Эротические рассказы

Ein gerissener Kerl. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Ein gerissener Kerl - Edgar Wallace


Скачать книгу
Brille sagt –«

      »Was Brille sagt, interessiert mich nicht«, erwiderte der Besitzer sehr sanft, »er reitet die Stute nicht. – Ich habe mir einen Jockey aus Frankreich kommen lassen. Und, Mr. Lingford, ich habe auch meinen Trainer gewechselt. Vor einer halben Stunde habe ich höchst eigenhändig das Pferd Mr. Sanford übergeben. Und wenn Sie dem Tier noch einmal nahe kommen, melde ich Sie der Rennleitung. Darf ich Ihnen einen Rat geben?« Dem verdutzten Trainer blieb die Antwort in der Kehle stecken.

      »Zwei Tips«, fuhr Anthony Braid fort, »erstens: gehen Sie in den Ring und setzen Sie so viel auf Ectis, daß Sie den Rest Ihres Lebens davon zehren können. Denn ich glaube nicht, daß Sie je wieder ein Pferd trainieren werden. Zweitens: versuchen Sie nie wieder, einen Mann zu beschwindeln, der sich an der Börse in Johannesburg die Sporen verdient hat. Guten Morgen!«

      Ectis gewann mit drei Längen, und Mr. Anthony Braid hatte einen neuen Spitznamen. Er, der bisher »die gute Gelegenheit« und »die Chance«, geheißen hatte, wurde jetzt bekannt als »der gerissene Kerl«. Der Name blieb ihm. Er wurde ihm eines Tages in seinem Büro entgegengeschleudert, als er Aaron Trosky, von der Trosky-AG., mit weit über fünfzigtausend Pfund hineinlegte. Allerdings hatte Mr. Trosky in der Unschuld seines Herzens zuvor versucht, Anthony Braid mit einer größeren Summe in einem Minengeschäft hineinzulegen. Aber daran dachte er jetzt nicht.

      »Sie sind ein gerissener Kerl«, jammerte der bebende Aaron, »so nennt man Sie, und das stimmt auch!«

      »Machen Sie die Tür von draußen zu«, forderte Anthony ihn höflich auf.

      Unbelehrt durch Troskys Erfahrung, brachte ein gewisser Felix Fenervy dem »gerissenen Kerl« ein Platinprojekt. – Er hätte es lassen sollen. Anthony prüfte die Pläne, überflog den verschleierten Bericht des Experten – kein Laufbursche hätte sich davon täuschen lassen – und lud Mr. Fenervy zum Frühstück ein. Auch Anthony hatte ein Platinprojekt – einen Landstreifen in Nord-Rhodesien. Warum sollte man nicht, schlug der sanfte Tony vor, die beiden Besitzungen unter der Firma »Vereinigter Platintrust« zusammenwerfen und gemeinsam den Nutzen aus den beiden Ländereien ziehen? Fenervy war begeistert. Am nächsten Tag zahlte er seinem »Opfer« dreiundzwanzigtausend Pfund Einlage und hatte noch immer den Eindruck, daß er ein glänzendes und gewinnbringendes Geschäft mache.

      So war Anthony Braid, dessen Vermögen keiner außer seinem Bankier kannte, bis zu jenem Morgen, an dem er einen Mann besuchte, der ihm die Tür wies; ein Mann zwar, der ihn gern hatte, aber in seiner Gegenwart seine Nerven verlor. Ob Tony Braid Lord Frensham mochte oder nicht, ist Nebensache. Seine Zuneigung galt so ausschließlich einem anderen Mitglied der Familie, daß Lord Frensham Argwohn und Mr. Julian Reefs Haß ihn gar nicht berührten.

      »Mr. Anthony Braid, Mylord«, meldete der Diener. Lord Frensham rückte seinen tiefen Schreibtischsessel zurück, fuhr mit der Hand ungeduldig durch sein dichtes graues Haar und zog ärgerlich die Stirn in Falten.

      »Hm«, knurrte er, blickte den Diener an und befahl dann mit einer ungeduldigen Geste: »Lassen Sie ihn eintreten, Charles!«

      Ein breitschultriger, ohne Sorgfalt gekleideter, unrasierter Mann mit scharfen Zügen, großen Händen, rauher Stimme, kurz angebunden: das war der achte Earl von Frensham. Ein ehrlicher, aber dickköpfiger Mann, der in der City ein für immer verlorenes Familienvermögen wiederzugewinnen suchte, aber dessen schlichte, liebenswerte Eigenschaften sich in einem dauernden Kampf mit seiner rücksichtslosen Umwelt zermürbten.

      Als Charles hinausgegangen war, öffnete er eine Schublade des Schreibtisches und entnahm ihr eine Mappe voller Dokumente, öffnete sie und betrachtete Bogen auf Bogen. Doch seine Gedanken waren nicht bei den Geschäften des Lulanga-Öl-Syndikats. Er überlegte die endgültige und vernichtende Antwort auf den Vorschlag, der ihm in wenigen Augenblicken gemacht werden würde. »Mr. Anthony Braid, Mylord.«

      Der Mann, der dem Diener in die Bibliothek folgte, war der Typ des vollendeten Gentleman. Vom weißen Kragen bis zu den Spitzen der glänzenden Schuhe war er das Meisterwerk eines hervorragenden Schneiders und umsichtigen Kammerdieners. Sein schmaler Wuchs ließ ihn sehr groß erscheinen. Sein schwarzes Jackett saß tadellos. An der grauen Weste schimmerten Onyxknöpfe. Als einzigen Schmuck trug er eine Perle in der modernen Krawatte und eine dünne Platinuhrkette. Die weißen Hände, in denen er Handschuhe und den spiegelnden Zylinder hielt, schmückten keine Ringe. Mr. Anthony Braid war vierzig Jahre alt und hielt sich kerzengerade. Sein Haar war fast schwarz und betonte die Blässe seines langen, angenehmen Gesichts. Die Augen waren dunkel und unerforschlich. Er blieb stehen, hielt den Blick fest auf den Herrn des Hauses gerichtet, und beide schwiegen, bis sie allein waren.

      »Nun«, rief Frensham ungeduldig, »setzen Sie sich, setzen Sie sich doch, Braid, oder haben Sie Angst, sich zu setzen?«

      Braid legte Hut, Handschuhe und Stock mit bedächtiger Sorgfalt auf einen kleinen Tisch, zog die Hose an den Knien empor und setzte sich.

      »Ein herrlicher Morgen«, begann er mit seiner tiefen, weichen Stimme und einem entwaffnenden Lächeln. »Wie geht es Ihnen, Frensham – und Lady Ursula?«

      Lord Frensham war nicht in der Stimmung, sich über das Wetter oder seine Tochter zu unterhalten.

      »Ich habe Ihren Brief erhalten«, erwiderte er grob, »und offen gesagt, halte ich ihn für eine – eine –«

      »Unverschämtheit«, fiel Braid mit geheimnisvollem Lächeln in den Augen helfend ein.

      »Sehr richtig«, stimmte. Frensham heftig zu, »wenn nicht Schlimmeres. Was Sie mir da mitteilen, ist im Grunde nichts anderes, als daß Julian Reef, der nicht nur mein Neffe, sondern auch mein Mitdirektor ist, den Kurs der Lulanga-Öl-Aktien hinuntertreibt, d. h., daß er sich bemüht, mich zu ruinieren. Ich muß Ihnen schon sagen, Braid, ich war nicht wenig erstaunt, daß Sie eine so unerhörte Anschuldigung schriftlich niederlegen. Natürlich werde ich Reef Ihren Brief nicht zeigen, sonst –«

      Braids dunkle Augen flammten auf. »Warum wollen Sie ihm den Brief nicht zeigen?« fragte er sanft. »Ich habe nicht die geringste Angst vor einer Verleumdungsklage. Ich besitze etwa sechshunderttausend Pfund – vielleicht etwas mehr. Kein Gericht hat jemals solchen Schadenersatz zugesprochen. Ich werde immer noch genug zum Leben übrigbehalten.«

      Frensham blickte finster zu ihm auf. »Das mag sein«, sagte er, »aber ich lege keinen Wert darauf, diese Dinge an die große Glocke zu hängen. Ich will ganz offen mit Ihnen reden, Braid. Jemand treibt den Kurs dieser Aktien hinunter. Die Kurse fallen täglich – und dieser Jemand sind Sie! Lassen Sie mich, bitte, ausreden! Sie haben einen gewissen Ruf – einen Spitznamen –«

      »Der gerissene Kerl«, lachte Braid, »ich bin stolz darauf. Gauner nennen mich so, weil es ihnen nicht gelingt, mich reinzulegen. Und mein lieber Freund Reef hat sich, weiß Gott, Mühe genug gegeben, mich hineinzulegen!«

      »Sie sind Rennstallbesitzer mit einem eigenartigen Ruf –«

      Wieder unterbrach ihn der Mann mit den dunklen Augen.

      »Sagen Sie doch ›üblen‹, wenn es Ihnen Spaß macht. Es ist zwar nicht ganz wahr, aber es macht die Dinge für Sie leichter, mein lieber Frensham. Also sagen Sie ruhig ›mit einem üblen Ruf‹ oder darf ich Ihnen zur Abwechslung ›einen gefährlichen Ruf‹ vorschlagen?«

      Lord Frensham machte eine nervöse Bewegung.

      »Vielleicht sind Sie besser als Ihr Ruf, aber Sie haben ihn nun einmal. Sie sind für weit mehr Leute ›der gerissene Kerl‹ als Mr. Tony Braid. Und darum können Sie von mir wirklich nicht erwarten, daß ich Ihnen glaube, mein bester Freund arbeite an meinem Ruin und betrüge mich und die Gesellschaft.«

      »Der gerissene Kerl« lächelte, entnahm seiner Tasche ein goldenes Zigarettenetui, bat mit einem Blick um Erlaubnis, zündete sich umständlich die Zigarette an und legte das Streichholz sorgsam in eine Aschenschale.

      »Leuchtet es Ihnen nicht ein, daß es ziemlich naiv wäre, Ihren Freund zu beschuldigen, wenn ich selbst den Kurs Ihrer Aktien hinuntergetrieben hätte? Der gerissene Kerl würde eine so törichte Anklage gegen einen Mann Ihres Vertrauens erheben? Trauen Sie mir doch wenigstens ein bißchen Intelligenz


Скачать книгу
Яндекс.Метрика