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DarkZone. Juryk BarelhavenЧитать онлайн книгу.

DarkZone - Juryk Barelhaven


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gewinnträchtigen Handel mit seiner Unterschrift abgeschlossen, wurde er sehr zum Bedauern der Gastgeber wieder zum Ausgang geführt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es genau neun Uhr war.

      Das war alles Teil des Plans. Kurz vor dem Ausgang schüttelten er und sein Sekretär den Berater ab und verzogen sich mitsamt der Koffer auf die Toiletten. Neugierige Augen beobachteten sie bis zur Tür.

      „Ich dachte, die gehen nie mehr. Was für ein Aufwand! War es das wert, Sir?“

      „Die paar Raketen sind nicht die Rede wert, Arthur. Sie warten zwanzig Minuten nach meinem Verschwinden und gehen mit den Koffern brav zurück zum Auto. Den Rest erledige ich.“

      Schnell entledigte sich Charlie seines Anzugs und legte einen Neoprenanzug an, der seinen gesamten Körper außer den Füßen und den Händen umhüllte. Das widerstandsfähige Material war leicht und doch stich- und kugelfest. Komplizierte Technik regulierte seine Körpertemperatur, so dass er selbst bei hohen Temperaturen nicht schwitzen würde. Darüber eine dunkelgraue Fleecejacke, einen kleinen Sportrucksack mit einer Wasserflasche, Energieriegel und einem Erste-Hilfe-Set. Eine Schusswaffe GLOCK 17 im Kaliber 9 mm (Schießtest auf 25 m, gezielte Schüsse, GECO-Patronen mit 124-Grain-Vollmantelgeschoss, Kosten dreihundert Dollar) rundete seine Ausrüstung ab. „Heute Abend trinken wir beide auf meinen Erfolg, Arthur.“

      „Ich hoffe es, Sir.“ Der kleinere Mann von beiden wirkte unglücklich und starrte zu Charlie, der mit einem Satz auf den Toilettenkasten sprang und sich an die Deckenverkleidung zu schaffen machte. „Sir, wenn man Sie erwischt, werden Sie eine Menge unschöner Fragen beantworten müssen.“

      Charlie antwortete nicht, kletterte über die Kante und robbte durch den dunklen, staubigen Bereich – beständig darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Nach zwanzig Metern fand er eine passende Stelle, kletterte in den nächsten Raum und lugte um die Ecke, wo er die Tür zum Hinterhof des Besucherbereichs erreichte. Genau nach seinen Infos gab es im Besucherbereich keine Kameras und kaum Wachen. Behände huschte er durch die Tür und stand wenig später seinem Kontakt gegenüber.

      Charlie überquerte verstohlen die schmale Gasse, wobei seine Körperhaltung irgendeine schändliche Absicht verriet. Seine Erregung stieg förmlich – teils aus Vorfreude, teils aus der Gefahr, in die er sich begab. Die kurgisiesche Regierung war ihm wohlgesonnen, doch selbst bei Verstößen gegen ihre strengen Sicherheitsvorschriften verstanden sie keinen Spaß.

      Mahershala stand reglos da und wartete geduldig wie eine Statue aus Stein. Jetzt trug er die Uniform der kurgisieschen Armee und hielt eine AK-747 locker in der Hand. Als er Charlie durch die Schatten auf sich zukommen sah, hörte Charlie ihn leise fluchen. „Da sind Sie ja.“ Er holte eine Serviette hervor und reichte sie ihm. Mit Bleistift war ungelenk ein Code aus Zahlen zu sehen. „Verlieren Sie sie nicht!“

      „Und der Eingang?“

      „Unter ihnen.“ Wie zum Beweis stampfte der Schichtleiter auf den Gullideckel unter sich. „Gehen Sie die Treppe runter, geben Sie den Code ein und kommen Sie bloß um dreizehn Uhr wieder zurück! Wo ist mein Geld?“ Ohne das Geld zu zählen, steckte Mahershala den Umschlag ein. „Meine Kollegen schauen sich ein Spiel im Fernsehen an. Sie müssen sich beeilen.“

       Um dreizehn Uhr, also. Jetzt ist es knapp halb zehn Uhr. Kinderspiel.

      Charlie hob den Gullideckel an, schwang sich in das Loch und stand sofort auf einer blankpolierten Treppe, die ins dunkle Nichts führte. Gerade wollte er noch etwas Sarkastisches erwidern, als Mahershala den Deckel schnell wieder zurückschob – und sofort wurde es um ihn dunkel.

      Keine grauen Nuancen in der Schwärze, die ihn umgab, keine Sterne und keine matte Reflexion der Wolkendecke. Er zwinkerte mehrmals, und als er immer noch nichts sah, begann er die Wände um sich abzutasten und die Treppe behutsam herunterzugehen. Dabei stieß er mit der Hand gegen feuchte Wände. Eine Höhle, dachte er verwundert. Stolpernd machte er sich auf dem Weg.

      Als er zuerst den Tunnel etwas genauer angesehen hatte, hatte er fast erwartet, Zeichnungen von gehörnten Tieren und von Jägern mit Speeren an den Wänden zu finden. Er hatte solche Zeichnungen schon früher gesehen, konnte sich jedoch nicht erinnern, wo genau. Natürlich war es keine Höhle, es musste ein Keller sein aber dagegensprach, dass die Wände schief und der Boden uneben waren. Nichts sehen zu können trug erheblich dazu bei, dass ihm vor Angst beinahe die Knie schlotterten. Wenn er nun hereingelegt wurde…Jetzt erinnerte er sich an alles, was er unterlassen hatte: sich zu vergewissern, dass seine Waffe noch bei ihm war. Oder an die Taschenlampe in seiner Jacke…

      Die kleine Taschenlampe erhellte den gesamten Abschnitt um Charlie so hell, dass er die Augen kurz schließen musste. Als er sie schließlich wieder öffnete, sah er, dass er sich geirrt hatte: Es war keine Höhle und auch keine Kanalisation. Es war ein Tunnel, der abwärts in die Tiefe ging und sich in der Ferne verlor.

       Gut. Sehr gut.

      Charlie besah sich die Serviette in seiner Hand genau an: Vier - sieben – drei – zwei – fünf - neun. Sorgfältig steckte er sie in sein Portemonnaie ein – sein einziges Ticket und gleichzeitig die Rückfahrkarte. Es wäre dumm sie zu verlieren.

      Voller Spannung ging er los, in freudiger Erwartung was die Dark Zone für ihn bereithielt.

      Sein Abenteuer begann… jetzt.

      Der Schock begann, als Charlie die Sicherheitstür öffnete.

      Die Sonne schickte ihre warme Strahlen über die Häuser der Dark Zone, die tatsächlich nicht von dieser Welt war: die Natur hatte sich ihre Herrschaft wieder zurückgeholt, zarte Gräser und wilde Unkrautstauden hatten den maroden Beton beiseitegeschoben, um ihre Halme und Blätter der Sonne entgegenzustrecken. Wie umgestoßene Spielzeugautos lagen Autowracks verstreut herum, ohne Sinn und Verstand, rostig und nutzlos. Sporen von wilden Blumen schwebten unsicher ob ihres Zieles in der warmen Luft umher während kleine und große Tiere zu sehen war. Betörender Duft von Flieder, Seidelbast und Jasmin strömten dem Neuankömmling in die Nase, während er wie vom Donner gerührt eine grüne Oase bestaunte, die seit drei Jahren unberührt von der Außenwelt existierte. Drei Jahre, dachte Charlie verdattert und konnte nicht verhindern, ob dieser Schönheit tatsächlich wahr war.

      Die Luft roch feucht, warm und ohne Abgase der Großstadt, die keine Meile entfernt von hier weiterlief. Die Isolation hatte eine Oase geschaffen, und Charlie empfand plötzlich ein intensives Gefühl der Einsamkeit. Zu seiner Linken stieß ein Käuzchen seinen unheimlichen Schrei aus. Auf der anderen Seite raschelte etwas, blieb einen Moment still, raschelte wieder, blieb nochmals still und brach dann krachend durchs Unterholz zu einem weniger bevölkerten Teil des Waldes. Makrelenartige Frühlingswolken jagten über den Himmel und versprachen warmen Regen.

      Jeder Pionier wählte Worte mit Bedacht, wenn er unentdecktes Land betrat:

       Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit.

       Für Gott und Vaterland.

       Ich kam, sah und siegte.

      Charlie sprach aus was ihn am meisten bewegte: „Ist das alles?“

      Er überquerte eine alte Bahnlinie, die schon seit drei Jahren ausgedient hatte. Die Gleise waren verrostet, und zwischen den Schottersteinen wuchsen Gras und Unkraut. Charlie spazierte wie ein Besucher in einem Tropengehege weiter und bemerkte die Artenvielfalt um ihn herum, schätzte sie aber nicht sonderlich.

      Nur einmal wandte er sich im Gehen um, um einen neugierigen Blick nach hinten zu werfen: die zwanzig Meter hohen Mauern der Anlage starrten ausdruckslos zurück. Wachen waren keine zu sehen. Ein Spaziergang.

      Und doch empfand es Charlie als elektrisierend, auf Grund und Boden zu laufen, der nicht jedem vergönnt war. Alles um ihn herum glich einer riesigen Totenstadt, einer antiken Stadt, die über irgendeine schreckliche Tragödie in ihrer Vergangenheit brütet – eine Seuche oder einen Fluch. Der intensive, unangenehme Salzgeruch drang vom Meer her in die Stadt hinein. Das Gebäude zur Rechten war über und über mit Schlingpflanzen überzogen, nichts regte


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