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Old Surehand I. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Old Surehand I - Karl May


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es ihnen verraten?«

      »Eure Fährte, der sie folgen werden.«

      »Old Shatterhand hat uns versprochen, nicht nach unsrer Fährte zu forschen!«

      »Er wird es dennoch thun.«

      »Nein, er ist kein Lügner. Niemand hat jemals gehört, daß er sein Wort gebrochen habe.«

      »Es würde meinem jungen, roten Bruder besser anstehen, zu schweigen, anstatt in Gegenwart älterer Krieger seinem Häuptlinge zu widersprechen!«

      Das war ein neuer scharfer Verweis, aber Vupa-Umugi war bei den Seinen nicht beliebt; sie gönnten ihm den Ärger; der Comantsche sah die Blicke seiner gleichalterigen Kameraden ermunternd auf sich gerichtet und fuhr fort:

      »Ich weiß, daß meine Jahre nicht an diejenigen der alten und weisen Männer reichen, aber da es keiner von ihnen war, sondern ich es gewesen bin, der jetzt bei Old Shatterhand gewesen ist, der mit ihm gesprochen und sein Wort bekommen hat, so wird es mir erlaubt sein, zu sagen, was ich dort und von ihm gehört habe.«

      Da antwortete ein grauhaariger Indianer, der neben dem Häuptlinge saß und gewiß der älteste von allen war:

      »Mein junger Bruder mag getrost sprechen. Wenn das Beil des Krieges ausgegraben wurde, kann alles, was sonst überflüssig ist, von großer Wichtigkeit sein, und das Wichtigste, was es geben kann, ist ein Zusammentreffen mit Old Shatterhand. Wo man ihn sieht, da ist Winnetou, der Häuptling der Apatschen, niemals fern.«

      »War er mit dabei?«

      »Er war nicht da,« antwortete der Krieger, sichtlich stolz darauf, daß dieser Alte ihn in Schutz genommen hatte.

      »Auch nicht in der Nähe?«

      »Wir haben kein einziges Zeichen davon bemerkt.«

      »Welche Worte gebrauchte Old Shatterhand, als er Euch sein Versprechen gab?«

      Der Gefragte dachte eine kleine Weile nach und antwortete dann:

      »Ich sprach zu ihm folgendermaßen: ›Werdet Ihr uns nachspüren, um zu erfahren, wohin wir reiten?‹ Er antwortete: ›Nein; ich gebe Euch mein Wort darauf.‹ Das ist ganz genau die Rede, die mein alter Bruder erfahren will.«

      »Wenn Old Shatterhand so redet, dann ist es genau so viel wert, als wenn er die Pfeife des Schwures dabei und darauf geraucht hätte. Er hält sein Versprechen und hat euch nicht nachgespürt. Howgh! Meine jungen Brüder können sich entfernen; wir wissen nun, was wir erfahren wollten.«

      Die beiden Comantschen entfernten sich und mit ihnen alle andern, die sich dem Feuer neugierig, wenn auch ehrerbietig genähert hatten. Auch diejenigen, welche an dem Feuer gesessen hatten, das Old Wabble beschleichen sollte, waren vorhin von demselben fortgegangen, und da es daher dort nichts zu belauschen gab, so nahm ich an, daß Wabble wieder zurückgeschlichen sei. Es zeigte sich auch gleich, daß ich richtig vermutet hatte, denn jetzt ertönte der viermalige Unkenruf in der Weise, wie es zwischen uns verabredet worden war.

      Sollte auch ich meinen Platz verlassen? Der gegenwärtige Augenblick war günstig dazu, denn indem die Roten an ihre Feuer zurückkehrten, entstand ein Hin- und Herlaufen, bei welchem nicht zu erwarten war, daß man auf meinen sich fortbewegenden Schilfbusch achten werde. Aber ich sagte mir, daß man an meinem Feuer jetzt noch weiter über den Gegenstand sprechen werde; das wollte ich auch gern hören. Und was meinen Rückzug betraf, so hoffte ich, bald einen ebenso passenden Augenblick zu finden. Es war noch nicht gegessen worden. Man wollte damit wahrscheinlich warten, bis genügend Fleisch für alle fertig gebraten war. Nachher durfte ich auf ein gleiches Durcheinander hoffen, das mir noch bessere Gelegenheit zum unbemerkten Verschwinden geben würde. Ich blieb also noch länger im Wasser oder vielmehr im Schlamme liegen.

      Der Häuptling schien erzürnt darüber zu sein, daß der Alte sich eingemischt hatte, denn er sagte jetzt, als die jungen Krieger fort waren, zu ihm:

      »Hat mein Bruder nicht bedacht, daß es die Würde des Anführers kränken muß, wenn ein junger Mann gegen ihn in Schutz genommen wird?«

      Der Alte antwortete:

      »Die Würde eines Häuptlings wird am meisten dann gekränkt, wenn er gegen dieselbe handelt. Wir alle glauben, daß Old Shatterhand sein Wort hält; nur du allein bist von dem Gegenteile überzeugt!«

      »Weil ich diesen weißen Hund kenne.«

      »Wir kennen ihn auch. Auf seiner Zunge hat noch niemals eine Lüge gewohnt.«

      »Ja; aber diese Zunge weiß so klug zu sprechen wie keine andre. Er ist das ehrlichste der Bleichgesichter; doch wenn er überlistet werden soll, so ist er auch der listigste aller Füchse, und seine Zunge gleicht dem Morgengrauen, auf welches Sonnenschein, aber auch böses Wetter folgen kann. Er lügt nicht, das ist wahr; was er verspricht, das hält er; aber genau so, wie er es meint, nicht, wie man es wünscht. Die Worte, die er zum Feinde redet, sind wie die Pulverkörner, welche scharf abgewogen werden müssen, bevor man sie in den Lauf des Gewehres schüttet.«

      »So meint Vupa-Umugi, daß sein Versprechen, unsern beiden Kriegern nicht nachzuspüren, wohin sie reiten, auch anders ausgelegt werden könne?«

      »Nein. Er hat nicht nachspüren wollen und wird also nicht spüren; aber er hätte dieses Versprechen ganz gewiß nicht gegeben, wenn er nicht einen andern Weg wüßte, es zu erfahren.«

      »Es giebt keinen andern!«

      »Das denkt mein alter Bruder; ich aber denke es nicht, obgleich ich selbst auch keinen weiß. Wie oft hat man von Old Shatterhand erzählt, daß er alles weiß, was er wissen will. Ob er mit dem guten oder mit dem bösen Manitou im Bunde steht, der ihm alles sagt? Ich behaupte, er weiß ganz genau, daß wir hier am Saskuan-kui lagern.«

      »Das ist nicht möglich, denn niemand hat es ihm mitgeteilt. Aber selbst wenn er es wüßte, ist das noch kein Grund, anzunehmen, daß er hierher kommen werde.«

      »Er will den Gefangenen befreien.«

      »Kennt er ihn?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Und wenn er ihn kennt, liebt er ihn so, daß er sich in die Gefahr begiebt, für ihn von uns getötet zu werden?«

      »Er nimmt sich jedes Bleichgesichtes an!«

      »Auch dann, wenn er nur elf Mann gegen hundertfünfzig Krieger zu setzen hat?«

      »Er zählt die Feinde nicht, und braucht sie nicht zu zählen, denn er hat eine Zauberflinte, mit welcher er ohne Aufhören schießen kann. Und weiß mein alter Bruder nicht, daß er trotzdem gern den Kampf vermeidet, nicht aus Furcht, sondern weil er nicht gern das Blut eines Menschen vergießt? Dann greift er zur List, und seine Verschlagenheit ist fast noch mehr zu fürchten, als sein Zaubergewehr. Er wird kommen, nicht um mit uns zu kämpfen, sondern um uns den Gefangenen mit List zu entreißen.«

      Der Alte wurde nachdenklich. Er wiegte den grauen Kopf ernst und bedächtig hin und her und sagte nach einer Weile:

      »Die Worte Vupa-Umugis können meine Gedanken nicht anders machen; aber wenn das Beil des Krieges ausgegraben ist, soll man alles, was sonst nur einmal überlegt wird, zehnmal überlegen und darf nicht das Gute, sondern nur das Böse erwarten. Ich sage, Old Shatterhand kommt nicht; du sagst, er komme. Nehmen wir also an, daß wir ihn zu erwarten haben; um so besser ist es dann, wenn er wegbleibt.«

      »Besser? Fürchtet sich mein alter Bruder vor ihm? Ich wünsche sehr, daß er kommt. Wir würden ihn ergreifen und ihm den Marterpfahl errichten, an welchem er mit Old Wabble sterben müßte.«

      »Willst du den Wind ergreifen, der dir zwischen den Fingern hindurchweht?«

      »Ist Old Shatterhand Luft? Ist er nicht schon mehrmals Gefangener der Comantschen gewesen?«

      »Das weiß ich wohl; aber wurde er uns nicht immer wieder aus der Hand geweht?«

      »Wenn ich ihn einmal habe, so werde ich ihn festhalten!«

      »So mach die Hände auf, wenn er kommt,


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