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Wir hatten mal ein Kind. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wir hatten mal ein Kind - Ханс Фаллада


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wäre, mit der einen Hand das Papier zu versenken, mit der andern durch rasche Deckelauflage den Luftzug zu hemmen. Aber ach! der Unglückliche hat nur zwei Hände, er brauchte deren mindestens vier! Eine für die Tür, eine für die Kleider, eine für den Deckel, eine fürs Papier! Sein gequälter Geist erwägt fieberhaft, welche Position er am ehesten preisgeben kann.

      Und so verlassen wir ihn. Viel zu lange haben wir hier schon geweilt, aber jetzt verstehen wir das Kopfschütteln des Besitzers besser, daß trotz all dieser Erschwernisse der Weg über die Feldsteinstufen noch immer dem schönsten Aufenthalt im Korn- oder Kartoffelfeld vorgezogen wird.

      Hinter der Scheune liegt der Komposthaufen. Bisher verwandelte sich hier der Inhalt der beiden Häuser in fruchttragende Erde. Nun hat das Buch über Japan eine Änderung herbeigeführt. Allwöchentlich einmal versenkt ein Bursche das Angefallene in den Teich. Nicht genug damit, verendete Schweine, krepierte Hühner, erschlagene Ratten wandern hinein. Der Teich schillert nun in Grün, Braun, Blau, Tiefschwarz. Eigentlich sind die Farben schön, aber wir haben keine Möglichkeit, sie recht zu betrachten, der Gestank des Stinkteichs vertreibt uns, er ist zu infernalisch. Er hüllt die beiden Häuslein ganz ein, ihr Besuch läßt nun endlich (wo es gar nicht mehr so nötig wäre) nach.

      Nur der Bauer Gäntschow steht manchmal tiefsinnig am Teichrand. Er findet den Geruch nicht schlecht, aber er findet es nicht richtig, daß es riecht. Nach dem japanischen Buch müßte es längst gären und geruchlos werden. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Und der Bauer beschließt, ein Rührwerk in den Stinkteich einzubauen. Mit einem langen Baume werden Burschen auf einer Achse angeordnete Schaufeln umtreiben, die die träge Masse in ständiger Bewegung halten werden. Der Bauer lächelt, da er dies Zukunftsbild sieht. Hilft aber auch das Rührwerk nicht, so wird er den Stinkteich ausmauern, er gibt nicht nach. Schließlich gibt er doch nach, er stirbt nämlich darüber, ehe die Geruchlosigkeit erreicht ist.

      Zwischen Stinkteich und Haus liegt der Garten. Er ist das einzige Stück Land auf dem großen Hof, das die Frauen unter ihrem Kommando haben. Der Hof ist hundertachtzig Morgen groß, das sind vierhundertfünfzigtausend Quadratmeter, der Garten ist sechshundert Quadratmeter groß. Diese Zahlen drücken ziemlich richtig die Wichtigkeit vom Bauern und seiner Frau aus.

      Die Einteilung des Gartens liegt von alters her fest – wie er aber bestellt wird, das bleibt den einzelnen Frauen überlassen. Zu der Zeit, von der jetzt gesprochen wird, als des Johannes Gäntschow Mutter Bauersfrau auf dem Hofe war, Hedwig Gäntschow, geborene Düllmann, von den Düllmans aus Dreege, da war der Garten, dessen Fläche durch zwei sich kreuzende Mittelwege in vier gleich große Stücke zerlegt war, zu einem Viertel mit Kartoffeln, zum zweiten Viertel mit Pferdebohnen bestellt. Das dritte Viertel ist zwiefach unterteilt, auf seiner einen Hälfte sind Erdbeeren gepflanzt, auf der andern stehen die gelben und roten Ruten der Himbeeren. Für den vierten Teil endlich scheint Arbeitskraft oder Zeit der Frauen nicht gereicht zu haben: er ist Wüste, blätterstilles Geheimnis, der Kern von Eden.

      Alle diese vier Teile sind von längst nicht mehr verschnittenem Buchsbaum eingefaßt, dessen buschiges Gestrüpp mit seinen lederartigen, wie gelackten Blättern und seinen zähen Zweigen keinen Schaden leidet, wenn ein Fuß ungeschickt hineintritt oder sich ein Kind zum Spielen auf die Rabatte setzt. Der Buchsbaum steht wieder auf und hält Richtung.

      Um den Garten herum aber läuft eine Schwarzdornhecke. Auch sie weiß schon lange nichts mehr von einer Gärtnerschere, sie ist weit über Mannshöhe gewachsen, eine wahre Wand, und ihre Zweige langen tief in den Garten.

      In diesem Bauerngarten nun, der nicht mehr als dreißig Meter in der Länge und zwanzig in der Breite mißt, ist auch den Blumen eine Stätte bereitet, ohne damit den Nutzpflanzen ihren Raum zu nehmen. Inmitten des Längswegs liegt kurz vor seinem Ende ein kleines rundes Beet, wieder von Buchs gesäumt. Wie eine Insel liegt es in dem ruhigen Strom des Gartenganges und zwingt ihn, der sich rechts und links an ihm vorüberpreßt, zu solcher Verengerung, daß der Schuh des Vorbeigehenden mit dem Buchs kämpft und mit Tautropfen übersät wird.

      Der bäuerliche Garten ist sechshundert Quadratmeter groß, das Blumenbeet darin aber zwei – diese Zahlen drücken ziemlich richtig aus, wieviel Raum für die nutzlos schönen Dinge auf einem Bauernhof übrigbleibt.

      Dort aber nun, wo der Weg sein Ende erreicht, ist ein Ruheplatz bereitet mit einer kleinen Laube, die ganz von wildem Wein überzogen ist. Eine Bank aus Latten ist aufgestellt, und wer da sitzt, der hat grade vor sich das kleine Blumenbeet. Es wachsen keine Seltenheiten darauf: in der Mitte eine Rose, ein hartes Gewächs, das es nicht übelnimmt, wenn es nicht rechtzeitig gegen Frost verpackt wird. Und rundum, was eben von irgendwann ausdauerte, denn neu wird nichts gepflanzt: Iris, Brennende Liebe, Vergißmeinnicht und die großäugige Schwester des Gänseblümchens, das Tausendschönchen. Es macht nichts, wenn die Hände der Kinder die Blüten abbrechen, sie kommen im nächsten Jahre wieder.

       Übrigens sitzt nie einer auf der Bank, sieht nie einer nach den Blumen, dafür ist nie Zeit.

      Aber der Platz in dieser kleinen Laube ist noch viel heimlicher, als ihn Wein allein machen könnte. Nach hinten gegen das Feld zu deckt die Schwarzdornhecke, und rechts und links des heranführenden Wegs wächst hier an seinem Ende eine wahre Buschwildnis: Jasmin, Flieder, Hagebutten, Goldregen, Haseln und Schneebeeren. Sie wachsen auf jenem Beetabschnitt der Wüste, die blätterstilles Geheimnis, Kern von Eden genannt wurde. Sie verwehren jeden Einblick und sie sind im Vormarsch: ein kurzes Endchen begleiten sie schon den Buchsbaum des Erdbeerlandes.

      Es ist heimlich hier auf dem Platz, der Seewind mag noch so sehr brausen, seine letzten Ausläufer tauchen unter in den Armen des Gebüschs. Geschmeidig geben die Äste nach und das Auge erfreut sich an dem raschen Wechsel von glänzendem und mattem Grün, je nachdem sich ihm die bewegte Ober- oder Unterseite der Fliederblätter darbietet. Nicht einmal der so nahe Giebel des Wohnhauses wird sichtbar, denn ich habe zu sagen vergessen, daß auch Bäume in diesem Gärtchen wachsen: Apfelbäume und Birnbäume und rechter Hand – du siehst sie von hier nicht – eine ganz frühe Sauerkirsche. Weiter stehen auf beiden Seiten der ewig knarrenden Lattentür zwei Pappeln, geköpfte, gestutzte Pappeln (denn ihre Zweige sind gut zum Anheizen des Backofens), die nachgewachsenen schwachen Zweige stehen in einem lächerlichen Mißverhältnis zu der Dicke der Stämme.

      Auf einer von den beiden Pappeln liegt eine hölzerne Egge. Malte Gäntschow hat sie selbst hinaufgeschafft als eine Aufforderung an die Störche, dies als Nistgrund zu betrachten. Aber die Störche sind dieser Aufforderung nicht gefolgt. Dies erfolglose Hinauftragen einer Egge ist aber auch der einzige Eingriff des Bauern in den Garten. Die Kartoffeln, die Erdbeeren, die Pferdebohnen, sie sind ein Unternehmen seiner Frau Hedwig, geborenen Düllmann. Manchmal kam der Geist über die Frau – im Trubel von Haus-, Milch- und Geflügelwirtschaft erinnerte sie sich ihrer Gewächse, sie wollte ihnen einen Sondervorteil zuschanzen, mit dem Kindertöpfchen schoß sie zu den Erdbeeren, sie düngte eine Pflanze. Oder sie hackte und jätete einen Tag lang eifrig mit ihren Mädchen, es gab angebranntes Essen, mageres Essen, unpünktliches Essen. Dann vergaß sie wieder durch viele Wochen den Garten ganz, aus allem wurde so gut wie nichts.

      Es war aber auch der reine Unverstand gewesen, unter den Bäumen solche Beete anzulegen, da konnte nie etwas werden. Das kam aber daher, daß die Frau keine richtige Bauerntochter war, wenn sie auch aus Dreege stammte, ihr Vater war ein Kapitän auf kleine Fahrt gewesen.

      Nun wollte sie – aus purem Unverstand – mit dem Bauern konkurrieren. Sie hätte Schoten, Stangenbohnen, Schnittlauch, Porree, Kohl bauen sollen, das war ihr Gebiet. Aber nein, der Bauer baute Kartoffeln, so baute sie auch Kartoffeln.

      Und ihre Kartoffeln wuchsen und wuchsen, die Blätter der Stauden waren blaugrün, ihre Stengel strotzten vor Saft. Der Sommer verging, der Herbst kam. Die Kartoffeln auf den Feldern waren längst abgewelkt und braun, sie hatten ihren Saft und ihre Kraft in die Knollen geschickt. Die Gartenkartoffeln, die Frauenkartoffeln – ihr Kraut lag triefend vor Nässe, tiefgrün, wie erschlagen auf dem Boden. Und als man sie schließlich aufnahm, was war die Ernte? Kartöffelchen wie Kirschkerne, wie Walnüsse, das war der Ertrag dieser Strotzenden. Sie hatten in ewigem Schatten gestanden, keine Sonne war zu ihnen gedrungen, sie hatten ihre ganze Kraft ans Blattwerk verschwendet, mit dem sie zum Licht hatten


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