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Reineke Fuchs. Johann Wolfgang von GoetheЧитать онлайн книгу.

Reineke Fuchs - Johann Wolfgang von Goethe


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ihn geschlagen, und klagte den Schmerz der Ohren und Füße,

        Fluchte Reineken, der ihn verriet. Mit solchen Gebeten

        Schwamm er weiter, es trieb ihn der Strom, der reißend und groß war,

        Binnen weniger Zeit fast eine Meile hinunter;

        Und da kroch er ans Land am selbigen Ufer und keichte.

        Kein bedrängteres Tier hat je die Sonne gesehen!

        Und er dachte den Morgen nicht zu erleben, er glaubte

        Plötzlich zu sterben und rief. O Reineke, falscher Verräter!

        Loses Geschöpf!. Er dachte dabei der schlagenden Bauern,

        Und er dachte des Baums und fluchte Reinekens Listen.

        Aber Reineke Fuchs, nachdem er mit gutem Bedachte

        Seinen Oheim zu Markte geführt, ihm Honig zu schaffen,

        Lief er nach Hühnern, er wußte den Ort, und schnappte sich eines,

        Lief und schleppte die Beute behend am Flusse hinunter.

        Dann verzehrt' er sie gleich und eilte nach andern Geschäften

        Immer am Flusse dahin und trank des Wassers und dachte:

        O wie bin ich so froh, daß ich den tölpischen Bären

        So zu Hofe gebracht! Ich wette, Rüsteviel hat ihm

        Wohl das Beil zu kosten gegeben. Es zeigte der Bär sich

        Stets mir feindlich gesinnt, ich hab es ihm wieder vergolten.

        Oheim hab ich ihn immer genannt, nun ist er am Baume

        Tot geblieben; des will ich mich freun, solang ich nur lebe.

        Klagen und schaden wird er nicht mehr! – Und wie er so wandelt,

        Schaut er am Ufer hinab und sieht den Bären sich wälzen.

        Das verdroß ihm im Herzen, daß Braun lebendig entkommen.

        Rüsteviel, rief er, du lässiger Wicht! du grober Geselle!

        Solche Speise verschmähst du? die fett und guten Geschmacks ist,

        Die manch ehrlicher Mann sich wünscht, und die so gemächlich

        Dir zu Handen gekommen. Doch hat für deine Bewirtung

        Dir der redliche Braun ein Pfand gelassen! So dacht er,

        Als er den Braunen betrübt, ermattet und blutig erblickte.

        Endlich rief er ihn an: Herr Oheim, find ich Euch wieder?

        Habt Ihr etwas vergessen bei Rüsteviel? sagt mir, ich lass ihm

        Wissen, wo Ihr geblieben. Doch soll ich sagen, ich glaube,

        Vieles Honig habt Ihr gewiß dem Manne gestohlen,

        Oder habt Ihr ihn redlich bezahlt? wie ist es geschehen?

        Ei! wie seid Ihr gemalt? das ist ein schmähliches Wesen!

        War der Honig nicht guten Geschmacks; Zu selbigem Preise

        Steht noch manches zu Kauf! Doch, Oheim, saget mir eilig,

        Welchem Orden habt Ihr Euch wohl so kürzlich gewidmet,

        Daß Ihr ein rotes Barett auf Eurem Haupte zu tragen

        Anfangt? Seid Ihr ein Abt? Es hat der Bader gewißlich,

        Der die Platte Euch schor, nach Euren Ohren geschnappet.

        Ihr verloret den Schopf, wie ich sehe, das Fell von den Wangen

        Und die Handschuh dabei. Wo habt Ihr sie hängen gelassen?

        Und so mußte der Braune die vielen spöttischen Worte

        Hintereinander vernehmen und konnte vor Schmerzen nicht reden,

        Sich nicht raten noch helfen. Und um nicht weiter zu hören,

        Kroch er ins Wasser zurück und trieb mit dem reißenden Strome

        Nieder und landete drauf am flachen Ufer. Da lag er,

        Krank und elend, und jammerte laut und sprach zu sich selber:

        Schlüge nur einer mich tot! Ich kann nicht gehen und sollte

        Nach des Königes Hof die Reise vollenden, und bleibe

        So geschändet zurück von Reinekens bösem Verrate.

        Bring ich mein Leben davon, gewiß, dich soll es gereuen!

        Doch er raffte sich auf und schleppte mit gräßlichen Schmerzen

        Durch vier Tage sich fort, und endlich kam er zu Hofe.

        Als der König den Bären in seinem Elend erblickte,

        Rief er: Gnädiger Gott! Erkenn ich Braunen? Wie kommt er

        So geschändet? Und Braun versetzte: Leider erbärmlich

        Ist das Ungemach, das Ihr erblickt; so hat mich der Frevler

        Reineke schändlich verraten! Da sprach der König entrüstet:

        Rächen will ich gewiß ohn alle Gnade den Frevel.

        Solch einen Herrn wie Braun, den sollte Reineke schänden?

        Ja, bei meiner Ehre, bei meiner Krone! das schwör ich,

        Alles soll Reineke büßen, was Braun zu Rechte begehret.

        Halt ich mein Wort nicht, so trag ich kein Schwert mehr, ich will es geloben!

        Und der König gebot, es solle der Rat sich versammeln,

        Überlegen und gleich der Frevel Strafe bestimmen.

        Alle rieten darauf, wofern es dem König beliebte,

        Solle man Reineken abermals fordern, er solle sich stellen,

        Gegen Anspruch und Klage sein Recht zu wahren. Es könne

        Hinze, der Kater, sogleich die Botschaft Reineken bringen,

        Weil er klug und gewandt sei. So rieten sie alle zusammen.

        Und es vereinigte sich der König mit seinen Genossen,

        Sprach zu Hinzen: Merket mir recht die Meinung der Herren!

        Ließ' er sich aber zum drittenmal fordern, so soll es ihm selbst und

        Seinem ganzen Geschlecht zum ewigen Schaden gereichen;

        Ist er klug, so komm er inzeiten. Ihr schärft ihm die Lehre;

        Andre verachtet er nur, doch Eurem Rate gehorcht er.

        Aber Hinze versetzte: Zum Schaden oder zum Frommen

        Mag es gereichen, komm ich zu ihm, wie soll ichs beginnen?

        Meinetwegen tut oder laßt es, aber ich dächte,

        Jeden andern zu schicken, ist besser, da ich so klein bin.

        Braun, der Bär, so groß und stark, und konnt ihn nicht zwingen,

        Welcher Weise soll ich es enden? O! habt mich entschuldigt.

        Du beredest mich nicht, versetzte der König: man findet

        Manchen kleinen Mann voll List und Weisheit, die manchem

        Großen fremd ist. Seid Ihr auch gleich kein Riese gewachsen,

        Seid Ihr doch klug und gelehrt. Da gehorchte der Kater und sagte:

        Euer Wille geschehe! und kann ich ein Zeichen erblicken

        Rechter Hand am Wege, so wird die Reise gelingen.

      Dritter Gesang

        Nun


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