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Diamantentropfen. Manfred QuiringЧитать онлайн книгу.

Diamantentropfen - Manfred Quiring


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die rauen Sitten der Hauptstädter gewöhnt sein müssen. Schließlich war er schon das vierte Jahr hier, hatte seine schmerzhaften Bekanntschaften mit schweren, zurückschwingenden Metrotüren gemacht, war auf den Straßen angerempelt worden, wenn er nicht rechtzeitig ausgewichen war. Nur mir weicht niemand aus, wunderte er sich noch immer.

      Borja war nicht gut drauf an diesem geschäftigen Freitagabend, da sich anscheinend ganz Moskau verabredet hatte, einkaufen zu gehen. Wie jeden Freitag übrigens, von den Sonnabenden und Sonntagen gar nicht zu reden. Wo hatte die Leute nur das viele Geld her, fragte er sich nicht das erste Mal.

      Borja fühlte sich schwer angeschlagen. Kater am Morgen, Rausschmiss aus dem Jugendlager am Vormittag, dann die nervenzerfetzende Fahrt mit einem religiösen Spinner in dessen viel zu schnellem Mercedes.

      Nachdem der ihn am Straßenrand hatte stehen lassen, erbarmte sich schließlich der Fahrer eines klapprigen, deftig nach Benzin und Schweiß stinkenden Moskwitsch, ihn für ein paar Rubel mit in die Stadt zu nehmen. „Muss eh ins Zentrum“, hatte der zerknittert aussehende Fünfzigjährige gebrummt, als er ihn einsteigen ließ.

      Er hieß Kolja und war offensichtlich zum Plaudern aufgelegt. „War schon auf der Datscha, aber meine Alte hat das eingelegte Fleisch für den Schaschlik zu Hause im Kühlschrank vergessen.“ Verdrossen schüttelte er den Kopf und legte die Stirn in Falten, was ihm etwas Walrossartiges gab, zumal er im Besitz eines überdimensionalen Schnauzbartes war.

      Er habe sie wegen ihrer Vergesslichkeit angeraunzt, da sei Streit ausgebrochen. Ob er sich nicht ausnahmsweise auch mal um etwas kümmern könne, habe sie geschimpft. Die Getränke habe er ja schließlich auch nicht vergessen. Außerdem wisse er so gut wie sie, dass sie am Sonnabend Gäste erwarteten und überhaupt...

      Schließlich habe er, Kolja, klein beigegeben. „Sie hat das flinkere Mundwerk, und fahren hätte ich sowieso gemusst“, sagte er resignierend. Borja mimte den Verständnisvollen. „Weiber! Es ist eben leichter, neben einem hungrigen Tiger zu leben, als neben einer enttäuschten Frau“, bemühte er eine Weisheit aus dem Schatzkästlein russischer Sprichwörter.

      Kolja stutzte, nickte kurz und galoppierte weiter in seiner Klagerede über die Unbilden des Alltags. Er streifte den Ärger mit der Hausverwaltung, ging über zur Dämlichkeit seines Chefs.

      Und dann die Datscha. „Gehört eigentlich den Eltern meiner Frau. Mein Schwiegervater hat sie vor 40 Jahren für irgendwelche Verdienste für Staat und Partei, zugeteilt bekommen, zur Nutzung, wie es damals üblich war.“

      „Aber inzwischen habt Ihr sie privatisiert?“ fragte Borja, Interesse heuchelnd, um nicht unfreundlich zu erscheinen.

      „Ja, klar. Auch wenn immer noch nicht alle Papiere beieinander sind. Jetzt, wo sie alt sind, wollen sie uns das Grundstück überschreiben.“

      Aber da liege das Problem. Obwohl die Gesetzeslage eindeutig sei, wolle ihnen niemand die Besitzurkunde ausstellen. Was interessiere ihn das Gesetz, habe ihm ein Richter ins Gesicht gelacht, bei dem sie vorstellig geworden waren. Vorläufig lebten sie, was die Besitzverhältnisse angehe, in einem rechtsfreien Raum. „Das geht natürlich, kostet aber.“

      Eines Tages seien Landvermesser aufgetaucht. „Sie wollten das Grundstück neu vermessen. Mein Schwiegervater erklärte ihnen, dass die genauen Angaben längst bei der Verwaltung liegen und sich das Grundstück seither nicht verändert habe. Weißt du, was sie gesagt haben? Das Grundstück nicht, aber die Verwaltung!“

      Walross Kolja stieß ein kicherndes Lachen aus, dass so gar nicht zu seinem massiven Körper passen wollte. „Tja“, sagte er, nachdem er wieder Luft geholt hatte, „der eine hat den Dill, der andere die Gurken.“

      Dill? Gurken? Borja begriff den Sinn nicht, hütete sich aber nachzufragen. Er wollte Koljas Redeschwall nicht von sich aus noch befördern. Stattdessen ließ er sich an der Metrostation Sokol absetzen, teils, um dem Gebrabbel zu entkommen, teils, weil es nun auch Stadteinwärts nur noch im Schritttempo voranging auf der Leningradka. Da war die Metro allemal zügiger.

      Er wollte nur noch nach Hause. Wobei das „zu Hause“ ein Zimmer im Studentenwohnheim war. Er teilte es mit fünf Mitstudenten, die Körperpflege für einen verzichtbaren Luxus hielten. Doch darüber wollte Borja jetzt nicht nachdenken, er wollte nur noch schlafen. Er war sich sicher, dass seine Mitbewohner sich zu dieser Zeit noch irgendwo in den Ferien aalten, er also höchstwahrscheinlich den Luxus genießen konnte, die Nacht ohne Mitschnarcher verbringen zu können.

      Zwanzig Minuten später war er am Kiewer Bahnhof. Im Supermarkt, der zu einer Kette gehörte, die ihre Besitzer aus unerfindlichen Gründen „Kreuzung“ genannt hatten, holte er sich zwei Büchsen seines geliebten Baltika-Bieres, eine Packung Milch von der Firma „33 Kühe“, ein Weißbrot und ein Stück Käse der Marke „Rossijskij“. Das musste auch noch fürs Frühstück reichen. Noch hatte er einen Packen Rubelscheine in der Tasche, das Sommerlager hatte sparen geholfen. Aber bis zur ersten. Stipendienzahlung war es noch weit, Geld von zu Hause war nicht zu erwarten, er musste sich etwas einfallen lassen.

      Kapitel 6 - Der Präsident macht einen Mafioso glücklich

      „Herein!“

      Fast hätte er bei seinen Grübeleien das leise Klopfen an der Tür überhört. Sweta, seine aufmerksame Hausdame, gleichzeitig sein durchtrainierter Bodyguard und manchmal auch die Freude in trüben Stunden, schob ihre sportlich-elegante Frisur durch den Türspalt.

      „Limontschik wäre dann da…“

      „Bring ihn rein.“

      Limontschik, Ussuris rechte Hand, betrat zügigen Schritts den Salon. „Gesundheit, Chef!“ grüßte er achtungsvoll.

      „Grüß dich. Nimm was zu trinken.“

      Der kleine, unscheinbare, aber intelligente und mit dem Messer wieselflinke Kerl griff sich eine „Sibirskaja Korona“, öffnete sie und trank gurgelnd aus der Alu-Büchse.

      „Ah, es geht doch nichts über ein ordentliches russisches Bier“, stöhnte er mit seiner ständig heiseren Stimme und warf sich in einen der ledergepolsterten italienischen Sessel. Seinen Spitznamen „kleine Zitrone“ hatten seine Kumpels ihm verliehen, weil sein zerknittertes Gesicht wegen seiner kaputten Leber immer einen leichten Gelbstich hatte.

      Ussuri wartete, bis Limontschik wieder zu Atem gekommen war und fragte dann: „Habt ihr inzwischen rausbekommen, wer den Glatzkopf beerben wird?“

      „Deswegen bin ich ja gekommen. Es wird der Schleimer Tkatschenko aus der Südregion. Sie werden es aber erst in der nächsten Woche bekanntgeben.“

      „Das ist amtlich?“

      „Das ist amtlich.“

      Tkatschenko also. Das wunderte ihn nicht. Der Typ hatte in letzter Zeit verdächtig oft im Hintergrund gestanden, wenn das Fernsehen über Dimas offizielle Termine berichtete. Was heißt berichtete. Sie besang, musste es wohl eher heißen. Ussuri schüttelte sich. Diese Lobhudelei war ekelhaft. Hatten die denn überhaupt kein Schamgefühl?

      Tkatschenko also. Ussuris Fäden dorthin waren recht dünn. Im Süden tummelten sich Aladins Leute. Sie saßen auch in der Umgebung von Tkatschenko, hatten mit ihm bei den Olympia-Großprojekten an der Schwarzmeerküste kräftig abgesahnt. Was wird sein Einzug in Moskau für seine, Ussuris, Geschäfte bedeuten?

      „Was hältst du davon?“ fragte er Limontschik, dessen Blick bewundernd über die gediegene Inneneinrichtung glitt. Er kannte das Interieur natürlich, war aber jedes Mal aufs Neue beeindruckt. Ussuri war zu einem rechten Feingeist, zum Kunstliebhaber geworden.

      „Aladin, so scheint`s, wird stärkere Positionen bekommen hier in Moskau.“ Er selbst glaubte das zwar nicht unbedingt, schon deshalb, weil er es nicht glauben mochte, aber er wollte doch hören, was Limontschik mit seinem schlauen Schädel davon hielt.

      „Das könnte man auf den ersten Blick vermuten“, stimmte er seinem Chef zu. „Aber ich sehe da eine Chance, das zu ändern.“

      „Willst


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