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Die Juweleninsel. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Die Juweleninsel - Karl May


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mit dem Kopfe.

      »Und doch! Paß auf, Junge! Sie rudern ja gerade gegen uns. Sie haben etwas Schlimmes vor.«

      Wirklich kam der Prinz in einer Weise herbei, welche diesen Verdacht begründete. Als er die Damen erkannte, hörte man ein häßliches Lachen und den Ruf:

      »»Hallo, wer ist denn das? Die drei Papageyen, hahahaha!«

      Dann raunte er seinem Gefährten einige Worte zu, und darauf hielten sie auf Kurts Fahrlinie in der Art zu, daß man sah, sie wollten mit seinem Boote zusammenstoßen. Die Damen stießen einen lauten dreifachen Hilferuf aus.

      »Halten Sie sich an Ihren Sitzen fest!« rief Kurt. »Ausweichen kann ich nicht, wenn sie es auf uns absehen; aber das kann ich machen, daß der Stoß nur ein leichter wird.«

      Seine dunklen Augen blitzten den beiden Widersachern zornig entgegen.

      »Fallt rechts ab!« gebot er ihnen.

      »Fall Du ab nach links, dummer Junge!« lachte der Prinz.

      In drei Augenblicken mußte sein Boot gerade auf die Mitte von Kurts Fahrzeug treffen. Da riß dieser mit all seiner Kraft das Steuer herum und ließ die Leine los, so daß das Segel klappte und den Wind fahren ließ. Sein Boot gehorchte; es stoppte, hob sich vorn in die Höhe und drehte den Bug. Dadurch wurde der Stoß ein schiefer und statt in einem rechten, fuhr der Kahn des Prinzen in einem sehr spitzen Winkel an das Vordertheil des Bootes. Dennoch aber war die Erschütterung eine ganz bedeutende für die nicht seeerfahrenen Frauen. Am meisten wurde Magda von ihr betroffen, weil sie vorn auf dem Schnabelsitze Platz genommen hatte. Sie suchte vergeblich sich zu halten, verlor das Gleichgewicht und stürzte über Bord in das Wasser.

      »Hollah, das Küchlein schwimmt. Fischt es heraus!« rief der Prinz lachend und ruderte weiter.

      Die drei Schwestern saßen vollständig starr und wie gelähmt von dem Schrecke. Auf den andern Fahrzeugen hatte man den ganzen Vorgang mit angesehen und kam in größter Eile herbei, um zu helfen. Glücklicher Weise aber war dies schon nicht mehr nöthig. Kurt war dem Mädchen sofort nachgesprungen, faßte sie mit der Rechten und hob sie, während er mit der Linken den Rand des Bootes erfaßte, in dasselbe hinein. In einer Minute waren sie von sämmtlichen vorhandenen Fahrzeugen umgeben, und ringsum waren Beweise des Bedauerns und der tiefsten Entrüstung zu vernehmen.

      Kurt allein hatte seine Ruhe bewahrt.

      »Sie ist nicht todt,« rief er. »Sie ist nur naß geworden. Nachbar Klassen, Ihr habt Platz; nehmt doch einmal die Damen in Euer Boot und bringt sie nach Hause!«

      »Warum, Junge?«

      »Werdet es gleich sehen!«

      »Na, dann herüber!«

      Mehrere Hände griffen zu, und trotz der großen Aengstlichkeit der Damen wurden sie in das andere Boot gebracht. Kaum war dies geschehen, so nahm Kurt den Wind wieder in das Segel und griff zum Steuer.

      »Hollah, wirst doch nicht, Junge?«

      »Ja, ja, werde doch, Nachbar Klassen!«

      »Braver Kerl! So steh nur fest!«

      Das Boot des Prinzen hatte nach dem Ausgange der Bucht zu gehalten. Kurt that dasselbe. Er beobachtete das Segel, prüfte den durch die Landzunge gedämpften Wogenschlag und hielt dann sein Auge scharf auf den Gegner gerichtet. Der muthige Knabe hatte jetzt den Wind auf seiner Seite; er kannte sein Boot und wußte, daß ihm die Bestrafung seines Feindes gelingen werde. Daß dieser ein Prinz und er selbst ein armer Fischerjunge sei, danach fragte er nicht, er mußte die Mutter und auch Magda rächen; nur dieser Gedanke leitete ihn.

      Der Prinz war zu Wasser zu wenig erfahren, um gleich von vornherein die Absicht des Knaben zu merken, nach und nach aber erkannte er die ihm drohende Gefahr. Doch that er nicht das Geringste ihr zu entgehen. Es schien ihm ein Ding der absolutesten Unmöglichkeit zu sein, daß dieser Knabe es wagen könne, einen solchen Coup gegen ihn auszuführen. Sie hielten sich jetzt parallel mit einander nach der felsigen Küste zu, welche die Bucht zur rechten Seite einfaßte. Hier gab es mehrere Untiefen und Bänke, welche der Prinz gar nicht, Kurt aber sehr genau kannte.

      »Halloh, hab Acht!« rief der Letztere und richtete den Bug seines Fahrzeuges herum.

      »Hallo, Bube, halte an!« klang es ihm entgegen.

      »Kann nicht. Fahre sonst auf die Klippen.«

      »Alle Wetter, so laß das Segel fallen!«

      »Ist unmöglich. Komme ja dann nicht von den Riffen ab!«

      Der schlaue Knabe hatte sich wirklich in eine Situation gebracht, die es ihm unmöglich machte, zu stoppen oder einen andern Kurs zu legen. Sein Boot war größer und segelte, das des Prinzen war leichter und hatte zwei Ruderer, die keine Knaben waren, es war unbedingt dasjenige, welches auszuweichen hatte. Der Prinz versuchte dies endlich, aber es war bereits zu spät dazu. Das Schifferboot kam unter voller Segelkraft wie ein Sperber herbeigestoßen.

      »Hoi, fallt ab nach Back!« rief Kurt.

      Dies geschah mit voller Berechnung. Er hatte bereits gesehen, daß die Beiden nach Steuerbord abfallen wollten, und die Befolgung seines Rufs mußte ihm also das feindliche Boot in seiner ganzen Breite vor den Schnabel bringen.

      »Hoi, zu wenig, viel zu wenig. Haltet Euch an, Jungens!«

      Noch diesen letzten Ruf stieß er aus, dann ließ er das Segel los, um nicht durch volle Benutzung des Windes sein Boot zu zerschmettern oder dasselbe zum Kentern zu bringen. Der jetzige Zusammenstoß war ein ganz anderer, als der vorherige. Er geschah mit unwiderstehlicher Kraft auf die Mitte des prinzlichen Fahrzeuges. Die Planken desselben krachten; es wurde vollständig umgestürzt, mit dem Kiele nach oben; das Vordertheil des Fischerbootes ritt einige Augenblicke auf demselben, dann glitt es wieder herab.

      Der Prinz hatte mit seinem Begleiter einen Schrei ausgestoßen und war mit ihm weit in das Wasser hinausgeschleudert worden. Beide waren jedoch leidliche Schwimmer; sie hielten sich oben, bemerkten die Klippe in der Nähe und schwammen auf dieselbe zu, da ihnen das umgestürzte Boot nichts helfen konnte.

      Auch Kurt hatte geschrien und war in das Wasser geworfen worden, aber nur zum Scheine. Ein Seemann oder auch nur ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerken können, daß sein Schrei nur ein Ruf des Jubels sei und daß der Sprung in die Fluthen ein ganz und gar freiwilliger war. Er besaß trotz seiner Jugend Scharfsinn genug, sich Alles zu überlegen. Im Falle, daß ihn der Prinz zur Anzeige brachte, mußte er sich vollständig vertheidigen können. Darum ruderte er so lange wie möglich im Wasser umher und kletterte erst dann wieder in das Boot, als die Beiden auf der Klippe standen, bis an die Hüften von den Wogen umspült.

      »Halt, Junge, hole uns weg!« gebot der Prinz in strengem Tone.

      »Geht nicht, Mann! Mein Fahrzeug geht zu tief. Ich komme nicht hinan. Wäret Ihr ausgewichen, so säßet Ihr nicht in der Patsche.«

      »Du kannst doch nahe anlegen.«

      »Bei diesem Wellenschlage? Das versteht Ihr nicht!«

      »Donnerwetter, Bube! Weißt Du, wen Du vor Dir hast?«

      »Wißt Ihr denn etwa, wen Ihr vor Euch habt?«

      »Ich bin der Prinz von Süderland!«

      »Und ich ein braves Seemannskind. Wer von uns ist mehr werth hier auf der See, Ihr oder ich?«

      »Das werde ich Dir zeigen lassen, Taugenichts! Jetzt holst Du schnell wenigstens mein Boot herbei!«

      »Damit Ihr einsteigen könnt?«

      »Ja.«

      »Geht wieder nicht. Die Planken sind durch. Uebrigens könnte ich allein es gar nicht wenden, und Ihr seht ja, daß es bereits sinkt. Da, da, jetzt ists hinunter!«

      Wirklich entstand unter dem Fahrzeuge ein Trichterstrudel, der es zur Tiefe zog. Kurt hatte seinen Südwester jetzt aufgefischt und griff zum Steuer.

      »Halt, warte!« gebot der Prinz. »Wir werden zu Dir hinüberkommen.«

      »Auch das geht nicht,« lachte der Knabe. »Mein Boot ist vorn leck geworden, es trinkt Wasser, und ich darf es gar nicht wagen, noch


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