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Der Gärtner war der Mörder. Wolfgang SchneiderЧитать онлайн книгу.

Der Gärtner war der Mörder - Wolfgang Schneider


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Jutta hatte Sedlmeyer gegenüber einmal die Theorie aufgestellt, dass das damit zusammenhängen müsse, dass Funke dringend eine Frau benötige, während Sedlmeyer es auf dessen ausufernden Kaffeekonsum geschoben hatte. Im weiteren Verlauf dieses Gespräches hatte Jutta dann darauf hingewiesen, dass das mit der fehlenden Frau maßgeblich auf Funke's optische Erscheinung im allgemeinen und auf seinen peinlichen Schnurrbart im Besonderen zurückzuführen sei. Bei Sedlmeyer hatte sich dann in Sachen Frauen-Problematik im Lichte seiner eigenen Situation bald ein nagendes Unwohlsein eingestellt und er hatte schnell das Thema gewechselt. Funke war optisch in der Tat eine seltsame Kombination: sein schwarzer Schnurrbart war akkurat auf den Millimeter getrimmt, ebenso wie sein glattes, präzise gescheiteltes Haar, welches allerdings bereits merklich ergraut war, trotz seiner erst 31 Jahre. Er hätte ein bisschen ausgesehen wie das Abziehbild eines überarbeiteten Buchhalters, wären da nicht die schrillen Hawaii-Hemden und die Cowboy-Stiefel gewesen, die er immer trug. Womöglich hatte er früher einfach zu viele Folgen „Magnum“ gesehen. Sedlmeyer räusperte sich und fuhr fort mit seinen Erläuterungen:

      „Ich warte noch auf eine Erklärung vom Widenmayer, warum er Jakubinski und seinen Leuten den Fall entzogen und uns auf's Auge gedrückt hat, aber es scheint einen guten Grund dafür zu geben. Ich werde gleich mal bei ihm anrufen und ihn bitten, uns seine Akten zur Verfügung zu stellen. Danach machen wir Besprechung, sagen wir um...“ Er sah auf seine Armbanduhr, „...zehn Uhr dreissig. Jutta, könntest du bitte checken, ob der Konferenzraum da noch frei ist? Schorschi, könntest du in der Zwischenzeit mal ein wenig über Wasserleichen recherchieren? Ich muss dich allerdings warnen, das ist ein ziemlich unappetitliches Thema!“ Mit „Schorschi“ war in diesem Fall Baumgartner gemeint. Zu Beginn ihrer aller Zusammenarbeit hatten sie schnell festgestellt, dass zwei Kollegen mit dem selben Vornamen ein schwerwiegendes praktisches Problem mit sich brachten. Sie hatten ein wenig hin und her überlegt, bis schließlich Baumgartner selber auf die Idee gekommen war, ihm doch einfach einen typisch bayerischen Spitznamen zu geben, passend oder nicht, schließlich käme er aus dem ursprünglichsten aller bayerischen Regierungsbezirke. Letzteres konnte Sedlmeyer als gebürtiger Münchner keinesfalls so stehen lassen, aber sie hatten sich dann trotzdem auf die bajuwarische Kurzform von „Georg“ geeinigt, obwohl das mit „Roland“ nicht das geringste zu tun hatte. Roland „Schorschi“ Baumgartner vernichtete als Antwort mit einem letzten Bissen den Rest seiner Nussschnecke und hob kauend den Daumen der rechten Hand. Sedlmeyer sah noch einen Moment lang in die Runde, dann klopfte er kurz an den Türrahmen und ging zurück in sein Büro.

      In der verbleibenden guten Stunde bis zur Besprechung hatte er geplant, erst bei Jakubinski und dann bei Mommsen anzurufen. Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer; am anderen Ende ertönte ein brummiges „Ja?“ und Sedlmeyer begann, sein Anliegen vorzubringen:

      „Guten Morgen Herr Jakubinski, hier ist Sedlmeyer. Ich ruf' an wegen ihres Falles bezüglich der vermissten Schülerin.“ Jakubinski war offenkundig ziemlich verstimmt, sein Sarkasmus troff zähflüssig aus dem Hörer:

      „Morgen Sedlmeyer. Mein Fall? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, einen solchen Fall gehabt zu haben? Sie müssen da was verwechseln, ich bin hier nur der Hausmeister.“ Sedlmeyer konnte ihm seine Frustration nicht verdenken. Er fuhr fort:

      „Ich kann gut verstehen, dass Sie sauer sind. Ich versteh's ja genau so wenig. Sie wissen hoffentlich, dass ich damit nichts zu tun hatte und genau so überrascht war wie Sie, als uns der Fall übertragen wurde.“

      „Passt schon, Sedlmeyer, Sie können ja auch nix dafür. Von mir aus können Sie den Fall gern übernehmen, viel Spaß werden Sie damit ohnehin nicht haben.“ Sedlmeyer war drauf und dran, zu antworten, dass ihm das beim Anblick der Leiche gestern auch schon aufgefallen sei, wollte dann aber nicht noch mehr Salz in die Wunde reiben. Stattdessen beschränkte er sich auf's Geschäftliche:

      „Das ist gut möglich. Herr Jakubinski, ich wollte Sie zunächst mal darum bitten, uns ihre Akten zur Verfügung zu stellen. Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir kurz ihren Eindruck schildern könnten, was den bisherigen Verlauf anbelangt.“ Jakubinski seufzte.

      „Na klar, Sedlmeyer. Die Akten lass ich Ihnen gleich zuschicken, die sollten Sie spätestens heute Nachmittag auf dem Schreibtisch haben. Was meinen Eindruck zu dem Fall anbelangt: ich will ehrlich zu Ihnen sein. Sonderlich weit sind wir damit nie gekommen. Sie wissen doch selber wie das bei Entführungen so ist. Familiäre Hintergründe konnten wir mit großer Sicherheit ausschließen, das Umfeld war blitzsauber. Also, der nächste Schritt, wie üblich: Mithilfe-Aufrufe an die Bevölkerung. Das hat auch nichts gebracht, außer den üblichen Spinnern. Eine ältere Frau will das Mädchen in der Kirche gesehen haben, wo es nach dem Gottesdienst Weihwasser verspritzt und die Gläubigen gesegnet hat. Lauter so ein Mist. Die beste Spur war noch eine junge Türkin, die sich sicher war, das Mädel in einem Klamottengeschäft beim Einkaufen gesehen zu haben. Wir konnten dann aber recht schnell klären, dass es dabei um eine Schaufensterpuppe ging, die zufällig ähnliche Kleidung trug.“

      Sedlmeyer war im Bilde. Wie Jakubinski zutreffend bemerkt hatte, standen die Chancen bei Entführungen generell nicht gut, falls es nicht schnell gelang, eine Verbindung im jeweiligen Umfeld herzustellen. Er bedankte sich und kündigte an, sich in den nächsten Tagen erneut zu melden. Dann machte er sich daran, Mommsen wegen der Ergebnisse der Obduktion zu befragen. Der war allerdings nicht erreichbar und seine Mitarbeiterin bat Sedlmeyer, am frühen Nachmittag nochmal anzurufen. Noch zwanzig Minuten bis zur Besprechung. Sedlmeyer erwog, sich noch schnell den Kopfhörer aufzusetzen und ein oder zwei Songs aus seiner MP3-Sammlung anzuhören, die er vor einiger Zeit vorsorglich und vorschriftswidrig auf seinem Dienst-Rechner installiert hatte – „die for metal“ von Manowar wäre jetzt nicht schlecht gewesen oder „seek and destroy“ von Metallica –, da hörte er plötzlich ein Klopfen an seiner geöffneten Türe. Im Türrahmen stand Dr. Widenmayer aus der Chefetage. Er war groß, Anfang sechzig und gut gekleidet. Sein schwarzer Anzug sah teuer aus und unter der Weste blitzte eine Krawatte mit bayerisch weiß-blauem Rautenmuster hervor. Er sah Sedlmeyer über den Rand seiner schmalen Brille an und begrüßte ihn:

      „Morgen Herr Sedlmeyer. Ich hoffe Ihr Handy hat mittlerweile wieder Strom?“ Sedlmeyer war sich nicht sicher, ob jetzt ein schlechtes Gewissen von ihm erwartet wurde.

      „Herr Dr. Widenmayer! Tut mir leid wegen des Handy's. Es ist mittlerweile wieder voll und ganz aufgeladen.“ Dabei grinste er ihn bübisch an. Widenmayer trat ein und antwortete:

      „Ich muss gleich weiter, Sedlmeyer, und ich wollte Sie bitten, heute Nachmittag mal bei mir vorbei zu kommen, es gibt ein paar Dinge, die ich Ihnen ausführlicher erklären möchte. Kurz nur soviel: ein Grund für die Tatsache, dass Sie gerade Jakubinski beerbt haben ist folgender. Es hat am vergangenen Freitag möglicherweise eine weitere Entführung gegeben, die eventuell mit dem gestrigen Leichenfund in Zusammenhang steht.“ Sedlmeyer klappte die Kinnlade herunter. Widenmayer sah kurz auf seine Armbanduhr, dann fuhr er fort:

      „Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass die Zeit extrem drängt, das werden Sie ja verstehen. Die nötigen Informationen zu dieser mutmaßlichen neuen Entführung wird Ihnen meine Sekretärin in ein paar Minuten zukommen lassen. Alles weitere besprechen wir dann heute Nachmittag in meinem Büro. Sagen wir um dreizehn Uhr dreissig?“ Sedlmeyer sah ihn einen Moment lang an, noch immer perplex. Dann fasste er sich wieder und antwortete, während er einen Stapel Blätter auf seinem Schreibtisch bündig klopfte:

      „Alles klar. Halb zwei heute nachmittag.“ Widenmayer hob kurz die Hand zum Gruß, dann eilte er schnellen Schrittes davon.

      Aus dieser Richtung wehte also der Wind. Ihr Entführer war im Begriff, sich in einen Serientäter zu verwandeln, der Erfolgsdruck wuchs und Widenmayer brauchte ein neues Gesicht bei den Ermittlungen. Das konnte nichts gutes heißen. Zum einen würden ab jetzt ziemlich viele Augen auf ihn und sein Team gerichtet sein und Erfolge sehen wollen. Und zum anderen war Widenmayer's Ermahnung was den Zeitdruck anbelangte mehr als berechtigt. Es würden ein paar ziemlich anstrengende Tage werden. Zerstreut suchte er seinen Locher um die Blätter abzuheften, die er gerade bearbeitet hatte, da bemerkte er Jutta, die grinsend im Türrahmen stand.

      „Was?“ rief er ihr zu.

      „Na Sedi, hast du gerade den


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