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Das Erbe der Macht - Band 32: Sigilschwingen. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Band 32: Sigilschwingen - Andreas Suchanek


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zu erwähnen, dass sie auch dabei ihre Finger im Spiel hatte.

      »Mach mich nicht noch wütender, Annora Grant.« Max’ Stimme war kalt wie Eis und scharf wie Stahl. »Du weißt nicht, wozu ich fähig bin.«

      »Ich habe Erinnerungen gesehen«, setzte sie dagegen. »Wie hieß diese Stadt noch gleich, die du ausgelöscht hast, weil eines der Noblen Häuser dich beleidigt hatte?«

      »Du weißt nicht, wozu ich fähig bin«, wiederholte er nur.

      Sie seufzte. »Es ist unabdingbar, dass wir die sieben Stäbe finden und den dazugehörigen König. In der Zwischenzeit gibt es nur ein Ziel: Wir müssen die Passage in Besitz nehmen, bevor Jennifer, Alexander und Tyler dies tun. Kontrollieren wir diese, können die drei ihre Seite nicht warnen.« Sie lächelte. »Außerdem dürfte es dann recht simpel sein, Agenten dort einzuschleusen.«

      Für einige Augenblicke gab es nur das Meer hinter, den Sturm über und den Hass vor ihr.

      »Dann sei es so«, sagte Max.

      »Und all das sollte uns gelingen, bevor das Institut sich einschaltet.«

      Er runzelte die Stirn. »Ich stelle mich nicht gegen das Institut. Nicht einmal ich wage das.«

      Wieder einmal fühlte Annora sich in ihrer Tat bestätigt: den Zwillingsfluch erschaffen zu haben, geborene Magier mit eigenen Sigilen. Unangreifbar durch das Institut. Was sie nicht gegeben hatten, konnten sie nicht nehmen.

      »Wir machen es einfach, wie die Römer es taten«, sagte sie: »Teile und herrsche. Ich denke, es ist an der Zeit, dass das Institut sich um die gefährlichen Subjekte kümmert. Immerhin sind mit Alexander, Jennifer und Tyler drei Magier dort draußen unterwegs, die Sigile besitzen, obwohl sie ihnen nie vom Institut verliehen wurden. Das wird die Jäger des Instituts eine Weile beschäftigen.«

      Sie las die Zustimmung in den Augen von Max, bevor er etwas sagte. »Willst du ihnen den Tipp geben oder soll ich es tun?«

      Annora lächelte seinem Hass überlegen entgegen.

Kapiteltitel-Grafik

      Alles wirkte so idyllisch.

      Jen starrte durch das Fenster und betrachtete die Wolken. Im Unterschied zu sonst sah sie diese heute aus anderer Perspektive – von oben. Joshua hatte Wort gehalten und ihnen einen sicheren Unterschlupf geschaffen. Ein Haus, das im Himmel schwebte. Getragen von einem Fundament aus Bernstein, in das ein Permanentzauber eingewoben war. Eine Illusionierung hatte diese Zuflucht unsichtbar werden lassen.

      »Die Wolken sehen aus wie ein Meer unter uns«, sagte Jen leise zu sich selbst.

      Die Sonnenstrahlen kitzelten ihr Gesicht. Sie spürte Wärme und Frieden.

      Und einen Körper.

      Ihren eigenen.

      Wie lange war sie nicht mehr gewesen als pure Gedanken, in Form gehalten von einem magischen Artefakt; davor bewahrt, als Geistessplitter in der Zeit verloren zu sein.

      In den vergangenen Tagen hatte sie Schaumbäder genommen, war auf dem Balkon durch die frische Luft spaziert, hatte ihre Muskeln trainiert. Jedes Gefühl hatte sie genossen, jede Berührung.

      Sie blickte hinüber zum Bett, wo Alex noch immer schlief. Er lag quer auf der Matratze, wie immer, sobald sie das Bett verlassen hatte. Sein brauner Haarschopf lugte zerzaust hervor, während die Decke den Rest seines Gesichts bedeckte. Seine Füße hatte er natürlich freigestrampelt. Bei jedem Atemzug bewegte sich der Deckenhügel. Er atmete regelmäßig und entspannt, was ein gutes Zeichen war.

      Die vergangenen Tage hatten sie alle bis ans Limit gebracht, aber wenigstens nicht darüber hinaus. Alex schlief die meisten Nächte durch. Im Gegensatz zu ihr. Immer wieder schreckte sie hoch und überprüfte, ob ihr Körper noch da war, ob Haut und Knochen nach wie vor existierten.

      Sie schlüpfte in die Jogginghosen, streifte sich ein Shirt über und schlich aus dem Raum. Sollte Alex noch etwas schlafen. Sie benötigten ihre Kräfte für das, was ihnen bevorstand.

      Eines musste man Joshua lassen: Er hatte vorgesorgt. Immer wieder war er aus dem Zeitschlaf gekommen, wobei er direkt auch dieses Haus ausgestattet hatte. Mit Kleidung, Nahrungsmitteln, Kaffee.

      Sie lebten in purem Luxus, weitab von jedem Problem. In einer fliegenden Villa. Es hätte ein wunderbarer Urlaub sein können, doch stattdessen tickte die Uhr. Kevins Tat hatte die Zeitlinie gesplittet in jene, die sie kannten, und eine zweite, die einer Dystopie ziemlich nahekam. Der Anbeginn war dort stärker, machtgierige Magier hatten die Kontinente und Länder unter sich aufgeteilt, und ein ominöses Institut herrschte über die Verteilung von Sigilen.

      Irgendwo gab es ein Portal, das beide Seiten verband. Es war für sie der Weg nach Hause. Zurück zu ihren Freunden.

      »Und wir müssen ja auch nur Artus und Kevin finden, den Übergang und das alles, und zwar noch rechtzeitig, bevor unsere Zeitlinie ausradiert wird.«

      Sie aktivierte die Kaffeemaschine, die mit einem Summen zum Leben erwachte. Wie aufs Stichwort schoss der Körper eines jungen Mannes vorm Fenster vorbei. Mit ausgebreiteten Flügeln setzte Tyler auf dem Balkon auf. Wie so oft mittlerweile trug er weiße 1980er-Sneakers, verschlissene Jeans und ein Hemd. Auf seinem Gesicht lag ein versonnener Ausdruck, wie immer, wenn er von einem Rundflug zurückkehrte. Er stürzte sich in die Wolken, flog hinauf Richtung Sonne, badete im Licht. Pure Freiheit.

      »Guten Morgen«, begrüßte er sie.

      »Morgen.«

      Es folgte eine kurze Umarmung.

      »Hast du dich auf magische Art mit der Kaffeemaschine verbunden?«, fragte Jen. »Du tauchst immer auf, wenn sie angeschaltet wird.«

      Tyler grinste über beide Ohren und wirkte dadurch wie eine jüngere Version seines Vaters Chris. Das traf auch auf die Muskeln zu. »Das ist so toll. Man drückt auf einen Knopf und frischer Kaffee fließt in die Tasse.«

      Jen lachte leise. Tyler war zuerst in einem Splitterreich aufgewachsen, bevor er später in die normale Welt gewechselt war und in der Vergangenheit gelebt hatte. Mit den Zeitreisenden hatte er dann die Wall-Erschaffung erlebt oder das Chaos, das Kevin angerichtet hatte. Von moderner Technik wusste er quasi nichts.

      »Warum schaust du mich so an?«, fragte er und wirkte prompt noch jünger.

      »Ich denke darüber nach, wie du reagierst, sobald du Computer und Smartphones kennenlernst«, sagte Jen.

      »Ach«, Tyler winkte ab, »Joshua hat mich doch einmal aus dem Bernstein geholt, damit ich ihm bei einem Diebstahl helfe. Du weißt schon.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung Arbeitszimmer. »Da habe ich mir so einen Computer angeschaut. Man sitzt die ganze Zeit vor diesem schwarzen Glasding …«

      »… Monitor.«

      »… und gibt irgendwelche Wörter ein. Und einmal habe ich gesehen, wie sie eine Karte mit Löchern benutzt haben, um ein Buch von einem mechanischen Arm aus einer Bibliothek herauffahren zu lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Mit einem Zauber geht das viel effektiver.«

      Jen grinste innerlich. »Ich gehe jede Wette ein, dass du mit dem ersten App-Spiel nicht mehr vom Smartphone aufsehen wirst.«

      »Wie du meinst.« Er glaubte ihr offensichtlich kein Wort, linste aber ständig hinüber zum Kaffeevollautomaten.

      »Der erste gehört mir«, stellte Jen klar.

      »Du warst gestern wieder so lange wach, oder?«

      »Nicht zu lange.«

      »Aber nur, weil Alex dich geschnappt hat und ihr dann … äh … ins Schlafzimmer verschwunden seid.« Seine Wangen nahmen einen zarten Rotton an.

      Jen beschloss, darauf nicht näher einzugehen. »Wir müssen den Übergang finden.«

      »Ihr


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