Эротические рассказы

Gabriel Schillings Flucht. Gerhart HauptmannЧитать онлайн книгу.

Gabriel Schillings Flucht - Gerhart Hauptmann


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      Ist das der junge Schuckert?

      Kühn:

      Jawohl. Bei Schuckerten finden Se immer so was. Der Alte hat mal einen dicken goldnen Armring aus'm Wasser rausgebracht. Soll ich vielleicht mal mit ihm reden?

      Mäurer:

      Ja, bitte, Meister; tun Sie das!

      Kühn:

      Übrigens hat's mit dem Dinge, wie mir einfällt, ne kuriose Bewandtnis. Die dänische Brigg, von der's wahrscheinlich stammt und die hier draußen gesunken ist, hat der junge Schuckert zwei oder drei Tage vorher, jenau mit die Figur, bei schönstem Wetter wafeln gesehn.

      Mäurer:

      Weißt du, was wafeln ist, Lucie?

      Lucie:

      Nein.

      Mäurer:

      In Schottland nennt man es second-sight.

      Lucie:

      Ach so, etwas mit dem zweiten Gesicht sehen.

      Mäurer:

      Ja, zum Beispiel sein eignes Begräbnis.

      Kühn:

      Gott sei Dank, ich leide nicht dran, trotzdem ich alle Augenblick mal mit Sargbretter zu tun habe.

      Mäurer:

      Ist jemand gestorben?

      Kühn:

      Nee, vorläufig nich; aber Vorrat muß sein.

      (Er legt sich zwei Bretter auf die Schulter und geht.)

      Adje, Herr Professor!

      Mäurer:

      Wiedersehn, Meister Kühn. — — —

      (Lucie und Mäurer allein.)

      Mäurer:

      Na, Schusterchen, ich bin ja im höchsten Grade überrascht, dich hier zu sehen.

      Lucie:

      Ich erst recht. Ich dachte, du bist auf die Südspitze zugegangen: deshalb habe ich mich hier in den Norden geschlängelt; es war wirklich nicht meine Absicht, dir aufzulauern.

      Mäurer

      (schmunzelnd, klug, stoßweise):

      So! So! Wirklich? Na na! Ein Musterkind! — Übrigens hast du gewafelt bei mir; denn ich wollte eben mal über unser grünes Kuhländchen nach dir Auslug halten. — Was liest du denn da?

      Lucie:

      Rate! —

      Mäurer:

      Dann ist es nicht schwer zu raten: die Droste. — Wie lange liegst du schon hier, mein Kindchen?

      Lucie:

      Schon lange Zeit. — Mit wem hat diese Figur dort eine gewisse Ähnlichkeit?

      Mäurer

      (faßt die Gallionfigur ins Auge):

      Ich weiß es nicht! Etwa mit deiner Mutter?

      Lucie:

      Mit Mutter, gewiß.

      Mäurer:

      Das finde ich nicht.

      Lucie:

      Ich würde vielleicht auch nicht darauf gekommen sein; aber ich habe von Mutter geträumt. Ich ging mit ihr unten am Strand spazieren, nachts, und da hatte sie ihre Hand mit dem bloßen Unterarm auch so an der Halskette und auch einen Kranz auf, wie diese Figur ihn hat. Ich hatte wohl also Mutters Bild und dies hier unwillkürlich verschmolzen. — Ich träume hier überhaupt furchtbar lebhaft und schleppe, merkwürdigerweise sogar mitten im hellen Sonnenschein, einen heißen Kopf und den Spuk der Nacht mit mir herum.

      Mäurer

      (lächelnd, gehoben):

      Aber sonst ist es wieder göttlich hier. Ich habe jetzt wieder Stunden erlebt, die unvergleichlich sind. Diese Klarheit! Dieses stumme und mächtige Strömen des Lichtes! Dazu die Freiheit im Wandern über die pfadlose Grastafel. Dazu der Salzgeschmack auf den Lippen. Das geradezu bis zu Tränen erschütternde Brausen der See, — siehst du, hier hinter der Brille ist noch ein Tropfen! — Dieses satte, strahlende Maestoso, womit sie ihre Brandungen ausrollen läßt. Köstlich!

      Lucie:

      Da hast du gewiß wieder interessante Ideen gehabt. (Sie nimmt sein Skizzenbuch.)

      Mäurer:

      Nichts. Auf Ehrenwort, keine Linie. Schreibtafel her, ich muß mir's niederschreiben: Ich werde zwar diese unmoderne Gewohnheit nicht los, — aber vor so etwas heißt es einpacken. — Sag' mal, den Brief von Schilling hattest du doch?

      Lucie:

      Ich hatte ihn dir heut morgen wiedergegeben.

      Mäurer

      (sucht in den Taschen und findet den Brief):

      Richtig, freilich, da ist ja das Schriftstück. — Es hat sich mit meiner Depesche gekreuzt. — Ich würde mich mächtig freuen, wenn Schilling sich endlich mal aus seiner Misere mit einiger Energie herauslöste. — Hältst du's für möglich, nach diesem Brief? Du bist doch in solchen Sachen sehr schlau, Schusterchen.

      Lucie

      (zuckt mit den Achseln):

      Nach diesem Brief, Ottfried, allerdings. Freilich, sicher kann man es, wie die Sachen mit Schilling liegen, nicht voraussagen. Er scheint ja in einer Krisis zu sein, aber sag' mal selbst, sein Verhältnis zu Hanna Elias ist schon manchmal in einer Krisis gewesen; und doch renkte sich alles immer wieder zu unsrem beiderseitigen Mißfallen ein. — Du weißt ja, was sie für Mittel hat! Wenn sie es absolut will, daß er bei ihr bleibt, na, so geht sie zu Bett und kriegt vier Wochen lang Nasenbluten. —

      Mäurer:

      Äh, ich mag sie nicht! Ich bin in keiner Beziehung, nicht wahr, ein Weiberfeind; sie brauchen auch, weiß Gott, um mir zu gefallen, nicht alle deutsche Gänse zu sein. Aber diese Hanna macht mich ganz wild. Wenn ich sie ansehe, fast leichenhaft wächsern, wie sie ist, dann begreife ich nicht, wie sie leben kann, und hoffe, sie muß jeden Augenblick abschieben. Keine Ahnung! Sie lebt; sie denkt nicht daran und wird uns alle womöglich noch einbuddeln.

      Lucie:

      Ja, Ottfried, das kann ganz gut möglich sein.

      Mäurer:

      Verzeih mir's Gott, wenn keine Aussicht vorhanden ist, daß sie in Bälde das Zeitliche segnet, dann muß mit Schilling erst recht was geschehn; dann muß man erst recht mit ihm einen letzten, rücksichtslosen Versuch machen. Dazu ist er zu gut, um an dieser Schürze zugrunde zu gehn.

      Lucie:

      Wer weiß, vielleicht ist deine telegraphische Einladung gerade zur rechten Stunde gekommen.

      Mäurer:

      Merkwürdig, dieser ruhige, schlichte Mensch, der mehr als wir alle in seinem gelassenen Wesen gefestigt schien, ist durch diese Person ganz aus der Bahn gerissen. Als sie auftauchte, dacht' ich das Gegenteil. Seine Heirat mit Eveline war Unsinn. Sie hat ihn sich, weil er immer gegen die Äußerlichkeiten des Lebens gleichgültig war, wenn man ihn nur ungestört malen ließ, einfach angetraut. Und da war er mit einemmal ihr Ernährer. Hanna hat mehr Reiz, mehr Selbständigkeit, und so glaubt ich am Anfang, sie würde für seine Kunst das Rinascimento des vierten Jahrzehntes sein. Statt dessen stellt sie seine Existenz als Künstler und Mann überhaupt in Frage.

      Lucie:

      Woraus erhellt, da sie ebenfalls von orientalischer Faulheit ist, daß Weiber, die nichts zu tun haben, bloß Unfug stiften; und ich habe mir deshalb fest vorgesetzt, ich will diesen Winter sehr viel Kolophonium für meinen Geigenbogen verbrauchen.

      Mäurer:


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