EGO-ELTERN aus Liebe ? Warum werden unsere Kinder immer tyrannischer, antriebsloser, unglücklicher?. Dantse DantseЧитать онлайн книгу.
Ende haben wir alles das tatsächlich getan, aber die Schläge taten sehr weh und waren nicht gut für mich, auch wenn die Eltern dadurch bekamen, was sie wollten.
Als ich selbst Vater wurde, habe ich nachgedacht, wie ich als Vater meinen Sohn erziehen möchte. Ich schrieb alles auf, was mir in meiner Kindheit gefallen hatte und was nicht.
Beim Thema Schlagen musste ich wirklich sehr hart mit mir hin und her kämpfen. So hartnäckig war die Programmierung in meinem Kopf, dass Schläge dazu da sind, das Kind gut zu erziehen. Warum sollte ich auf dieses nützliche Mittel verzichten? Als ich bei anderen Paaren sah, wie frech, respektlos, egoistisch ihre Kinder waren, als ich sah, wie manche ihre Eltern beschimpften oder sogar schlugen und die Macht über ihre Eltern hatten, gewann die Erziehungsart meiner Eltern nochmal an Gewicht.
„Seht ihr, wenn ihr die Kinder so erzieht, ohne ihnen an den Ohren zu ziehen, werden sie immer ungezogen bleiben“, warf ich einem deutschen Paar vor.
„Wir stehen nicht auf Schläge als Erziehungsmethode, das wäre Gewalt und außerdem ist es gesetzlich verboten“, sagte das Paar.
„Und ihr glaubt, dass das, was ihr mit euren Kindern tut keine Gewalt ist? Für mich ist es schlimmer als körperliche Gewalt. Ihr bestraft eure Kinder mit Worten und übt psychischen Druck auf sie aus, mit Liebesentzug, Hausverbot, Fernsehverbot, Redeverbot, oder noch schlimmer: mit diesen langen Gesprächen mit den Kindern, damit sie ihre Fehler und ihre Schuld einsehen. Ihr redet mit Kindern über Dinge, die sie, wegen ihres Alters noch gar nicht verstehen können. Ihr bittet kleine Kinder darum, Versprechen abzugeben, wenn man doch weiß, dass sie es Morgen wieder tun werden. Ihr werdet dann wieder kommen und reden und den Kindern erzählen, dass sie das Versprechen gebrochen haben. Das finde ich schlimm, schon so früh Kindern Schuldgefühle zu geben (ich bin schlecht, ich habe mein Versprechen nicht angehalten). Ich glaube, dass diese Methode den Kindern später seelisch mehr schadet, als meine Schläge“, so ungefähr argumentierte ich.
Ich war entschieden, die Erziehungsmethoden meiner Eltern fortzuführen und das tat ich auch einmal. Ich gab meinem Sohn einen kleinen Klaps. Es war wirklich eher so ein festes Drücken auf den Po, als ein Klaps. Ich glaube mein Sohn war erschrocken und weinte. In diesem Moment erinnerte ich mich an meine eigenen Schmerzen als Kind, und auf der Stelle entschied ich mich, so etwas nie wieder zu tun. Ich würde weder die lasche, europäische Methode benutzen, noch diese harte, afrikanische, aber ich würde auf meinen guten Werten bestehen, die ich meinem Sohn vermitteln möchte.
Ich musste deswegen eine andere Methode suchen, die Gewalt jeglicher Art ausschloss, einen Weg ohne Gewalt, mit dem ich am Ende das gleiche Ziel erreichte.
Ich entschied mich einfach, das Schlechte an den Erziehungsmethoden meiner Eltern meinen Kindern nicht weiterzugeben.
Hätte ich mich nicht mit meiner Kindheit auseinandergesetzt, hätte ich das nicht gesehen, weil meine Kindheit eigentlich super war, aber wie man weiß, der Teufel liegt in den Details. Ich tat dies auch ohne meine Eltern in Frage zu stellen.
Ein anderes Bespiel ist die Strenge. Unsere Mütter waren sehr streng, unser Vater weniger. Meine Mütter waren verbal sehr aktiv und auch mal hart, aber mein Vater war verbal sehr sanft, dennoch hatten wir mehr Respekt vor ihm, als vor den Personen von denen mehr Drohungen kamen. Das war der Beweis dafür, dass vieles Schimpfen mit den Kindern und ständiges auf sie Einhämmern nicht unbedingt das ergibt, was man erwartet.
Diese Kindheitsanalyse brachte mich dazu, zu beschließen niemals ein falsches Wort, ein Schimpfwort, ein Fluchwort an meine Kinder zu richten und diese auch in ihrer Anwesenheit nie zu benutzen. Wie wir wissen, Worte können schlimmer sein als Schläge, weil sie sich in unserem Unterbewusstsein festkleben und unsere Handlung tiefer unbewusst prägen.
Das Schlimme kommt nicht erst wenn man es sieht. Es fängt schon im Fundament an. Aber leider versuchen wir Menschen oft, nur das, was wir sehen wegzuwischen, anstatt ans Fundament zu gehen.
„Burn-in“ ist der gesäte Schimmel im Fundament und „Burn-out“ ist nur das was herauskommt.
Ein Auszug aus meinem Roman „Blackout“ verdeutlicht noch besser, was ich beschreiben möchte. Es ist ein Gespräch zwischen einem Mann, der Probleme hat und seinem Therapeuten.
Coach Camara: Herr Walker, wissen Sie, unser Leben ist doch sehr geprägt von unseren Erlebnissen in der Kindheit. Ich weiß, dass wir durch neue Theorien versuchen, die Rolle der Kindheit zu minimieren. Wir tun das, weil wir keine Verantwortung für das Scheitern übernehmen wollen. Das Scheitern, sei es als Eltern oder als Kind. Wir schämen uns, als Eltern zu sehen, dass unsere Erziehungsmethode nicht die richtige war, und dass wir es vermasselt haben, dass wir versagt haben und es anders hätten machen müssen und wir schämen uns als Kind, dass nun erwachsen geworden ist, dass unser Leben doch von unserer Kindheit, einer fremden Macht, beeinflusst wird. Es steht doch in allen Büchern, dass jeder sein Schicksal in seinen eigenen Händen hält und jeder sein eigener Meister und der Schmied seines eigenen Glückes ist. Alle, die das anders sehen und anderes behaupten, werden Versager genannt. Sie würden ihre Kindheit nur als Entschuldigung nutzen, um ihre Unfähigkeit zu erklären. Somit schneiden wir uns als erwachsenes Kind von unserer Kindheit ab, anstatt uns auf natürliche und gesunde Weise abzunabeln. Aber wir vergessen, dass die Trennung nur auf der rationalen Ebene stattfindet, dass alles was uns regiert, in der irrationalen und unbewussten Ebene stattfindet und dort steht unsere Kindheit ganz brav bereit. Wir schneiden uns von unserer Kindheit ab und sind dennoch nicht abgenabelt. Diese Art unsere Kindheit zu betrachten, entlastet die Eltern. Wir versuchen die Trennung unserer Handlung und unseres Verhaltens von unserer Kindheit im Erwachsenenalter zu verteidigen, und deswegen geben wir unsere Erfahrungen an unsere Kinder weiter und so vererbt sich die Sünde von Generation zu Generation und wird fast genetisch. Das ist ein Fehler, sowohl für die Kinder, als auch für die Eltern. Wir als Eltern können so unser Gewissen einigermaßen beruhigen. Wir schieben die Verantwortung auf andere: Lehrer, Schule, Erzieherin, Kita, Sport, den Partner, die Gesellschaft, den unfähigen Psychologe, usw. Wir selbst wollen uns nicht in Frage stellen und wenn es wirklich nicht mehr geht, schicken wir das Kind zur Therapie und nun sind wir die Sache endgültig los. Nun ist es der Therapeut, der seine Arbeit nicht richtig macht, falls dem Kind nicht geholfen wird. Wir als Eltern denken nicht daran, uns an diese Therapie anzuschließen. Wir sehen uns nicht mehr als Teil des Problems. Aber das ist leider der Grund, warum vielen Menschen nicht langfristig geholfen werden kann, weil ein Puzzleteil fehlt in der ganzen Therapie: die Eltern. Es reicht nicht, die Kindheit zu durchforschen und die Eltern zu schönen. Wir als Eltern schieben gern Verantwortungen ab. Wenn das Kind in der Schule schlecht ist, dann ist der Lehrer schuld. Wenn es an Gewicht zunimmt, dann ist das Essen in der Schule oder gar die ganze Lebensmittelindustrie, die Limonade, Cola, zuckerreiches Fertigessen schuld. Wenn es in der Kita durch sein Verhalten ständig negativ auffällt, dann sind die Erzieherinnen schuld, wenn es beim Sport nicht durchhält, dann ist der Trainer schuld, wenn es Schwierigkeiten mit anderen Kindern hat oder kaum Freunde, dann sind die anderen Kinder schuld, sie sind neidisch. Dabei fragen wir uns nicht, ob wir uns Zeit nehmen, um die Hausaufgaben des Kindes zu kontrollieren, uns mit dem Kind zu bewegen, selbst und frisch zu kochen, mit den Kindern zu spielen, anstatt nur Spiele zu kaufen usw.
Johnny : Warum tun Eltern das denn? Warum können sie nicht einsichtig sein und ihre Fehler sehen?
Coach Camara: Ich habe es doch gerade erklärt, Herr Walker. Sie tun es unbewusst, weil sie alle immer denken, sie lieben ihre Kinder und würden ihnen niemals etwas Unschönes antun. Sie sind der festen Überzeugung, dass sie dem Kind nur Gutes wollen und nur Gutes tun. Wenn etwas Ungutes auftaucht, dann kann es nicht von ihnen kommen. Sie schieben es gern am Ende auf die Kinder, damit sie sich selbst nicht in Frage stellen müssen.
Johnny: Und wir Kinder, warum erkennen wir das nicht, um den Eltern unsere Forderungen zu stellen?
Coach Camara:
Nicht alles was wir als Erwachsene tun und sind ist unserer Kindheit zu verdanken oder zu verschulden. Sie müssen mich nicht falsch verstehen. Ich sage auch nicht, dass unsere Kindheit uns voll und 100% steuert, sondern dass sie uns beeinflusst. Und man kann jeden Einfluss auch beenden. Ich glaube, die