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Weihnacht von Karl May. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Weihnacht von Karl May - Karl May


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mich in die Höhe!«

       Ich that das. Er sah wirklich ganz elend aus. Seine Wangen waren jetzt aschfahl und

       eingefallen; die Augen hatten einen stieren, wie abwesenden Blick.

       »Du, Carpio, wollen doch zu einem Arzt gehen,« schlug ich vor. »Das kann unmöglich vom

       übergangenen Hunger sein; das sieht vielmehr ganz so aus, als ob eine Krankheit im Anzuge

       sei!«

       »Unsinn!« lächelte er matt. »Den Anzug zieh ich selber an; da lasse ich keine Krankheit

       hinein.«

       »Na, wenn du noch imstande bist, solche lebensgefährliche Witze loszulassen, dann darf man

       ja alle Hoffnung haben, daß du noch nicht ganz tot bist!«

       »Es wird schon wieder werden; ich kenne mich. Hilf mir nur, ich kann mich nicht gut

       bücken!«

       Ich war schnell mit mir fertig; bei ihm aber ging es außerordentlich langsam; es war, als ob er

       sich gar nicht mehr drehen und wenden könne. So schwerfällig und apathisch wie heute hatte

       ich ihn noch nie gesehen. Auch die Treppe hinunter ging es so langsam mit ihm, als ob ihm

       die Kniegelenke eingefroren seien.

       Unser Franzl saß mit der Wirtin im Gastzimmer beim zweiten Frühstücke. Sie blühte wie eine

       Rose und begrüßte uns mit einer Freundlichkeit, welche bewies, daß ihr die uns bewiesene

       Gastfreundschaft aus dem Herzen kam. Von Abreise durften wir gar nicht sprechen. Wir

       erfuhren, daß Franzl per Schlitten nach Maria Kulm müsse, und beide hielten es für ganz

       selbstverständlich, daß wir mitzufahren hätten. Es fiel uns auch gar nicht ein, eine

       Einwendung dagegen zu machen. Was gern gegeben wird, nimmt man gern an, und wir

       freuten uns, den berühmten Wallfahrtsort kennen zu lernen.

       Mein kranker Busenfreund war leider nicht imstande, dieser Freude einen so lebhaften

       Ausdruck zu geben wie ich. Er trank nur einen einzigen Schluck Kaffee und nahm keinen

       Bissen zu sich. Franzl beobachtete ihn unter wiederholtem Kopfschütteln; er wollte nicht

       glauben, daß ein übergangener Heißhunger den Appetit mit solcher Gründlichkeit verderben

       könne.

       Natürlich erkundigte ich mich nach den drei Fremden von gestern abend.

       »Undankbare Gesellschaft!« antwortete die Wirtin kurz.

       Auf mein Warum erklärte Franzl:

       »Die sind schon fort, ehe wir aufgestanden waren; der Knecht hat sie hinauslassen müssen.«

       »Also doch, wie ich dachte! Ich habe es Ihnen gestern vorausgesagt, als die Frau nicht mit

       Gutenacht, sondern mit Lebewohl grüßte.«

       »Warten Sie nur; die Hauptsache kommt erst noch: Als meine Frau in der Stube, wo sie

       übernachteten, nachsah, lagen die geschenkten Kleidungsstücke, der Kuchen, die Wurst und

       sogar meine fünf Gulden auf dem Tisch. Sie haben das alles nicht mitnehmen wollen.«

       »Fünf Gulden? Nicht sechs?«

       »Nur meine fünf; den Ihrigen haben sie behalten. Was sagen Sie zu so einer Undankbarkeit

       und Schlechtigkeit?!«

       Ich war damals noch sehr jung und durfte von Menschenkenntnis nicht sprechen; aber

       dennoch kam mir der Gedanke, daß ich an Stelle der Frau wahrscheinlich nicht anders

       gehandelt hätte als sie. Es war Stolz, ob Bettelstolz oder – –? Ich hütete mich natürlich, meine

       Meinung zu äußern, mußte aber während des ganzen Tages an die armen Menschen denken

       und an die tiefe Wirkung, welche das Gedicht auf den Greis hervorgebracht hatte. Am

       liebsten wäre ich ihnen nachgegangen, um ihnen zu sagen, wie sehr sie mir durch die

       Zurücklassung der Geschenke imponiert hatten. Bei ihrer traurigen Lage war diese

       Verzichtung ein Opfer, dessen Größe unsere Gastfreunde leider nicht begriffen.

       Wir saßen bis Mittag mit Franzl allein zusammen, weil seine Frau das Essen zu bereiten und

       auch sonst in der Wirtschaft zu thun hatte. Einmal rief sie ihn in die Küche. Wir hörten sie

       draußen laut und herzlich lachen, und als er dann wiederkam, kniff er das eine Auge

       zusammen, was ihm einen außerordentlich gutmütig pfiffigen Ausdruck verlieh, und fragte

       mich:

       »Heut giebt's Kartoffelklöße, so groß wie mein Kopf; das stopft! Essen Sie mit?«

       »Natürlich, denn die sind mein Leibessen!« antwortete ich.

       »Und Sie?«

       Er richtete diese Frage offenbar mit größerer Spannung an Carpio, welcher sich schüttelte und

       dann antwortete:

       »Sappho mag nur nicht von Leibessen reden, denn er hat lauter Leibessen; alles, was gegessen

       werden kann, ist sein Leibessen! Aber ich, mit meinem zarten Magen! Klöße! Brrr! Das

       schüttelt mich förmlich!«

       »Ja ja, Klöße!« nickte jetzt der Franzl mit komischem Ernste vor sich hin. »Aber könnten Sie

       Quark mit Kartoffeln essen?«

       »Quark? Keine Spur! Keine Messerspitze! Ich müßte hinaus, müßte ausreißen!«

       »Schaun Sie an! Aber früher konnten Sie Quark essen?«

       Ich wußte nicht, warum er so fragte, und antwortete schnell an Carpios Stelle:

       »Gleich mit Löffeln hätte er ihn gegessen! Noch vorgestern haben wir welchen gehabt!«

       »Schau, schau! Da muß ein übergangener Hunger freilich eine schlimme Sache sein. Ich habe

       das noch nicht erlebt und mag's auch gar nicht kennen lernen.«

       Ich fühlte es wohl heraus, daß diese Worte irgend eine besondere Bedeutung hatten, fand aber

       keine Zeit, nach ihr zu forschen, weil er gleich von etwas anderem zu sprechen anfing.

       Die Klöße mundeten mir vortrefflich; Carpio aber setzte sich gleich gar nicht mit an den

       Tisch. Er erklärte, seinen Heißhunger nur durch die allerstrengste Diät wieder herstellen zu

       können: Similia similibus curantur, Ähnliches mit Ähnlichem, Gleiches mit Gleichem,

       Hunger mit Hunger!

       Gleich nach Tische begann die Schlittenfahrt, welche mir große Freude machte. Ich wußte,

       daß es auch für Carpio kein größeres Vergnügen geben konnte als so eine Schlittenpartie, und

       bedauerte es herzlich, daß sein Unwohlsein ihn hinderte, dieses Vergnügen so vollauf wie ich

       zu genießen. Franzl aber, der doch sonst so menschenfreundliche Mann, schien das Leiden

       seines Gastes mehr ironisch als tragisch zu nehmen, was den Busenfreund so verstimmte, daß

       er zuletzt kein Wort mehr sprach und nur kurz erklärte, daß er sich nach der Heimkehr sofort

       schlafen legen werde.

       Das ging aber doch nicht so schnell, wie er gedacht hatte, obgleich wir so spät ankamen, daß

       schon alle Gäste fortgegangen waren. Die Wirtin sagte uns nämlich, daß sie unter dem

       Kopfkissen des Bettes, in welchem die fremde Frau geschlafen


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