Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3. Франц КафкаЧитать онлайн книгу.
vielleicht der empfindlichste war.
Er versuchte es daher, zuerst den Oberkörper aus dem Bett zu bekommen. Er drehte vorsichtig den Kopf dem Bettrand zu. Dies gelang auch leicht[26]. Trotz ihrer Breite und Schwere folgte schließlich die Körpermasse langsam der Wendung des Kopfes. Aber als er den Kopf endlich außerhalb des Bettes in der freien Luft hielt, bekam er Angst, weiter auf diese Weise vorzurücken. Wenn er sich schließlich so fallen ließ, musste geradezu ein Wunder geschehen, wenn der Kopf nicht verletzt werden sollte. Und die Besinnung durfte er gerade jetzt um keinen Preis[27] verlieren. Er wollte lieber im Bett bleiben.
Aber als er wieder so dalag wie früher, und wieder seine Beinchen womöglich noch ärger gegeneinander kämpfen sah und keine Möglichkeit fand, in diese Willkür Ruhe und Ordnung zu bringen, sagte er sich wieder:
«Ich kann im Bett nicht bleiben! Gibt es die kleinste Hoffnung, mich vom Bett zu befreien?«
Gleichzeitig aber vergaß er nicht, dass viel besser als verzweifelte Entschlüsse ruhige und ruhigste Überlegung ist. In solchen Augenblicken richtete er die Augen scharf auf das Fenster. Aber leider war aus dem Anblick des Morgennebels[28], der sogar die andere Seite der engen Straße verhüllte, wenig Zuversicht und Munterkeit zu holen.
«Schon sieben Uhr«, sagte er sich,»schon sieben Uhr und noch immer ein solcher Nebel.«
Und ein Weilchen lang lag er ruhig mit schwachem Atem.
III
Dann aber sagte er sich:
«Ehe es ein Viertel acht schlägt, muss ich unbedingt das Bett verlassen. Im übrigen wird auch jemand aus dem Geschäft kommen, um nach mir zu fragen. Das Geschäft wird vor sieben Uhr geöffnet.«
Er machte sich nun daran, den Körper in seiner ganzen Länge vollständig gleichmäßig aus dem Bett hinauszuschaukeln. Wenn er sich aus dem Bett fallen ließ, blieb der Kopf voraussichtlich unverletzt. Der Rücken war hart; dem wird wohl bei dem Fall auf den Teppich nichts geschehen. Das größte Bedenken machte ihm der Krach, den es geben muss. Aber muss er wagen.
Die neue Methode war mehr ein Spiel als eine Anstrengung. Als Gregor schon zur Hälfte aus dem Bette ragte, fiel ihm ein[29], wie einfach alles ist, wenn man ihm zu Hilfe kommt. Er dachte an seinen Vater und das Dienstmädchen. Zwei starke Leute sind genug. Sie werden ihre Arme nur unter seinen Rücken schieben, ihn so aus dem Bett schälen, sich mit der Last niederbeugen und dann bloß vorsichtig dulden, dass er den Überschwung auf dem Fußboden vollzog. Dann die Beinchen werden einen Sinn bekommen. Nun waren die Türen versperrt. Soll er wirklich um Hilfe rufen? Bei diesem Gedanken konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken.
Schon war er so weit, dass er bei stärkerem Schaukeln kaum das Gleichgewicht noch erhielt[30]. Sehr bald musste er sich nun endgültig entscheiden, denn es war in fünf Minuten ein Viertel acht, als es an der Wohnungstür läutete.
«Das ist jemand aus dem Geschäft«, sagte er sich und erstarrte fast. Seine Beinchen nur tanzten. Einen Augenblick blieb alles still.
«Sie öffnen nicht«, sagte sich Gregor.
Das was eine Hoffnung. Aber dann ging natürlich das Dienstmädchen zur Tür und öffnete. Gregor hat das erste Grußwort des Besuchers gehört. Er wusste schon, wer es war – der Prokurist[31] selbst. Warum war nur Gregor dazu verurteilt, bei dieser Firma zu dienen? Waren denn alle Angestellten Lumpen, gab es denn keinen treuen ergebenen Menschen? Warum hier kommen?
Genügte es wirklich nicht, einen Lehrjungen[32] nachfragen zu lassen? Musste da der Prokurist selbst kommen? Musste dadurch der ganzen Familie gezeigt werden, dass die Untersuchung dieser verdächtigen Angelegenheit nur dem Verstand des Prokuristen anvertraut werden kann? Und schwang Gregor sich mit aller Macht aus dem Bett.
Es gab einen lauten Schlag, aber ein eigentlicher Krach war es nicht. Ein wenig wurde der Fall durch den Teppich abgeschwächt. Auch war der Rücken elastischer, als Gregor gedacht hatte. Daher kam der dumpfe Klang. Nur den Kopf hatte er nicht vorsichtig genug gehalten und ihn angeschlagen. Er drehte ihn und rieb ihn an dem Teppich vor Ärger und Schmerz.
«Da drin ist etwas gefallen«, sagte der Prokurist im Nebenzimmer links.
Gregor war still. Dann machte der Prokurist im Nebenzimmer ein paar bestimmte Schritte. Aus dem Nebenzimmer rechts flüsterte die Schwester, um Gregor zu verständigen:
«Gregor, der Prokurist ist da.«
«Ich weiß«, sagte Gregor.
«Gregor«, sagte nun der Vater aus dem Nebenzimmer links,»der Herr Prokurist ist gekommen. Er erkundigt sich, warum du nicht mit dem Frühzug weggefahren bist. Wir wissen nicht, was wir ihm sagen sollen. Übrigens will er auch mit dir persönlich sprechen.«
«Guten Morgen, Herr Samsa«, rief der Prokurist freundlich.
«Ihm ist nicht wohl«, sagte die Mutter zum Prokuristen, während der Vater noch an der Tür redete,»ihm ist nicht wohl. Glauben Sie mir, Herr Prokurist. Kann Gregor einen Zug versäumen? Nein. Der Junge hat ja nichts im Kopf als das Geschäft. Ich ärgere mich schon fast, dass er abends niemals ausgeht. Jetzt war er doch acht Tage in der Stadt, aber jeden Abend war er zu Hause. Da sitzt er bei uns am Tisch. Er liest die Zeitung oder studiert Fahrpläne. Es ist schon eine Zerstreuung für ihn, wenn er sich mit Laubsägearbeiten beschäftigt[33]. Da hat er zum Beispiel im Laufe von zwei, drei Abenden[34] einen kleinen Rahmen geschnitzt. Sie werden staunen, wie hübsch er ist. Er hängt drin im Zimmer. Sie werden ihn gleich sehen, bis Gregor aufmacht. Ich bin übrigens glücklich, dass Sie da sind, Herr Prokurist. Warum kann er die Tür nicht öffnen? Er ist so hartnäckig! Und bestimmt ist ihm nicht wohl.«
«Ich komme gleich«, sagte Gregor langsam und bedächtig.
Er rührte sich nicht, um kein Wort der Gespräche zu verlieren.
«Anders, gnädige Frau, kann ich es mir auch nicht erklären«, sagte der Prokurist,»hoffentlich ist es nichts Ernstes[35]. Wenn ich auch andererseits sagen muss, dass wir Geschäftsleute – leider oder glücklicherweise – ein leichtes Unwohlsein sehr oft aus geschäftlichen Rücksichten[36] einfach überwinden müssen.«
«Also kann der Herr Prokurist schon zu dir hinein?«fragte der ungeduldige Vater.
Er klopfte wiederum an die Tür.
«Nein«, sagte Gregor.
Im Nebenzimmer links trat eine peinliche Stille ein. Im Nebenzimmer rechts begann die Schwester zu schluchzen.
IV
Warum ging denn die Schwester nicht zu den anderen? Sie war wohl erst jetzt aus dem Bett aufgestanden. Sie hatte noch gar nicht angefangen sich anzuziehen. Und warum weinte sie denn? Weil er nicht aufstand und den Prokuristen nicht hereinließ? Weil er in Gefahr war, den Posten zu verlieren[37]? Weil wird der Chef die Eltern mit den alten Forderungen wieder verfolgen? Das waren unnötige Sorgen. Noch war Gregor hier. Er dachte nicht im geringsten daran, seine Familie zu verlassen. Er lag auf dem Teppich. Er wird den Prokuristen nicht hereinlassen. Aber wegen dieser kleinen Unhöflichkeit, konnte Gregor doch nicht gut sofort weggeschickt werden. Und Gregor dachte, dass es viel vernünftiger ist, ihn jetzt in Ruhe zu lassen, statt ihn mit Weinen und Zureden zu stören. Aber es war eben die Ungewissheit, welche die anderen bedrängte.
«Herr Samsa«, rief nun der Prokurist,»was ist denn los? Sie verbarrikadieren sich da in Ihrem Zimmer. Sie antworten bloß mit ja und
26
Dies gelang auch leicht. – Это легко удалось.
27
um keinen Preis – ни в коем случае
28
aus dem Anblick des Morgennebels – из вида утреннего тумана
29
fiel ihm ein – ему пришло в голову
30
kaum das Gleichgewicht noch erhielt – едва сохранял равновесие
31
der Prokurist – управляющий
32
der Lehrjunge – подмастерье
33
wenn er sich mit Laubsägearbeiten beschäftigt – когда он занимается выпиливанием по дереву
34
im Laufe von zwei, drei Abenden – в течение двух-трех вечеров
35
hoffentlich ist es nichts Ernstes – будем надеяться, что ничего серьезного
36
aus geschäftlichen Rücksichten – из деловых соображений (в интересах дела)
37
den Posten zu verlieren – потерять место работы