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Scepter und Hammer. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Scepter und Hammer - Karl May


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wir thun können. Es hat bereits ein königlicher Kommissär die Anstalt revidirt und zwei Detinirte befreit, welche glücklicher Weise unsern Plänen nicht nahe gestanden haben. Morgen wird der Direktor sammt dem Oberarzte in Haft genommen.«

      »Wer ist der Verräther?«

      »Ich weiß es noch nicht, habe aber alle Hoffnung, ihn baldigst ermitteln zu können. Die beiden Beamten müssen fliehen!«

      »Oder sterben!«

      »Sie nicht; es ist nicht unbedingt nöthig. Sie sind mir ergeben und können mir noch nützen. Ich verlange andere Opfer.«

      »Welche?«

      Der Herzog nahm ein Papier vom Schreibtische und überreichte es dem Pater.

      »Hier ein kleines Verzeichniß derjenigen Irren, welche unter einer anderen Behandlung vielleicht versucht sein würden, verständig zu sprechen und unsere Absichten in Gefahr zu bringen. Sie bekommen Gift.«

      »So viele Leichen an einem Tage! Das würde auffallen.«

      »So gebe man ihnen verschiedene Gifte oder verschiedene Dosen, doch so, daß binnen drei Tagen der Letzte stumm ist.«

      »Das ist etwas mehr acceptabel.«

      »Wollen Sie mein Bote sein?«

      »Wie immer. Angelegenheiten von so zarter Natur dürfen keinem untergeordneten Wesen anvertraut werden. Wohin beabsichtigen Sie die beiden Beamten zu dirigiren?«

      »Zunächst über die Grenze nach Süderland. Ich habe, während ich Sie erwartete, eine Marschroute und andere Weisungen schriftlich niedergelegt und auch die nöthigen Summen beigefügt. Die Flüchtlinge werden nicht die Bahn benutzen, sondern die Reise in das Gebirge per Privatwagen zurücklegen. Drüben sind sie an entlassen.«

      »Ich fliege, Excellenz; doch hoffe ich, daß meine stete Bereitwilligkeit, auf Ihre Intentionen einzugehen, später den Erfolg hat, der mir versprochen worden ist!«

      »Sie haben mein Wort. Die Gesellschaft Jesu fördert mich bei der Erreichung meiner Ziele; sobald ich dazu die Macht in den Händen habe, werde ich ihr eine öffentliche Heimath in Norland gewähren.«

      »Ich danke, Excellenz, und stelle mich zu jeder Zeit zur vollständigen Verfügung.«

      Diese letzten Worte waren es blos, welche Max gehört hatte, als er die PortiŠre um ein Lückchen öffnete. Dann entfernte sich der Pater.

      Kaum hatte er das Zimmer verlassen, so trat der Polizeikommissarius ein und blieb in respektvoller Haltung an der Thür stehen.

      »Herr Kommissär —«

      »Excellenz!«

      »Ich kenne Sie als einen unserer tüchtigsten Beamten —«

      Der Polizist verneigte sich so tief wie möglich.

      »Und habe mir vorgenommen, Sie bei der nächsten Vakanz mit der Stelle eines Polizeirathes zu bedenken.«

      »Excellenz —!«

      »Schon gut! Ich weiß, wie Ergebenheit zu behandeln ist, und will Ihnen eine Gelegenheit bieten, mir Ihre Anhänglichkeit auf das Glänzendste zu beweisen. Außer Ihrer baldigen Beförderung stehen Ihnen diese fünfhundert Thaler als Extragratifikation zur Verfügung.«

      »Ich höre, Excellenz!«

      »Sie haben vorgestern einen Menschen arretirt, welcher des Mordes verdächtig ist?«

      »Allerdings.«

      »Er heißt Helbig?«

      »So ist es. Er hat bereits dreimal wegen Körperverletzung das Zuchthaus frequentirt.«

      »Halten Sie ihn für schuldig?«

      »Ich halte ihn des Mordes fähig; ob er in dem vorliegenden Falle schuldig ist, muß die Untersuchung beweisen.«

      »Er ist noch nicht in das Gerichtsamtsgefängniß abgeliefert, sondern befindet sich noch in den Händen der Polizei.«

      »Ich mußte ihn zurückbehalten, um ihn bei den nöthigen Recherchen stets bei der Hand zu haben.«

      »Ich interessire mich für diesen Fall und möchte ihn einmal sprechen. Ist es Ihnen möglich, mir diesen Helbig nach Verlauf einer halben Stunde einmal in dieses Zimmer zu bringen, ohne daß es ein Dritter bemerkt, wenn ich dafür sorge, daß hier in meinem Palais der Weg frei ist?«

      Der Kommissär war klug genug, sein Erstaunen vollständig zu verbergen. Er besann sich einen Augenblick und entschied dann:

      »Ich übernehme damit kein geringes Risiko, doch denke ich, daß es möglich sein werde.«

      »Gut! Sie sind für jetzt entlassen. In genau einer halben Stunde nehmen Sie mit dem Subjekte hier unangemeldet Zutritt. Es wird kein Diener zugegen sein, der Sie melden könnte.«

      Der Kommissär trat ab. Max hatte jedes Wort vernommen und wußte nicht, was er aus dem seltsamen Vorgange machen solle.

      »So; nun hinab zur Terrasse!« hörte er jetzt den Herzog halblaut sagen.

      Was war das wieder? Sollte der Diener, welcher den Weg nach dem Schlosse eingeschlagen hatte, einen Dritten nach der Terrasse bestellt haben? Auch das mußte untersucht werden, besonders da es jetzt möglich war, daß der Herzog in das Bibliothekzimmer treten konnte.

      Er schlich sich durch die Bücherthür nach dem Gang zurück und gelangte nach wenigen Augenblicken an das Treppenfenster, welches er geräuschlos aushob. Da die Stufenseiten der Terrasse mit dichten Orangerie- und Blumengewächsen eingefaßt waren, so konnte er es wagen, hervorzusteigen. Er nahm zwischen Palmen und Oleandern Platz und gewahrte einen Mann, welcher unweit von ihm im Dunkeln auf einer der Stufen saß.

      Da knarrte leise die Thür und der Herzog trat hervor.

      »Grunert!« rief er mit gedämpfter Stimme.

      »Hier, Excellenz!«

      »Bleib sitzen, damit, wenn uns ja Jemand überraschen sollte, er denke, daß ich mich allein hier befinde. Hast Du Jemand im Garten bemerkt?«

      »Nein.«

      Dukaten.«

      »Danke, Excellenz.«

      »Ich muß heute Nacht unbedingt das Arbeitskabinet des Königs betreten.«

      »O, das ist nicht möglich, Durchlaucht!«

      »Ich denke, diesen Dukaten ist Alles möglich, besonders wenn ich sie im günstigen Falle verdoppele. Oder willst Du meine Protektion verlieren?«

      »Excellenz sind die Güte selbst – aber die Wachen – ?«

      »Das überlaß mir! Punkt zwei Uhr ist das Kabinet offen!«

      »Zu Befehl!«

      »Du befindest Dich darin!«

      »Zu Befehl!«

      »Mit einer Blendlaterne!«

      »Ich werde da sein!«

      »Und sorgst dafür, daß die Fenster dicht verhangen sind. Kennst Du den Sohn des Schmiedes Brandauer?«

      »Ja. Er war heute bei der Majestät.«

      »Weißt Du nicht, ob er Papiere überreicht hat?«

      »Ich glaube, daß dies der Fall gewesen ist; wenigstens schlossen Majestät einige Dokumente in ein Fach des Schreibtisches, als der Doktor sich entfernt hatte.«

      »Kannst Du Dich des Faches erinnern?«

      »Ja.«

      »Dann genug für jetzt. Suche das Freie ungesehen wieder zu gewinnen!«

      Er trat zurück und verschloß die Thür. Der Lakai erhob sich und schlich sich leise davon. Max war fast erstarrt über das, was er vernommen hatte. Der König war in seiner nächsten Nähe von Verräthern umgeben, und diese Menschen standen im Solde des Herzogs. Wie oft schon mochten sich Vorkommnisse von der Art des soeben Besprochenen begeben haben, ohne daß der König eine Ahnung hatte, auf welche schändliche Weise man sich seiner Pläne und Geheimnisse bemächtigte! Das durfte nun und nimmer wieder geschehen. Zwar stand der


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