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DarkZone. Juryk BarelhavenЧитать онлайн книгу.

DarkZone - Juryk Barelhaven


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entsicherte sie und steckte sie sich locker in die Tasche. Es würde ein Spaziergang werden.

      Stille und Ruhe.

      Nach einer Minute war ihm schon langweilig.

      Er klaubte Steine auf und warf sie im Gehen auf Fensterscheiben. Das Knallen und Scheppern schreckte etwas im Gebüsch auf, das sich aber schnell empfahl. Charlie grinste leicht und pfiff ein Lied. Summte später. „Da-dada, da, dadada-da…“

      Fast schon wünschte er sich, er hätte jemanden mitgenommen denn der Ort war zwar interessant, aber wurde schnell langweilig. Und Langeweile war ein alter Feind, den Charlie zu fürchten gelernt hatte. Charlie änderte seine Richtung, holte den Stein und spielte damit in der Luft, während er das Gebäude vor sich genauer in Augenschein nahm. Nur ein baufälliges Hochhaus von vielen, dessen Inneres grau und verlassen wirkte, das Erdgeschoss sank allmählich in den Boden ein, der Vorplatz war ein überwuchertes Feld. Ein alter Bürotisch versteckte sich hinter einer Mülltonne, die Uhr an der Wand war stehengeblieben und zeigte auf zwölf.

      Aber links von dem Eingang war eine große Treppe, dort konnte man die schmutzigen Stufen hochgehen. Es würde den Besuch abrunden, sich von oben einen Blick auf die Häuser zu gönnen. Im Gebäude bewegte er sich langsam, aber bestimmt nicht vorsichtig vorwärts. Das Knirschen des Drecks unter seinen Stiefeln störte ihn nicht im Mindesten. Das Gebäude wurde von der Frühlingssonne in strahlendes Licht getaucht, und trotzdem hatte es etwas Unheimliches an sich – hier herrschte ein brütendes Schweigen, das nur von gelegentlichen Windstößen unterbrochen wurde. Charlie fühlte sich wie ein Entdecker, der soeben die letzten Reste einer märchenhaften untergegangenen Stadt gefunden hat.

      Die Treppe führte weit nach oben. Der Geruch im dunklen Treppenhaus war schon fast steril, dafür waren Tierleichen von kleinen Nagern zu erkennen, um die er einen Bogen machte. Bei einer Maus hätte er sich nichts dabei gedacht, aber hier hatten sich scheinbar alle Nagetiere auf den Stufen zum Sterben hingelegt – so schien es zumindest. Das kam ihm merkwürdig vor, aber vorsichtiger wurden seine Schritte immer noch nicht. Der Hochmut ließ ihn weiter summen: „Dudada, duda, duda…“

      Einmal passte er nicht auf und trat mit seinen schweren Stiefeln auf eines der skelettierten Nager, das dem Gewicht nichts entgegenzusetzen hatte. Charlie verzog angeekelt den Mund, als das schmierige Knacken seine Ohren erreichte. An einer Wand gelehnt kratzte er das Profil am Gelände sauber und stieg einfach weiter nach oben. Auch im ersten und zweiten Stock hatten sich die Nager auf die Stufen hingelegt, auf jeder Zweiten je eine kleine graue Maus, als wäre es der Natur so in den Sinn gekommen. Es dauerte, bis Charlie verstand.

      Kein Tier benahm sich so. Schon gar nicht mehrere Tiere.

      Jemand lebte hier.

      Ihm kam der Ausflug nicht mehr langweilig vor. Er lächelte halb und umfasste seine Waffe in der Tasche; froh darüber, ihr Gewicht und den harten Griff zu spüren. Kann doch noch interessant werden, Leute.

      Langsam und vorsichtig ging er weiter, diesmal nicht wie ein Entdecker, sondern wie ein Cop aus dem Fernsehen, der sich jede Sekunde ein gefährliches Duelle mit bösen Buben liefern würde. Natürlich würde er niemanden etwas tun, und mit einer guten soliden Handfeuerwaffe würde es auch niemand wagen. Als Kind hatte er schon das allseits beliebte Spiel „Räuber und Gendarm“ gespielt; himmel, wer nicht? Immer auf der Lauer, immer auf der sicheren Seite und schneller als die anderen.

      Mit der Pistole in beiden Händen ahmte er die Bewegungen nach, zurückversetzt in unschuldigere Tage als die Seiten noch klar zu unterscheiden waren. Er ging weiter, lauschte in der Ferne und starrte zu Boden. Unwillkürlich spannte er den Hahn.

      Das laute Klicken holte ihn in die Realität zurück.

      Scheiße! durchfuhr es ihm und als er endlich verstand, brach ihm der Schweiß aus.

      Jemand…

      …lebt hier.

      Auf dem staubigen Boden waren deutlich Fußspuren zu sehen.

      Langsam und vorsichtig ging er auf die Treppe zum Dach zu, bis eine innere Stimme ihn warnte, dass er allmählich zu viel Abenteuer bekam als gut für ihn war, dass Fremde bestimmt nicht erfreut waren, wenn er durch ihren Vorgarten herumlief. Zuhause passten Leibwächter und ein ganzer Sicherheitsdienst auf ihn auf – wer passte auf ihn … hier!?

      Er lauschte in der Ferne und glaubte etwas zu hören. Langsam wich die Verspieltheit von ihm; das sorglose Tun des mächtigen Charlie O´Neill begann zu bröckeln – nur leicht, aber der Nervenkitzel regte ihn auf. Sehr.

       Oh, das ist gut. Ja, dafür habe ich bezahlt.

      Er leckte sich über die Lippen und fühlte Erregung. Na also, dachte er und begann weiter die Treppe hochzugehen, die in einen schmalen Gang zu einem Dach führte.

      Die Vorstellung, dass jemand hier lebte, war schon recht abenteuerlich. Doch der Gedanke, dass er oder sie ihn bereits aus der Deckung beobachteten, faszinierte ihn.

      Er grinste leicht.

      Da war dieser Film, den er durch Zufall vor Jahren gesehen hatte. Nach einem jener Abende, wo er müde und ausgelaugt sich zuhause entspannen wollte, hatte er einen dieser geschmacklosen Horrorfilme gesehen – wie war gleich noch der Name? Üblicherweise zählten Filme dieser Art zur billigsten Massenunterhaltung und waren nichts anderes als eine Aneinanderreihung von geschmacklosen Folterszenen und Schockeffekten, doch dieser Film war anders gewesen: subtil, leise und vor allen Dingen erschreckend gut: ein Ehepaar, das in eine abgelegene Stadt zog, musste feststellen, dass die Bewohner nachts Jagd auf Frischfleisch machten. Nicht die Story oder das Ende hatten ihm gefallen, sondern die Machart: subtile Andeutungen, kein CGI aber dafür Spiele mit Schatten und Geräuschen. Das Drehbuch, die Schauspieler und jeder, der da mitgewirkt hatte, hatte gute Arbeit abgeliefert. Das war guter Horror gewesen.

      Das hier… war ähnlich. Ziemlich aufregend.

      Was ist, wenn ich auf jemanden treffe? schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Wenn sie mich zum Tee einladen wollen, oder mich in ein Gespräch verwickeln? Und ich stehe hier mit einer Waffe!

      Sofort kam er sich dämlich vor und senkte die Waffe wieder, als ihm ein neuer Gedanke kam – diesmal hässlich: Was ist, wenn sie mich nicht mehr weggehen lassen wollen?

      Keine Angst! meldete sich eine strenge Stimme in seinem Kopf. Du kennst Rechtsanwälte; ach was, ganze Kanzleien, die ihnen den Stuhl unter dem Arsch wegpfänden. Niemand legt sich mit dem reichsten Mann der Ostküste an! Mach dir keine Gedanken. Du holst das Buch aus der Bibliothek des Hotels und gehst zurück. Ende der Geschichte.

      Er leckte sich über die Lippen und ging ins Licht.

      Das Dach war mit einem Kiesboden versehen. Der Wind sauste in seinen Ohrmuscheln, und für kurze Zeit verhüllte eine Wolke die Sonne und warf einen Schatten auf das Dach, wie den einer riesigen Fledermaus… oder eines sehr dunklen Omens. Charlie kam jetzt wieder voll zu Bewusstsein, wie still es hier war, wie unheimlich das Gelände mit seinen Ruinen und den überall wild herumwachsenden Unkraut war – so als hätte hier vor langer Zeit einmal die Bevölkerung entschieden, sich zu verkrümeln.

      Nun sei mal keine Pussy! versuchte er sich selbst zu beruhigen. Niemand lebt hier. Gleich nach der Katastrophe wurde alles evakuiert. Und selbst wenn jemand geblieben ist, dann hat das Eplexherix-10 ihm den Rest gegeben. Das eben war nur eine Täuschung – nichts weiter. Oder glaubst du, dass du der erste und einzige bist, der hier nach Souvenirs sucht?

       Nein… nein, das glaube ich nicht. Aber… aber…

      Was- aber? fragte der rationale Teil seines Gehirns, und Charlie fand, dass sich diese Stimme etwas zu hektisch und zu laut anhörte. Selbst wenn hier ein Obdachloser den König von Garnichts spielt, kann dir das doch egal sein! Das sind hier fast 840 Quadratmeilen großes Gelände, und wahrscheinlich sitzt er gerade zwanzig Meilen von hier entfernt und kackt in einen Busch! Kackt in den Busch, und freut sich, dass er König von Garnichts ist. Ein Duke der Einsamkeit, Ein Darth Vader ohne Imperium. Trauriger,


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