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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.. Томас Бабингтон МаколейЧитать онлайн книгу.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Томас Бабингтон Маколей


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weder vergessen, noch verziehen. Sie wußten, daß er zwar an der politischen Revolution, die sie von der verhaßten Dynastie befreit, aufrichtig Theil genommen, doch aber die kirchliche Revolution, welche in ihren Augen noch wichtiger war, mit Mißfallen betrachtet hatte. Sie wußten, daß das Kirchenregiment für ihn lediglich eine Staatsangelegenheit war und daß er in Folge dieser Anschauungsweise die bischöfliche Form der synodalen vorzog. Sie konnten nicht ohne Besorgniß einen so schlauen und beredten Feind der reinen Religion, den König auf jedem Schritt begleiten und ihm beständig Rathschläge zuflüstern sehen. Sie wünschten daher sehnlichst eine Untersuchung, die, wenn auch nur die Hälfte von dem was man sich gerüchtweise erzählte wahr war, Dinge an den Tag bringen mußte, welche der Macht und dem Rufe des Ministers, dem sie mißtrauten, voraussichtlich zum Verderben gereichten. Auch konnte sich dieser Minister nicht auf den aufrichtigen Beistand aller Beamten der Krone verlassen. Sein Genie und sein Einfluß hatten den Neid vieler minder glücklichen Höflinge, insbesondere seines Mitsekretärs Johnstone erweckt.

      So war am Vorabende des Zusammentritts des schottischen Parlaments Glencoe im Munde aller Schotten jeder Partei und jeder Glaubensrichtung. Wilhelm, der eben im Begriff war, nach dem Kontinent abzureisen, sah ein, daß er in diesem Punkte den Ständen ihren Willen lassen mußte und daß er nichts Besseres thun konnte als sich selbst an die Spitze einer Bewegung zu stellen, der er unmöglich zu widerstehen vermochte. Eine Vollmacht, welche Tweedale und mehrere andere Geheimräthe autorisirte, den Gegenstand, der das Volk in so große Aufregung versetzt, genau zu untersuchen, wurde in Kensington vom Könige unterzeichnet, nach Edinburg gesandt und dort mit dem großen Siegel des Reichs versehen. Dies geschah gerade noch zur rechten Zeit.38 Das Parlament hatte seine Geschäfte kaum begonnen, als ein Mitglied sich erhob, um auf eine Untersuchung der Umstände des Gemetzels von Glencoe anzutragen. Tweedale konnte nun den Ständen anzeigen, daß die Güte Sr. Majestät ihren Wünschen zuvorgekommen, daß wenige Stunden zuvor eine Untersuchungsvollmacht in allen Formen ausgefertigt worden sei und daß die in diesem Dokumente bezeichneten Lords und Gentlemen noch vor dem Abend ihre erste Zusammenkunft halten würden.39

      Das Parlament votirte dem Könige für diesen Beweis väterlicher Fürsorge einstimmig seinen Dank; aber Einige von Denen, welche dem Dankvotum beitraten, äußerten die sehr natürliche Besorgniß, daß die zweite Untersuchung eben so unbefriedigend enden möchte, als die erste geendigt hatte. Die Ehre des Landes, sagten sie, sei im Spiele, und die Commissare seien verpflichtet, mit solcher Beschleunigung zu Werke zu gehen, daß das Ergebniß der Untersuchung vor dem Schlusse der Session bekannt würde. Tweedale gab Zusicherungen, welche die Murrenden auf einige Zeit zum Schweigen brachten40. Als aber drei Wochen vergangen waren, wurden viele Mitglieder aufsätzig und mißtrauisch. Am 14. Juni wurde beantragt, daß die Commissare angewiesen werden sollten, ihren Bericht zu erstatten. Der Antrag ging nicht durch, wurde aber jeden Tag wiederholt. In drei aufeinanderfolgenden Sitzungen gelang es Tweedale, das Drängen der Versammlung zu zügeln. Als er aber endlich anzeigte, daß der Bericht vollendet sei, und hinzusetzte, daß er den Ständen nicht eher vorgelegt werden könne, als bis er dem Könige unterbreitet worden sei, brach ein heftiges Geschrei aus. Die Neugierde des Publikums war aufs Höchste gespannt, denn die Untersuchung hatte bei verschlossenen Thüren stattgefunden, und die Commissare sowohl wie die Schriftführer waren eidlich zur Geheimhaltung verpflichtet worden. Der König war in den Niederlanden. Wochen mußten vergehen, bevor seine Willensmeinung eingeholt werden konnte, und die Session konnte nicht viel länger mehr dauern. Bei einer vierten Debatte äußerten sich Anzeichen, die es dem Lord Obercommissar rathsam erscheinen ließen, nachzugeben, und der Bericht wurde vorgelegt.41

      Es ist eine Arbeit, welche Denen, die sie entwarfen, viel Ehre macht, eine vortreffliche Zusammenstellung der Thatsachen, klar, leidenschaftslos und durchaus gerecht. Keine Quelle, aus der man werthvolle Aufschlüsse zu schöpfen hoffen konnte, war unbeachtet gelassen worden. Glengarry und Keppoch, obgleich notorisch der Regierung abgeneigt, hatten die Erlaubniß erhalten, die Sache ihrer unglücklichen Stammesgenossen zu führen. Mehrere von den Macdonalds, welche dem Gemetzel jener Nacht entgingen, waren vernommen worden, unter ihnen der regierende Mac Jan, der älteste Sohn des ermordeten Häuptlings. Die Correspondenz des Masters von Stair mit den Militärs, welche in den Hochlanden Commandos bekleideten, war einer strengen, aber nicht parteiischen Prüfung unterworfen worden. Das Endresultat, zu welchem die Commissare kamen und worin jeder einsichtsvolle und unbefangene Beurtheiler ihnen beipflichten muß, war, daß das Gemetzel von Glencoe ein barbarischer Mord gewesen und daß die Briefe des Masters von Stair die alleinige Anregung dazu gegeben hatten.

      Daß Breadalbane Theil an dem Verbrechen gehabt, wurde nicht erwiesen; aber ganz rein ging er nicht aus der Untersuchung hervor. Man hatte im Laufe derselben zufällig entdeckt, daß, als er Wilhelm’s Geld unter die hochländischen Häuptlinge vertheilt, er gegen sie den wärmsten Eifer für die Interessen Jakob’s an den Tag gelegt und ihnen gerathen hatte, von dem Usurpator zu nehmen, was sie erlangen könnten, aber beständig nach einer günstigen Gelegenheit zur Zurückführung des rechtmäßigen Königs auszuspähen. Breadalbane’s Vertheidigung bestand darin, daß er ein größerer Schurke war als seine Ankläger dachten und daß er sich nur deshalb für einen Jakobiten ausgegeben hatte, um den jakobitischen Plänen auf den Grund zu kommen. Die Tiefen der Schändlichkeit dieses Mannes waren in der That unergründlich. Man konnte unmöglich sagen, welche von seinen Verräthereien, um die italienische Classification anzuwenden, einfache Verräthereien und welche doppelte Verräthereien waren. In dem vorliegenden Falle nahm das Parlament an, daß er sich nur einer einfachen Verrätherei schuldig gemacht habe, und schickte ihn in das Staatsgefängniß zu Edinburg. Die Regierung aber schenkte nach reiflicher Erwägung seiner Versicherung, daß er sich einer doppelten Verrätherei schuldig gemacht habe, Glauben und setzte ihn wieder in Freiheit.42

      Der Bericht der Commission wurde von den Ständen sofort in Berathung genommen. Sie resolvirten ohne eine einzige abweichende Stimme, daß der von Wilhelm unterzeichnete Befehl das Gemetzel von Glencoe nicht autorisirt habe. Sodann resolvirten sie, aber wie es scheint nicht einstimmig, daß das Gemetzel ein Mord sei.43 Hierauf nahmen sie noch mehrere Beschlüsse an, deren Inhalt schließlich in eine Adresse an den König zusammengefaßt wurde. Wie der auf den Master von Stair bezügliche Theil der Adresse lauten sollte, war eine Frage, über welche viel debattirt wurde. Es wurden mehrere von seinen Briefen verlangt und vorgelesen und mehrere Amendements zu dem Votum beantragt. Die Jakobiten und die extremen Presbyterianer scheinen, und dies mit nur zu gutem Grunde, für Strenge gewesen zu sein. Die Majorität acceptirte unter der geschickten Leitung des Lord Obercommissars Worte, die es dem schuldigen Minister unmöglich machten, sein Amt zu behalten, die ihn aber nicht für so strafbar erklärten, daß sein Leben oder sein Vermögen bedroht gewesen wäre. Sie tadelten ihn, aber sie tadelten ihn in viel zu milden Ausdrücken. Sie tadelten seinen maßlosen Eifer gegen den unglücklichen Clan und seine eindringlichen Befehle, die Schlächterei unverhofft vorzunehmen. Die übermäßige Heftigkeit in seinen Briefen erklärten sie für die Grundursache des Gemetzels, aber anstatt zu verlangen, daß er als Mörder vor Gericht gestellt werde, erklärten sie, daß sie es in Anbetracht seiner Abwesenheit und seiner hohen Stellung der Weisheit des Königs anheim gäben, so mit ihm zu verfahren, daß die Ehre der Regierung gewahrt werde.

      Die dem Hauptverbrecher bewiesene Nachsicht erstreckte sich nicht auf seine Untergebenen. Hamilton, der geflüchtet und durch Proklamationen am Stadtkreuze vergebens aufgefordert worden war, vor den Ständen zu erscheinen, wurde für nicht rein von dem Blute der Glencoeleute erklärt. Glenlyon, Hauptmann Drummond, Leutnant Lindsey, Fähnrich Lundie und Sergeant Barbour wurden noch bestimmter als Mörder bezeichnet und der König ersucht, dem Lordadvokaten ihre Prozessirung anzubefehlen.

      Das schottische Parlament war bei dieser Gelegenheit unzweifelhaft am unrechten Orte streng und am unrechten Orte nachsichtig. Die Grausamkeit und Schändlichkeit Glenlyon’s und seiner Kameraden erregen noch heute, nach Verlauf von hundertsechzig Jahren, eine Entrüstung, die es schwer macht, unbefangen zu urtheilen. Wer es jedoch über sich gewinnen kann, das Verfahren dieser Leute mit richterlicher Unparteilichkeit zu betrachten, wird


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<p>38</p>

Man findet die Vollmacht in den Protokollen des Parlaments.

<p>39</p>

Act. Parl. Scot. May 21. 1695; London Gazette vom 30. Mai.

<p>40</p>

Ibid. May 23. 1695.

<p>41</p>

Ibid. June 14. 18. 20. 1695; London Gazette vom 27. Juni.

<p>42</p>

Burnet II. 157; Act. Parl. June 10. 1695.

<p>43</p>

Act. Parl. June 26, 1695; London Gazette vom 4. Juli.

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