Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten. Николай ЛесковЧитать онлайн книгу.
machte. Endlich kam für sie die schwere Stunde, und man ließ aus Moskau eine Hebamme kommen. Ich erinnere mich noch, daß diese Hebamme in die Stadt just um die Stunde gefahren kam, als man in allen Kirchen zur Abendmesse läutete, was unsere Heiterkeit erregte: »Schaut nur, die weise Frau wird mit Glockengeläute begrüßt! Was für Freuden wird sie uns wohl bringen?« Und wir warteten auf das Ereignis mit solcher Spannung, wie wenn das ganze Regiment daran beteiligt wäre. Indessen geschah aber etwas ganz Unerwartetes.
IV
Wenn Sie bei Bret Harte gelesen haben, welches Interesse ein Häuflein Vagabunden in der amerikanischen Wüste für die Niederkunft einer fremden Frau zeigte, so werden Sie auch das Interesse begreifen, mit dem wir, verbummelte Offiziere, die Niederkunft unserer jungen Kommandeuse erwarteten. Diesem Ereignisse maßen wir große Bedeutung bei und faßten den Beschluß, die Geburt des Kindes durch ein Trinkgelage zu feiern. Wir gaben unserem Restaurateur den Auftrag, einen ordentlichen Vorrat an Sekt bereit zu halten. Um aber inzwischen die Zeit totzuschlagen, setzten wir uns beim Abendläuten an die Kartentische.
Ich wiederhole, das Kartenspiel war für uns eine Beschäftigung, eine Gewohnheit, eine Arbeit und das beste uns bekannte Mittel gegen Langweile. Das Spiel begann auch an diesem Abend auf die gleiche Weise wie an den vorhergehenden. Die älteren Offiziere, die Rittmeister und die Stabsrittmeister mit den ersten grauen Haaren in den Schnurrbärten und an den Schläfen machten den Anfang. Sie setzten sich an die Kartentische just in dem Augenblick, als man zur Abendmesse zu läuten anfing und die Bürger, einander mit großem Respekt begrüßend, in die Kirchen zogen, um zu beichten und zu kommunizieren: das Ereignis, von dem ich spreche, spielte sich am Freitag in der sechsten Fastenwoche ab.
Die Rittmeister blickten diesen guten Christen und auch der Hebamme nach, die gerade in die Stadt einzog, wünschten ihnen allen in ihren einfältigen Soldatenherzen Glück und Erfolg, ließen in dem größten Hotelzimmer die grünen Kattunvorhänge herunter, zündeten die Leuchter an und setzten sich an die Arbeit.
Die Jugend machte indessen noch einige Touren durch die Straßen, wechselte im Vorbeigehen Blicke mit den Kaufmannstöchtern und erschien, als es schon ganz dunkel geworden war, im gleichen Hotelzimmer.
Ich kann mich gut an diesen Abend und wie er diesseits und jenseits der grünen Vorhänge verlief, erinnern. Draußen war es wunderschön. Der heitere Märztag war im schönsten Abendrot verglommen; die Pfützen, die während des Tages aufgetaut waren, überzogen sich wieder mit einer Eiskruste; es wurde frisch und kühl, in der Luft aber schwebte schon der Duft des Frühlings, und in der Höhe sangen die Lerchen. Die Kirchen waren halbbeleuchtet, und die von ihren Sünden erlösten Beichtenden kamen einzeln heraus. Ganz langsam, ohne mit jemand zu sprechen, gingen sie durch die Gassen und verschwanden stumm in den Häusern. Sie alle waren nur um das eine besorgt: jeder Ablenkung aus dem Wege zu gehen und den Frieden, der ihre Herzen erfüllte, nicht zu verlieren.
In der ganzen Stadt, die ja auch sonst nicht sehr belebt war, wurde es auf einmal still. Die Haustore wurden abgesperrt, hinter den Zäunen erklirrten die Ketten der Hofhunde, und alle kleinen Wirtshäuser wurden geschlossen; nur vor dem von uns besetzten Hotel standen noch immer zwei Mietsdroschken mit ausgesucht schönen Pferden, in Erwartung, daß wir sie noch zu irgendeinem Zweck brauchen würden.
Auf der hartgefrorenen Schneedecke der großen Straße klapperte plötzlich ein mit drei Pferden bespannter Reiseschlitten. Er hielt vor dem Hotel, ihm entstieg ein uns unbekannter schlanker Herr in einem Bärenpelz mit langen Ärmeln und erkundigte sich, ob noch ein Zimmer frei sei.
Das geschah gerade in dem Augenblick, als ich und noch zwei junge Offiziere vom letzten Rundgang durch die Straßen, in deren Fenstern nochmals die spröden Kaufmannstöchter erschienen, ins Hotel zurückkehrten.
Wir hörten, wie der Neuankömmling ein Zimmer verlangte und wie der Zimmerkellner Marko, der ihn mit »Awgust Matwejitsch« anredete, seine Frage beantwortete:
»Ich wage es nicht, Sie anzulügen und zu sagen, daß wir kein Zimmer haben. Wir haben wohl ein Zimmer, aber ich weiß wirklich nicht, ob es Ihnen passen wird.«
»Was ist denn damit?« fragte der Gast: »Ist es schmutzig oder voller Wanzen?«
»Nein, Sie wissen doch selbst, daß wir bei uns keinen Schmutz und keine Wanzen dulden. Wir haben aber sehr viel Offiziere im Hause.«
»Machen die solchen Lärm?«
»Ja, Sie können es sich wohl selbst denken: es sind lauter Junggesellen, die immer auf und ab rennen und pfeifen … Ich muß es Ihnen sagen, damit Sie uns später keine Vorwürfe machen … Wir können ja die jungen Leute nicht bändigen.«
»Das wäre ja nicht schlecht! Selbstverständlich darf sich niemand unterstehen, Offizieren Ruhe zu gebieten! Was wäre das für ein Leben? … Ich bin aber müde und glaube, daß ich schon irgendwie einschlafen werde.«
»Natürlich werden Sie einschlafen. Ich mußte aber Euer Gnaden für jeden Fall darauf aufmerksam machen. Darf ich das Gepäck und das Bettzeug hinauftragen?«
»Trag es nur hinauf, mein Bester. Ich komme direkt aus Moskau, habe mich unterwegs nirgends aufgehalten und bin so müde, daß mich wohl kein Lärm wecken wird.«
Der Kellner führte den Gast hinauf, und wir begaben uns in das größte Zimmer, das dem Schwadrons-Rittmeister gehörte. Hier war unsere ganze Gesellschaft versammelt mit Ausnahme des Vetters der Kommandeuse: er klagte über Unwohlsein, wollte weder trinken noch spielen und ging immer den Korridor auf und ab.
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