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Anna Karenina | Krieg und Frieden. Leo TolstoiЧитать онлайн книгу.

Anna Karenina | Krieg und Frieden - Leo Tolstoi


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wünscht. Und im Besitze ihrer Liebe kann ich. Serpuchowskoi nicht beneiden.‹ Und mit langsamen Bewegungen seinen Schnurrbart drehend, stand er vom Tische auf und ging im Zimmer auf und ab. Seine Augen glänzten besonders hell, und er fühlte sich in jener festen, ruhigen, frohen Gemütsstimmung, die sich bei ihm immer einstellte, wenn er über seine Lage zur Klarheit gelangt war. Alles war, ganz wie bei früheren Rechnungsabschlüssen, reinlich und klar. Er rasierte sich, nahm ein kaltes Wannenbad, zog sich an und verließ das Haus.

      21

      »Ich wollte dich eben holen. Deine große Wäsche hat ja heute lange gedauert«, sagte Petrizki. »Na, alles erledigt?«

      »Jawohl«, erwiderte Wronski; er lächelte nur mit den Augen und drehte die Enden seines Schnurrbartes mit solcher Vorsicht, als ob die schöne Ordnung, die er in seinen Angelegenheiten hergestellt habe, durch jede allzu heftige, schnelle Bewegung wieder zerstört werden könne.

      »Nach dieser Arbeit bist du immer in einer Verfassung, wie wenn du aus dem Dampfbade kämest«, sagte Petrizki. »Ich komme von Grizka (dies war der Spitzname des Regimentskommandeurs); du wirst da erwartet.«

      Wronski sah seinen Kameraden an, ohne zu antworten; er hatte ganz andere Gedanken.

      »Ist denn da Musik bei ihm?« fragte er, indem er nach den wohlbekannten Tönen der Baßtrompeten horchte, die zu ihnen herüberklangen; es wurde gerade ein Walzer gespielt. »Was ist da für ein Fest?«

      »Serpuchowskoi ist hergekommen.«

      »Ah!« machte Wronski. »Das hatte ich ja gar nicht gewußt.«

      Seine lächelnden Augen leuchteten noch heller auf.

      Nachdem er einmal innerlich als Tatsache festgestellt hatte, daß seine Liebe ihn vollständig glücklich mache und er ihr seinen Ehrgeiz zum Opfer gebracht habe (wenigstens hatte er diese Rolle für sich geschaffen), so konnte er keinen Neid gegen Serpuchowskoi empfinden und sich auch nicht darüber ärgern, daß dieser bei dem Besuche, den er dem Regimente machte, nicht zuallererst zu ihm gekommen war. Serpuchowskoi war sein guter Freund, und er freute sich aufrichtig darauf, ihn wiederzusehen.

      »Oh, das freut mich aber wirklich.«

      Der Regimentskommandeur Demin bewohnte ein großes, herrschaftliches Haus. Die ganze Gesellschaft befand sich auf der geräumigen Terrasse. Auf dem Hofe waren das erste, was Wronski auffiel, die Regimentssänger, die in Kitteln bei einem Schnapsfäßchen standen, und die gesunde, fröhliche Gestalt des Regimentskommandeurs, der von Offizieren umgeben war. Er war gerade auf die erste Stufe der Terrasse vorgetreten, gab mit einer so lauten Stimme, daß er die von der Musik gespielte Offenbachsche Quadrille übertönte, einen Befehl und winkte einigen etwas zur Seite stehenden Soldaten mit der Hand. Dieser kleine Trupp Soldaten, darunter ein Wachtmeister und einige Unteroffiziere, ging zusammen mit Wronski zu der Terrasse hin. Der Regimentskommandeur ging zum Tische zurück, trat dann mit einem Sektglase in der Hand wieder an die Freitreppe hinaus und brachte einen Trinkspruch aus: »Auf die Gesundheit unseres früheren Kameraden, des tapferen Generals Fürsten Serpuchowskoi! Hurra!«

      Nach dem Regimentskommandeur trat mit dem Glase in der Hand auch Serpuchowskoi lächelnd vor.

      »Du wirst ja immer jünger, Bondarenko«, wendete er sich an den gerade vor ihm stehenden strammen, rotbackigen Wachtmeister, der über seine Zeit hinaus beim Regimente weiterdiente.

      Wronski hatte seinen Freund drei Jahre lang nicht gesehen. Dieser war in seiner äußeren Erscheinung männlicher geworden, schon durch den Backenbart, den er sich hatte stehenlassen; aber er war noch ebenso schlank und überraschte noch ganz wie früher nicht sowohl durch Schönheit wie durch die Zartheit und Vornehmheit seiner Gesichtszüge und seines Körperbaues. Die einzige Veränderung, die Wronski an ihm bemerkte, war jenes stille, beständige Leuchten, das auf den Gesichtern solcher Leute heimisch zu sein pflegt, die im Leben Erfolg haben und überzeugt sind, daß alle diesen Erfolg als wohlverdient anerkennen. Wronski kannte dieses Leuchten, und es fiel ihm sofort bei Serpuchowskoi auf.

      Als Serpuchowskoi die Treppe herunterstieg, erblickte er Wronski, und ein frohes Lächeln erhellte sein Gesicht. Er nickte ihm durch eine Bewegung des Kopfes nach oben zu und erhob das Glas, indem er Wronski begrüßte und zugleich durch diese Geste andeutete, daß er unbedingt zuerst zu dem Wachtmeister hingehen müsse, der in strammer dienstlicher Haltung dastand und schon seine Lippen für den erwarteten Kuß in Bereitschaft setzte.

      »Na, da ist er ja!« rief der Regimentskommandeur. »Und Jaschwin hatte mir schon gesagt, du wärst wieder mal in deiner finsteren Stimmung!«

      Serpuchowskoi küßte den forschen Wachtmeister auf die feuchten, frischen Lippen, wischte sich den Mund mit dem Taschentuche ab und trat zu Wronski.

      »Na, das ist mir mal eine Freude!« sagte er, drückte ihm die Hand und führte ihn ein wenig zur Seite.

      »Sorgt für sein leibliches Wohl!« rief der Regimentskommandeur dem Rittmeister Jaschwin zu, indem er auf Wronski deutete, und ging zu den Soldaten hinunter.

      »Warum warst du gestern nicht beim Rennen?« fragte Wronski, während er Serpuchowskoi mit lebhaftem Interesse betrachtete. »Ich hatte gehofft, dich da zu sehen.«

      »Ich bin dagewesen, kam aber erst ziemlich spät. Entschuldige«, fügte er hinzu und wandte sich zu seinem Adjutanten: »Bitte, lassen Sie dies in meinem Namen unter die Leute verteilen, soviel wie auf den Mann kommt.«

      Er holte eilig aus seiner Brieftasche drei Hundertrubelscheine heraus und wurde ganz rot dabei.

      »Wronski! Möchtest du etwas essen oder trinken?« fragte Jaschwin. »Heda! Bring mal für den Grafen etwas zu essen her! Und hier, nimm, trink!«

      Das Trinkgelage bei dem Regimentskommandeur zog sich recht lange hin.

      Es wurde sehr viel getrunken. Die Offiziere schaukelten, als besondere Ehrenbezeigung, Serpuchowskoi auf den Armen, warfen ihn in die Höhe und fingen ihn wieder auf. Dann wurde dem Regimentskommandeur dieselbe Ehre erwiesen. Dann tanzte der Regimentskommandeur selbst mit Petrizki nach einer von den dabeistehenden Regimentssängern gesungenen Weise. Dann setzte sich der Regimentskommandeur, der schon etwas matt geworden war, auf dem Hofe auf eine Bank und begann dem Rittmeister Jaschwin Rußlands Überlegenheit über Preußen, namentlich in der Kavallerieattacke, auseinanderzusetzen, und die Trinker verhielten sich eine kurze Zeit ruhig. Serpuchowskoi ging ins Haus, ins Ankleidezimmer, um sich die Hände zu waschen, und fand dort Wronski, der sich mit Wasser bespülte. Er hatte die Litewka ausgezogen, hielt seinen haarigen, roten Hals unter den Wasserstrahl der Wascheinrichtung und rieb Hals und Kopf kräftig mit den Händen. Als er mit dieser Waschung fertig war, setzte er sich zu Serpuchowskoi gleich dort im Ankleidezimmer auf ein kleines Sofa, und es entspann sich nun zwischen ihnen ein Gespräch, das sie beide sehr interessierte.

      »Ich habe stets genaue Nachrichten über dich durch meine Frau erhalten«, sagte Serpuchowskoi. »Ich freue mich sehr, daß du sie öfters besucht hast.«

      »Sie ist mit Warja befreundet, und das sind die beiden einzigen Damen in Petersburg, mit denen es mir Vergnügen macht zu verkehren«, antwortete Wronski lächelnd. Er lächelte, weil er vorausgesehen hatte, welchem Thema sich das Gespräch zuwenden würde, und freute sich, dies richtig beurteilt zu haben.

      »Die einzigen?« fragte Serpuchowskoi lächelnd.

      »Auch ich habe viel von dir gehört, aber nicht durch deine Frau«, versetzte Wronski und wies durch die ernste Miene, die er auf einmal machte, diese Anspielung zurück. »Ich habe mich sehr über deinen Erfolg gefreut; aber ich habe mich darüber in keiner Weise gewundert; ich hatte sogar noch mehr erwartet.«

      Serpuchowskoi lächelte. Es machte ihm offenbar Vergnügen, ein solches Urteil über sich zu hören, und er hielt nicht für nötig, das zu verbergen.

      »Ich habe, im Gegenteil, offen gestanden, weniger erwartet. Aber ich freue mich, sehr freue ich mich. Ich bin ehrgeizig; das ist eine Schwäche von mir, deren ich mich schuldig bekenne.«

      »Vielleicht


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