ich auch, Ezechiel, fügte Ben-Zouf hinzu, denn ich möchte Euer fröhliches Gesicht dabei sehen.«

      Isaak Hakhabut brauchte nicht lange zu warten. Eben ließ sich die ungeduldig rufende Stimme Palmyrin Rosette's vernehmen.

      Bei diesem Rufe eilten Alle nach dem Lager des Professors, Kapitän Servadac ebenso wie Graf Timascheff, Lieutenant Prokop und Ben-Zouf, dessen kräftige Hand Mühe hatte, den Juden Hakhabut etwas zurückzuhalten.

      Der Professor war offenbar nur erst halb munter und rief, wahrscheinlich unter der Nachwirkung eines Traumes: »He, Joseph! den Kerl soll der Teufel holen! Wirst Du bald kommen, Joseph!«

      Dieser Joseph war gewiß der Diener Palmyrin Rosette's; erscheinen konnte er ohne Zweifel deshalb nicht, weil er wohl noch die alte Welt bewohnte.

      Der Stoß der Gallia hatte auch die Wirkung gehabt, plötzlich, und wohl für immer, Herrn und Diener zu trennen.

      Inzwischen erwachte der Professor vollständig und rief von Neuem:

      »Joseph! Vermaledeiter Joseph! Wo ist meine Thür?

      – Hier, erwiderte Ben-Zouf, Ihre Thür ist sorgfältig verwahrt.«

      Palmyrin Rosette öffnete die Augen weiter und sah die Ordonnanz stirnrunzelnd scharf an.

      »Du bist Joseph? fragte er.

      – Zu dienen, Herr Palmyrin, erwiderte seelenruhig Ben-Zouf.

      – Schön, Joseph, fuhr der Professor fort, meinen Kaffee, aber schnell!

      – Den gewünschten Kaffee!« rief Ben-Zouf nach der Küche eilend.

      Unterdessen half Kapitän Servadac Palmyrin Rosette sich halb empor zu richten.

      »Verehrtester Professor, begann er, Sie haben also Ihren alten Schüler von der Charlemagne wieder erkannt?

      – Gewiß, Servadac, gewiß! bestätigte Palmyrin Rosette. Ich hoffe, Sie werden sich binnen zwölf Jahren etwas geändert haben?

      – Von oben bis unten, erwiderte Kapitän Servadac lachend.

      – Schön, das ist gut! sagte Palmyrin Rosette. Aber meinen Kaffee möcht' ich haben. Ohne Kaffee keine klaren Gedanken, und diese braucht man heutzutage nothwendig.«

      Zum Glück brachte Ben-Zouf eben das ersehnte Labsal – eine große Tasse schwarzen, dampfenden Kaffees.

      Palmyrin Rosette leerte diese, erhob sich vollends, verließ das Lager, trat in den Hauptraum der Wohnung ein, sah sich zerstreut ein wenig um und ließ sich endlich in einen der besten Lehnstühle aus dem Salon der Dobryna nieder.

      Dann ging der Professor, wenn auch mit etwas sauertöpfischem Gesicht, aber doch mit einem Tone, der an das »all right«, »va bene« und »nil desperandum« seiner Nachrichtsblätter erinnerte, auf die brennende Frage ein.

      »Nun, meine Herren, was denken Sie von der Gallia?«

      Kapitän Servadac wollte darauf vor Allem selbst die Frage stellen, was diese Gallia sei, als sich Isaak Hakhabut vordrängte.

      Beim Anblicke des Juden runzelten sich des Professors Augenbrauen von Neuem und er rief mit dem Tone eines Mannes, der sich


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