Louba der Spieler. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.
weiß - ich weiß, Frank«, sagte sie.
Er wollte ihre Hand nehmen, aber sie entzog sie ihm sanft.
»Frank, ich muß es dir ja doch sagen - nimm dies zurück.«
Er fühlte etwas auf seiner Handfläche, und noch bevor er es richtig angeschaut hatte, wußte er schon, daß es ihr Verlobungsring war.
»Beryl!«
»Es tut mir leid … wirklich leid. Ach, frag mich nicht, Frank - ich werde Emil Louba heiraten. Nein, nein, frag nicht warum … Lieber, guter Frank, bitte.«
Er saß wie gelähmt da, völlig unfähig, einen Gedanken zu fassen.
»Dieser - Kerl!« stieß er endlich hervor. »Du bist verrückt, Beryl! Du darfst es nicht tun! Bei Gott, eher bringe ich uns um. Darum also hat man dich hierhergelockt - Louba will dich haben. Vorher mußte er dich aber ganz gefügig machen. Ich kann mir alles denken - er hat dich im Spiel betrogen, und jetzt stellt er dich vor die Alternative: entweder heiraten oder zahlen.«
»Ich muß doch an Mutter denken«, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Frank, Frank, ich war ja so dumm!«
Sie verbarg das Gesicht in den Händen und weinte hilflos. Er konnte nur untätig und verzweifelt danebensitzen.
Nach einer Weile richtete sie sich auf.
»Fahr mich nach Hause«, sagte sie schwach. »Sprich nicht mehr darüber … Es hat ja alles keinen Sinn mehr.«
Schweigend und mit verbissenem Gesicht fuhr er los und hielt nach kurzer Zeit vor der Tür des Häuschens auf dem Edwards Square, wo sie mit ihrer kranken Mutter wohnte.
»Gute Nacht, Frank«, sagte sie und küßte ihn.
Bevor er sie festhalten konnte, war sie schon aus seinen Armen geglitten und im Hauseingang verschwunden.
Einen Augenblick starrte er die Tür an, dann startete er entschlossen den Wagen.
Nach einer halben Stunde hielt er vor einer dunklen Fassade - Braymore House. Er kannte den Grundriß dieses Gebäudes wie seine Hosentasche. Als erfolgreicher Architekt war er beim Bau dieses Blocks sehr teurer Mietwohnungen beteiligt gewesen. Das Gebäude hatte sechs Stockwerke, und die nach den städtischen Vorschriften angebrachte Feuertreppe wirkte nicht gerade verschönernd.
Der ganze Komplex lag im Dunkeln. Nur im zweiten Stock zog sich ein breiter weißer Lichtstreifen hin.
Er wußte, das war Loubas Wohnung. Jetzt bei dem Levantiner einzudringen war unmöglich, denn die große Eingangstür war um diese Zeit schon fest verschlossen.
Er überlegte einen Augenblick. Darin ging er durch das Hoftor in den Garten hinter dem Haus und erreichte auf einem Seitenpfad die eiserne Leiter, die zur Plattform der Feuertreppe führte. Sorgfältig untersuchte er die Aufstiegsmöglichkeiten.
Nachdem er seine Erkundigungen beendet hatte, ging er zu seinem Wagen zurück.
Morgen wollte er sich das Gebäude noch einmal genau bei Tag ansehen.
Dünner Nebel stieg vom Regents Park auf, als er seine eigene Wohnung in Gate Gardens erreichte. Um so besser, dachte er.
Kapitel 9
Sehr zufrieden mit den Ereignissen dieses Abends kehrte Louba nach Braymore House zurück. Es war das erste Mal, daß er allen Ernstes daran dachte, eine Frau zu heiraten. Aber Beryl Martin war es wert - ganz abgesehen von dem guten Geschäft, das er sich von dieser Ehe erhoffte.
»Ich brauche Sie nicht mehr, Miller«, sagte er aufgeräumt, als er in die Wohnung kam. Er zündete sich eine Zigarre an und lehnte sich an den Kamin, wo er paffend die Situation überdachte.
Mit seinen Finanzen war es eine Zeitlang nicht zum besten gestanden, aber die Krise schien jetzt überwunden zu sein.
Nach einer Weile wurde er sich der Stille in dem halbdunklen Raum bewußt. Er hatte plötzlich ein unbestimmtes Gefühl der Unsicherheit und schaute unruhig im Zimmer umher. Stirnrunzelnd entsann er sich Beryls Behauptung, daß sie in Marshleys Haus ein Gesicht vor dem Fenster gesehen habe.
Ärgerlich über seine eigene Nervosität ging er mit ein paar langen Schritten zu dem hinter ihm liegenden Fenster, dessen bis zum Boden reichende Vorhänge er beiseite schob, um sich zu vergewissern, daß das Fenster geschlossen war.
Mit einem unartikulierten Laut prallte er zurück - hinter dem Vorhang stand ein Mann.
»Da Costa!«
»Na, und?« fragte da Costa zurück und fuhr mit der Hand vielsagend nach der hinteren Hosentasche.
»Nicht schlecht, nicht schlecht«, rief Louba schnell gefaßt und bedeutete ihm durch eine Bewegung, die Waffe stecken zu lassen.
»Dürfte ich Sie höflichst fragen, was Sie hier in meiner Behausung suchen?«
»Oh, ich wollte nur warten, bis Sie ins Bett gehen, Louba.«
»Und was dann?« fragte Louba so scharf, daß da Costa zu lachen begann.
»Keine Angst. Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu ermorden.«
»Aha! Sie wollten also nur stehlen?«
»Um genau zu sein - momentan wollte ich warten, bis Sie sich schlafen gelegt hatten, und mich dann durchs Fenster auf den Heimweg machen.«
»Sie sind mir der richtige Dieb. Ich weiß längst, daß Sie um meine Wohnung herumspionieren, und diesmal scheinen Sie meine Abwesenheit gut ausgenützt zu haben.«
Da Costa zuckte die Schultern.
»Ich hatte in Ihrem Zimmer geschäftlich zu tun«, meinte er. »Warum stören Sie mich eigentlich?«
Louba packte ihn heftig beim Arm und riß ihn herum, bis das Licht voll in sein Gesicht fiel.
»Du hast gefunden, was du hier suchtest«, knurrte er, »sonst wärst du nicht so frech und unverschämt!«
»Und wenn ich dir etwas weggenommen hätte, würdest du es doch nie bei mir finden«, lachte da Costa.
Louba schüttelte ihn.
»Was hast du genommen? Los - ’raus damit!«
»Gibst du mir vielleicht das wieder, was du mir während eines langen Zeitraums auf die verschiedenste Weise abgeknöpft hast?« fragte da Costa zurück. Plötzlich lächelte er. »Natürlich mußt du es mir wieder geben - es bleibt dir gar nichts anderes übrig!«
Louba betrachtete ihn düster von oben bis unten.
»Du kommst aus diesem Zimmer nicht heraus, bevor du nicht hergibst, was du geklaut hast«, sagte er.
»Wie du meinst«, stimmte da Costa ganz gemütlich zu. »Bitte - durchsuche mich.« Er hob einladend beide Arme hoch.
Mißtrauisch sah ihn Louba an und ließ dann mit einer Geschicklichkeit, die langjährige Übung bewies, seine Hände durch die Taschen des anderen gleiten.
Da Costa verfolgte die vergeblichen Bemühungen seines Rivalen mit heller Freude. Louba nahm seine Sache genau, aber schließlich mußte er doch einsehen, daß selbst in den Schuhen da Costas nichts versteckt war.
»Entweder du rückst jetzt mit der Sprache heraus, oder ich ziehe andere Saiten auf«, drohte Louba wütend und sprang unvermittelt auf da Costa los.
Er packte ihn am Kragen, stieß ihn zurück, so daß sein Oberkörper auf der Brüstung des offenen Fensters lag, und drückte ihm unbarmherzig den Hals zusammen.
»Also … wie steht es?« murmelte Louba. »Was hast du weggenommen - oder soll ich dich hinunterwerfen?«
»Laß los«, keuchte da Costa, »nichts habe ich genommen - laß los, laß los, oder …« Durch eine geschickte Wendung bekam er seinen Hals frei, duckte sich zusammen und versetzte Louba mit dem Kopf einen solchen Stoß vor den Magen,