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Feuer im Schloss. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Feuer im Schloss - Edgar Wallace


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Lord machte seinem Ärger Luft: »Ich kann es einfach nicht verstehen. Wie kannst du so leichtsinnig sein! Du kannst das Armband doch unmöglich mehr angehabt haben, als du dein Zimmer betratest. Und warum sollte der Verbrecher nur das Armband nehmen und alle anderen Schmucksachen liegenlassen?«

      »Das weiß ich auch nicht. Frag doch die Polizei!« Sie war blaß und auch nicht in der besten Stimmung. »Ich kann nicht beschwören, daß ich das Armband in meinem Zimmer abgenommen habe. Vielleicht hab' ich es auch im ›Eden‹ verloren.«

      So ging es die ganze Zeit, während sie sich in Berlin aufhielten.

      An dem Morgen, wo sie Berlin verließen, bestellte Mary Blumen für die Frau des englischen Gesandten und schlenderte nachher noch ein bißchen durch die Straßen. Sie hatte nur den Wunsch, allein zu sein.

      Plötzlich fiel ihr Blick auf einen Herrn, den sie sofort wiedererkannte. Es war der große, etwas korpulente Amerikaner, den sie schon in Wien beobachtet hatte. Er trug denselben alten braunen Anzug und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Mary machte halt, ließ ihn vorübergehen und wandte sich dann zur anderen Seite, um in ihr Hotel zurückzukehren. An einer Straßenecke sah sie über die Schulter zurück und entdeckte, daß er ihr in nicht allzu großem Abstand folgte.

      Sie sprach mit ihrem Bruder darüber, aber ihre Worte machten auf Dick keinen besonderen Eindruck.

      »Es gibt überall Amerikaner«, erwiderte er gleichmütig. »Übrigens hat Eddie eine neue Theorie bezüglich deines Armbands.«

      »Und ich habe einige Theorien bezüglich Eddies, die wahrscheinlich nicht so neu sind, wie sie sein sollten«, entgegnete sie kurz und schnippisch.

      Beim Abendessen brachte Eddie das Gespräch wieder auf das verlorene Schmuckstück.

      »Erinnerst du dich, wo du nach dem Abschließen der Tür die Schlüssel aufgehoben hast?«

      »Eddie, du machst mich noch verrückt mit deiner Hartnäckigkeit! Bitte, laß mich jetzt mit diesem Unglücksarmband in Ruhe, sonst garantiere ich für nichts mehr!«

      Eddie sprach erst wieder mit ihr, als sie in England ankamen.

      3

      Keith Keller hatte keine weiteren Pläne, wie er Lord Arranways erklärte. Bis zur Ankunft seiner Braut, die jetzt bald nach England kommen sollte, da die Hochzeit hier stattfinden würde – »Sie sind natürlich unsere Gäste bei der Trauung und dem anschließenden Essen«, versäumte er nicht einzuflechten –, würde er London besichtigen und inzwischen in einem Hotel wohnen. Aber davon wollte der Lord nichts hören.

      »Mein lieber Junge, das wäre doch wirklich nicht sehr gastfreundlich, wenn ich Sie nicht auf ein paar Wochen nach ›Arranways Hall‹ einladen würde«, meinte er großartig. »Dann werde ich Ihnen einmal den Plan für die Eisenbahn zeigen, den ich seinerzeit dem Vizekönig von Indien vorgelegt habe. Wenn er durchgeführt worden wäre ...«

      Mr. Keller hörte andächtig zu.

      Bald nach ihrer Ankunft in ›Arranways Hall‹ ging Dick zum Gasthaus hinunter, um seine alte Bekanntschaft mit dem Wirt zu erneuern. Er war erstaunt, wie sehr sich das Gebäude zu seinem Vorteil verändert hatte.

      »Das sieht ja mehr wie ein Kurhotel aus«, zog er den Wirt auf.

      John Lorney lächelte zufrieden.

      »Wir haben auch wirklich gute Gäste hier, obwohl der ›Alte‹ wieder in der Gegend ist.«

      »Hat man ihn denn noch nicht gefangen?«

      »Ach, keine Spur, und ich glaube, das bringt auch niemand fertig.«

      Er sah sich in der Gaststube um und sprach dann leise weiter.

      »Meiner Meinung nach gibt es überhaupt keinen ›Alten‹. Dieser Einbrecher bringt die gestohlenen Sachen aus einem Grund zurück, den wir nicht verstehen. Er muß ein Mann sein, der hier in der Gegend wohnt oder gewohnt hat und alle Wege genau kennt. Dreimal hat er schon versucht, hier im Gasthaus einzubrechen, wenigstens ist er dreimal draußen auf dem Rasen gesehen worden. Und sicher hat er nicht die Absicht gehabt, ein Zimmer zu mieten.«

      »Wann hat man ihn denn zuletzt gesehen?«

      »Seit Ihrer Abreise ist er nicht mehr bemerkt worden.«

      Dick starrte ihn an.

      »Hat er denn den Pursons nicht die gestohlenen Sachen zurückgebracht?«

      Lorney bejahte.

      »Das war in der Nacht vor Ihrer Abfahrt.«

      »Aber meine Schwester hat doch einen Brief bekommen, und zwar in Ägypten, in dem die Pursons ihr schrieben, daß der ›Alte‹ die Silbersachen wieder zurückgebracht hat?«

      »Nun, Briefe nach Ägypten sind ziemlich lange unterwegs. Nach Ihrer Abreise hat er sich jedenfalls nicht mehr blicken lassen.« Der Wirt nahm ein Tuch und fuhr damit über den schon spiegelblanken Schanktisch.

      »Es ist ein junger Mann mit Ihnen zurückgekommen, den ich früher nicht hier gesehen habe«, meinte er.

      »Ach, Sie meinen Mr. Keller?«

      »Er sieht gut aus. Ich sah ihn, wie er mit Mylady heute morgen nach Hadley fuhr.«

      »Ja, das ist Mr. Keller«, stimmte Dick zu.

      »Diese Geschichten von dem ›Alten‹ fallen einem wirklich auf die Nerven. Man kann hier Personal kaum länger als eine Woche halten«, beklagte sich Lorney. »Die Leute fürchten sich ja zu Tode.«

      In dem Augenblick kam eine kräftige Frau durch die Gaststube. Sie hatte Eimer und Besen in der Hand und nickte Dick freundlich zu.

      »Na, das ist doch aber eine Kraft, die Sie noch nicht verloren haben?« erkundigte sich Dick.

      »Ja, die bleibt mir.« Der Wirt lachte.

      »Was ist sie denn eigentlich?«

      »Putzfrau, aber sie muß auch sonst noch allerhand tun. Ich ärgere mich oft über sie, und manchmal kündige ich ihr zweimal in der Woche. Aber sie nimmt das nicht tragisch und bleibt. Ein paarmal saß ich schon ohne Personal da und hätte zumachen können, wenn nicht Mrs. Harris gewesen wäre.«

      Lorney hörte ein Geräusch, kam hinter dem Schanktisch hervor, ging rasch durch den Raum und trat hinaus in die Diele. Durch die Tür konnte Dick sehen, daß ein junges Mädchen angekommen war. Lorney trug ihren Koffer und sprach dauernd auf sie ein. Sie gingen die Treppe hinauf und verschwanden im Gang.

      Dick trank sein Glas aus und wartete, bis Lorney wieder erschien.

      »Wer ist denn diese nette junge Dame?« erkundigte er sich neugierig.

      »Besuch.«

      »Scheint sehr gut mit Ihnen bekannt zu sein.«

      »Ihr Vater war ein Freund von mir«, erklärte Lorney. »Voriges Jahr war sie eine Woche lang hier. Miss Jeans besucht ein Pensionat in der Schweiz.«

      Er sah zur Treppe, als ob er erwartete, sie wiederzusehen.

      »Ihr Vater hat mir vor Jahren sehr geholfen, und es macht mir Spaß, daß ich mich um sie kümmern kann. Sie hat keine Eltern mehr.«

      Dick sah ihn überrascht an. Diese Seite hatte er in dem Charakter des sonst verschlossenen Mannes noch nicht kennengelernt.

      »Mr. Lorney!«

      Die beiden sahen auf. Anna Jeans lehnte sich über das Geländer.

      »Kann ich herunterkommen?«

      »Aber selbstverständlich!«

      Der Wirt ging ihr entgegen.

      »Darf ich vorstellen – Mr. Richard Mayford.«

      Sie sah ihn überrascht an. Dann lächelte sie.

      »Aus Ottawa«, sagte sie.

      Dick zog


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