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Das Erbe der Macht - Band 32: Sigilschwingen. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Band 32: Sigilschwingen - Andreas Suchanek


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      Die Röte auf Alfies Wangen nahm zu. »Also … hm … irgendwie kann man das wohl so sagen. Ich musste meine Bernsteinkörner aufladen.«

      Mittlerweile war es ein offenes Geheimnis, dass Alfie Essenz von anderen Magiern abziehen konnte, um die Bernsteinkörner in seinem Blut aufzuladen. Hier musste der jeweilige andere Magier allerdings in einem Zustand sein, in dem die Aura nicht im Schutz- oder Verteidigungsmodus war.

      Da kam es ihm zugute, dass er in einer Beziehung mit Jason und Madison lebte. Die roten Wangen deuteten also darauf hin, dass er gerade Sex gehabt hatte und nun bis obenhin voll war mit Endorphinen und frischer Essenz.

      Darüber hinaus hatte Grace das Trio in mehreren Situationen beobachtet und in ihrer typischen Sherlock-Holmes-Art festgestellt, dass sie alle drei ein Tattoo besaßen, das ihre Geister miteinander verband. Es gab also offensichtlich keine Geheimnisse zwischen ihnen. Darauf angesprochen hatten die drei jedoch nur herumgedruckst. Sie wollten oder konnten nichts dazu sagen.

      Sprachen sie hier nur mit Alfie oder auch mit Madison und Jason?

      »Und du bist hier, um uns das mitzuteilen?«, fragte Grace mit einem Funkeln in den Augen.

      »Haha«, erwiderte Alfie. »Tatsächlich geht es um etwas anderes. Artus hat doch vor einiger Zeit nach den Depots von Agnus Blanc gesucht, damit wir an die Artefakte herankommen, die er konstruiert hat. Es war ja fast alles leer, aber uns ist eine andere Idee gekommen.«

      Womit er die vollständige Aufmerksamkeit von Grace und Annora genoss.

      »Dein Bruder macht kurz vor seinen Enthüllungen auch immer eine Pause. Um die Spannung zu steigern.« Annora schürzte die Lippen. »Ich hasse es.«

      »Ihr seid heute ja total lustig.« Alfie grinste frech. »Obwohl das hier tatsächlich Absicht war. Also, Madison erinnerte sich daran, dass es da ja noch ein Archiv gibt, in dem alle möglichen vergessenen Zauber, Mentigloben und so weiter aufbewahrt werden.«

      »Wehe, du machst eine Pause«, warf Annora schnell ein.

      »Die endlosen Tiefen«, sagte Alfie flink.

      Die Worte hingen in der Luft.

      Es gab nur wenig, was über das Archiv der ehemaligen Schattenkrieger bekannt war. An einem geheimen Ort existierte es, jedoch unzugänglich. Zumindest war es das für die Lichtkämpfer gewesen. Doch die beiden Fraktionen gab es nicht länger.

      »Aber wir kämen überhaupt nicht hinein«, merkte Annora an. »Wo der Eingang zu finden ist, weiß ebenfalls niemand.«

      »Da haben wir vielleicht eine Idee.« Alfie verschränkte die Arme.

      Und schwieg natürlich, mit einem Grinsen auf den Lippen.

      Baby Kent, der Spitzname, den Madison benutzte, traf es bei ihm wirklich ziemlich genau.

Kapiteltitel-Grafik

      Das ist auf absurde Weise lächerlich«, stellte Annora fest.

      Gemeinsam mit Alfie, Madison und Jason war es ihnen tatsächlich gelungen. Da Moriarty noch immer im Koma lag, hatten sie ihm problemlos eine Blutprobe entnehmen können. Gekoppelt mit einem Suchzauber, der mit einem der wenigen Pergamente verwoben wurde, die aus den endlosen Tiefen stammten, verrichtete er sein Werk. Dass es dieses überhaupt noch gab, verdankten sie Moriartys Paranoia. Er hatte die wichtigsten seiner Aufzeichnungen nämlich auch gegen Feuer imprägniert, wodurch eine Handvoll den Absturz der East End überstanden hatte.

      »Das ist wirklich ein wenig theatralisch«, kommentierte Madison. »Selbst für Moriarty.«

      Annora hatte längst realisiert, dass die junge Magierin aus Amerika mittlerweile nicht mehr viel von ihrem ehemaligen Oberen hielt. Sie ließ ihre Finger knacken.

      »Eine Kirche«, vollendete Jason.

      Sie standen in Schottland vor einem Gotteshaus. Die Szene wirkte, wie einem Historienfilm entsprungen. Gewölbte Bögen und Buntglasfenster, Erker und ein Dach, von dem sich die eine oder andere Schindel bereits gelöst hatte.

      Da der Wind inzwischen Nieselregen mit sich brachte, machte Annora eine auffordernde Handbewegung. »Folgen wir der magischen Spur.«

      In der Luft schimmerte eine Essenzlinie, die jedoch kurz vor dem Verblassen stand.

      Zu dieser Tageszeit war das Kirchenportal nicht verschlossen, sie konnten problemlos eintreten. Die Scharniere quietschten. Ein überlautes Geräusch in dem sonst stillen Gotteshaus. Ein paar aufgestellte Kerzen flackerten.

      »So was schaue ich mir am liebsten von einer gemütlichen Couch aus an«, kommentierte Jason.

      »Das letzte Mal hast du mir ins Ohr gebrüllt, als wir etwas Gruseliges geschaut haben.« Alfie rieb sich instinktiv das Ohr.

      »Alter, das waren steinerne Engel, die auf einem Friedhof standen«, sagte Jason. »Und jedes Mal, wenn dieser Arzt die Augen geschlossen und dann wieder hingesehen hat, kamen sie näher.«

      »Doctor«, erklärte Alfie mit Nachdruck. »Das habe ich dir jetzt schon tausend Mal gesagt. Er ist der Doctor.«

      »Und er telefoniert gerne«, neckte Madison. »Weil Telefonzelle und so.«

      »Das ist keine …« Alfie ballte die Hände und stapfte grummelnd in die Kirche.

      Hinter seinem Rücken gaben sich Madison und Jason ein High Five.

      »Funktioniert immer wieder«, sagte sie leise.

      »Aber dafür werden wir beim nächsten Mal auf der Couch bitter bezahlen müssen«, ergänzte Jason.

      Annora schmunzelte. Die drei zu beobachten, die Nähe und Vertrautheit, mit der sie zueinanderstanden, ließ sie hoffen. Auf eine Zukunft der Versöhnung.

      »Die Spur endet hinter dem Altar!«, rief Alfie mit donnernder Stimme.

      »Zurücktreten«, bat Annora.

      Sie zeichnete mit ihrem Essenzstab das notwendige Symbol in die Luft und rezitierte: »Revelio Porta.«

      Das typische Essenzecho, an das sie sich nach ihrer Rückkehr aus dem Immortalis-Kerker erst gewöhnen musste, manifestierte sich. In der Luft lag der Geruch von Wintertee. Das Gefühl von Beständigkeit vermischte sich mit dem Geräusch von Eichenholz, das jemand polierte.

      Der Altar zerbrach und gab den Blick auf ein Weihwasserbecken frei.

      »Wenn das jedes Mal auf diese Art funktioniert, ist es ein ziemlicher Verschleiß«, sagte Madison. »Oder müssen wir das wieder reparieren, sobald wir zurückkehren?«

      »Sie hat den Stab.« Jason deutete auf Annora. »Ist doch ein Klacks.«

      Alfie schüttelte den Kopf. »Spürt ihr es nicht? Dieser Nachhall.«

      »Essenzecho genannt, Baby Kent.«

      Wieder schüttelte er den Kopf. »Da ist etwas anderes.«

      »Alfie hat recht«, bestätigte Annora. »Da ist eine Präsenz, die in der Magie gebündelt war. Der Zauber ist bereits fort, doch der Nachhall deutet auf ein Siegel hin. Wir konnten es leicht zerstören, weil es schon länger nicht erneuert wurde. Andernfalls hätte es uns einiges an Mühe gekostet. Ohne Essenzstab wäre es selbst jetzt noch unmöglich gewesen.«

      »Bedeutet es, dass jemand Moriarty aussperren wollte?«, fragte Madison.

      Alfie ballte die Hand um seinen eigenen Essenzstab fester. Er hatte längst begriffen, dass hier Gefahr drohte. Annora betrachtete das Artefakt in seinen Händen. Es war natürlich kein echter Essenzstab. lediglich eine von Agnus Blanc geschaffene Krücke, mit der auch ein Nimag Magie wirken konnte.

      Jason trat an das Weihwasserbecken. »Das ist kein Weihwasser.« Er tauchte seine Finger in das schwarze Pulver und zerrieb es. »Asche.«

      »Ich


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