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EGO-ELTERN aus Liebe ? Warum werden unsere Kinder immer tyrannischer, antriebsloser, unglücklicher?. Dantse DantseЧитать онлайн книгу.

EGO-ELTERN aus Liebe ? Warum werden unsere Kinder immer tyrannischer, antriebsloser, unglücklicher? - Dantse Dantse


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was wir tun wollen und was nicht. Aber ich frage mich heute, wie kann ein Kind denn schon wissen, was es will und was nicht? Und ist, was es will, auch das, was gut für es ist? Ich gebe Ihnen ein Beispiel: ich will immer Cola trinken und Gummibärchen und Fastfood essen; und, weil ich selbst bestimmen darf, was ich will oder was ich nicht will, und weil sie mir schmecken, kaufe ich mir die auch in Mengen. Wird die Sache dadurch gesünder, weil ich selbst entschieden habe? Wird es mir dadurch gut gehen, weil ich alleine entscheiden konnte? Werde ich, ich weiß nicht von wem, dafür mit schönen Zähnen und toller Figur belohnt? Ich verstehe sehr gut, was Sie meinen, Herr Camara. Ich verstehe es sehr gut. In diesem Beispiel wäre es doch lebenswichtig und besser gewesen, dass die Eltern ihre Autorität benutzten, um mir beizubringen und notfalls zu verbieten diese Sache unvorsichtig zu essen, weil sie ungesund sind. Nun da ich erwachsen bin und Probleme habe, springen sie ein, um mich mit Geld zu unterstützen, damit ich meine kaputten Zähne reparieren und Diätprodukte kaufen kann, damit ich wieder die Figur bekomme, die ich gehabt hätte, wenn sie mir nicht so früh die Macht übergeben. Das ist echt absurd.

       Coach Camara: Ihr Beispiel verdeutlicht ganz gut was ich meine.

       Johnny: Sie stellten uns zu früh auf uns selbst und hofften, dass wir diese Früchte aus diesem gesunden Baume werden. Leider kam alles anders. Je älter wir wurden desto abhängiger waren wir von unseren Eltern. Wir wurden abhängig und immer abhängiger und am Ende blieben wir für unsere Eltern doch nur ihre Kinder. Sie machten unabsichtlich, ich glaube sogar aus Liebe, viele Fehler. Sie ließen uns kaum eine Chance, richtig erwachsen zu sein. Sie wollten uns nur beschützen, aber in einem Alter, in dem wir uns selbst schützen sollten. Als sie uns hätten schützen sollen – mit neun, zehn oder elf, mit 14 oder 15 – ließen sie uns aber frei. Eine verrückte Welt. Es war ein Fehler 21, 25 oder 30 so viel und immer weiter zu unterstützen.

       Coach Camara: Ich glaube nicht, dass das, was Sie Fehler nennen, nur aus reiner Liebe begangen wurde. Da ist auch ein schlechtes Gewissen oder ein Schuldgefühl, das Eltern aber nicht zugeben möchten oder zugeben können und deswegen machen sie alles nur noch schlimmer. Sie bevorzugen es, dieses seelisches Betäubungsmittel anzuwenden: zu viel Fürsorge, zu viel Schutz, zu viel Geborgenheit, zu viel materielle Hilfe, zu viel Beistand. Das ist eine Art Wiedergutmachung. Manche tun das bewusst, aber die Mehrheit tut es unbewusst. Es geschieht einfach. Aber diese Art Wiedergutmachung generiert noch viel schlimmeren Schaden in den Kindern. Es entsteht auf jeden Fall ein Teufelskreis zwischen den Kindern, den Hilfsempfängern oder Bedürftigen und den Eltern, den Helfern. Das wiederum stärkt die Position und Kompetenz der Eltern, die für die Kinder nun unersetzlich sind.

       Johnny: Genau, Herr Camara. Genau das taten sie mit uns. Ich und meine Schwester waren schon so alt, lebten aber immer noch zu Hause, obwohl alle unsere Freunde schon alleine in WGs und Studentenwohnheimen wohnten. Wir hingen immer noch an Papa und Mama. Herr Camara, nun sehe ich alles: lassen Sie mich Ihnen die Situation erklären, wie sie war. Ich kann die Situation ganz gut beschreiben. Ich sehe alles vor meinen Augen: Wir volljährigen Kinder waren die Hilfsbedürftigen und zogen alle Register, um die fehlende Aufmerksamkeit der Kindheit nun doch noch zu erhalten. Wir wurden wieder Kinder. Wir wollten das haben, was wir als Kind hätten haben müssen: Zeit, Aufmerksamkeit, Schutz. In unserem Blick und in unseren Handlung stand: „wir sind so hilflos, wir brauchen Hilfe. Wir schaffen es nicht allein. Bitte helft uns, ohne euch sind wir verloren.“ Die Eltern kamen dann sofort als Helfer und ihre Handlung verstand unser Unbewusstsein so „ja, Kinder lasst uns nur machen, ihr armen Kinder, es geht euch so schlecht nicht wahr? Ihr schafft das nicht, gell? Es ist zu viel für euch, wir helfen euch doch. Wir sind doch da für euch. Wir haben euch lieb, ihr habt liebe Eltern, die euch nicht allein im Tisch lassen.“ Sie packten zu und halfen und erwarteten nichts von uns. Wir wiederum fühlten uns in unserer Haltung bestätigt und zogen noch mehr Register, um noch mehr Hilfe zu bekommen. So blieben wir Kinder in erwachsenem Körper. Jetzt verstehe ich die Zusammenhänge.

       Coach Camara: So bestätigten Ihre Eltern Ihre Schwächen und fühlten sich dadurch wiederum gleichzeitig kompetent und stark, erteilten noch mehr Ratschläge, waren noch präsenter. Sie als Kind ließen sie es zu, weil Sie sich sagten, die Eltern sind lieb und wollen doch nur helfen. Aber so vertuschten Ihre Eltern auch ihre eigene Fehler und Schwächen. Den Eltern und Kindern ist es nicht bewusst, was schief läuft. Sie werden sogar irritiert, gar wütend, wenn man eine Bemerkung in diese Richtung macht.

       Johnny: Wir bekamen wirklich alles, was wir wollten. Aber das machte uns immer unselbständiger und uneigenständiger. Wir wurden immer leerer und meine Schwester suchte schon sehr früh esoterische und psychologische Hilfe. Ich glaube mit ein bisschen Selbstkritik hätten die Eltern uns helfen können. Jetzt sah es mein Vater ein und wollte mir helfen. Das tat er neulich, als er es ablehnte, mir das blöde Haus zu kaufen. Dieses Haus hätte mich wieder gefangen gehalten. Wegen des Hauses wäre ich sicher diese verdammte Ehe nicht losgeworden. Das ist die einzige gute große Tat, die mein Vater, meine Familie für mich getan hat, die nicht mit Geld zu tun hatte. Die strikte Ablehnung mir zu helfen, hat auf einmal alles in Bewegung gesetzt und ich möchte nun erwachsen sein. Ich will die Hilfe meines Vaters nicht mehr. Ich habe alles, was ich brauche, um allein im Leben durchzukommen

       Coach Camara: Sehen Sie, was ich gemeint habe? Allein hätten Sie diesen Sprung nicht geschafft. Ihr Vater, der eine große Rolle in Ihrer Kindheit gespielt hatte, noch lebt und der Ihre Familie repräsentierte, war das fehlende Puzzleteil. Er hat Sie befreit. Er hat Ihnen die Freiheit gegeben und Sie in die Freiheit geschickt. Er hat Sie losgelassen, jetzt werden Sie erwachsen. Viele glauben vielleicht, dass es einen Vorwurf bedeutet, die Eltern in die Verantwortung zu ziehen. Nein! Schauen Sie bei Ihnen. Haben Sie Ihrem Vater Vorwürfe gemacht? Nein. Es gab keine Vorwürfe. Es gab nur Einsichtigkeit und den Willen, dass es jedem gut geht. Ihr Vater liebt Sie jetzt. Ich meine die Art von Liebe, die befreit und stark macht. Vorher hat er Sie auch geliebt. Es war aber keine Liebe in diesem Sinn. Geld zahlen, Geschenke geben, usw. ist eine Liebe für sich selbst, für denjenigen der gibt. Das ist eine reine auf sich bezogene Liebe. In diesem Moment, wo er gibt fühlt er sich wohl. Er sieht sich als Wohltäter und genießt es, dass das Kind ihn auch so sieht. Das ist eine narzisstische Liebe. Er fragt nicht, ob das, was er tut, dem Kind tiefgreifend hilft und es nach vorne bringt. Er stellt sich diese Frage nicht. Er sieht nur, dass das Kind in diesem Moment glücklich ist und er wieder der gute Mensch ist, der das Kind gerettet hat und ihm Freude gemacht hat. Das nenne ich nicht Liebe. Liebe nenne ich (das klingt vielleicht sehr afrikanisch) Liebe ist, wenn man mir durch Liebe zeigt, wie ich alleine das bekommen kann, was mir gut tut. Liebe ist für mich, wenn ich die Person, die mich liebt, nicht mehr brauche, um zu leben . Ich freue mich, dass es sie gibt. Liebe macht glücklich, gibt Energie, eröffnet und erweitert den Horizont und die Möglichkeiten. Liebe lässt mich wachsen und gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Liebe macht nicht abhängig. Liebe verkettet nicht, sie ketten nicht an. Sie löst Ketten. Liebe macht frei und gibt Freiheit. Es gibt keine Liebe da wo Menschen unglücklich sind, wo Menschen zweifeln, wo Menschen nicht an sich selbst glauben. Wahre und echte Liebe gibt Zuversicht, Glück, Freude, ein Gefühl der Sicherheit, Vertrauen. Wenn alles das in einem Kind fehlt, sollten sich die Eltern intensiv mit sich selbst auseinandersetzen.

       Johnny: Leider tun das viele Eltern nicht. Ich frage mich, warum. Meinen Sie, dass Geschenke und Geben im Allgemeinen schädlich sind?

       Coach Camara: Geschenke und Geben sind im Allgemeinen gut. Das ist auch eine Art, Zuneigung zu zeigen. Man will dem anderen zeigen, wie wichtig er ist. Das ist doch toll und niemand kann dagegen sein. Aber alles muss im Rahmen bleiben. Ja, viele Eltern übertreiben und sie lösen alles nur noch mit Geschenken und Geld. Beim kleinsten Husten des Kindes ist schon der Sirup da. Je weniger das Kind psychisch stabil ist, desto mehr geben sie. Sie wollen sich nicht mit der Kindheit ihrer Kinder auseinandersetzen, weil es eine Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer eigenen Kindheit und ihren Eltern bedeuten würde. Manche tun es aus reiner Bequemlichkeit und Faulheit nicht.

       Wir reden hier von Liebe und von der Beziehung zwischen Eltern und Kindern, ich spreche hier nicht von Geschenken und


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