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Die Millionengeschichte. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Die Millionengeschichte - Edgar Wallace


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selbst. An Größe war er John Sands bei weitem überlegen; selbst jetzt in der gebückten Haltung überragte er ihn. Er nickte nach dem kleinen Büfett an der Wand hinüber. Dort standen auf einem Tablett zwei gefüllte Kristallgläser mit goldbraunem, altem Kognak. Sands reichte seinem Gastgeber ein Glas, das andere trank er selbst mit einem Zug aus. Diese kleine seltsame Zeremonie wiederholte sich jedesmal, wenn sich die beiden trafen.

      »Sie sind heute zehn Minuten zu spät gekommen«, sagte Leman und wischte sich mit dem Taschentuch über den Mund. »Holen Sie die Karten.«

      »Ja. Und ich werde auch Licht machen«, erwiderte Sands und drehte am Schalter.

      Er ging zu einem kleinen Schrank, nahm zwei Pack Karten und einen Anschreibeblock heraus und legte beides auf den Tisch.

      »Warum schauen Sie denn aus dem Fenster? Was interessiert Sie so sehr?« fragte John neugierig, denn die Nacht war dunkel, und man konnte draußen kaum etwas erkennen.

      »Ich beobachte den Zeitungsreporter, der drüben sein Zimmer hat. Ich kann ihn von hier aus sehen. Er ist wieder eifrig an der Arbeit.«

      »Was ist denn das für ein Berichterstatter?« fragte John überrascht.

      Leman räusperte sich.

      »Er hat seine Wohnung gerade mir gegenüber und ist einer der Leute von Holland Brown, dem Besitzer der ›New York Mail‹.«

      »Woher kennen Sie ihn denn?« fragte John gespannt.

      »Er kam heute in meine Wohnung und wollte mich interviewen«, entgegnete der Millionär gleichgültig. »Neugierig sind die Leute ja immer. Er wollte wissen, wann ich nach New York zurückreise, und vor allem, ob es stimmt, daß ich verheiratet sei.«

      Leman lachte laut.

      »Ich glaube, das interessiert die Amerikaner gewaltig«, sagte John, während er die Karten mischte.

      »Ja, die wissen auch nicht, was sie machen sollen«, brummte Leman. »Ich habe allerdings immer im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Sehen Sie, Sands, Holland Brown kann es sich unter diesen Umständen leisten, einen Mann nach England zu schicken, der weiter nichts zu tun hat, als mich zu beobachten und über mich zu berichten. Lesen Sie eigentlich amerikanische Blätter? Die sind höchst interessant! Alle Leute schreiben von mir. Die Leser fressen jeden Artikel, den sie über mich finden.«

      »Hat denn der junge Mann drüben nichts anderes zu tun, als nur über Sie zu berichten?« fragte John Sands.

      Der Alte grinste.

      »Ich weiß ebensoviel von ihm wie er von mir. Mit dem nächsten Dampfer fährt er nach New York zurück. Er hat einen ganzen Koffer voll neuer Geschichten über den sonderbaren alten Kauz Harry Leman. Einige habe ich ihm selbst erzählt, einige hat ihm Faith berichtet. Wenigstens nehme ich das an.«

      »Wie kommt denn Faith dazu?« fragte Sands und zog die Augenbrauen hoch. »Sie gestatten doch Ihrer Nichte nicht etwa, daß sie mit einem solchen Mann verkehrt?«

      »Aber warum denn nicht? Sie steht doch gesellschaftlich nicht höher als er. Ich möchte sogar sagen, der Zeitungsmann ist wertvoller als sie. Er verdient sich wenigstens fünfzig Dollar die Woche durch seine Schreiberei, und sie hat gar nichts – und sie wird auch nichts bekommen.«

      »Ziehen Sie eine Karte, damit wir wissen, wer Vorhand hat.«

      Sie spielten Piquet. Harry Leman spielte es schon seit langer Zeit, und dies war eigentlich seine einzige Erholung und Leidenschaft. Ebenso war dieses Spiel auch das Bindeglied zwischen diesen so ungleichen Charakteren, ja, darauf gründete sich überhaupt die merkwürdige Freundschaft zwischen ihnen. John Sands war geradezu ein Meister in diesem Spiel, aber Harry Leman stand ihm kaum nach.

      »Um was spielen wir heute?« fragte er.

      »Um hunderttausend Dollar den Punkt«, erklärte Leman prompt.

      »Das heißt also: einen Cent den Punkt, und einen Dollar für den Rubber, wie gewöhnlich«, erwiderte John ernst und verteilte die Karten. »Wo ist eigentlich Faith?« fragte er dann.

      »Auf ihrem Zimmer. Sie sucht ihre Stimmung zu verbessern.«

      »Sie hat aber auch kein leichtes Leben, Sie machen es ihr zur Hölle.«

      Der Millionär grinste.

      »Ja, sie hofft immer noch, John Sands! Sie hofft, daß ich eines guten Tages sterben und ihr eine Million vermachen werde. Die bilden sich nämlich ein, ich wäre herzkrank und würde bald das Zeitliche segnen. Aber ich denke gar nicht daran!«

      Es klopfte an der Tür.

      »Komm herein!« rief Leman, und das junge Mädchen trat ins Zimmer.

      John erhob sich und reichte ihr die Hand.

      »Hallo, Miss Leman, ich habe Sie ja eine ganze Woche lang nicht gesehen.«

      Er bewunderte Faith Leman. Sie hatte große, graue Augen und eine zarte, schöne Gesichtsfarbe. Er bewunderte auch ihre graziöse Haltung und ihre anmutigen Bewegungen.

      Jeder andere hätte sich über das Verhalten des alten Millionärs seiner schönen und liebenswürdigen Nichte gegenüber gewundert. Aber John Sands hatte nur zu oft diese unangenehmen Szenen erlebt. Der alte Harry Leman runzelte die Stirn, und als er mit ihr sprach, klang seine Stimme rauh und abweisend. »Nun, was willst du?«

      Sie war an seine schlechten Stimmungen gewöhnt und kümmerte sich nicht weiter darum.

      »Ich wollte nur fragen, ob ich etwas tun kann für dich.«

      »Nein, ich brauche nichts«, erwiderte der Alte barsch. »Wenn du etwas tun willst, dann geh zu Bett. Ich brauche keine Wärmflasche für die Nacht, und ich kann auch einschlafen, ohne daß du mir das Kissen in den Rücken stopfst oder dich an mein Bett setzt und meine Hand hältst. Ich kenne schon alle die Tricks einer schönen Erbin, die ihren alten, sterbenden Onkel umgarnen will!«

      Sie sah ihn ruhig an, nickte John Sands noch einmal zu und verließ dann das Zimmer.

      »Ich verstehe nur eins nicht. Wenn Sie Faith hassen, warum behalten Sie sie dann bei sich?«

      »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Sachen«, brummte Leman.

      »Wenn ich mich über etwas noch mehr wundere als über die grobe Art und Weise, wie Sie sie behandeln, dann ist es höchstens die Tatsache, daß sie alles mit Gleichmut erträgt und nichts darüber sagt.«

      »Das muß sie wohl, meinen Sie nicht auch? Ich unterstütze doch ihre Mutter! Wenn ich nicht wäre, würde die doch im Armenhaus sitzen!«

      »Aber Sie müssen doch Ihr Vermögen irgend jemand hinterlassen.«

      »Auf keinen Fall meiner Nichte oder ihrer faulen Mutter. Haben Sie mich verstanden? Das habe ich ihr auch schon erklärt. Es wäre überhaupt besser, daß ich mich verheiratete. Ich habe neulich schon gesagt, daß ich es auch bestimmt tun werde.«

      »Na, das wäre nicht das erstemal, daß Sie darüber sprechen.«

      »Haben Sie eine Zeitung mitgebracht?« fragte der Alte, nachdem sie schweigend ein paar Runden gespielt hatten.

      »Ja, ich habe eine Abendzeitung.«

      »Lassen Sie mich einmal sehen.«

      John ging


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