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Scepter und Hammer. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Scepter und Hammer - Karl May


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Sie im Besitze einer solchen?«

      »Ich trage einen Revolver.«

      »Dann treten wir in die Bibliothek!«

      Diese lag neben dem Arbeitszimmer. Sie traten ein und nahmen auf einem Sopha Platz, welches hinter breiten Bücherschränken verborgen stand. Hier begann der König ein ausführliches Verhör; Max erzählte, was mitzutheilen ihm nothwendig schien, doch verschwieg er sowohl die Art und Weise, wie er hinter die Geheimnisse des Herzogs gekommen war, als auch die beiden anderen Anschläge, welche dieser mit Penentrier und Helbig geschmiedet hatte. Er durfte die Sorgen des hohen Mannes nicht vermehren und wußte sich stark genug, die Intentionen Raumburgs zu kreuzen.

      Nach den nothwendigen Mittheilungen trat eine Stille ein, welche so tief wurde, daß man im Arbeitszimmer nebenan selbst eine Fliege hätte summen hören können. Es schlug halb und drei Viertel. Kurz vor zwei Uhr ließ sich ein Geräusch vernehmen. Max erhob sich, um zu lauschen.

      »Grunert,« berichtete er leise. »Er sitzt mit einer verschlossenen Blendlaterne in der Nähe des Schreibtisches.«

      »Haben Sie Feuerzeug bei sich?«

      »Ja.«

      »Dort auf dem Tische steht eine Kerze. Sobald der Herzog eingetreten ist, brennen Sie dieselbe an, um zu leuchten. Nach unserem Eintritte decken Sie den Ausgang und überlassen das Übrige mir!«

      Es vergingen noch einige Minuten der Spannung. Dann knisterte es drüben, und Max erhob sich, um zum zweiten Male zu lauschen.

      »Der Herzog!« flüsterte er.

      Revolver.

      »Vorwärts!«

      Der König trat voran zur PortiŠre und blickte hindurch.

      Der Herzog von Raumburg, welcher jetzt trotz seiner Vermummung deutlich zu erkennen war, stand am Schreibtische des Königs und bemühte sich, ein Fach desselben zu öffnen; der Lakai stand neben ihm, um ihm zu leuchten. Die Fenster des Raumes waren so dicht verhangen, daß keine Spur des Lichtes hinunter in den Schloßhof zu fallen vermochte. Die beiden Männer standen mit dem Rücken nach der Bibliothek gekehrt, so daß sie den Eintritt des Königs und des Doktors, welche geräuschlos auftraten, nicht bemerkten.

      Der Letztere glitt, das Licht mit der Hand beschattend, sofort nach dem Eingange hin, der Erstere aber trat einige Schritte vor und grüßte dann:

      »Ah, guten Abend, Durchlaucht!«

      Der Angeredete fuhr augenblicklich herum. Der Diener ließ beim Klange dieser Stimme die Laterne fallen, daß sie verlöschte. Jetzt nahm Max die Hand vom Lichte und stellte dasselbe auf das Marmorkamin, so daß der Raum genug erhellt war, um die schreckensbleichen Züge des Ministerpräsidenten und das Zittern des Lakaien zu bemerken.

      »Majestät – —!« rief der Erstere.

      »Ja, Serenissimus, die Majestät ist es, welche vor Ihnen steht, um Ihnen den Verlust aller bisher von hier verschwundenen Aktenstücke zu quittiren. Leider dürfte allerdings heut die Recherche nach gewissen Papieren erfolglos sein, da ich sie hier in meinen Händen halte. Haben Durchlaucht etwas zu bemerken?«

      Die Gestalt des Herzogs, welche bisher wie vom plötzlichen Schrecke zusammengedrückt gestanden hatte, richtete sich jetzt wieder auf.

      »Nein, Majestät!«

      »Grunert, wähle zwischen Gnade und lebenslänglichem Zuchthause! Wirst Du Alles bekennen?«

      Der Mann sank in die Kniee.

      »Gnade, Majestät! Ich werde Alles erzählen!«

      »Steh auf! Den Armleuchter!«

      Der Diener verschwand in das Zimmer, in welchem er vorhin geschlafen hatte, und kehrte nach wenigen Augenblicken mit einem sechsarmigen Handleuchter zurück.

      »Leuchte Durchlaucht hinab, Grunert!« Und sich zu Max wendend, fügte er hinzu: »Du hast einen trefflichen Gebrauch Deines Passe-partout gemacht und Dir meinen besten Dank verdient, lieber Max. Für jetzt magst Du entlassen sein. Habe die Güte und begleite Serenissimus so weit, als es Dir in Anbetracht der Sicherheit Deines Königs gerathen erscheint. Grüße Deine Eltern. Gute Nacht!«

      Wie ein Automat drehte sich der Herzog nach dem Ausgange und entfernte sich. Max folgte ihm auf dem Fuße. Der Diener leuchtete. Während der Posten das große Hauptportal öffnete, befahl der Doktor dem Lakaien:

      »Du kehrst zum Könige zurück. Ein Fluchtversuch würde Dich unglücklich machen. Übrigens bist Du ja begnadigt, sobald Dein Bekenntniß offen und vollständig ist!«

      Der Herzog schritt wortlos auf die Straße hinaus. Max hielt sich an seiner Seite. Da plötzlich blieb der Erstere stehen.

      »Mensch, sehen Sie dieses Terzerol?«

      »Sehr deutlich, Durchlaucht.«

      »Nun wohl! Wenn Sie nicht sofort von meiner Seite weichen, schieße ich Sie nieder.«

      »Hier? Mitten in der Residenz? Am königlichen Schlosse? Auf der Straße?«

      »Hier!«

      »Dann bitte ich, loszudrücken!«

      In seiner Rechten blitzte der blanke Lauf eines Revolvers.

      »Schurke!«

      »Wen meinen Durchlaucht? Es sind nur zwei Personen gegenwärtig, von denen ich dieses Wort nicht auf mich beziehen darf. Bitte, gehen wir weiter!«

      »Halt, nicht eher von der Stelle, als bis ich erfahren habe, auf welche Weise der König von meinem Besuche unterrichtet wurde!«

      »Das sollen Sie erfahren, doch nicht hier. – Ich werde mir die Ehre geben, Sie bis an den Fluß zu begleiten, und stehe Ihnen dabei mit der betreffenden Aufklärung zu Gebote.«

      Er schritt vorwärts; der Herzog folgte ihm unwillkürlich.

      »Nun!«

      »Was?«

      »Auf welche Weise wurde der König benachrichtigt?« sei.«

      »Wer war dieser Mann?«

      »Der König erhob sich und erwartete mit dem Warner in der Bibliothek den hohen Spitzbuben mit – — —«

      »Herrrrr – — —!« donnerte der Herzog, indem er das Terzerol erhob.

      »Schön, Excellenz; mein Bericht mag für beendet gelten!«

      »Wer war der Mann?«

      »Ich.«

      »Sie also? Sie – Sie – — Sie – — —! Wie erhielten Sie Kunde von dem, was geschehen sollte?«

      »Mein Bericht ist, wie ich bereits bemerkte, zu Ende, Durchlaucht. Hier stehen wir am Flusse. Auf Wiedersehen später.«

      Der Herzog wollte ihn fassen und halten, doch seine Hand griff in die nächtliche Finsterniß, in die Luft hinaus; er hörte nicht einmal die Schritte des sich Entfernenden.

      »Verdammt sei dieser obskure Mensch, dieser Eisenhämmerer, der sich trotz alledem der Gunst des Königs erfreut und mir – — – Wie mag er nur bei allen Teufeln errathen haben, daß ich – — errathen? Pah, verrathen worden ist es, und zwar von keinem Andern, als von diesem Grunert selbst. Warum war der König sofort mit seiner Gnade da? Weil er sie ihm bereits vorher versprochen hatte, und nun wird der Verräther Alles erzählen, was er weiß. Doch ich kann ruhig sein. Wer wollte es wagen, den Herzog vom Raumburg öffentlich zur Verantwortung zu ziehen? Mit Grunert wird abgerechnet, und dieser Schmiedesohn wird ja schon morgen Abend nicht mehr im Stande sein, irgend Etwas auszuplaudern!«

      Unterdessen schritt Max der Hofschmiede zu. Er wußte, weshalb ihn der König so schnell entlassen hatte. Der Wille des Letzteren führte ihn wieder nach der Irrenanstalt, um sich der beiden schuldigen Beamten zu versichern.

      Die Eltern waren bereits zur Ruhe gegangen, und auch die Fenster des von Zarba und dem Hauptmann bewohnten Zimmers zeigten sich dunkel. Er machte die nothwendige Toilette, begab sich dann in eine der Hauptstraßen der Residenz und trat in ein Haus, vor dessen Thor eine zweispännige Chaise hielt.

      Er stieg die Treppe empor


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